TH. VJllL & G. HEKMS—MÜNCHEN.
Haus Pick-Riecken München.
SCHLAF-, NEBEN- UND WIRTSCHAFTS-RÄUME.
LTber die „Schlaf-, Neben- und Wirt-
) schaftsräume des Hauses", die bei
den Erörterungen der Wohnungsfrage meist
etwas stiefmütterlich behandelt werden, hielt
Herrn. Muthesius vor den Mitgliedern des
Vereins für deutsches Kunstgewerbe
einen umfassenden Vortrag. Er zeigte in einem
kurzen historischen Exkurs, wie sich aus dem
einen Raum, der zum Schlafen, Kochen, Essen
und Wohnen dient, mehr und mehr Spezial-
räume abspalten. Das Repräsentations-
verlangen beginnt mit der Abtrennung der
Herrschaft von den Dienstboten und dem
Wirtschaftsbetrieb; der Wunsch nach Komfort
und die Idee der Hygiene treiben zu einer wei-
teren Differenzierung, wobei festgestellt werden
könnte, daß England in diesen Dingen dem
Kontinent stets um ein paar Ellen voran ge-
wesen. In unserem bäuerlichen Landhaus waren
die Nebenräume noch reichlich und zweckent-
sprechend ausgebildet. Die Mietskaserne mit
ihrem Gute Stuben-Wahn, mit der für Berlin
noch immer typischen Zusammenschachtelung
von Speisekammer und W. C., die durch eine
Rabitzwand nur notdürftig getrennt sind, hat
auch für das Landhaus eine Verkümmerung der
Nebenräume verursacht. Die Küche wurde in
das Untergeschoß verbannt und damit für die
Bewirtschaftung eine Summe von Unzuträglich-
keiten geschaffen. Die Küche sei am zweck-
mäßigsten im Erdgeschoß anzuordnen, möglichst
mit Nordlicht, das ja sonst unvorteilhaft ist, und
mit Querlüftung. Die Verwendung von Fliesen
ist heute schon allgemein üblich. Der Herd sei
möglichst von drei Seiten aus zugänglich. Der
Küchentisch, auf dem die Speisen zubereitet
werden, muß gut belichtet sein. Von der Küche
aus muß die Haustüre bequem überwacht und
bedient werden können. Als notwendige Neben-
räume wären Spülküche, die in England so-
gar im kleinsten Arbeiterhaus zu finden ist,
Speisekammern, einen Putz- und einen
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Haus Pick-Riecken München.
SCHLAF-, NEBEN- UND WIRTSCHAFTS-RÄUME.
LTber die „Schlaf-, Neben- und Wirt-
) schaftsräume des Hauses", die bei
den Erörterungen der Wohnungsfrage meist
etwas stiefmütterlich behandelt werden, hielt
Herrn. Muthesius vor den Mitgliedern des
Vereins für deutsches Kunstgewerbe
einen umfassenden Vortrag. Er zeigte in einem
kurzen historischen Exkurs, wie sich aus dem
einen Raum, der zum Schlafen, Kochen, Essen
und Wohnen dient, mehr und mehr Spezial-
räume abspalten. Das Repräsentations-
verlangen beginnt mit der Abtrennung der
Herrschaft von den Dienstboten und dem
Wirtschaftsbetrieb; der Wunsch nach Komfort
und die Idee der Hygiene treiben zu einer wei-
teren Differenzierung, wobei festgestellt werden
könnte, daß England in diesen Dingen dem
Kontinent stets um ein paar Ellen voran ge-
wesen. In unserem bäuerlichen Landhaus waren
die Nebenräume noch reichlich und zweckent-
sprechend ausgebildet. Die Mietskaserne mit
ihrem Gute Stuben-Wahn, mit der für Berlin
noch immer typischen Zusammenschachtelung
von Speisekammer und W. C., die durch eine
Rabitzwand nur notdürftig getrennt sind, hat
auch für das Landhaus eine Verkümmerung der
Nebenräume verursacht. Die Küche wurde in
das Untergeschoß verbannt und damit für die
Bewirtschaftung eine Summe von Unzuträglich-
keiten geschaffen. Die Küche sei am zweck-
mäßigsten im Erdgeschoß anzuordnen, möglichst
mit Nordlicht, das ja sonst unvorteilhaft ist, und
mit Querlüftung. Die Verwendung von Fliesen
ist heute schon allgemein üblich. Der Herd sei
möglichst von drei Seiten aus zugänglich. Der
Küchentisch, auf dem die Speisen zubereitet
werden, muß gut belichtet sein. Von der Küche
aus muß die Haustüre bequem überwacht und
bedient werden können. Als notwendige Neben-
räume wären Spülküche, die in England so-
gar im kleinsten Arbeiterhaus zu finden ist,
Speisekammern, einen Putz- und einen
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