MAX
BECKMANN-
HERLIN.
KÜNSTLER UND KUNSTPREISE.
VON GEORG SWARZENSKI.
Es wird sich nie eine Formel finden, durch
die man geistige und materielle Werte auf
eine Gleichung bringen kann, und der wirt-
schaftliche Prozeß, durch den Schöpfungen des
Geistes in klingende Münze umgesetzt werden,
ist deshalb besonders kompliziert. Trotzdem
spricht man heute über die Preise für Kunst-
werke mit einer Selbstverständlichkeit, als han-
dele es sich um die natürlichste Sache der Welt.
Wenn man von dem Wert eines Kunstwerks
spricht, denkt heut jeder zunächst an den Geld-
wert, und gerade die Leute vom Metier scheinen
kaum noch ein Bewußtsein davon zu haben,
daß es sich hierbei um inkommensurable Werte
handelt. Streng genommen kann man bei wirk-
lichen Kunstwerken weder von einer finan-
ziellen Überwertung noch von einer Unterwer-
tung sprechen. Der Stolz der Künstler und die
Logik des Kaufmanns könnten und sollten sich
doch gerade hierin begegnen.
Ein Kunstwerk kann nur dadurch einen Geld-
wert erhalten, daß es zur Ware im kauf-
männischen Sinne wird oder geworden ist. Nur
als solche kann sie überhaupt einen Preis „wert"
sein, und dieser Preis bestimmt sich dann, wie
bei allen anderen Objekten des kaufmännischen
Verkehrs, notwendig und ausschließlich aus dem
Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Der
Künstler, der das Werk geschaffen hat, der
Liebhaber, der ihm Anregung, Genuß, Glück
verdankt, mag diesen komplizierten Weg, der
zu der finanziellen Bewertung des Kunstwerks
führt, abscheulich finden; aber die Logik muß
ihm sagen, daß in einer entwickelten Geldwirt-
schaft ein anderer Weg überhaupt undenkbar
ist. Es ist begreiflich, daß Künstler von uto-
37°
BECKMANN-
HERLIN.
KÜNSTLER UND KUNSTPREISE.
VON GEORG SWARZENSKI.
Es wird sich nie eine Formel finden, durch
die man geistige und materielle Werte auf
eine Gleichung bringen kann, und der wirt-
schaftliche Prozeß, durch den Schöpfungen des
Geistes in klingende Münze umgesetzt werden,
ist deshalb besonders kompliziert. Trotzdem
spricht man heute über die Preise für Kunst-
werke mit einer Selbstverständlichkeit, als han-
dele es sich um die natürlichste Sache der Welt.
Wenn man von dem Wert eines Kunstwerks
spricht, denkt heut jeder zunächst an den Geld-
wert, und gerade die Leute vom Metier scheinen
kaum noch ein Bewußtsein davon zu haben,
daß es sich hierbei um inkommensurable Werte
handelt. Streng genommen kann man bei wirk-
lichen Kunstwerken weder von einer finan-
ziellen Überwertung noch von einer Unterwer-
tung sprechen. Der Stolz der Künstler und die
Logik des Kaufmanns könnten und sollten sich
doch gerade hierin begegnen.
Ein Kunstwerk kann nur dadurch einen Geld-
wert erhalten, daß es zur Ware im kauf-
männischen Sinne wird oder geworden ist. Nur
als solche kann sie überhaupt einen Preis „wert"
sein, und dieser Preis bestimmt sich dann, wie
bei allen anderen Objekten des kaufmännischen
Verkehrs, notwendig und ausschließlich aus dem
Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Der
Künstler, der das Werk geschaffen hat, der
Liebhaber, der ihm Anregung, Genuß, Glück
verdankt, mag diesen komplizierten Weg, der
zu der finanziellen Bewertung des Kunstwerks
führt, abscheulich finden; aber die Logik muß
ihm sagen, daß in einer entwickelten Geldwirt-
schaft ein anderer Weg überhaupt undenkbar
ist. Es ist begreiflich, daß Künstler von uto-
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