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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

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D., P.: Die Magdeburger Kunstschau 1911
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https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0218

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DIE MAGDEBURGER KUNSTSCHAU 1911.

Die Stadt Magdeburg, die ja nun seit Jahren sich
in Kunstkreisen eines guten Rufes erfreut, hat
jet3t zu heimischer Kunstpflege (wozu natürlich auch
die Pflege heimischer Kunst gehört) eine Aus-
stellungshalle erbaut. Einen schlichten, von Back-
steinpilastern gegliederten Bau, den nur ein von
mißratenen Atlanten getragener Portalgiebel mit
seiner falschen Note gewollter Monumentalität stört.
Rein architektonisch also ein recht schwacher Trost
für das alte, am Domplatj gelegene Amtsgericht,
das — ein Kleinod abgewogenster Barockkunst —
eben jerjt einem Neubau Plarj machen mug.

Die Nutjnieger des Hauses, der Kunst- und der
Kunstgewerbeverein, weihten es mit einer „Kunst-
schau" ein. Ihr kunstgewerblicher Teil sollte in
der Hauptsache aus „wohlfeilen" Zimmereinrich-
tungen bestehen. Leider sind diese in Qualität und
Quantität nicht so ausgefallen, wie man es jetjt
verlangen und erwarten kann. Mangel an Zeit und
das Fehlen einer energischen Leitung scheinen
die Schuld dieses Versagens zu sein. Die aus-
gestellten „Einzel-Erzeugnisse" kunstgewerblicher
Art vermögen die Situation keineswegs zu retten.

Viel glücklicher als das Kunstgewerbe präsen-
tiert sich Malerei und Plastik. Die rund 200 aus-
gestellten Werke, die im Auftrag des Kunstvereins
der Weimarer Hofrat Brodersen ausgewählt und
arrangiert hat, bringen die Magdeburger Aus-
stellung etwa auf das respektable qualitative Niveau
einer Künstlerbund-Ausstellung. Die Einheitlichkeit
dieses Niveaus wird nur durch ein paar Konzes-
sionen nach rechts (Meyerheim etwa) und links
(Hasler, Nolde) durchbrochen. Und wie auf einer
„richtigen" Künstlerbund-Ausstellung hat man aus
Süd und Nord, Ost und West die Werke unserer
Kunststädte zusammengeholt und dadurch die — in
Provinzstädten erwünschte — Übersicht ermöglicht.

Spärlicher als die Malerei ist die Plastik ver-
treten. Außer älteren, bekannten Bronzen Stucks
und Gauls findet man zwei weniger bekannte Bar-
lachs: Eine „Schäfer-Gruppe" und eine „Bettlerin
mit Kind". Hoetger bringt einen weiblichen Bronze-
torso von reizvoller Oberflächenbehandlung, und
Bosselt, der jet3t in Magdeburg die Kunstgewerbe-
schule leitet, eine feierliche Grabstele und die
Verdienstplakette der Stadt Magdeburg. — p. d.

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