Wiener Serapis-Fayence.
KAUT. KLAUS.
AUSFÜHRUNG:
. WAHLISSUJF.N.
W IHN ER SBRAPIS-
FAYENCE.TELLF.R
MIT BF.MALUNG.
WIENER SERAPIS-FAYENCE.
Die Erzeugnisse der österreichischen Kunst-
töpferei genießen seit altersher besondere
Wertschätzung, und zwar vorzüglich das Por-
zellan, und von diesem wieder die Produkte
der einstigen K. K. Porzellan-Manufaktur zu
Wien. Andere gebrannte und glasierte Ton-
arten, wie jene, die Fayence ergeben, wurden
weniger geschätzt, weil weitere Kreise mit dem
Begriff Fayence die Vorstellung einer im Ma-
terial minderwertigeren, gewöhnlicheren, ja
gleichsam unechten Ware verbanden, trotz des
von den Altertumssammlern gegebenen Bei-
spiels, die mit Vorliebe und für viel Geld be-
müht waren, und noch sind, italienische Majo-
lika und französische Fayence zu erwerben.
Erst in neuester Zeit machte sich, vorerst noch
recht zage, eine gerechtere Würdigung der
Weichporzellanarbeiten bemerkbar. Die mo-
derne Kunstgewerbe-Bewegung hat auch in
diesem Gebiete ihr Gutes gezeitigt, indem sie
eine Wertscnätzung der spezifischen Eigen-
arten eines besonderen Materials ermöglichte;
einen unmittelbaren Einfluß auf die Gestaltung
und Dekorierung des Porzellans und der Fay-
ence gewann jedoch die Moderne nicht so bald.
Auf keinem Gebiete der Gewerbekunst blieb
man so konservativ, wie eben auf dem der
Kunsttöpferei. In den siebziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts hatte man allerdings den
Versuch gemacht, die glasierte Irdenware in der
höchsten künstlerischen Weise, die das spröde
Material überhaupt zuläßt, zu gestalten und
auszubilden, aber man hatte die technische und
künstlerische Vollendung der Arbeiten der Re-
naissance, ja nicht einmal der Rokokoperiode,
nicht zu erreichen, geschweige denn zu über-
trumpfen vermocht. Was bei allen Verbesse-
rungsbestrebungen herauskam, war verun-
glückte Imitation. Ortweise unternommene
Experimente, die Schönheit und den Reiz der
Tonerde in neuen Formen einzufangen, schlugen
fehl, und so begnügte man sich fortan damit,
die erhalten gebliebenen guten alten Modelle
in unzähligen Wiederholungen auf den Markt
zu bringen, bis man merkte, daß man solcher-
art mehr für das Magazin als für das Verkaufs-
lager produzierte. Die Leiter der Porzellan- und
Fayence-Fabriken mußten erkennen, daß ihnen
die auf allen Linien siegreich vorgedrungene
Moderne, die altformige und hergebracht de-
korierte Gebrauchs- und Luxusware „unmög-
lich", d. h. wenn schon nicht völlig unverkäuf-
176
KAUT. KLAUS.
AUSFÜHRUNG:
. WAHLISSUJF.N.
W IHN ER SBRAPIS-
FAYENCE.TELLF.R
MIT BF.MALUNG.
WIENER SERAPIS-FAYENCE.
Die Erzeugnisse der österreichischen Kunst-
töpferei genießen seit altersher besondere
Wertschätzung, und zwar vorzüglich das Por-
zellan, und von diesem wieder die Produkte
der einstigen K. K. Porzellan-Manufaktur zu
Wien. Andere gebrannte und glasierte Ton-
arten, wie jene, die Fayence ergeben, wurden
weniger geschätzt, weil weitere Kreise mit dem
Begriff Fayence die Vorstellung einer im Ma-
terial minderwertigeren, gewöhnlicheren, ja
gleichsam unechten Ware verbanden, trotz des
von den Altertumssammlern gegebenen Bei-
spiels, die mit Vorliebe und für viel Geld be-
müht waren, und noch sind, italienische Majo-
lika und französische Fayence zu erwerben.
Erst in neuester Zeit machte sich, vorerst noch
recht zage, eine gerechtere Würdigung der
Weichporzellanarbeiten bemerkbar. Die mo-
derne Kunstgewerbe-Bewegung hat auch in
diesem Gebiete ihr Gutes gezeitigt, indem sie
eine Wertscnätzung der spezifischen Eigen-
arten eines besonderen Materials ermöglichte;
einen unmittelbaren Einfluß auf die Gestaltung
und Dekorierung des Porzellans und der Fay-
ence gewann jedoch die Moderne nicht so bald.
Auf keinem Gebiete der Gewerbekunst blieb
man so konservativ, wie eben auf dem der
Kunsttöpferei. In den siebziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts hatte man allerdings den
Versuch gemacht, die glasierte Irdenware in der
höchsten künstlerischen Weise, die das spröde
Material überhaupt zuläßt, zu gestalten und
auszubilden, aber man hatte die technische und
künstlerische Vollendung der Arbeiten der Re-
naissance, ja nicht einmal der Rokokoperiode,
nicht zu erreichen, geschweige denn zu über-
trumpfen vermocht. Was bei allen Verbesse-
rungsbestrebungen herauskam, war verun-
glückte Imitation. Ortweise unternommene
Experimente, die Schönheit und den Reiz der
Tonerde in neuen Formen einzufangen, schlugen
fehl, und so begnügte man sich fortan damit,
die erhalten gebliebenen guten alten Modelle
in unzähligen Wiederholungen auf den Markt
zu bringen, bis man merkte, daß man solcher-
art mehr für das Magazin als für das Verkaufs-
lager produzierte. Die Leiter der Porzellan- und
Fayence-Fabriken mußten erkennen, daß ihnen
die auf allen Linien siegreich vorgedrungene
Moderne, die altformige und hergebracht de-
korierte Gebrauchs- und Luxusware „unmög-
lich", d. h. wenn schon nicht völlig unverkäuf-
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