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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

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Bender, Ewald: Die Plastik auf der Winter-Ausstellung der Berliner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0393

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Die Plastik auf der Winter-Ausstellung der Berliner Secession.

GEORGE MINNE-GAND. Torso.

ein nicht gewöhnliches Maß von Qualität. —
Opplers Porträlköpfe verraten wie immer
künstlerische Absichten, sehen aber etwas un-
lebendig aus. — Bei dem „Wand-Brunnen"
von August Kraus wird das hübsche Motiv
des Putto, der auf einem Ziegenbock reitet, sehr
beeinträchtigt durch ein alle Architektur, selbst
die Säule, überwucherndes, kleinlich-störendes
Ornament. — Die Arbeiten Tuaillons sind
immer von Rang. Dieses großformatige Werk
aber, ein Bronzerelief: Herkules mit Eber, fällt
aus dem Stil des Reliefs ; es frappiert mehr als
daß es überzeugt. Ein Grabrelief in Gips von
Ludwig Cauer wird dem nach schöner „Emp-
findung" suchenden Publikum nicht entgangen
sein ; künstlerisch ist es wenig interessant. —
Von den Jüngeren ist Georg Kolbe mit be-
deutenden Werken vertreten. Zwei Gipsstudien,
eine „Brunnenfigur" und das „Erwachen", sind
gegen früher von einer größeren Reife des
ruhigen und klaren Umrisses und in der Anlage
mehr dekorativ gedacht. Alle Vorzüge seiner
eigentlichen Rundplastik vereint die kauernde
„Japanerin", eine Bronze von gelblichbrauner
Tönung. Sehr reizvoll in seiner Naivität ist der

Mädchenkopf in Bronze. — Hallers Figuren
dürfen immer nur von vorne gesehen werden.
Diese dekorative Berechnung, eine bewußte
Beschränkung, entfernt ihn etwas zu weit von
der Natur, sichert aber stets die allgemeinen
künstlerischen Wirkungen. — Engelmann
sandte eine Anzahl kleiner Skizzen. Man er-
kennt hier, daß die monumentale Haltung seiner
großen Figuren weniger einem stilistischen Prin-
zip verdankt wird als vielmehr der Beobachtung.
Diese schön gelagerten Glieder, der leise Duktus
der Bewegung, der geklärte Umriß, die noblen
Formen, — sie sind Natur und „gesehen". Aber
schon die erste Formulierung eines plastischen
Motivs verrät auch die Überlegtheit des reifen
Künstlers. — Wald Schmidts „Porträlkopf"
könnte in dieser konventionellen Form von
irgend einem anderen Bildhauer gemacht sein.
Erfreulicher wirken Hengstenberg (Studie
zum Freiligrathbrunnen in Soest), Frydag
(Badende), Krückeberg (ein „männlicher
Torso"), Scheibe (eineBildnisbüste voll merk-
würdig leisen Lebens), Edzard („Porträt einer
Schauspielerin") undEncke. Richard Langer
ist sicher begabt, aber seinen Arbeiten merkt
man die stilistischen Experimente immer noch
an. Mit Engelhardts dekorativ stilisierten

GEORGE MINNE—GAND. Porträt-BÜSte.

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