Maler, Dichter, Kritiker.
JULIE ELSBETH V. PAUL -DRESDEN
des eigentlichen Malens, allenfalls auch der
vom Natureindruck bestimmten Konzeption
zu verlegen. In diesem Sinne sagt er: „Letzten
Endes ist jeder Maler Porträtmaler." Schärfer
kann man wohl die Auffassung von der un-
mittelbaren und unlöslichen Zusammengehörig-
keit von Natureindruck und malerischer Wie-
dergabe nicht formulieren. Nur soll man, um
dergleichen zu erhärten, nicht Michelangelo
zitieren. Denn Michelangelo kannte neben
dem Natureindruck auch die reininnerliche
und phantasiemäßige Vision, also den in eine
Gesichtsvorstellung umgewandelten poetischen
Einfall. Beim „Porträtmaler" freilich ist der
poetische Einfall ausgeschaltet. Und was von
Phantasietätigkeit noch übrig bleibt, das gleitet
alles in die manuelle Tätigkeit des eigent-
lichen Malens über.
Doch Liebermann hat noch ein zweites Bei-
spiel, Rembrandts „Nachtwache", und hier liegt
der Fall etwas komplizierter. Rembrandt hat
bekanntlich hier eine Schützengilde gemalt,
lauter Porträts, dabei aber eine so künstliche
Beleuchtung eingeführt und die Komposition
so bewegt gestaltet, daß der Eindruck eines
nächtlicherweile mit Fackeln zu einem Streif-
1 2
JULIE ELSBETH V. PAUL -DRESDEN
des eigentlichen Malens, allenfalls auch der
vom Natureindruck bestimmten Konzeption
zu verlegen. In diesem Sinne sagt er: „Letzten
Endes ist jeder Maler Porträtmaler." Schärfer
kann man wohl die Auffassung von der un-
mittelbaren und unlöslichen Zusammengehörig-
keit von Natureindruck und malerischer Wie-
dergabe nicht formulieren. Nur soll man, um
dergleichen zu erhärten, nicht Michelangelo
zitieren. Denn Michelangelo kannte neben
dem Natureindruck auch die reininnerliche
und phantasiemäßige Vision, also den in eine
Gesichtsvorstellung umgewandelten poetischen
Einfall. Beim „Porträtmaler" freilich ist der
poetische Einfall ausgeschaltet. Und was von
Phantasietätigkeit noch übrig bleibt, das gleitet
alles in die manuelle Tätigkeit des eigent-
lichen Malens über.
Doch Liebermann hat noch ein zweites Bei-
spiel, Rembrandts „Nachtwache", und hier liegt
der Fall etwas komplizierter. Rembrandt hat
bekanntlich hier eine Schützengilde gemalt,
lauter Porträts, dabei aber eine so künstliche
Beleuchtung eingeführt und die Komposition
so bewegt gestaltet, daß der Eindruck eines
nächtlicherweile mit Fackeln zu einem Streif-
1 2