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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

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Braungart, Richard: Angelo Jank, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0045

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ANGELO JANK-MÜNCHEN.

Die Physiognomie der Kunst einer Zeit oder
eines begrenzten Raumgebietes, also auch
einer Stadt zu einer gewissen Zeit, wird bestimmt
durch eine mehr oder minder große Zahl künst-
lerischer Individualitäten, deren jede, etwa wie
die verschiedenen Töne in einem Musikstück,
eine ganz spezielle Funktion hat. Nun gibt es
freilich Töne, die eine mehr nebensächliche Be-
deutung haben und die man sich auch weg-
denken könnte, ohne daß die Wirkung des
Ganzen dadurch verlöre. Andere aber könnten
nicht fortbleiben, ohne eine empfindlich störende
Lücke zu hinterlassen, und wer sie gar absicht-
lich wegließe, würde sich einer Entstellung und
Fälschung schuldig machen, die allerdings durch
die Zeit früher oder später doch, und zwar
gründlichst, wieder korrigiert würde. Ein sol-
cher Ton nun, der in dem Musikstück, betitelt
i,Die moderne Münchner Kunst", nicht fehlen
darf, wenn es stimmen und richtig klingen soll,
ist der Name Angelo Jank. Ja, es entstünde
geradezu eine Disharmonie, wenn man ihn fort-
'eße; denn er gehört zu jenen Haupttönen, aus
denen die Melodie des Stückes gebildet ist.

zwar nicht erst seit heute und gestern,
Jah n Schon £ut unt* gerne an die fünfzehn
damals, als die „Jugend" begründet
r e (1895), trat Jank sofort in die vorderste

Reihe der Mitarbeiter dieser Zeitschrift. Und
seine von biedermeierlich-romantischem Geist
erfüllten, gedankenreichen und gemütvollen
Zeichnungen (Märchen und Allegorien), seine
meist humoristischen Szenen aus dem Soldaten-
leben, die mit ihrer derben Frische und Wahr-
haftigkeit inhaltlich wie formell etwas ganz
Neues gaben, und endlich seine Jagdszenen,
die ihm bald den Namen eines der besten mo-
dernen Schilderer des Pferdes eintrugen: alle
diese Arbeiten machten Jank rasch populär,
sodaß man sich daran gewöhnte, auch seinen
Namen zu nennen, wenn man die besten nannte.
Ein Mißliches hatte allerdings diese langjährige
Mitarbeiterschaft bei der „Jugend" : sie brachte
Jank ebenso wie manchen seiner Kollegen (be-
sonders die von der „ Scholle ") in den Ruf, ledig-
lich „Illustrator" zu sein. Und viele wollten
darum auch in seinen Bildern, wie etwa in
denen eines Erler, Eichler, Münzer, nur ver-
größerte und vergröberte, gemalte Jugend-
illustrationen sehen. Das sind sie zwar ganz
gewiß nicht; aber solche Vorurteile sind sehr
schwer wieder auszutreiben und zu widerlegen.
Vielleicht wird erst die Zukunft die letzten
Reste davon tilgen. Und sie wird dann wohl
auch noch eine andere Etikette zu beseitigen
haben, die man Jank, und zwar mit ebensol-

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