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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

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Breuer, Robert: Die Neuerwerbungen der Nationalgalerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0209

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DIE NEUERWERBUNGEN DER NATIONALGALERIE.

VON ROBERT BREUER.

Nachdem Justi nun schon zwei Jahre in der
Berliner Nationalgalerie regiert, hielt er
es an der Zeit, den Kunstfreunden durch eine
Ausstellung seiner Neuerwerbungen zu zeigen,
was er möchte und was er kann. Es gelang
ihm, alle die zu beruhigen, die nach Tschudis
Rücktritt für die Qualität unserer Sammlung
glaubten fürchten zu müssen. Wir empfingen
den unzweideutigen Eindruck, daß hier ein
Mann von großer Umsicht und prüfender Klug-
heit eifrig dabei ist, der Entwicklungsgeschichte
der neuen deutschen Malerei das Denkmal zu
richten. Wir sehen mit großer Freude, wie
feinspürig er dem Geist der Gegenwart bis in
weite Vergangenheit hinein nachzuforschen weiß.
Sind doch gerade die Werke aus dem frühesten
Anfang des 19. Jahrhunderts, wie er sie ein-
gekauft hat, die offenbaren Vorläufer und Ein-
richter der modernen Kunst. Es wird nur selbst-
verständlich sein, und es muß mit Notwendig-
keit geschehen, daß Justi, die Entwicklungs-
reihe mit gleicher Einsicht und Konsequenz fort-

führend, auch einmal dahin gelangt, die Söhne
zu ihren Vätern einzulassen. Wir dürfen das
umso eher erwarten, als Justi künftighin die
Neuerwerbung ihm wichtig erscheinenderWerte
viel rascher und bequemer wird vollziehen
können. Es ist ihm gewährt worden, statt der
bisherigen Landeskunstkommission, deren Mit-
glieder über ganz Preußen zerstreut wohnen
und die darum nur selten zusammenkommen,
einen Rat der Sechs befragen zu können. Diese
sechs Herren (zu denen er selber auch gehört)
werden sich leichter entschließen können, dem
historischen Instinkt des Direktors zu folgen,
auch dann, wenn er glauben wird, die Schwelle
zum zwanzigsten Jahrhundert überschreiten zu
müssen. So dürfen wir mit einiger Zuversicht
hoffen, in nicht allzufernen Jahren in der
nationalen Galerie auch die Meister des heutigen
und morgigen Deutschland treffen zu können.
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Von Arnold Böcklin erwarb Justi fünf neue
Werke, neben dem großen „Triton und Nereide"

19U/12. III. 1.

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