Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

DOI article:
Fechter, Paul: Fortbildungen des Impressionismus
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0305

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Fortbildungen des Impressionismus.

JOSSE GOOSSENS— MÜNCHEN.

Wille zum bewußten Gesetz, in dem das Zeit-
gefühl seinen notwendigen Ausdruck finden
sollte. Die Schwierigkeiten, die sich einem
solchen bewußten Stilsuchen entgegenstellten,
beruhten im wesentlichen auf dem Fehlendessen,
was die Voraussetzung des Stilwerdens der
Vergangenheit bis zur Gotik gewesen war:
auf dem Fehlen eines allgemeinen, die Gesamt-
heit umfassenden Daseinsgefühls, einer gemein-
samen gefühlsmäßigen Seelensituation gegen-
über dem Sein, die über die nur wirtschaftlich
und intellektuell bedingten Verknüpfungen der
Gegenwart hinausgreift. Die merkwürdig durch-
einanderschwankenden Resultate, die das Stil-
suchen der Gegenwart gezeitigt hat, sind begrün-
det in der Tatsache, daß die künstlerischen
Menschen von heute vor der Aufgabe stehen,
ein Formgesetz auf nur persönlichem Boden
wachsen zu lassen und es doch zu der über-
persönlichen Existenz der großen Stile zu stei-

> Nymphenburg im Herbst«

gern. Es ist bezeichnend, daß die stärksten Er-
gebnisse da zu Tage getreten sind, wo ein
bestimmter Zweck als führendes Prinzip gegeben
war, während innerhalb der freien Formung nur
selten etwas über die persönliche Willkür Hin-
ausgehendes entstanden ist.

In Frankreich hatte relativ früh eine Gegen-
bewegung gegen die Analyse des Impressionis-
mus eingesetzt, ein Protest gegen die Ver-
wischung der Grenzen zwischen Kunst- und
Naturschönheit und ein Hervorheben der reinen
Bildwerte, des Neuschaffens gegenüber dem
bloßen Nachbilden. Am konsequentesten ward
sie betont in dem Kreise Gauguins, der Schule
von Pont Aven, die bewußt den Prinzipien der
Impressionisten ihr synthetisches, vereinfachen-
des , auf Dekoration und Ausdruck zurück-
gehendes Kunstwollen entgegenstellte. Der Im-
pressionismus um Monet zerlegte die Sichtbar-
keit der Dinge in ihre einzelnen Farbenreize :

300
 
Annotationen