Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

DOI Artikel:
Fechter, Paul: Fortbildungen des Impressionismus
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0307

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fortbildungen des Impressionismus.

Gauguin und die Seinigen ho-
ben aus dem farbigen Eindruck
den stärksten, bestimmenden
Wert heraus, ordneten ihm alles
übrige unter und ließen ihn
nicht als Tusche, als Fleck, son-
dern als geschlossene Fläche
sprechen. Das Bildgerüst des
Impressionismus bestimmte der
Rhythmus des Naturausschnitts
und zwar im wesentlichen der
farbige: Linie und Form traten
als sekundäre Werte neben den
primären Farbreizen in den
Hintergrund. Die Schule von
Pont Aven gab der Linie wieder
ihr eigenes Recht, ließ sie als
tätige Begrenzung der farbigen
Flächen, als Ordnerin ihrer
Quantitäts - Beziehungen spre-
chen — nicht nur als passives
Resultat im Auge des Be-
schauers. Die Übereinstim-
mung mit dem Naturvorbild
als Richtungsfaktor wurde ver-
worfen : die Bildform bestimmte
die Wertigkeit und die Relatio-
nen des Koloristischen. Nicht
nur an der Nachbildung eines
Naturausschnitts sollte das Da-

JOSSK GOOSSENS MÜNCHEN.
»DAS PAPAGEIEN-STICKMUSTER«

seinsgefühl des Künstlers zum
Ausdruck kommen, sondern
in den bedeutungslosen, aber
doch bestimmten Beziehun-
gen der Bildwerte zu einan-
der, in dem rein Dekorati-
ven, das der Impressionismus
durchaus übersehen hatte. —
Verwandter Art und doch
schon dem Kernpunkt dieser
Tendenzen ferner waren die
Wege van Goghs und Paul
Cezannes. Beide gingen eben-
falls über die Analytik des
Impressionismus weit hinaus;
beide aber weniger aus Prin-
zipien als aus persönlichen
Instinkten und Notwendig-
keiten. Van Gogh mußte die
brennende Glut seines erle-
benden Daseinfassenwollens
zu immer stärkerer Abkür-
zung, Vereinfachung, Kon-
zentrierung führen, zu einer
Form, die das Impressioni-
stische noch als Bindung, als
Umweg empfand. Seine Syn-
these erwuchs nicht aus Er-
wägungen, sondern aus stärk -

IOSSE GOOSSENS MÜNCHEN.

GEMÄLDE; »DAME IN WEISS MIT BLUMEN«
 
Annotationen