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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 29.1911-1912

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Bender, Ewald: Die Schwarz-Weiß-Ausstellung der Berliner Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.7012#0375

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Die Schwarz- Weiß-Ausstelhmg der Berliner Secession.

zu Shakespeares „Othello", durchaus Platten-
arbeit. Diesmal Grabsticheltechnik mit allen
Reizen des sichtbaren Schnitts, der durchge-
fühlten Linie, den Differenzierungen des Tons
vom Licht des Papiers bis zu den sattesten
Schwärzen der Druckfarbe. Ungewöhnlich gut
erzählt und echt im Milieu, voll von psycholo-
gischen Feinheiten der Charakterisierung, die
heute seltener zu finden sind als je, lassen die
Blätter den geborenen Illustrator hohen Ranges
erkennen. — In ihrer Sachlichkeit sehr erfreu-
liche Arbeiten, von Ernst Gabler Radierungen
aus Potsdam und dem großstädtischen Berlin,
von Westphal lithographische Aktskizzen,
sind hervorzuheben. Max Neumann ist mit
vorwiegend landschaftlichen Zeichnungen von
sicherer Beobachtung über alles hinausgewach-
sen, was man je von ihm sah. Von Linde-
Walther u. a. ein hübsches Aquarell „Breto-
nisches Fischermädchen" in neoimpressionisti-
scher Technik, von Brockhusen dekorative,
aber etwas leere Landschaften aus der Mark,
von Her st ein gute Zeichnungen. Von Struck
viele Radierungen von handwerklicher Qualität,
aber von bedenklicher Gleichartigkeit der Emp-
findung. Von Schinnerer neue Radierungen,
z. T. aus Italien, von guter Beobachtung des
starken Lichts und der Luft des Südens. Aus
Magdeburg kommen z. T. sehr feine Arbeiten

Wilhelm Gieses, Richard Winckels; der
frischeste und wohl auch jüngste ist Benno
Marienfeld. Charakteristische Arbeiten Tho-
mas, Boehles, Sterls. Dann aus Frank-
furt a. M. eine delikate Zeichnung Teich-
manns, die in der Süßigkeit der Modellierung,
der Komposition an Schnorr von Carolsfeld und
Genelli erinnert. — Bemerkenswert eine große
Schar bisher kaum bekannter junger Künstler,
und sie verdienen wohl, hier mit Namen genannt
zu werden: Alisch, Ehlers, Gerbig, Else
Gericke, Heesch, Hoberg, Hoffmann,
Holzmann, Hundt, Karge, Krüger, Me-
seck, Oesterle, Paeschke, Repsold (Sil-
houetten), Goebel (ein Aquarell). — Von Aus-
ländern ragen die englischen Radierer Bone
und Pennell bedeutsam hervor. Zwei Litho-
graphien Cezannes, „Badende Frauen", ge-
hören mit zu dem Schönsten, was an Farbe in
der Ausstellung zu sehen ist. Auch Renoir,
Gauguin, Israels, Forain, Zoir, Signac,
Zorn sind gut charakterisiert. Ein Finländer,
Gallen-Kallela, stellt Zeichnungen aus voll
von handwerklichen Schwächen, doch nicht
ohne geistig-künstlerischen Gehalt. — In der
Retrospektiven sieht man diesmal z. T. wunder-
volle Zeichnungen der Nazarener, dann von
Carstens, Feuerbach, Rethel, Scha-
dow, Schwind, Spitz weg. — k. bknder.

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