Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten (29.1911-1912)

Zu einem Friedhofs-Entvmrl von Fr. Gildemeister.

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er zwei Vorzüge vereint, die vereinigt keiner
der anderen Entwürfe aufweist: eine Gesamt-
verteilung, die, von großen Längs- und Quer-
achsen ausgehend, überall schöne, ruhige, auch
dem Durchwandelnden übersichtliche Formen
schafft und eine Ausnutzung des gegebenen
Raums, wie sie zum mindesten keiner der
künstlerisch auf gleicher Höhe stehenden Ent-
würfe aufweist. Die zur Ausführung be-
stimmten Pläne mögen im einzelnen ihr Gutes
haben: wir vermissen aber in ihnen durchaus
den Gedanken, der sich des Ganzen bemäch-
tigte und eine Anlage schüfe, die mehr böte
als einen bloßen freundlichen Winkel für die
Bestattung unserer Toten. Ein Friedhof sollte

unseres Erachtens zum Ausdruck bringen, daß
der Tod mehr ist als eine bürgerliche Ange-
legenheit, bei der man mit Dezenz und Pietät
und einer traulichen „Ruhestätte" das Seine
getan habe, daß er die eine große, unausweich-
liche und allgemeine Bestimmung des Menschen-
geschlechtes sei, man möge ihn auffassen, wie
man wolle, als Ende oder als Übergang. Wer
mit solchen Gedanken die Gildemeisterschen
und etwa die Läugerschen Pläne mit dem ver-
gleicht, was in Bremen nunmehr entstehen soll,
der wird bedauern, daß hier wieder einmal
nüchterne Überlegungen sich eines Problems
bemächtigt haben, das dem tiefer Denkenden
vor allem ideelle Forderungen stellt. — r.a. s.

FR. GILDEMEISTER; rsRUNDRISS DES FRIEDHOF-PROJEKTES FÜR BREMEN.