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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0023

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I. Abschnitt. Das Dionysos-Theater in Athen.

Agonen waren nach dem Gesetze des Euegoros (Demosthenes gegen Meidias 10)
und nach anderen Quellen (z. B. CIA II, 741):

1. tä sv aaisi oder ätmy.a Atovucia,

2. xa ix\ Avjvaiw Aicvüaia oder b k-\ Avjvafw äywv oder tot Arjvata.

Die unterscheidenden Angaben sind unzweifelhaft lokaler Natur, wie schon
U. v. Wilamowitz (a. a. O., S. 616) betont hat. Die Dionysien ev &rtsi können
unmöglich i%\ A-rjvauo gefeiert worden sein. Das Lenaion ist also nicht mit dem
Hieron des Eleuthereus, wo der Agon an den städtischen Dionysien stattfand,
identisch. Freilich möchte man auch umgekehrt schliessen, dass das Lenaion
nicht in dem Asty gelegen haben könne, und U. v. Wilamowitz hat auch wirklich
so geschlossen. Ich halte diesen Schluss aber nicht für richtig. Den Gegensatz
zu den städtischen Dionysien bildet das ländliche Dionysosfest ;■ aber die Agone,
"welche an dem ländlichen Feste stattfanden, wurden nicht auf dem Lande, son-
dern in der Stadt abgehalten und zwar ursprünglich bei dem Lenaion und vom
Ende des IV. Jahrhunderts an in dem Theater des Eleuthereus, das im Demos
Kollytos') lag. In ältester Zeit, als die Stadt. sich auf die Akropolis und ihren
Abhang beschränkte, lag das Lenaion auf dem Lande (iv äypsic) und war erst
später, als die Stadt sich über die pelargische Mauer ausgedehnt hatte, städtisch
geworden. Das ganze Fest aber war trotzdem ein ländliches geblieben, während
die vielleicht erst im VI. Jahrhundert gegründeten grossen Dionysien von vorne
herein ein ausschliesslich städtisches Fest waren.

c. Nach einem bekannten Zeugnis der Lexikographen (z. B. Timaeus: 'Op-
yYjcipa' to -oü Ociipsu f/.e'aov ^wpi'ov, xät xoitoq E7u<pavi)<; et§ ftav/jyupiv, Iv8a Apjj.oSiou
x?l 'ApiaToyciTOvo; e'ixcivss), hatte Athen zwei Orchestren, die eine im grossen
Theater beim Bezirk des Eleuthereus, die andere am Markte, nämlich den Platz,
wo die Standbilder der Tyrannenmörder aufgestellt waren. Auf der ersteren, deren
Reste gefunden sind, fanden die Agone an den städtischen Dionysien statt. Dass
aber auch auf der zweiten Orchestra in alter Zeit gespielt worden ist, wird durch
die mehrfache Überlieferung bestätigt, dass vor der Erbauung des Theaters,
nämlich desjenigen des Eleuthereus, skenische Agone am Markte begangen
worden seien. Diese zweite Orchestra ist zwar noch nicht gefunden, muss aber
nach dem einstimmigen Zeugnisse der alten Quellen am Areopag gelegen haben.
Sie befand sich also in der Nähe des alten Bezirks des Dionysos, der jetzt süd-
lich vom Areopag ausgegraben ist.

d. Der Bezirk des älteren Dionysos in den Limnai wurde nur an einem
einzigen Tage des Jahres geöffnet, nämlich am 12. Tage des Monats Antheste-
rion (vergl. Demosthenes oder Apollodor gegen Neaira 76). Die frühere Ansicht,
dass nur der Tempel an diesem Tage geöffnet gewesen sei, ist unhaltbar, weil

') In einem Vortrage im Athenischen Institute habe ich nachgewiesen, dass Kollytos, Alopeke
und Kynosarges im Süden der Akropolis gelegen haben. Der Vortrag soll in den Athenischen
Mittheilungen veröffentlicht werden.
 
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