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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0110

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Das spätrömische Theater (Phaidros).

95

Die einzelnen Reliefplatten des Logeion wurden bei diesem Umbau ausein-
ander gezogen und zwischen ihnen Nischen angeordnet, je drei auf beiden Seiten
der mittleren Treppe. Von den drei im westlichen Teile erhaltenen sind die
beiden äusseren geschlossen, während in der mittleren ein hockender Silen auf-
gestellt ist. Dass letzterer nicht für seinen jetzigen Platz gearbeitet, sondern einem
anderen Bau oder Weihgeschenk entnommen ist, kann bei seiner guten Arbeit
nicht zweifelhaft sein. Die Höhe der Reliefs und damit wahrscheinlich auch die
Höhe des ganzen Logeion wurde etwas verringert. Zu welchem Zwecke dies ge-
schah, hat sich nicht feststellen lassen. Die Hintermauerung der Marmorschranke
der Konistra ist in dem Umgang vor den Marmorsesseln noch teilweise erhalten.
Mit Kalkmörtel als «opus incertum» erbaut, ist sie ausserdem mit Kalkputz über-
zogen. Obwohl sie jetzt nur sehr niedrig ist, wird sie ursprünglich mindestens die
Höhe der Marmorschranke gehabt haben.

Von dem Thonrohre, durch welches Wasser in die Konistra geleitet wurde,
um diese in einen See zu verwandeln, hat sich im östlichen Zuschauerraum unter-
halb des jetzigen Wächterhauses ein Stück erhalten. Auch die Ableitungsvor-
richtung für das Wasser der Arena ist noch zu erkennen und bestellt aus einem
an der S. 0. Ecke der Konistra noch erkennbaren vertikalen Thonrohr, welches
das abzuführende Wasser in den alten unter dem Spielhaus liegenden Abzugscanal
leitete, und aus einem zweiten horizontalen Thonrohre, welches nach dem Ziller-
schen Plane in der westlichen Parodos gelegen hat. Der grosse Canal, welcher
die Orchestra noch jetzt umgiebt, wurde damals, soweit er unter der Konistra lag,
ausser Thätigkeit gesetzt, indem die rosettenförmigen Öffnungen seiner Deck-
platten sorgfältig geschlossen und der Canal selbst mit Schutt und Erde angefüllt
wurde. An einigen Stellen, wo die marmornen Deckplatten des Canals zerstört
waren, wurde ein Ziegelpflaster hergestellt.

Für eine späte Datirung dieses Umbaues spricht die Nachlässigkeit, mit
welcher die Vorderwand des Logeion und auch die Treppe zwischen Konistra und
Logeion ausgeführt sind. In der letzteren sind korinthische Geisa verwendet, und
selbst der Stein, welcher die Weihinschrift des Phaidros trägt, ist ein solcher
Geisonblock.

Zum Schluss sind noch einige geometrische Figuren zu erwähnen, welche
in den Fussboden der Konistra eingeritzt sind. Auf Tafel III sind die Stellen, wo
sie sich befinden, und ihre Formen zu erkennen. Zunächst ist in dem südöstlichen
Teile ein voller Kreis gezeichnet, dessen Peripherie in acht Teile zerlegt ist.
Die Teilpunkte sind durch kleine Kreise hervorgehoben. Westlich davon, nahe
bei der Logeiontreppe, ist die in Abbildung 33 gezeichnete Figur zu sehen. Man
erkennt einen doppelten Kreis, von dem ein kleines Stück abgeschnitten ist; der
übriggebliebene Teil ist in sechs Teile geteilt und die Teilpunkte sind durch
Sehnen verbunden. In der ersteren Figur glaubt man das kreisrunde Odeion, in
der zweiten unser Theater erkennen zu dürfen (vergl. A. Russopulos, 'E<p. äp-/_. 1862,
S. 289). Dass mit dem grösseren Kreise ein Theatergrundriss dargestellt ist, liegt
 
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