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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0122

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2. Das Theater in Oropos.

IO7

zu der Länge der mittleren Architrave vorzüglich passt, im anderen Falle ergiebt
sich je 1 Triglyph und 1 Metope weniger, weil die drei Buchstaben tw gerade
einem Triglyph und einer Metope entsprechen. Wenn die Buchstaben der In-
schrift in der Nähe der consolenförmigen Enden bedeutend enger stehen, so ist
das augenscheinlich dadurch veranlasst, dass sie ursprünglich bis ganz an die
Enden der mittleren Steine reichen sollten und darnach auf den ganzen Archi-
trav verteilt waren; bei der Einmeisselung wurden aber die consolenförmigen
Stücke freigelassen und die letzten Buchstaben links und rechts von der Mittel-
öffnung enger aneinander gesetzt.

Von den beiden genannten Möglichkeiten empfiehlt sich architektonisch die
erstere am meisten; trotzdem werden wir der zweiten den Vorzug geben müs-
sen, weil der Artikel in den Weihinschriften ähnlicher Art im Allgemeinen un-
gewöhnlich ist, und weil in der Weihinschrift auf den Thronen 'A^tapccw auch
ohne Artikel steht. Nehmen wir demnach die beiden Eckarchitrave zu je 5 T«-
glyphen und 5 Metopen an, so bleiben für die mittlere Öffnung 5 Triglyphen
und 6 Metopen übrig, was 2,64m entspricht, während sie im ersteren Falle nur
3 Triglyphen und 4 Metopen (=1,7011) umfasst haben würde. Da die Öffnung
sich wegen der geschwungenen Friese nach unten um etwa 0,6om verbreiterte,
ergiebt sich als untere Breite das bedeutende Mass von etwa 3,20m.

Die Art der Uberdeckung dieser grossen Öffnung ergiebt sich aus zwei
Einarbeitungen, welche oben auf den beiden geschwungenen Architravenden vor-
handen und in der Abbildung 41 zu sehen sind. Sie scheinen mir zur Aufnahme
eines hölzernen Balkens bestimmt gewesen zu sein, der die Höhe der Triglyphen
hatte und an den mindestens die Ecktriglyphen, vielleicht auch die mittleren
Triglyphen angearbeitet waren. Der vordere erhöhte Rand am Architrav diente
dazu, dem hölzernen Balken ein festes Auflager zu geben. Ob darüber das Gei-
son durchgeführt war, ist zwar nicht gesichert, darf aber wohl angenommen werden.

Die Höhe der Öffnung und damit auch die Höhe des Skenengebäudes über
dem Proskenion sind leider nicht zu bestimmen. Man könnte daran denken, das
letztere Mass aus der Gebälkhöhe zu ermitteln, indem man das Verhältnis zwi-
schen der Proskenionhöhe und der Höhe seines Gebälks als Ausgangspunkt nimmt-
Allein eine solche Berechnung kann nicht ganz richtig sein, weil das Gebälk
der Skene zugleich das Hauptgebälk des ganzen Baues war und daher ein
verhältnismässig grösseres Höhenmass hatte, als das Gebälk des Untergeschos-
ses. In dem Ergänzungsversuch, der in Figur 42 abgebildet ist, habe ich die
Höhe des Oberstockes zu etwa 3,50m und die Höhe der Öffnung zu etwa 3,00m
angenommen. Vielleicht waren beide Masse aber noch kleiner.

Welchen Zweck hatte die grosse, in der Vorderwand der Skene über dem
Proskenion befindliche Thüröffnung ? Es unterliegt keinem Zweifel, dass man
durch sie aus dem Oberstock der Skene auf das Dach des Proskenion hinaus-
treten konnte. Aber dadurch erklärt sich noch nicht die grosse Breite und
seltsame Form der Öffnung, welche durch die consolenförmigen Architrave sich
 
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