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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0403

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VIII. Abschnitt. Die Entwickelungsgeschichte des griechischen Theaters.

Für die Schauspieler genügte der unmittelbar vor der Skene und dem Prosice»
nion liegende Teil des Kreises, welcher nach Erbauung der Skene, wie wir sa-
hen, zu einem Viereck erweitert worden war. Auch der Chor der Tragödie,
der nicht mehr tanzte, sondern nur sang, zog sich auf den Platz vor dem Pro-
skenion zurück. So war der zwischen der Thymele und dem Zuschauerräume
gelegene Teil des Kreises für die dramatischen Aufführungen vollständig über-
flüssig geworden und konnte in anderer Weise verwendet werden. Dies ist in

nicht durch die Kämpfenden gefährdet waren. In anderen Theatern, und zwar
namentlich in denen Italiens, wurde er, wie auch Vitruv V, 6, 2 angiebt, zur
Aufstellung von Sitzen für Senatoren und andere bevorzugte Personen benutzt.

Die Umänderungen, welche zu dem ersteren Zweck erforderlich waren, lies-
sen sich in dreifacher Weise ausführen: I. Entweder konnte der ganze vom
Zuschauerraum selbst eingefasste Teil der Orchestra so vertieft werden, dass er
rings von einer etwa i '/2in hohen Futtermauer umgeben war (s. Figur 96); dies
scheint z. B. in dem Theater von Aspendos (vergl. J. Dürrn, Baukunst der Grie-
chen S. 327) der Fall gewesen zu sein. Die unterste Sitzreihe und die andere
vor der Skene liegende Hälfte der Orchestra veränderten dabei ihre Höhe und
ihre Gestalt nicht. Auch die Proskenionsäulen und die Skene brauchten in kei-
ner Weise umgestaltet zu werden. Dagegen musste der Boden der Arena so-
wohl mit der untersten Sitzreihe, als auch mit dem vor der Skene gebliebenen
Teile der Orchestra durch Treppen verbunden werden. Für die Zuschauer wurden

den abgeschnitten und dadurch ausser einer Vergrösserung der Orchestra der-
selbe Höhenunterschied zwischen dem Boden der letzteren und der neuen unter-
sten Sitzreihe erreicht (s. Figur 97). Der Standplatz der Schauspieler, wie wir
den einen Teil der Orchestra nennen wollen, konnte nun entweder unverändert
als Teil der runden Orchestra bleiben, wie es z. B. im Theater von Aezani (vgl

Figur 96. Querschnitt eines Theaters mit tiefer
gelegter Konistra.

doppelter Weise geschehen. In
mehreren Theatern Kleinasiens
und in Athen wurde er zu einer
Arena oder Konistra für Gladia-
torenspiele und andere Kämpfe
umgebaut und erhielt als sol-
cher eine ringsumlaufende hohe
Schranke, so dass die Zuschauer

Figur 97. Querschnitt eines Theaters mit erhöhter
Bühne und Fortfall der unteren Sitze.

ferner besondere Zugangswege
von der alten Parodos in die
Arena hinuntergeführt und zwar
dadurch, dass man an den Flü-
geln des Zuschauerraumes Stücke
abschnitt und dort überwölbte
Gänge anlegte. 2. Oder die un-
teren vier bis fünf Sitzreihen wur-
 
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