St. Gallenhof und Lehnshöfe an der Burgstraße (Verfasser H. Plath)
gen Turm im Westen (Ausgrabung der Fun-
damente erfolgte 1949). Mit einer Länge von
fast 33 m und dem ungefähr 20 m breiten
Querhaus war sie sehr viel größer als die alte
Marktkirche.
Die Entwicklung der hannoverschen Altstadt
wurde 1189 beendet, als infolge der Ausein-
andersetzungen zwischen Kaiser Friedrich I.
(Barbarossa) und Heinrich dem Löwen die
„civitas hanovere" durch Heinrich VI., den
ältesten Sohn Barbarossas, niedergebrannt
wurde.
Nach der Erbteilung im Jahr 1202 erhielt
Pfalzgraf Heinrich, der älteste Sohn Hein-
richs des Löwen, das „oppidum hanovere".
Zwischen 1208 und 1215 errichtete er ge-
genüber dem Hohen Ufer die Burg Lauen-
rode auf einer Inselterrasse, dem Lauenröder
Werder, die sich aus der von mehreren Leine-
armen durchzogenen Talaue erhob. Im We-
sten und Süden der Burganlage bildeten diese
Flußarme einen natürlichen Wassergraben,
im Osten und Norden wurden neue Burggrä-
ben angelegt, von denen 1951 Reste gefun-
den wurden. Die dem Hl. Gallus geweihte
Burgkapelle war namengebend für den
Haupthof der auf dem ostwärtigen Leineufer
gelegenen Lehnshofsiedlung, der jetzt St.
Gallenhof genannt wurde. Mit der Errich-
tung der Burg Lauenrode, deren Lehnsher-
ren die Grafen von Roden waren, setzte im
Mittelalter die Besiedlung des westlichen
Leineufers ein: Im Norden entstand eine
kleine Vorsiedlung auf dem Gelände zwi-
schen Leineknie und Burg, dem sogenannten
Brühl, 1283 als „in Brulone" erwähnt; im
Südwesten schlossen sich die zu Lauenrode
gehörenden Burgmannshöfe an. Die Burg
als Herrschaftssitz bot einerseits der sich
entwickelnden Stadt Hannover Schutz und
förderte andererseits durch ihre Lage außer-
halb der Ufer- und Marktsiedlungen deren
städtische Unabhängigkeit.
Der Wiederaufbau der abgebrannten „civi-
tas" erfolgte auf dem alten verbesserten und
weiterentwickelten Stadtgrundriß nach ein-
heitlichem Plan. Bodenfunde bestätigen,
daß die Grenzen der Hauptstraßenzüge er-
halten blieben. Zu Beginn des 13. Jh. wurde
der Marktplatz gepflastert; um 1230 ent-
stand das erste Altstädter Rathaus aus Stein
an der Stelle, an der heute der Marktflügel
des Rathauses steht.
Gleichzeitig tauchten vereinzelt Bürgerhäuser
als Steinbauten auf. Ein turmartiges Stein-
haus wurde im Bereich der Kramerstraße ge-
funden; allerdings fehlen für Hannover wei-
tere Hinweise auf zahlreichere Vorkommen
von Kemenaten oder Steinwerken, wie sie
z.B. für Braunschweig und Osnabrück be-
legt sind.
Die weitere Entwicklung der Stadt, deren
Rechte 1241 durch Herzog Otto von Braun-
schweig und Lüneburg bestätigt worden wa-
ren, wird im 13! Jh. markiert durch den
Bau des Hl.-Geist-Hospitals 1258, durch die
Gründung des Minoritenklosters 1291, des
einzigen Klosters im hannoverschen Stadt-
gebiet, und durch die Niederlassungen zwei-
er klösterlicher Stadthöfe, zu denen im Lau-
fe des 14. Jh. weitere sechs hinzukamen.
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gen Turm im Westen (Ausgrabung der Fun-
damente erfolgte 1949). Mit einer Länge von
fast 33 m und dem ungefähr 20 m breiten
Querhaus war sie sehr viel größer als die alte
Marktkirche.
Die Entwicklung der hannoverschen Altstadt
wurde 1189 beendet, als infolge der Ausein-
andersetzungen zwischen Kaiser Friedrich I.
(Barbarossa) und Heinrich dem Löwen die
„civitas hanovere" durch Heinrich VI., den
ältesten Sohn Barbarossas, niedergebrannt
wurde.
Nach der Erbteilung im Jahr 1202 erhielt
Pfalzgraf Heinrich, der älteste Sohn Hein-
richs des Löwen, das „oppidum hanovere".
Zwischen 1208 und 1215 errichtete er ge-
genüber dem Hohen Ufer die Burg Lauen-
rode auf einer Inselterrasse, dem Lauenröder
Werder, die sich aus der von mehreren Leine-
armen durchzogenen Talaue erhob. Im We-
sten und Süden der Burganlage bildeten diese
Flußarme einen natürlichen Wassergraben,
im Osten und Norden wurden neue Burggrä-
ben angelegt, von denen 1951 Reste gefun-
den wurden. Die dem Hl. Gallus geweihte
Burgkapelle war namengebend für den
Haupthof der auf dem ostwärtigen Leineufer
gelegenen Lehnshofsiedlung, der jetzt St.
Gallenhof genannt wurde. Mit der Errich-
tung der Burg Lauenrode, deren Lehnsher-
ren die Grafen von Roden waren, setzte im
Mittelalter die Besiedlung des westlichen
Leineufers ein: Im Norden entstand eine
kleine Vorsiedlung auf dem Gelände zwi-
schen Leineknie und Burg, dem sogenannten
Brühl, 1283 als „in Brulone" erwähnt; im
Südwesten schlossen sich die zu Lauenrode
gehörenden Burgmannshöfe an. Die Burg
als Herrschaftssitz bot einerseits der sich
entwickelnden Stadt Hannover Schutz und
förderte andererseits durch ihre Lage außer-
halb der Ufer- und Marktsiedlungen deren
städtische Unabhängigkeit.
Der Wiederaufbau der abgebrannten „civi-
tas" erfolgte auf dem alten verbesserten und
weiterentwickelten Stadtgrundriß nach ein-
heitlichem Plan. Bodenfunde bestätigen,
daß die Grenzen der Hauptstraßenzüge er-
halten blieben. Zu Beginn des 13. Jh. wurde
der Marktplatz gepflastert; um 1230 ent-
stand das erste Altstädter Rathaus aus Stein
an der Stelle, an der heute der Marktflügel
des Rathauses steht.
Gleichzeitig tauchten vereinzelt Bürgerhäuser
als Steinbauten auf. Ein turmartiges Stein-
haus wurde im Bereich der Kramerstraße ge-
funden; allerdings fehlen für Hannover wei-
tere Hinweise auf zahlreichere Vorkommen
von Kemenaten oder Steinwerken, wie sie
z.B. für Braunschweig und Osnabrück be-
legt sind.
Die weitere Entwicklung der Stadt, deren
Rechte 1241 durch Herzog Otto von Braun-
schweig und Lüneburg bestätigt worden wa-
ren, wird im 13! Jh. markiert durch den
Bau des Hl.-Geist-Hospitals 1258, durch die
Gründung des Minoritenklosters 1291, des
einzigen Klosters im hannoverschen Stadt-
gebiet, und durch die Niederlassungen zwei-
er klösterlicher Stadthöfe, zu denen im Lau-
fe des 14. Jh. weitere sechs hinzukamen.
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