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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0165

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bereits kurze Zeit zuvor eine Doppelvilla
auf der Südseite ausgeführt worden war
(heute zerstört). Die einheitliche Gruppe von
neun Häusern war symmetrisch aufgeteilt
mit je einem freistehenden Eckbau, zwei
Dreiergruppen und einem besonders hervor-
gehobenen Mittelbau. Nach teilweiser Kriegs-
zerstörung haben sich davon der östliche
Eckbau (Emmichplatz 4) und die beiden
inneren Eckhäuser der Dreiergruppe erhal-
ten, die mit einem Neubau zu einer neuen
Gruppe zusammengefaßt wurden (Schiffgra-
ben 53/57).
Die 1872—75 ausgeführten Putzbauten mit
gliedernden Sandsteinelementen und rei-
chem Ornament- und Figurenschmuck ver-
binden spätklassizistische Tendenzen mit Re-
naissance-Formen.
Diese Stilformen wurden noch einmal ca.
fünf Jahre später auf der Südseite aufgegrif-
fen mit der Doppelvilla Nr. 40/42, an die
sich großbürgerliche dreigeschossige Reihen-
häuser ebenfalls mit renaissancistisch-klassi-
zistischer Gliederung und Dekor anschließen
(Nr. 40-48).
Bereits 1896 wurde vom Garten der Villa
Emmichplatz 4 der größte Teil abgetrennt,

um den Neubau einer Villa am heutigen Em-
michplatz zu ermöglichen. Der von Karl
Börgemann für Senator Gustav Meyer er-
richtete Backsteinbau Emmichplatz 3 erhielt
eine gotisierende Gliederung und Dekor aus
Sandstein. Die überaus reiche Bauplastik,
deren Distelmotiv dem Haus den Namen
„Weiße Distel" gab, stammt von Engelhard.
Aus dem Umkreis Köhlers oder sogar von
ihm selbst dürften auch die Villen für v. Al-
ten stammen, die 1873/74 in der Eichstraße
bzw. Ferdinandstraße (seit 1964 Uhlemeyer-
straße) entstanden (Eichstraße 4, Uhlemey-
erstraße 17). 1877 erfolgte die Übernahme
durch die Klosterkammer, die die Bauten
durch einen Zwischentrakt miteinander ver-
band und erweiterte. Der Villencharakter
insbesondere an der Uhlemeyerstraße blieb
davon unbeeinträchtigt. Der blockhafte Bau-
körper der gegenüberliegenden Villa Uhle-
meyerstraße 18 mit dem schwach hervor-
tretenden risalitartigen Bauteil zur Eichstra-
ße vermittelt einen Eindruck vom Aussehen
der ursprünglich freistehenden Villen.

DIE BEBAUUNG DER OSTSTADT
IN DEN ACHTZIGER JAHREN DES
19. JH.
Bis zum Ende der achtziger Jahre schritt die
Erschließung der Oststadt entlang des
bestehenden Wegesystems der Gartengemein-
de und weniger neu angelegter Verbindungs-
straßen soweit fort, daß lediglich der Bereich
zwischen Wedekindstraße, Alte Celler Heer-
straße, Sedanstraße, Friesenstraße mit der
Eilenriede als östlicher Begrenzung weitge-
hend unbebaut blieb. Während dieser Ent-
wicklungsphase entstanden zunächst Woh-
nungen für niedere und mittlere Einkom-
mensschichten. Die Höherlegung der Bahn
(1868—78) und die Anlage der Postunter-
führung im Zusammenhang mit dem Neubau
des Bahnhofes (1876—80) ließen die Alte
Celler Heerstraße (heute Lister Meile), die
vorher vom Durchgangsverkehr abgeschnit-
ten war, in ihrer früheren Bedeutung als
Haupterschließungsstraße wieder hervortre-
ten. An ihr ließen sich in der Folge Hand-
werker und Geschäftsleute mit Ladenbetrie-
ben und Warenhandlungen nieder. Wichtige
heute zerstörte Schul- und Verwaltungsge-
bäude wurden hier errichtet:

Schiffgraben 53, 55, 57, Villengruppe, 1872- 75, Architekt H. Köhler Schiffgraben 40/42, 44, 46, 48




Emmichplatz 4 (1872—75, Architekt H. Köhler) und 3 (1896, Architekt K. Börgemann)

Eichstraße46/Uhlemeyerstraße 17, Kloster-
kammer

Uhlemeyerstraße 18, Villa, um 1875

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