Zweiten Weltkrieg zerstört) als königliche
Wohnung zu nutzen, wurden die Bauten des
17. Jh. bis 1834 klassizistisch ummantelt.
Die Hauptfront zur Leinstraße erhielt 1834
einen als Mittelachse geplanten monumen-
talen Portikus mit sechs korinthischen Säu-
len. Mit Ausnahme des Kammerflügels
brannte das Schloß 1943 vollständig aus und
wurde 1958—61 unter Einbeziehung der er-
haltenen Umfassungsmauern und des Porti-
kus durch Dieter Oesterlen als Landtags-
gebäude wiederaufgebaut. Südlich wurde der
neue Plenarsaal angesetzt. Anstelle der
schmalen Treppenzugänge zwischen den drei
mittleren Interkolumnien erhielt der Porti-
kus eine breite Freitreppe, die erst dadurch
ermöglicht wurde, daß der ursprünglich enge
Straßenraum durch die Zerstörung des dem
Portikus gegenüberliegenden Adelspalais auf-
gebrochen wurde und als Parkplatz von Be-
bauung freigehalten wurde. 1955 wurde der
älteste städtische Brunnen von 1828 (ur-
sprünglicher Standort: Neustädter Markt)
auf den Platz versetzt (Hinrich-Wilhelm-
Kopf-Platz).
AEGIDIEN-NEUSTADT UND
-VORSTADT
Mit der Krönung des Kurfürsten Georg
Ludwig zum König von England übersiedel-
te die Residenz 1714 nach London. Hanno-
ver blieb jedoch Verwaltungssitz des Kur-
fürstentums Braunschweig-Lüneburg. Geplan-
te Stadterweiterungen beim Steintor von
Remy de la Fosse entfielen aufgrund dieser
Entwicklung.
Erst seit 1746 betrieb der Bürgermeister
Ulrich Grupen einen Plan zur Vergrößerung
der hannoverschen Altstadt. Im Bereich des
Aegidientores wurde nach Beseitigung der
Wallbefestigung seit 1748 nach Plänen des
Festungsbaumeisters Dinglinger die Aegi-
dien-Neustadt angelegt. Die angestrebte
gleichmäßige Bebauung mit Fachwerkhäu-
sern gleicher Breite und Höhe ohne Vorkra-
gung wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Der nach 1945 erfolgte Durchbruch der
alten Friedrichstraße zum Aegidienplatz
(heute Friedrichswall) beseitigte auch die
Struktur der Aegidien-Neustadt.
Gartenkirche und Gartenfriedhof
Vor dem Aegidientor war die Vorstadt mit
den verstreut angesiedelten Gartenleuten in
der Mitte des 18. Jh. ansehnlich gewachsen.
Die Zunahme der Gartenbewohner hatte
schon 1690 zur Gründung der „Garten-
schule" geführt, 1741 zur Anlage eines ei-
genen Friedhofs an der heutigen Marien-
straße. Eingepfarrt war der Bereich zur
Aegidienkirche.
Die Gründung einer neuen sogenannten Gar-
tenkirchengemeinde mit der Stiftung einer
Pfarre erfolgte 1746. Nach Plänen des König-
lichen Oberbaumeisters Johann Paul Heu-
mann entstand auf dem Gartenfriedhof eine
einfache Saalkirche aus verputztem Bruch-
stein, die 1886 abgebrochen wurde.
Der 1887—1891 errichtete Neubau wurde
von E. Hillebrand als eine an frühgotischen
Formen orientierte Saalkirche mit Querhaus,
5/8-Chorschluß und hohem Westturm mit
flankierenden Treppentürmen ausgeführt.
Strebepfeiler, Spitzbogenfenster (am Chor
mit erhaltenem Maßwerk), große Rosetten
an den Querhausfassaden und mit Wimper-
gen bekrönte Portale charakterisieren das
neugotische Erscheinungsbild. Im Innern
schließen sich an das zweijochige Langhaus
mit sechsteiligen Kreuzrippengewölben
schmale seitenschiffähnliche Bereiche an, die
durch durchbrochene Wandpfeileranordnun-
gen entstehen. Dazwischen sind spitzbogige
Arkaden mit Emporen eingestellt. Einheit-
liche gute Ausstattung aus der Erbauungs-
zeit (Tabernakelaltar, Kanzel, Taufstein).
Die Turmhelme, Dachreiter und Wimperge
wurden nach der Kriegszerstörung nicht
wieder aufgebaut. An den Außenmauern
sind schöne Epitaphien angebracht.
Östlich liegt das ebenfalls von Hillebrand
1890 gebaute Pfarrhaus mit rechtwinklig
angebautem Trakt (Konfirmandensaal und
Wohnung). Die Ecke des zweigeschossigen
verputzten Baus ist durch einen Treppen-
turm betont.
Der 1856 geschlossene Gartenfriedhof ist
von besonderer Bedeutung durch die quali-
tätvollen Grabmäler des 18. Jh. und insbe-
Architekt E. Hillebrand
Gartenkirche, Ansicht von Südwesten
Marienstraße 35, Pfarrhaus, 1890, Architekt
E. Hillebrand
Gartenfriedhof, Grabmal von Kielmannsegge
Blick über den Gartenfriedhof nach Westen
65
Wohnung zu nutzen, wurden die Bauten des
17. Jh. bis 1834 klassizistisch ummantelt.
Die Hauptfront zur Leinstraße erhielt 1834
einen als Mittelachse geplanten monumen-
talen Portikus mit sechs korinthischen Säu-
len. Mit Ausnahme des Kammerflügels
brannte das Schloß 1943 vollständig aus und
wurde 1958—61 unter Einbeziehung der er-
haltenen Umfassungsmauern und des Porti-
kus durch Dieter Oesterlen als Landtags-
gebäude wiederaufgebaut. Südlich wurde der
neue Plenarsaal angesetzt. Anstelle der
schmalen Treppenzugänge zwischen den drei
mittleren Interkolumnien erhielt der Porti-
kus eine breite Freitreppe, die erst dadurch
ermöglicht wurde, daß der ursprünglich enge
Straßenraum durch die Zerstörung des dem
Portikus gegenüberliegenden Adelspalais auf-
gebrochen wurde und als Parkplatz von Be-
bauung freigehalten wurde. 1955 wurde der
älteste städtische Brunnen von 1828 (ur-
sprünglicher Standort: Neustädter Markt)
auf den Platz versetzt (Hinrich-Wilhelm-
Kopf-Platz).
AEGIDIEN-NEUSTADT UND
-VORSTADT
Mit der Krönung des Kurfürsten Georg
Ludwig zum König von England übersiedel-
te die Residenz 1714 nach London. Hanno-
ver blieb jedoch Verwaltungssitz des Kur-
fürstentums Braunschweig-Lüneburg. Geplan-
te Stadterweiterungen beim Steintor von
Remy de la Fosse entfielen aufgrund dieser
Entwicklung.
Erst seit 1746 betrieb der Bürgermeister
Ulrich Grupen einen Plan zur Vergrößerung
der hannoverschen Altstadt. Im Bereich des
Aegidientores wurde nach Beseitigung der
Wallbefestigung seit 1748 nach Plänen des
Festungsbaumeisters Dinglinger die Aegi-
dien-Neustadt angelegt. Die angestrebte
gleichmäßige Bebauung mit Fachwerkhäu-
sern gleicher Breite und Höhe ohne Vorkra-
gung wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Der nach 1945 erfolgte Durchbruch der
alten Friedrichstraße zum Aegidienplatz
(heute Friedrichswall) beseitigte auch die
Struktur der Aegidien-Neustadt.
Gartenkirche und Gartenfriedhof
Vor dem Aegidientor war die Vorstadt mit
den verstreut angesiedelten Gartenleuten in
der Mitte des 18. Jh. ansehnlich gewachsen.
Die Zunahme der Gartenbewohner hatte
schon 1690 zur Gründung der „Garten-
schule" geführt, 1741 zur Anlage eines ei-
genen Friedhofs an der heutigen Marien-
straße. Eingepfarrt war der Bereich zur
Aegidienkirche.
Die Gründung einer neuen sogenannten Gar-
tenkirchengemeinde mit der Stiftung einer
Pfarre erfolgte 1746. Nach Plänen des König-
lichen Oberbaumeisters Johann Paul Heu-
mann entstand auf dem Gartenfriedhof eine
einfache Saalkirche aus verputztem Bruch-
stein, die 1886 abgebrochen wurde.
Der 1887—1891 errichtete Neubau wurde
von E. Hillebrand als eine an frühgotischen
Formen orientierte Saalkirche mit Querhaus,
5/8-Chorschluß und hohem Westturm mit
flankierenden Treppentürmen ausgeführt.
Strebepfeiler, Spitzbogenfenster (am Chor
mit erhaltenem Maßwerk), große Rosetten
an den Querhausfassaden und mit Wimper-
gen bekrönte Portale charakterisieren das
neugotische Erscheinungsbild. Im Innern
schließen sich an das zweijochige Langhaus
mit sechsteiligen Kreuzrippengewölben
schmale seitenschiffähnliche Bereiche an, die
durch durchbrochene Wandpfeileranordnun-
gen entstehen. Dazwischen sind spitzbogige
Arkaden mit Emporen eingestellt. Einheit-
liche gute Ausstattung aus der Erbauungs-
zeit (Tabernakelaltar, Kanzel, Taufstein).
Die Turmhelme, Dachreiter und Wimperge
wurden nach der Kriegszerstörung nicht
wieder aufgebaut. An den Außenmauern
sind schöne Epitaphien angebracht.
Östlich liegt das ebenfalls von Hillebrand
1890 gebaute Pfarrhaus mit rechtwinklig
angebautem Trakt (Konfirmandensaal und
Wohnung). Die Ecke des zweigeschossigen
verputzten Baus ist durch einen Treppen-
turm betont.
Der 1856 geschlossene Gartenfriedhof ist
von besonderer Bedeutung durch die quali-
tätvollen Grabmäler des 18. Jh. und insbe-
Architekt E. Hillebrand
Gartenkirche, Ansicht von Südwesten
Marienstraße 35, Pfarrhaus, 1890, Architekt
E. Hillebrand
Gartenfriedhof, Grabmal von Kielmannsegge
Blick über den Gartenfriedhof nach Westen
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