sondere der ersten Hälfte des 19. Jh. Die
unterschiedlichen gestalterischen Lösungen
der bildhauerischen Aufgabe sind mit her-
vorragenden Beispielen vor allem des Klassi-
zismus vertreten, zu denen auch das von G.
Talern bezuschußte, Georgstraße benannt
wurde. Hier galten ähnliche Bauvorschriften.
Bekannt ist der Wunsch des Hofes nach ,,an-
sehnlichen, massiven und mit gutem Inven-
tar versehenen Häusern". 1822 wurde auf
L. F. Laves entworfene Grabmal für Char-
lotte Kestner, geb. Buff, gehört (gest. 1828,
Werthers „Lotte").
DIE ENTFESTIGUNG DER ALT-
STADT AM ENDE DES 18. JH.
Nachdem für die Aegidien-Neustadt erst-
mals Mitte des 18. Jh. ein Teil der Befesti-
gung geschliffen worden war, setzte die
eigentliche Entfestigung Ende des 18. Jh.
ein. 1784 wurden die südlichen Wallanlagen
eingeebnet und die Friedrichstraße als
„Communications Allee" darauf angelegt.
Ein bauordnungsähnlicher Erlaß regelte die
Anregung Laves' eine königliche Baukom-
mission eingesetzt, der er selbst, zwei Regie-
rungsbeamte und der Stadtdirektor angehör-
ten, „theils, um Irregularitäten beim Bau-
wesen in der Residenz und deren nächster
Umgebung abzuhelfen und die Verschöne-
rung der Hauptstadt durch eine geschmack-
volle Bauart zu bewirken; theils um durch
Hinwegräumung der Hindernisse für Neu-
baue den Mangel von Wohnungen zu ent-
fernen".
Friedrichstraße und Georgstraße waren nur
auf der Stadtseite zur Bebauung freigegeben,
die andere Seite nahmen Alleen ein. Der Bau
Größe der Grundstücke, Zahl der Stock-
werke und Fenster sowie die Höhe des
Erbenzinses.
Im nordöstlichen Bereich wurde der Fe-
stungswall 1787 von der Aegidien-Neustadt
bis zum Steintor abgetragen und eine Straße
angelegt, die nach König Georg III., der
jeden Neubau an dieser Straße mit 500
von Häusern setzte zögernd ein, unter ande-
rem bedingt durch die französische Beset-
zung Hannovers bis 1813. Erst 1828 war die
Verteilung der Baugrundstücke an der Georg-
straße abgeschlossen, jedoch noch 1845 wa-
ren kaum Häuser entstanden, obwohl der
Hof kostenlos Steine für die geforderten
massiven Fassaden lieferte.
TI
h ü
Friedrichswall 5, 5a, Wohnhaus G. L. F. Laves, 1822, Architekt G. L. F. Laves
Friedrichswall 1, Palais Wangenheim, 1829—33, Architekt G. L. F. Laves
DIE SÜDLICHE WALLBEBAUUNG:
FRIEDRICHSWALL
Die von der Aegidien-Neustadt bis zum Müh-
lenplatz gegenüber der 1768 geschaffenen
Esplanade (Waterlooplatz) führende Frie-
drichstraße wurde nach 1945 über das Ge-
biet der im Zweiten Weltkrieg zerstörten
Aegidien-Neustadt hinaus bis zum Aegidien-
torplatz verlängert und in Friedrichswall
umbenannt.
Die ursprüngliche Bebauung auf großen
Grundstücken mit Gärten bestand aus vor-
nehmen Häusern für höhere Hofbeamte,
Adelige und andere gehobene Gesellschafts-
schichten.
Von der Erstbebauung hat sich nur das
Wohnhaus von G. L. F. Laves erhalten (Frie-
drichswall 5/5a), das mit seiner schlichten,
klassizistischen Fassade eine Vorstellung von
den ersten klar gegliederten Bauten vermit-
telt. Das zunächst für die Lateinschule vorge-
sehene Grundstück gelangte 1803 in den Pri-
vatbesitz des Hofrichters v. Bremer, der es
1821 an den Archivrat Kestner veräußerte.
1822 errichtete Laves, der kurz zuvor als
Schwiegersohn Kestners das Grundstück
übernommen hatte, das heutige Gebäude.
Vom Magistrat erhielt er die zur Förderung
der Bautätigkeit übliche Befreiung von den
Reallasten und Ziegelsteine mit der Auflage,
massiv zu bauen und nicht in Fachwerk. Es
entstand ein dreigeschossiger verputzter Mas-
sivbau mit übergiebeltem Mittelrisalit, rund-
bogigen Blenden im Erdgeschoß, darüber
eine den Balkon tragende Säulenstellung.
Der aus der Fluchtlinie zurückspringende
Bau ist original eingefriedigt entsprechend
der Forderung des Magistrats, „daß der Platz
davor gefällig hergerichtet und mit einem
eisernen Gitter zur Straße hin abzuschließen
sei".
Das Nebengebäude westlich des Haupthau-
ses entwickelte sich aus dem 1855 für den
Sohn Georg gebauten Atelier, dem 1862
ein durch Molthan 1873 aufgestocktes
Wohnhaus vorgesetzt wurde.
Die Ansprüche des Magistrats an die Wall-
bebauung werden deutlich durch sein Be-
dauern über das Laves-Wohnhaus, daß das
Grundstück „nicht an einen Eigentümer ge-
kommen sei, der größer und ansehnlicher
baue".
Diesen Ansprüchen kommt der Nachbarbau,
das Palais Wangenheim (Friedrichswall 1),
nach. Das 1829—33 nach Abriß von Vorgän-
gerbauten errichtete Adelspalais entstand
nach Plänen von G. L. F. Laves, wobei der
Bauherr Georg Moller zur Beratung und
Überarbeitung heranzog. Der von 1851—62
als Residenz Ernst Augusts dienende Bau
(„Neues Palais") wurde 1863—1913 als
neues Rathaus, seit 1956 nach Behebung
der Kriegszerstörung als Ministerium ge-
nutzt.
Dem dreigeschossigen verputzten Massivbau
auf Hausteinsockel ist über fünf von dreizehn
Achsen ein schwach vortretender übergiebel-
ter Mittelrisalit vorgelegt, der durch einen
Portikus mit toskanischen Säulen, reichem
Gebälk und Balkon betont wird. Die west-
liche Schmalseite erhielt 1845 nach Ent-
66
unterschiedlichen gestalterischen Lösungen
der bildhauerischen Aufgabe sind mit her-
vorragenden Beispielen vor allem des Klassi-
zismus vertreten, zu denen auch das von G.
Talern bezuschußte, Georgstraße benannt
wurde. Hier galten ähnliche Bauvorschriften.
Bekannt ist der Wunsch des Hofes nach ,,an-
sehnlichen, massiven und mit gutem Inven-
tar versehenen Häusern". 1822 wurde auf
L. F. Laves entworfene Grabmal für Char-
lotte Kestner, geb. Buff, gehört (gest. 1828,
Werthers „Lotte").
DIE ENTFESTIGUNG DER ALT-
STADT AM ENDE DES 18. JH.
Nachdem für die Aegidien-Neustadt erst-
mals Mitte des 18. Jh. ein Teil der Befesti-
gung geschliffen worden war, setzte die
eigentliche Entfestigung Ende des 18. Jh.
ein. 1784 wurden die südlichen Wallanlagen
eingeebnet und die Friedrichstraße als
„Communications Allee" darauf angelegt.
Ein bauordnungsähnlicher Erlaß regelte die
Anregung Laves' eine königliche Baukom-
mission eingesetzt, der er selbst, zwei Regie-
rungsbeamte und der Stadtdirektor angehör-
ten, „theils, um Irregularitäten beim Bau-
wesen in der Residenz und deren nächster
Umgebung abzuhelfen und die Verschöne-
rung der Hauptstadt durch eine geschmack-
volle Bauart zu bewirken; theils um durch
Hinwegräumung der Hindernisse für Neu-
baue den Mangel von Wohnungen zu ent-
fernen".
Friedrichstraße und Georgstraße waren nur
auf der Stadtseite zur Bebauung freigegeben,
die andere Seite nahmen Alleen ein. Der Bau
Größe der Grundstücke, Zahl der Stock-
werke und Fenster sowie die Höhe des
Erbenzinses.
Im nordöstlichen Bereich wurde der Fe-
stungswall 1787 von der Aegidien-Neustadt
bis zum Steintor abgetragen und eine Straße
angelegt, die nach König Georg III., der
jeden Neubau an dieser Straße mit 500
von Häusern setzte zögernd ein, unter ande-
rem bedingt durch die französische Beset-
zung Hannovers bis 1813. Erst 1828 war die
Verteilung der Baugrundstücke an der Georg-
straße abgeschlossen, jedoch noch 1845 wa-
ren kaum Häuser entstanden, obwohl der
Hof kostenlos Steine für die geforderten
massiven Fassaden lieferte.
TI
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Friedrichswall 5, 5a, Wohnhaus G. L. F. Laves, 1822, Architekt G. L. F. Laves
Friedrichswall 1, Palais Wangenheim, 1829—33, Architekt G. L. F. Laves
DIE SÜDLICHE WALLBEBAUUNG:
FRIEDRICHSWALL
Die von der Aegidien-Neustadt bis zum Müh-
lenplatz gegenüber der 1768 geschaffenen
Esplanade (Waterlooplatz) führende Frie-
drichstraße wurde nach 1945 über das Ge-
biet der im Zweiten Weltkrieg zerstörten
Aegidien-Neustadt hinaus bis zum Aegidien-
torplatz verlängert und in Friedrichswall
umbenannt.
Die ursprüngliche Bebauung auf großen
Grundstücken mit Gärten bestand aus vor-
nehmen Häusern für höhere Hofbeamte,
Adelige und andere gehobene Gesellschafts-
schichten.
Von der Erstbebauung hat sich nur das
Wohnhaus von G. L. F. Laves erhalten (Frie-
drichswall 5/5a), das mit seiner schlichten,
klassizistischen Fassade eine Vorstellung von
den ersten klar gegliederten Bauten vermit-
telt. Das zunächst für die Lateinschule vorge-
sehene Grundstück gelangte 1803 in den Pri-
vatbesitz des Hofrichters v. Bremer, der es
1821 an den Archivrat Kestner veräußerte.
1822 errichtete Laves, der kurz zuvor als
Schwiegersohn Kestners das Grundstück
übernommen hatte, das heutige Gebäude.
Vom Magistrat erhielt er die zur Förderung
der Bautätigkeit übliche Befreiung von den
Reallasten und Ziegelsteine mit der Auflage,
massiv zu bauen und nicht in Fachwerk. Es
entstand ein dreigeschossiger verputzter Mas-
sivbau mit übergiebeltem Mittelrisalit, rund-
bogigen Blenden im Erdgeschoß, darüber
eine den Balkon tragende Säulenstellung.
Der aus der Fluchtlinie zurückspringende
Bau ist original eingefriedigt entsprechend
der Forderung des Magistrats, „daß der Platz
davor gefällig hergerichtet und mit einem
eisernen Gitter zur Straße hin abzuschließen
sei".
Das Nebengebäude westlich des Haupthau-
ses entwickelte sich aus dem 1855 für den
Sohn Georg gebauten Atelier, dem 1862
ein durch Molthan 1873 aufgestocktes
Wohnhaus vorgesetzt wurde.
Die Ansprüche des Magistrats an die Wall-
bebauung werden deutlich durch sein Be-
dauern über das Laves-Wohnhaus, daß das
Grundstück „nicht an einen Eigentümer ge-
kommen sei, der größer und ansehnlicher
baue".
Diesen Ansprüchen kommt der Nachbarbau,
das Palais Wangenheim (Friedrichswall 1),
nach. Das 1829—33 nach Abriß von Vorgän-
gerbauten errichtete Adelspalais entstand
nach Plänen von G. L. F. Laves, wobei der
Bauherr Georg Moller zur Beratung und
Überarbeitung heranzog. Der von 1851—62
als Residenz Ernst Augusts dienende Bau
(„Neues Palais") wurde 1863—1913 als
neues Rathaus, seit 1956 nach Behebung
der Kriegszerstörung als Ministerium ge-
nutzt.
Dem dreigeschossigen verputzten Massivbau
auf Hausteinsockel ist über fünf von dreizehn
Achsen ein schwach vortretender übergiebel-
ter Mittelrisalit vorgelegt, der durch einen
Portikus mit toskanischen Säulen, reichem
Gebälk und Balkon betont wird. Die west-
liche Schmalseite erhielt 1845 nach Ent-
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