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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0119

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Von den studentischen Verbindungen wur-
den die Grundstücke an der Wilhelm-Busch-
Straße bereits vor dem Ersten Weltkrieg be-
vorzugt. Um 1907 entwarf H. Schaedtler für
das Corps Saxonia ein neobarockes Verbin-
dungshaus (Wilhelm-Busch-Straße 16). Der
dreiflügelige Bau aus Sandsteinquadern steht
auf hohem Sockelgeschoß und öffnet sich
mit einem „Ehrenhof" zur Straße. Der über-
höhte, von einem Wappen bekrönte Mittel-
teil, der seine vertikale Fortsetzung in einem
Dachreiter (Aussichtstürmchen) findet,
schwingt mit einem vorgelegten Balkon kon-
vex aus.
Auch bei dem um 1912 an der Ecke Nien-
burger Straße für das Corps Slesvico-Hol-
satia erbaute Verbindungshaus (Wilhelm-
Busch-Straße 2) bedienten sich die Architek-
ten Raabe und Wöhlecke stilistischer Ele-
mente barocker Repräsentationsarchitektur.
Auf der ursprünglichen Eingangsseite flankie-
ren doppelte Säulen in Monumentalordnung
das ehemalige Portal mit heute entfernter
Freitreppe.
EXKURS: GENOSSENSCHAFTLICHER
WOHNUNGSBAU. BRÜGGEMANNHOF
Östlich der Wilhelm-Busch-Straße entstand
zwischen 1913 und 1924 durch den Spar-
und Bauverein Hannover (Architekt Franz
Hoffmann) eine Kleinwohnungsanlage, deren
Grundriß durch das unregelmäßige annä-
hernd dreieckige Grundstück, das nur an
zwei Stellen an Straßen angrenzt (Schloß-
wender Straße und Am Judenkirchhof), mit-
bedingt wurde. Die 22 vier- und an den be-
tonten Eckpunkten fünfgeschossigen Häuser
des Brüggemannhofes (ursprünglich Schloß-
wender Garten) sind an der Grundstückslinie
aneinandergereiht und umschließen einen
durch Vor- und Rücksprünge gegliederten
Innenhof mit kleinen in sich abgeschlossenen
Bereichen. Der dadurch entstehende „an-
heimelnde" Gedanke an kleinstädtisches
Wohnen in vorindustrieller Zeit wird unter-
stützt durch Architekturversatzstücke, mit
denen die Putzbauten an einen ortsständigen
Baustil wie in den Altstädten Hannovers
oder Hildesheim erinnern — wie es in einer
zeitgenössischen Besprechung heißt. Lauben-
gänge, Erker, Loggien, Arkaden in Fachwerk
und figürliche Bauplastik mit Szenen aus
dem Handwerkerleben sind Elemente dieser
Architektur. Gleichzeitig bieten die meist
Drei-Zimmer-Wohnungen einen ungewöhn-
lich hohen Ausstattungsstandard mit Bade-
nischen und teilweise Baikonen.
ÖFFENTLICHE BAUTEN
Die beiden unterschiedlichen Wohngebiete
der Nordstadt mit geschlossener Bebauung
im Osten und offener Bauweise im Westen
werden durch einen sich an den Welfen- bzw.
Prinzengarten anschließenden breiten Ge-
ländestreifen in Nord-Süd-Richtung, der
westlich der Straße Schneiderberg verläuft,
deutlich voneinander getrennt.
Südlich der Appelstraße ist das Gebiet auch
im Bereich des Parkgeländes fast ausschließ-
lich mit Gebäuden der Technischen Univer-
sität bebaut (Ausnahme: ehern. Ulanenka-

Brüggemannhof, Teilgrundriß der Siedlung, 1914—17, Architekt Hoffmann


Wilhelm-Busch-Straße (12), 14, 16


Wilhelm-Busch-Straße 2, Verbindungshaus, um
1912, Architekten Raabe und Wöhlecke



Brüggemannhof, Front an der Schloßwender
Straße

Brüggemannhof, Innenhof nach Osten


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Brüggemannhof, Innenhof nach Westen

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