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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0090

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02 CALENBERGER NEUSTADT
Nördlich des .Schnellen Grabens', im Osten
und Westen begrenzt von den Flußläufen der
Leine und Ihme, erstreckt sich der heutige
Stadtteil Calenberger Neustadt bis an Brühl-
straße/Königsworther Platz/Bremer Damm
und umfaßt in seinem Kernbereich nördlich
der Arthur-Menge-Straße, an welche südlich
nach dem Zweiten Weltkrieg angelegte
Sportstätten stoßen, vier historisch unter-
scheidbare Bereiche:
— die ursprüngliche, ehemals umwallte Ca-
lenberger Neustadt, heute von Goethestraße/
Humboldtstraße / Gustav-Bratke-Allee und
Leibnizufer umschlossen, eine herzogliche
Siedlung des 17. Jh., 1709 zur „Kleinen
Stadt" erhoben, 1714 mit Ratsverfassung
versehen und 1824 der Landeshauptstadt
Hannover eingemeindet;
— nordwestlich davon die Vorstadtgemeinde
Glocksee;
— südwestlich die Gemeinde Ohe, die zur
Vorstadt Glocksee gehörend 1869 mit dieser
Hannover eingegliedert wurde;
— nordöstlich, auf dem Ostufer der Leine,
Teile der Gartengemeinde Königsworth, die

als Teil der Vorstadt bereits 1859 an die
Stadt Hannover kam (vgl. 03 Nordstadt).
DIE CALENBERGER NEUSTADT
INNERHALB DER BEFESTIGUN-
GEN DES 17. JH.
Das Siedlungsgebiet der Calenberger Neu-
stadt breitet sich westlich der Altstadt Han-
nover in Anlehnung an den Leineübergang
in der Flußaue aus. Dieser Bereich wurde
ursprünglich von mehreren Leinearmen durch-
zogen: Dem sogenannten „Mühlenstrang''
im Westen, der sich kolkartig an der Stelle
des heutigen Neustädter Kirchhofs zum
Judenteich erweiterte, und den beiden öst-
lichen Armen, die eine kleine, der Altstadt
vorgelagerte, langgestreckte Insel umgaben.
Aus diesem tiefgelegenen, durch Über-
schwemmungen gefährdeten Gebiet erhebt
sich mit etwa fünf Meter Höhenunterschied
der Lauenroder Berg.
Die über Hannover führende nord-südliche
alte Fernhandelsstraße nahm in der Leineaue
den Weg über zahlreiche Sandinseln, die von
den Leineverästelungen im Gebiet der Calen-
berger Neustadt aufgeschwemmt worden


St. Johannis, Neustädter Hof- und Stadtkirche, von Süden


waren. Ihr Verlauf bildete in etwa die Li-
nienführung der später angelegten Bäcker-
straße vor. Im Bereich des Lauenroder Ber-
ges überquerte sie die Leine. Zur Kontrolle
und Sicherung des Leineübergangs sowie als
Sitz des herrschenden Grafengeschlechts er-
richtete der welfische Grundherr Pfalzgraf
Heinrich zwischen 1208 und 1215 auf dem
hochwassergesicherten Sandwerder des Lau-
enröder Berges die Burg Lauenrode (Bereich
nördlich der Neustädter Kirche). Ausgehend
von acht bis neun Adelshöfen entwickelte
sich um die Burg eine kleine Siedlung dörf-
lichen Charakters. 1274 wurde diese Ansied-
lung als „nova civitas extra muros Hono-
vere" bezeichnet. Den weiteren Ausbau des
Ortes beendete der Lüneburger Erbfolge-
streit, in dessen Folge die Burg 1371 von den
Bürgern der Altstadt zerstört wurde.
Nach Schleifung der Burg, an deren Stelle
eine landesherrliche Vogtei gesetzt wurde,
war nur eine kleine von der Altstadt recht-
lich unabhängige Siedlung vorhanden, die
ohne Burgschutz und aufgrund von Ausein-
andersetzungen mit der Altstadt in ihren An-
fängen steckenblieb. Eine erste größere Ini-
tiative zu einer städtebaulichen Entwicklung,

Rote Reihe 5, Ende 19. Jh.


St. Johannis, Cf


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