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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0130

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Eine besondere Betonung erhält der Bau
durch die Eckgestaltung zur ehemaligen
Lehzenstraße: Der 5/8-Turm mit dem ange-
lagerten zweigeschossigen Atlan ist im Be-
reich des Portals und des Dachgeschosses mit
barockisierenden Details geschmückt; ein
spitzer schiefergedeckter Helm schließt ihn
ab.
Für die Einfahrt in die Maschstraße aus der
Langensalzastraße ist die Gestaltung der Ge-
bäudeecke von herausragender städtebauli-
cher Bedeutung.
In der ersten Hälfte des 20. Jh. wurde der
Hauptbau durch mehrere Anbauten in Rich-
tung Hildesheimer Straße erweitert. 1974
erwarb der Landkreis Hannover das Gebäude
und bezog es mit seiner Verwaltung 1978.
Ein Teil der Landkreisverwaltung verblieb
in dem alten Kreishaus an der Höltystraße
17. Dieses, 1907 von dem hannoverschen
Architekten Schaedtler erstellte Gebäude, ist
ein breitgelagerter, dreigeschossiger Putzbau
mit Sandsteindekor in barockisierenden
Formen. Beide Seitenflügel sind risalitartig
vorgezogen und durch Zwerchhäuser vor den
Mansardwalmdächern betont; flache Pilaster

verbinden das erste und zweite Obergeschoß.
Die insgesamt vertikal betonte Gliederung
wird durch schmale und hohe sprossenge-
teilte Fenster unterstrichen.
Durch Kriegszerstörungen wurden das Dach
über dem Mittelbau und die Grundrißauf-
teilung verändert.
Das alte Kreishaus ist typisch für die Entste-
hungszeit, in der insbesondere Verwaltungs-
gebäude, Gerichtsgebäude etc. in repräsen-
tativen, neobarocken Formen errichtet wur-
den. In der Südstadt stellt es einen der weni-
gen erhaltenen Großbauten aus der Zeit vor
dem Ersten Weltkrieg dar.
Im gleichen Baujahr, 1907, entstand in der
Langensalzastraße 34 als weiterer Schulbau
die „Höhere Töchterschule I — Lehrerinnen-
bildungsanstalt und Elisabethschule", die
heutige Wilhelm-Raabe-Schule. Das von
Stadtbauinspektor Ruprecht errichtete Ge-
bäude steht, ganz im Gegensatz zu den hi-
storisierenden Verwaltungsbauten, in seiner
Formensprache in der Architektur des Ju-
gendstils. Der dreigeschossige, breitgelagerte
Sandsteinbau ist ein um den rückwärtigen
Schulhof gruppierter L-förmiger Gebäude-


Höltystraße 17, Landkreisverwaltung, 1907,
Architekt Schaedtler

Stolzestraße 40, um 1902


Stolzestraße 50, um 1902



Langensalzastraße 34, Wilhelm-Raabe-Schule, 1907, Architekt Ruprecht

komplex, der von der Straße durch einen
Vorgarten abgegrenzt ist. Der vorgezogene
linke Flügelbau wird betont durch zwei über
den hohen Aulafenstern angeordneten ge-
schweiften Zwerchgiebeln mit Rundfenstern.
Der Hauptbau ist zur linken Seite in drei
Achsen mit jeweils vier Fenstern und dazwi-
schenliegenden flachen Pilastern unterglie-
dert. Die rechte Seite ist leicht vorgezogen
und an den Ecken durch Risalit und Turm
flankiert. Als flacher Anbau ist daneben die
Turnhalle angeordnet.
Im Inneren sind die Vorhallen und Treppen-
häuser in der originalen Gestaltung erhal-
ten.
BAULICHE ENTWICKLUNG VON
DER JAHRHUNDERTWENDE BIS
ZUM ERSTEN WELTKRIEG
Der planmäßige Ausbau des bisher dünn be-
siedelten Gebietes zwischen der Hildeshei-
mer Straße und der Eisenbahn nach Kassel
konnte in größerem Maßstab mit der Ver-
koppelung des Haspelfeldes, der Tiefenriede
und des Stadtfeldes im Jahre 1897 begin-
nen. Durch zwei weitere Verkoppelungen im
Sallstraßengebiet 1906 setzte auch hier ver-
stärkte Bautätigkeit ein. Das heute in diesem
Bereich in der Südstadt vorhandene Straßen-
raster ist in seinen Hauptachsen identisch
mit dem Ende der neunziger Jahre im Be-
bauungsplan festgelegten Verlauf. Geplant
wurden insbesondere die Sallstraße mit der
großen dreieckigen Erweiterung des heutigen
Karl-Peters-Platzes und die Geibeistraße mit
Stephansplatz und Geibelplatz. Die seiner-
zeit noch vorhandene Altenbekener Bahn
stellte eine deutliche Trennung zu den
Planungen des südlich davon gelegenen Be-
reiches dar; Verbindungen waren lediglich
an der Hildesheimer Straße und der Strese-
mannallee vorhanden. Durch die neue Strek-
kenführung der Bahnlinie im Jahre 1909
wurde diese Trennung des Stadtteils besei-
tigt (siehe S. 119).
Die städtebaulichen und architektonischen
Vorstellungen der Zeit nach der Jahrhun-
dertwende sind heute an Beispielen der bis
zum Ersten Weltkrieg ausgeführten Bebau-
ung deutlich ablesbar.
Stolzestraße

Zu den frühesten Planungen der Jahrhun-
dertwende gehört die Stolzestraße im Ab-
schnitt zwischen Kleine Düwelstraße und
Sallstraße (Nr. 40—54; 41—57). Die dem ge-
krümmten Verlauf der Straße folgende Be-
bauung besteht aus hinter Vorgärten gelege-
nen drei- bis viergeschossigen Putzbauten,
die mit wenigen Ausnahmen kurz nach 1900
errichtet wurden (Nr. 47/49 Anfang der
20er Jahre; Nr. 52, 54 Neubauten). Die Ge-
bäude sind durch Ausluchten, Erker, Bal-
kone und Dachaufbauten mit einer differen-
zierten Fassadengliederung versehen. Der De-
kor an Fenstern, Türen und den genannten
Baugliedern weist stilistisch auf den Über-
gang von historistischer Bauweise zum Ju-
gendstil hin. Von besonderer Bedeutung
sind heute aufgrund des Erhaltungszustandes
die Gebäude Nr. 41 und Nr. 40—50. An De-
tails sind einige Haustüren (Nr. 44, 50), so-

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