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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0086

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Gruppe von fünf Bauten aus der Zeit vor
dem Ersten Weltkrieg erhalten. Drei der
Gebäude gehören zur ehemaligen Firma
Eichhorn, einem Kaffeegroßhandel. Das
1835 gegründete Stammhaus Steintorstraße
7 wurde 1890 durch ein Geschäftshaus mit
reizvollem gotisierendem Dekor nach Ent-
wurf des Architekten Karl Börgemann er-
setzt. Rückwärtig schließen sich an den Bau,
der ein früher Stahlbeton-Skelettbau sein
soll, ein Lagergebäude aus der Mitte der sieb-
ziger Jahre des 19. Jh. (Reitwallstraße 4)
und das Lagerhaus mit Rösterei an, ein ver-
tikal gegliederter Backsteinbau von 1894
(Reitwallstraße 3).
Mit diesen Gebäuden bildet das sich zwi-
schen Steintor- und Reitwallstraße erstrek-
kende Haus Zieseniss (Steintorstraße 9/Reit-
wallstraße 5) eine gut gestaltete Einheit. Der
mit geschwungenen Giebeln zu beiden Stra-
ßen orientierte Klinkerbau wurde 1913/14
durch den Architekten Georg Stern errich-
tet. Während die Fassade zur Reitwallstraße
mit halbrundem Erker einfach gehalten ist,
trägt der Bau an der Steintorstraße expres-
sionistische Züge und ist mit Schmuck-
terrakotten verziert.

Reitwallstraße 5, 4, 3



Brühlstraße, Neustädter Friedhof

DIE NÖRDLICHE VORSTADT-
BEBAUUNG
Nördlich der Altstadt hatte sich seit dem 13.
Jh. die Kapelle St. Nicolai mit dem späteren
Altstädter Friedhof befunden, die als Lepro-
senkapelle außerhalb der Stadtmauern lag
(vgl. S. 51). Westlich davon wurde 1646
von der Neustadt-Gemeinde ein eigener
neuer Friedhof St. Andreas geschaffen. Der
1876 aufgelassene Friedhof weist eine Reihe
von guten Grabmälern des 17.—19. Jh. auf.
Das ganze Gebiet durchkreuzten die Ver-
kehrswege nach Celle (Celler Straße), Stade
(Nikolaistraße/Vahrenwalder Straße), Engel-
bostel (Engelbosteier Damm) und Nienburg
(Herrenhäuser Allee). Letztere war durch die
mit Bäumen bepflanzte Lange Laube mit
dem Steintor verbunden. Dazwischen hatte
sich auf Gartengrundstücken die 1859 ein-
gemeindete Vorstadt entwickelt. Durch den
Bau des Welfenschlosses (seit 1857) und der
Christuskirche (seit 1859, vgl. 03 Nordstadt)
erhielt die weitere Bautätigkeit wichtige Im-
pulse. In den siebziger Jahren war das heu-
tige zum Stadtteil Mitte gehörende Straßen-
netz weitgehend fertiggestellt.


Neben der Anlage neuer Straßen wurden von
den alten Wegverbindungen der Gartenweg
Nordfelder Reihe, die zum Neustädter Fried-
hof führende St. Andreas-Straße (heute
Otto-Brenner-Straße) und der vom Posthof
an der Celler Straße (heute hier das Post-
scheckamt) zum Klagesmarkt führende Post-
kamp ausgebaut.
Der Postkamp begrenzt den Nikolai-Fried-
hof im Norden und ist daher nur auf der
Nordseite bebaut. An der Einmündung auf
den Klagesmarkt findet sich heute die älteste
Baugruppe. 1860 entstand hier nach Ent-
wurf von C. W. Hase ein Apothekenbau mit
dreigeschossiger asymmetrischer Backstein-
fassade, deren polygonaler Ziegel-, Sand-
steinvorbau vermutlich eine spätere Zutat
ist. Nach Kriegszerstörung wurde das Gebäu-
de fünfgeschossig unter Verwendung der al-
ten Fassade 1958 wiederaufgebaut (Post-
kamp 16). Zum Klagesmarkt schließen sich
weitere Backsteinbauten mit gotisierendem
Dekor aus den neunziger Jahren des 19. Jh.
an (Postkamp 18, Klagesmarkt 7, 7a, 8).
Die großen Bombenverwüstungen in diesem
Vorstadtbereich haben dazu geführt, daß
sich der Aufsiedlungsprozeß der zweiten



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