Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0087

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hälfte des 19. Jh. nur noch an wenigen
Bauten festmachen läßt. Neben der Bau-
gruppe am Postkamp sind vor allem zwei
Einzelbauten in der 1853 angelegten Herren-
straße von Bedeutung.
Der qualitätvolle, ehemals sechsachsige, drei-
geschossige Sandsteinquaderbau Nr. 15 von
1855/60 zeigt die Vermischung von Rund-
bogenstil mit Elementen der englischen Tu-
dor-Gotik und repräsentiert die Erstbebau-
ung dieser Straße. Um 1905 entstand nach
Plänen des Architekten Alfred Sasse das Ge-
schäftshaus Nr. 8a, dessen monumental ge-
gliederte Fassade aus dunkelbraunen Ver-
blendsteinen und Tuffsteinen mit Ausnahme
der Terrakottasäulen mit Papyruskapitellen
frei gotisierende Motive aufweist (im Dach-
geschoß verändert).
Das Bild des Stadtbezirks wird entscheidend
geprägt von zwei Großbauten, die zwischen
Steintor und Nikolaifriedhöf errichtet wur-
den: dem Goseriedebad und dem Anzeiger-
Hochhaus.
Das 1902—05 nach Entwurf des Stadtbau-
rats Carl Wolff gebaute Goseriedebad (Gose-
riede 11) war die erste größere „städtische
Badeanstalt" mit drei Schwimmbädern, 40
Wannenbädern und einem Hundebad. Von
einem zentralen Mittelraum aus (im Zweiten
Weltkrieg zerstört und vereinfacht wieder-
hergestellt) sind die Frauenschwimmhallen
(links) und die Männerschwimmhalle 1.
Klasse (rechts) und Wannen-, Luft- und
Dampfbäder (geradeaus) zu erreichen. Eine
zweite einfachere Männerschwimmhalle 2.
Klasse war von der Stiftstraße aus zugäng-
lich. Die Sandsteinfassade zur Goseriede ver-
deutlicht mit der links leicht gewölbten
Front, dem niedrigeren Mitteltrakt und dem
rechten glatten Giebel mit großer Fenster-
öffnung die Gestaltung des Innenraums. Der
in seinem symmetrischen Aufbau und den
geschwungenen Formen der Einzelelemente
wie Fenster, Türen o.ä. und der Gliederung
dem Jugendstil zugehörige Bau ist mit Dekor
aus dem Bereich der Wasserpflanzen und
-tiere, Wassermänner und -weiber versehen.
1927/28 wurde durch Fritz Höger südlich
des Goseriede-Bades das Anzeiger-Hochhaus
errichtet, das als Presseturmhaus der Weima-
rer Republik selbstbewußtes Symbol eines
unabhängigen, freiheitlichen Pressewesens
war und heute über Hannover hinaus zum
Wahrzeichen der Stadt geworden ist (Gose-
riede 9). Dem achtgeschossigen, im oberen
Bereich zurückgestuften Stahlskelettbau mit
Klinkerverkleidung in ornamentaler Setzung
ist die Kuppel des ehemaligen Planetariums
aufgesetzt. Die betonte Vertikalgliederung
durch keilförmige Wandvorlagen gibt dem
quadratischen Baublock eine optische Höhen-
erstreckung, die nachts durch senkrechte
Leuchtröhrenbänder verstärkt wird. Auch
die Leuchtröhrenreklame ist ähnlich gelun-
gen in den Architekturbau integriert.
Der Bau ist eines der Hauptwerke Högers
und der expressionistischen Architektur
überhaupt.
Auf der beiden Gebäuden vorgelagerten
platzartigen Straßenerweiterung, die zur Zeit
mit dem Platz Am Steintor in eine Neupla-
nung einbezogen ist, befindet sich der 1897

Goseriede 11 .städtische Badeanstalt, 1902-05, Architekt C. Wolff, Grundriß


Goseriede 9, Anzeiger-Hochhaus, 1927/28, Architekt F. Höger; rechts Goseriede 11


81
 
Annotationen