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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0125

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Angegliedert an den Bahnhof ist eine jetzt
geschlossene Unterführung, deren seitliche
Widerlager durch Sandsteinpylone mit be-
krönenden Adlern betont sind.
Eine Hochlegung der Altenbekener Bahn
wurde wegen der befürchteten Zerstörung
des neu entstehenden Stadtteils durch einen
Bahndamm nicht durchgeführt. Es entstand
stattdessen die neue Trassenführung durch
den Stadtteil Waldhausen (siehe S. 135),
die seit 1909 benutzt wird.
Gildebrauerei
Bereits 1872—78 entstand unmittelbar ne-
ben der alten Bahnlinie an der Kreuzung mit
der Hildesheimer Straße als größerer Bau-
komplex die Lagerbierbrauerei der Brauer-
gilde Hannover. Die von Hofbaurat Frühling
im neogotischen Stil errichteten Gebäude
wurden in den darauffolgenden Jahren in
gleicher Stilrichtung noch erheblich erwei-
tert. Als besonders bedeutend muß heute
von den wenigen erhaltenen Flesten der ehe-
malige Lagerbierkeller an der Ecke Hildes-
heimer Straße/Altenbekener Damm angese-
hen werden. Der vermutlich 1895 errichtete
Bau beherrscht durch seine wehrhafte, ka-
stellartige Gestaltung den gesamten Kreu-
zungsbereich. Über dem offensichtlich verän-
derten Erdgeschoß ist das Obergeschoß
durch schlanke halbrunde Ecktürme mit da-
zwischenliegenden spitzbogigen Blendfen-
stern gegliedert. Die Fassade wird durch
Blendarkaden und Zinnen als Dachabschluß
bekrönt.
An der gegenüberliegenden Ecke der Stra-
ßenkreuzung, Heinrich-Heine-Platz 1, 2, 3,
entstand nach der Verlegung der Bahnlinie
in den Jahren 1913/14 ein größerer Wohn-
gebäudekomplex, der als städtebauliches
Pendant zur Brauerei anzusehen ist.

STADTTEILERWEITERUNG BIS
ZUM ENDE DER NEUNZIGER
JAHRE
An die in den siebziger Jahren bestehenden
Bauten schließt sich Neubebauung an, die
zum Beginn der neunziger Jahre folgende
Grenzen erreicht hat: westlich der Hildes-
heimer Straße von der Ortschaft Emmerberg
entlang der Wiesenstraße, Alten Dohrener
Straße bis zur Gilde-Brauerei, im östlichen
Bereich etwa entlang der Bandelstraße,
Schlägerstraße, Seilerstraße, Große Barlinge
und Rautenstraße zum Südbahnhof. Nörd-
lich der Marienstraße ist der Abschnitt zwi-
schen Berliner Allee und der Bahnlinie auf-
gesiedelt.
WOHNBEBAUUNG
Von der größtenteils aus Wohngebäuden be-
stehenden Bebauung sind auf Grund der star-
ken Zerstörungen während des Zweiten
Weltkrieges heute nur noch geringe Reste
vorhanden. Als herausragende Beispiele die-
ser Entwicklungsepoche sind lediglich die
Gebäude Lutherstraße 27 und Höltystraße
20 zu nennen. Das Haus Lutherstraße 27,


erbaut 1879, ist ein dreigeschossiger Putzbau
mit Walmdach, dessen Fassade durch kräfti-
ge umlaufende Geschoßgesimse eine starke
horizontale Gliederung erfährt. Das mit spät-
klassizistischen Architekturelementen verse-
hene Gebäude spiegelt eine spezielle Stilrich-
tung dieses Zeitabschnitts wider. Das Haus
Höltystraße 20, ein zweigeschossiger Bau mit
rotem Verblendmauerwerk und Sandsteinde-
kor verkörpert dagegen renaissancistische
Ideen, die besonders deutlich bei der Ausge-
staltung der dem Risalit vorgelagerten Aus-
lucht werden. Das Gebäude wurde 1883 er-
richtet.
Innerhalb des bis in die neunziger Jahre be-
bauten Gebietes werden in der Folgezeit be-
stehende Baulücken gefüllt. Zwei baukünst-
lerisch bedeutende Objekte entstehen 1899
an der Sextrostraße 1 und um 1910 an der
Adelheidstraße 18.
Das aus dem übrigen jüngeren Baubestand
der Sextrostraße herausragende Gebäude ge-
hört zweifellos zu den schönsten historisti-
schen Backsteingebäuden Hannovers. Der
von Börgemann errichtete dreigeschossige
Bau wird bestimmt durch die reiche Verwen-

An der Bismarckschule 5, Bismarckschule,
1909-11, Architekt de Jonge, Vorhof


Bismarckschule
Gleichzeitig mit der Verlegung der Bahnli-
nie entstand auf einem größeren trapezför-
migen Grundstück zwischen Rudolf-von-
Benningsen-Ufer, Altenbekener Damm und
der Straße An der Bismarckschule ein von
Stadtbaurat de Jonge in den Jahren 1909
—1911 errichteter bedeutender Schulbau in
der Südstadt.
Der stark gegliederte L-förmige Gebäude-
komplex ist im Bereich der nach Osten
orientierten Hauptfassade um einen Vorhof
gruppiert. An den Hofzugängen wird die
Mauer durch große figürliche Darstellungen
von Hunden begrenzt. Als Hauptbau ist der
dreigeschossige Nordflügel anzusehen, in
dem die zum Schulhof orientierten Klassen-
räume gelegen sind. Besonders hervorgeho-
ben wurde der Nebeneingang mit dem
achteckigen vorgelegten Treppenturm, der
von einer geschweiften, kupfergedeckten
Haube mit Laterne bekrönt wird.
Am querliegenden Südflügel, in dem über der
erdgeschossigen Turnhalle die Aula angeord-
net ist, wurde die Straßenseite durch den ge-
schwungenen risalitartigen Vorbau betont.
Eine herausragende städtebauliche Fernwir-
kung erzeugt die zum Maschsee gelegene
turmartige Erhöhung der Südwestecke, über
der die Kuppel des Planetariums emporragt.

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An der Bismarckschule 5, Bismarckschule, Südseite


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