Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Ness, Wolfgang [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0123

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DIE BEBAUUNG DER HAUPTAUS-
FALLSTRASSEN
1861 erfolgte in der Höhe der Weinstraße die
gradlinige Verlängerung der Hildesheimer
Straße, die bis zu diesem Zeitpunkt noch
durch die Höltystraße zur Marienstraße führ-
te. Die Bebauung erstreckte sich in südlicher
Richtung bis zur Einmündung der Schläger-
straße. Auf der Westseite des neu entstande-
nen Abzweiges Hildesheimer Straße/Hölty-
straße lagen nebeneinander auf zwei schma-
len und tiefen Grundstücken der 1648
angelegte Soldatenfriedhof und der 1669
angelegte katholische Friedhof.
Stadtbibliothek

An dieser Stelle steht heute die 1929—31
von Karl Elkart erbaute Stadtbibliothek, der
seinerzeit erste Büchereiturm in Deutsch-
land. Elkart löste die Problematik des klei-
nen Grundstücks, indem er die Funktionen
des Gebäudes übereinander anordnete: Über
die Lese- und Verwaltungsräume setzte er
den fünfgeschossigen Magazinturm.
Dieser steht als Orientierungspunkt am Ende
der Blickachse der Georgstraße und der
Hildesheimer Straße und markiert hier die
Eingangssituation zur Innenstadt. Durch die
Gliederung mit durchlaufenden Pfeilervorla-
gen und die hohen Fensterbänder der oberen
Geschosse wird besonders die vertikale
Struktur des mit Klinkern verkleideten Stahl-
skelettbaus betont. Dagegengesetzt wurden
die im Wechsel vor- und zurückspringenden
Klinkerschichten der Brüstungsfelder in den
fünf Untergeschossen. Der Eingangsbereich
wird durch einen 1955/56 umgebauten
sechsgeschossigen vorspringenden Baukörper
hervorgehoben. Der 1978 auf der Nordseite
des Gebäudes angefügte Neubau gliedert sich
in Proportion, Gestaltung und Material har-
monisch in den Gesamtkomplex ein.
An die Rückseite des Türmen schließt sich
das 1931 ebenfalls in Klinkerbauweise er-
richtete ehemalige Magazingebäude der städ-
tischen Bühnen an, das in einem viergeschos-
sigen Baukörper an der Maschstraße endet.
Turnhalle Maschstraße
Gegenüber dieser Grundstücksseite liegt an
der Maschstraße 16 das vermutlich älteste
noch erhaltene Gebäude der Südstadt, die
im Jahre 1864/65 von Schultz und Hauers
errichtete Turnhalle des ,,Turn-Klubb zu
Hannover".
Der mit 15 Fensterachsen breitgelagerte Bau
war ursprünglich ein zweigeschossiger Back-
steinbau, dem nach Kriegszerstörung ein
drittes Geschoß aufgesetzt wurde. Der außer-
mittige Eingangsrisalit wird durch einen lau-
benartigen Balkon mit Wimperg und aufwen-
digem Fialenschmuck besonders betont. Im
Inneren der Turnhalle sind Teile des tragen-
den Systems, im wesentlichen die mit Spitz-
bögen verbundenen Stützen erhalten.
Trotz der Veränderungen der Nachkriegszeit
muß dieser für einen Turnerbund sehr frühe
Bau als besonders bedeutend für Hannover
angesehen werden.

Wohnhäuser Hildesheimer Straße
Etwa aus dem gleichen Zeitabschnitt wie die
Turnhalle stammen die beiden Wohnhäuser
Hildesheimer Straße 24 und 26. Die in der
zweiten Hälfte der sechziger Jahre errichte-
ten Gebäude (Nr. 24 gelbes Verblendmauer-
werk mit Werksteingliederung in gotisieren-
den Formen, Nr. 26 heller Putzbau mit ro-
manisierenden Details) kennzeichnen als äl-
teste Wohnhäuser der Südstadt die frühe Ent-
wicklung des Stadtteils entlang der großen
Ausfallstraßen.
Friedhof Engesohde
An der Grenze der Stadtflur zur ehemaligen
Dohrener Feldmark, die heute noch durch
den Dohrener Turm gekennzeichnet ist (sie-
he S. 135), entstand 1864 westlich der Hil-
desheimer Straße nahe der Einmündung der
Alten Dohrener Straße der Stadtfriedhof
Engesohde.
Er umfaßte zunächst nur den nördlichen Teil
der heutigen Anlage, wurde aber bis zum En-
de der achtziger Jahre an der Alten Dohrener
Straße in südlicher Richtung bis zur derzeiti-
gen Grenze erweitert.



Friedhof Engesohde, Grabmal Familie Heimann,
verm. 1890, Architekt Börgemann

Auf einem 16 Morgen großen, leicht erhöht
gelegenem Gelände („Engesohder Berg")
entstand der seinerzeit größte hannoversche
Friedhof, von langen und breiten Wegeach-
sen durchzogen und in größere Abteilungen
gegliedert.
Die an der Alten Dohrener Straße gelegenen
Eingangsbauten mit den angegliederten Ar-
kaden für Erbbegräbnisse wurden nach Plä-
nen von Stadtbaumeister Ludwig Droste in
historisierenden Formen aus farbigem Back-
stein und hellem Sandstein errichtet. Der
Eingangsbereich besteht aus einer Arkade,
die sich mit fünf Bögen zur Straße öffnet
und am Dachansatz durch einen Fries mit Rau-
tendekor abgeschlossen wird. Der Glocken-
turm der ursprünglichen Kapelle ist in Form
einer offenen Halle mittig auf die Arkade ge-
setzt. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg
wurde von Stadtbaumeister Oskar Barnstorf
unmittelbar hinter dem Eingang eine neue
Kapelle errichtet. Der verputzte und durch
Details aus Tuffstein gegliederte Bau mit ba-
silikalem Querschnitt und halbrunder Apsis
liegt im rechten Winkel zum langgestreckten
Baukörper von Droste. Das zur Südseite ge-
legene Portal wird durch einen Dreiecksgie-


Friedhof Engesohde, Grabmal Familie Schlüter,
1895, Architekt Hecht


117
 
Annotationen