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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0074

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Durch die beiden Erschließungssystemen an-
gehörende Luisenstraße erfolgt die Verklam-
merung beider Plätze.
Die Bautätigkeit in der Ernst-August-Stadt
regelte eine 1844 auf Veranlassung Laves'
erlassene Bauordnung, die allmählich die
Tätigkeit der Baukommission ablöste. Durch
die Bauordnung waren Hausbreite und -höhe
vorgeschrieben, sowie der Massivbau mit
Putz und eine einheitliche Farbgebung ge-
fordert.
Nach Fertigstellung der Eisenbahn 1847
wurde die Ernst-August-Stadt aus der 1843
gebildeten „Vorstadt Hannover" ausgeglie-
dert und in die Stadt Hannover eingemein-
det.
GEORGSTRASSE
Bis zur Mitte des 19. Jh. war die vom Stein-
tor zum Aegidientorplatz führende Georg-
straße kaum bebaut (vgl. S. 66). Erst mit
der Anlage von Bahnhof und Hoftheater
verlagerte sich der Geschäftsverkehr aus dem
alten Zentrum heraus allmählich in die
Ernst-August-Stadt. Den endgültigen Durch-
bruch brachte der Wirtschaftsboom der
Gründerjahre. Dies führte zu einer Umwand-

Friedrichswall 17, 19/Ecke Ebhardtstraße 3

Ebhardtstraße 3a, „Lutherhaus", 1925,
Architekt Brandes

Georgstraße 2, 1910, Architekt Hartjenstein

Georgstraße 12, 10; Nr. 10: 1901, Architekt
H. Schaedtler

Georgstraße 24,22

Georgstraße 36, um 1912/13, Architekten
Mackensen und Torno

Georgstraße nach Norden

lung der Allee mit fast ländlichem Charakter
in die Hauptgeschäftsstraße Hannovers mit
großstädtischem Anspruch. Entsprechend
dieser Bedeutung war die Bebauung häufi-
gen Veränderungen und Anpassungen an die
Geschäftsbedürfnisse unterworfen.
Das Bild der Georgstraße wird heute auf-
grund der großen Kriegszerstörungen im we-
sentlichen von Neubauten bestimmt, zwi-
schen denen die älteren Geschäftshäuser
mit ihren Sandsteinfassaden auffallen. Sie
sind häufig in der Dachzone durch Kriegs-
einwirkung verändert.
Der Eckbau zum Steintor (Georgstraße 2a)
ist wegen seiner exponierten Lage auf drei-
eckigem Eckgrundstück von hoher städte-
baulicher Bedeutung. Der 1910 von Hartjen-
stein errichtete Bau mit Werksteinverklei-
dung zeigt Grundmotive der Hannoveraner
Geschäftshäuser dieser Zeit: Horizontalglie-
derung über dem Erdgeschoß und unterhalb
des obersten Geschosses, Vertikaluntertei-
lung durch Stützen (Lisenen oder Pilaster),
Zusammenziehung der hochrechteckigen
Fenster zu horizontal gelegenen Drillingsfen-
sterstellungen. Die auf kräftigen Konsolen vor-
springende Balustrade zwischen viertem und

fünftem Obergeschoß mit vollplastischen Put-
tengruppen taucht auch bei Georgstraße 12
auf. Eine ähnliche Gliederung weisen die mit
ihren gerundeten Ecken aufeinander bezoge-
nen Eckbauten an der Großen Packhofstraße
auf (Nr. 22, „Sprengeihaus", um 1910,
Architekten Riesle und Rühling; Nr. 24,
1912/13, Architekt Friedrichs).
Während diese Gebäude trotz kleinerer Re-
miniszensen eine betonte Abkehr von den
historistischen Stilelementen vollzogen und
damit ihre fortschrittliche Stellung aber auch
ihre Abhängigkeit von den großen Kaufhaus-
bauten der Zeit demonstrieren, stand die
zehn Jahre zuvor entstandene Georgspassage
noch ganz unter dem Einfluß historistischer
Gestaltungsweise. Erhalten hat sich nur ein
Teil der reichverzierten Sandsteinfassade des
1901 von Hermann Schaedtler errichteten
Fugeschen Hauses (Georgstraße 10) mit
dem Passageneingang, über dem in einem
tympanonartigen Feld mit Kielbogenab-
schluß und gotischem Schmuck der Drachen-
kampf des Hl. Georg nahezu vollplastisch
dargestellt ist.

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