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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0159

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Der Gesamtbereich stellt sich heute als ein
geschlossenes Villenviertel dar, das geprägt
ist von bedeutenden Einzelbauten aus der
Zeit zwischen 1898 und 1910. Die starke
Durchgrünung mit parkartigen Gärten und
Vorgärten, die größtenteils ihre originalen
Einfriedigungen erhalten haben, verstärkt
den Charakter eines Wohngebietes für den
gehobenen Bedarf.
Die ausgeführte Bebauung bietet einen Quer-
schnitt durch die Entwicklung der Villen-
architektur bzw. der Architekturstilrichtun-
gen am Anfang dieses Jahrhunderts.
Zu den frühesten Bauten dieses Gebietes ge-
hören die Villen an der Hindenburgstraße 39
und die Villa Kaeferle, Lüerstraße 5 (erbaut
1898/1900). Beide Gebäude knüpfen in ihrer
strengen Gestaltung und einfachen plasti-
schen Durchformung der Baukörper an klas-
sizistische bzw. renaissancistische Ideen an.
Im Wohnhaus des Fabrikanten Kaeferle wer-
den diese Vorstellungen besonders an der
nach Süden, zum großen Garten orientierten
Fassade deutlich, vor die der Architekt E.
Lorenz eine breite Säulenhalle mit vorgeleg-
ter dreiarmiger Freitreppe anordnete. Die
Hauptfassade zur Lüerstraße wird beherrscht

durch den risalitartig ausgebildeten Mittel-
teil mit dem seitlich angelagerten Altan und
den Eingangsvorbau. Die vor wenigen Jahren
im Inneren restaurierte Villa dient heute als
Gästehaus der Niedersächsischen Landesre-
gierung.
Ähnlich stark von historistischen Ideen ge-
prägt ist das 1905 erbaute Haus Hindeburgs-
traße 40. Die an der Ecke zur Lüerstraße
gelegene Villa ist auf beiden Schauseiten mit
annähernd identischer, symmetrischer Fas-
sadenaufteilung gestaltet: Der Mittelteil ist
jeweils durch einen halbrunden Altan betont
und im Bereich des Mansardwalmdaches
durch einen geschwungenen Zwerchgiebel
bekrönt.
Als herausragendster Bau innerhalb dieses
Villenviertels kann wohl das ehemalige
Wohnhaus Ebeling vom Architekten F. Eich-
wede an der Hindenburgstraße 42, Ecke
Ludwig-Barnay-Straße angesehen werden.
Der 1903 errichtete Bau stellt sowohl in sei-
nen architektonischen Formen als auch in
Materialverwendung und Detaillierung eine
Ausnahme dar. Der massive Baukörper ist
durch Risalite, Türm, Vorbauten, Loggien
und Balkone sorgfältig aufgelöst und durch

Seelhorststraße 61, um 1905


Lüerstraße 6, um 1905




Hindenburgstraße 40—38


den rauhen Werkstein in Verbindung mit re-
liefartiger Ornamentik mit einer besonders
herauszustellenden Feingliedrigkeit versehen.
Im Giebel des zur Hindenburgstraße gelege-
nen Risalits bildet ein auf Goldgrund gear-
beitetes Mosaik die besondere Betonung. Ein
Eckturm stellt die Verbindung beider Haupt-
fassaden her. Der große, durch eine in der
Formensprache des Hauses gestaltete Einfrie-
digung umfaßte Garten erhält durch den
Springbrunnen an der Hindenburgstraße sei-
nen besonderen Akzent.
Etwa seit dem gleichen Baujahr entstanden
im Villengebiet Wohngebäude, die Gestal-
tungselemente des Landhausstils aufweisen.
Die überwiegend zweigeschossigen Putzbau-
ten sind gekennzeichnet durch stark plasti-
sche Fassadengliederung und differenzierte
Dachaufbauten, wie es z.B. an den Häusern
Seelhorststraße 57, Lüerstraße 6 oder Lud-
wig-Barnay-Straße 2 und 7 deutlich wird,
Sockel und Fassadenteile aus Haustein (Bri-
stoler Straße 8) und Ausbildung von Oberge-
schossen und Dachausbauten in Fachwerk
(Seelhorststraße 61, Hindenburgstraße 38).
Die trotz einheitlicher Gestaltungsmerkmale
mit einem individuellen Äußeren versehenen

Ludwig-Barney-Straße 7, um 1905


Hindenburgstraße 38, um 1905, Architekt
E. Lorenz


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