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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0181

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Bödeker- und Hohenzollernstraße
Weniger hinsichtlich der Bebauung als der
Funktion unterscheidet sich die Bödeker-
straße von diesem Quartier: Angelegt als
repräsentative Verkehrsachse besitzt sie be-
trächtliche Breite, die sich in Fahrbahn,
Bürgersteige mit Baumbepflanzung und ein-
fassende Vorgartenzone gliedert. Durch ihre
Abmessungen vermittelt sie im Gegensatz zu
den benachbarten ,,Wohnstraßen" den Ein-
druck eines Boulevards. Die einheitliche Be-
bauung, deren Abfolge durch Kriegseinwir-
kung (z.B. Nr. 81, 82), Ersatzbauten (Nr.
82, 102) und Veränderung der Erdgeschoß-
zone nur geringfügig beeinträchtigt ist, ent-
stand bis auf zwei Ausnahmen am Lister
Platz (Nr. 83, 85) zwischen 1895 (Nr. 63)
und 1900 (Nr. 94, 96, Max Küster). Die Fas-
saden zeigen ähnlich plastische Gestaltung
(Ausluchten, Balkone, Zwerchgiebel, -häu-
ser usw.) und reichen, stilistisch etwas jün-
geren Schmuck wie z.B. jene in der Körting-
straße; die Gebäude bieten ebenfalls große
Geschoßwohnungen.
An der etwa parallel verlaufenden Eilenriede-
randstraße — Hohenzollernstraße — errichte-

Bödekerstraße 57, datiert 1899


In der Steinriede 11, 10ff.


te man wie an ihrem südlichen Abschnitt
(vgl. 09 Oststadt) einzeln stehende zwei- bis
zweieinhalbgeschossige herrschaftliche Wohn-
häuser in kleineren Gärten. Der verputzte
Eckbau Hohenzollernstraße 47 besitzt durch
seine Altane, Balkons und turmartigen, poly-
gonalen Ecklösungen und seine reichen Aus-
bauten am schiefergedeckten Mansarddach
villenähnlichen Charakter. Im Stil der Zeit
um 1900 ist im Dekor eine Synthese unter-
schiedlicher historischer Schmuckformen
versucht. Am um 1906 erbauten Haus Nr.
54 überwiegen dagegen neobarocke Ein-
flüsse, die sich vermischt mit neoklassizi-
stischen Tendenzen auch an dem von H.
Waldvogel von 1910 entworfenen Komplex
Nr. 55/56 finden.
Um den Lister Platz
Die Bebauung der Bödekerstraße schloß erst
um 1910 mit dem Kopfbau am Lister Platz
(Nr. 85), der durch seine repräsentative neo-
barocke Fassade prägenden Charakter be-
sitzt. Die übrigen Gebäude am Platz (Jakobi-
straße 1,2,4, Lister Platz 1,2,3, Ferdinand-
Wallbrecht-Straße 1, 3), viergeschossige Ge-

schäftswohnhäuser mit Putzfassaden, sind
bis auf den Ersatzbau (Lister Platz 1) fünf
bis zehn Jahre älter und ihrer Entstehungs-
zeit entsprechend mit Erkern, Dachausbau-
ten, Jugendstildekor und Zierfachwerk in
der Dachzone ausgestattet; ihr Zustand ist
allerdings z.T. durch Kriegseinwirkung und
Modernisierung beeinträchtigt.
Dagegen stehen am Eingang der Podbielski-
straße (Nr. 1—10) besonders ansehnliche
und gut erhaltene Fassaden dieser Stilstufe
mit malerischer Gliederung durch mehrge-
schossige Erker, Balkone, Zwerchhäuser,
Giebel und Dachausbauten, mit phantasie-
vollem vegetabilischem, floralem und figür-
lichem Jugendstilstuck, in den sich auch hi-
storisierende Motive mengen (z.B. Nr. 3,
datiert 1901).
Diese Gebäude haben im Erdgeschoß Läden;
die Wohnungen in den übrigen Geschossen
sind großzügig geschnitten, im Dach finden
sich u.a. Mädchenkammern.
Die benachbarten, etwa gleichzeitig errich-
teten Häuser an der Hubertusstraße (Nr. 2,
4, Pfarrhaus der Markusgemeinde, datiert
1902) bieten ebenfalls große, anspruchsvolle

Bödekerstraße 90, 88 ff.


Lister Platz mit Bödekerstraße 85 und Jakobistraße 1


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