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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0185

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stelle der wenigen vermutlich dörflich/
kleinstädtischen Anlagen entstanden vierge-
schossige Mietwohnhäuser meistenteils mit
Läden. Ein gutes Beispiel dieser gehobenen
Gebrauchsarchitektur bildet der 1900 datier-
te Putzbau Voßstraße 36, der durch nahezu
ungestörten Umriß und reichen Dekor mit
Elementen des historisierenden Jugendstils
auffällt; besonders reizvoll wirkt der Wim-
perg über dem Eingang.
Die sich nördlich bis zum Moltkeplatz an-
schließende Bebauung auf beiden Straßensei-
ten entstand in den Jahren zwischen 1899
und etwa 1908. Erker z.T. mit angehängten
Baikonen oder — bei den jüngeren Häusern
— mit eingebundenen Loggien gliedern die
einzelnen Baukörper; Ausbauten, Zwerch-
giebel usw. beleben die Dachzone, in der sich
weitere Wohnungen befinden. Diese plastisch
gestalteten Fassaden schließen sich zu be-
wegten Fronten zusammen: Es ergibt sich
ein einheitlicher durchgegliederter Straßen-
raum, in dem an Straßenkreuzungen bzw.
-einmündungen durch leichte Betonung der
Eckbauten Akzente gesetzt sind.

Vorherrschend sind reine Putzfassaden (Aus-
nahmen: Nr. 35, 54, 56). Die z.T. reichen
Schmuckdetails an den um 1900 entstande-
nen Bauten (z.B. Nr. 35, 37, 39, 41, 49)
zeigen in der Umgestaltung und Kombina-
tion historischer Architekturelemente Refle-
xe des Jugendstils. Daneben stehen etwas
jüngere Fassaden, an denen man auf her-
kömmliche architektonische Formen weit-
gehend verzichtend zu einer „linearen" Glie-
derung mit eingepaßtem bzw. appliziertem
plastischem Pflanzen- und Maskenzierat oder
Ornament tendierte (z.B. Nr. 44, 46 , 59,
60) oder sich auf flächige, dekorative Gestal-
tung der Wand durch unterschiedliche Putz-
strukturen beschränkte (z.B. Nr. 50). Inder
Voßstraße finden sich also nebeneinander
verschiedene Ausprägungen von Jugendstil-
dekor. Ein besonders gutes Beispiel für Ein-
flüsse vom Wiener Jugendstil bietet das
Mietwohnhaus Voßstraße 51, das um 1907
errichtet sein dürfte.

Bonifatiusplatz 11,10, um 1902



Voßstraße (49), 51 ff.

Voßstraße 62,60

Ferdinand-Wallbrecht-Straße
Als man um 1900 mit dem Ausbau der Fer-
dinand-Wallbrecht-Straße begann, war ledig-
lich der rechteckige Bereich Eden-/Seidel-/
Lister Straße und Jakobistraße baulich er-
schlossen. Dieses Karree durchschnitt die
neue Straße diagonal und störte vorhandene
Grundstücksstrukturen.
Ansonsten bildet sie die repräsentative Er-
schließungsstraße des Listerstadtfeldes und
kreuzt meist schiefwinklig zahlreiche gleich-
zeitig geplante beruhigte Querstraßen. Auf
ihrer Westseite liegt der rechteckige Moltke-
platz, der einerseits die unkomplizierte An-
bindung älterer Wege (Voß-, Wöhler-, Wald-
straße) an das in den neunziger Jahren ent-
worfene Straßennetz ermöglichte, anderer-
seits eine begrünte „Insel" im Quartier bil-
det und städtebaulich einen Akzent setzt.
In Verlängerung der älteren Bödekerstraße
besitzt die Ferdinand-Wallbrecht-Straße eben-
falls dank ihrer Breite und der beidseitigen
Baumbepflanzung boulevardähnlichen Cha-
rakter und stellt somit eine Besonderheit un-
ter Hannovers Straßen dar. In einigen Ge-


Voßstraße 52, 50 ff

Voßstraße 36, datiert 1900


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