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Ness, Wolfgang [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0209

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1936 erfolgte die Begradigung der Herren-
häuser Straße entsprechend dem heutigen
Verlauf. Damit wurden auch die Schienen
der Straßenbahn verlegt, die seit 1874 als
Pferdebahn bis zum Berggarten, seit 1889
bis zum Stöckener Friedhof von der Innen-
stadt aus führte.
Die Wohnungsnot nach dem Zweiten Welt-
krieg zwang zur raschen Bebauung der Frei-
flächen zwischen Hegebläch und Meldau-
straße sowie nördlich der Haltenhoffstraße.
Im Bereich des 1844 angelegten Gestüts, das
1928 aufgelassen worden war, entstand am
Morgensternweg und Ringelnatzweg das er-
ste Einfamilienhausgebiet Hannovers, das
zur Bebauung mit Flachdachhäusern freige-
geben war („Architektenviertel").
GROSSER GARTEN
Die Sommerresidenz der Calenberger Herzö-
ge in Herrenhausen entwickelte sich aus dem
1638 angelegten herzoglichen Vorwerk.
1665 beginnt die Geschichte des Schloßbaus
mit dem Abbruch des schlichten Fachwerk-
hauses von Schloß Lauenstadt bei .Coldingen
und dem veränderten Wiederaufbau in Her-

renhausen unter Herzog Johann Friedrich.
Das unter venetianischem Einfluß entstan-
dene und mehrfach geänderte Lusthaus er-
hielt durch Georg Ludwig Friedrich Laves
1820/21 seine endgültige Gestaltung. 1943
wurde es bis auf die halbkreisförmige Ab-
schlußmauer zerstört.
Ein erster Lustgarten wurde gleichzeitig mit
dem Schloß 1666 durch den Gärtner Michael
Grosse angelegt. Er umfaßte etwa den Be-
reich des heutigen Parterre. Der in Celle tä-
tige Hofgärtner Perronet wurde zur Ausge-
staltung des Gartens von 1674—78 hinzuge-
zogen. 1675 berief man den „Fontainizer"
Cadart, der Kaskade und Grotte (unter Mit-
arbeit des Augsburger Grottierer Michael
Riggus) anlegte. Beide lagen ursprünglich
symmetrisch an den Seiten der Schloßflügel
und waren mit diesen über Treppen verbun-
den. Die 1943 stark beschädigte Grotte wur-
de 1966 in Anlehnung an die Lavessche Um-
gestaltung des 19. Jh. wiederhergestellt.
Unter Herzog Ernst August und seiner Ge-
mahlin Sophie wurde der Große Garten we-
sentlich erweitert. Insbesondere die Herzogin
betrieb den Ausbau. Sie ließ 1682 Martin

Charbonnier kommen, den sie aus Osnabrück
von der durch ihn geschaffenen Anlage des
Gartens der fürstbischöflichen Residenz
kannte. Der jetzt entstehende Garten, der
im wesentlichen dem heutigen Zustand ent-
spricht, ist sein Werk. Zunächst errichtete
man unter der Bauleitung von Brand Wester-
mann von 1689 bis Herbst 1692 das Garten-
theater, dessen Bepflanzung sich bis 1693
hinzog.
Im Gegensatz zu den bis dahin üblichen ge-
mauerten Gartentheatern entsteht das Her-
renhäuser als gärtnerische Anlage. Es ist auf
die Mittelachse der 1694 begonnenen Galerie
ausgerichtet.
Die nahezu quadratische Bühne und das Am-
phitheater der Zuschauer sind ansteigende
Aufschüttungen, die durch massive mit Sand-
steinplatten bedeckte Futtermauern gestützt
werden. Die auf die Glockenfontaine bezoge-
ne Querachse zwischen beiden (Orchestra
und Parhodoi) liegt ebenerdig. Vor der Süd-
wand der Bühne umschließt eine geschwunge-
ne zweiläufige Sandsteintreppe eine von dem
Celler Architekten Johann Friedrich de Mün-
ter 1692 errichtete Kaskade. Der eigentliche
Bühnenraum verjüngt sich nach Süden auf


Malortiestraße 20, 18, 16, 14, 12, 10, um 1930


Schaumburgstraße 28, um 1910

Westerfeldstraße 5—9, 1913—15, Architekt
Schmidt


Großer Garten, Gartentheater, Kaskade vor der
Südwand


Großer Garten, Große Kaskaden


Großer Garten, Gartentheater, Blick von Süden
über die Bühne auf Zuschauerraum


Großer Garten, Galiergebäude


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