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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1753/​1754; 1757/​1758-1760

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Sechster Haupt Titul: Von dem Königreich Frankreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.53677#0056

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54 Sechster Haupikitul.
-»»schleunig und erstaunlichen Ungnade einsehen können. Diese Magistratsperson em-
„pfing die Befehle Ew. Majestät mit der Ehrerbietung und Unterwerfung der aller-
-»getreuesten llnterthans: aber die Schwachheit seines Temperaments und noch mehr
„der Kummer/daß er denken müsse»/ sein König finde ihn straffällig/ haben ihn auf-
»gerieben.Dcr Tod raubet ihn so eben aus unseren Mitteln. Sire: dies ist wahrhaft
„tig eine traurige Begebenheit/ welche uns mit dem empfindlichsten Schmerz durchdrin-
»»get. Wir sind Menschen, allergnädigster Herr, und wir werden nur allzuviel iiuicm
»wie sehr dergleichen Verfahren im Stand wäre, unfern Eiffer zu schwächen, wenn un-
»sere unumschränkte Ergebenheit an das Interesse Ew. Majestät und ihres Staats,
»wenn die Nothwendigkeit und das unveränderliche Wesen unserer Schuldigkeit nicht
»alle diese Furcht besiegte, welche leider nur gar zu viel Macht über die menschliche
«Natur behauptet.» Allein auch diese Vorstellungen waren vergebens. Der HofgaS
sie für satyrisch und dem königlichen Nespect nachtheilig aus, und fuhr fort alles zu
caßiren, was dieses Parlament gegen die Geistlichen, die den Sterbenden die Sacra-
menta versagten, wornahm-
desgleichen Dieses alles aber konte das Parlament zu Bourdeaux nicht abschrccken sich eben-
derer von falls gegen die Geistlichkeit Zu regen, und als der Bischoff von Dacq jemand die Sa-
Bourdeaux cramenia versagte, so stellte dieses Parlamentsogleich eine Untersuchung gegen ihn
UNd Air. an, und that also den ersten Schrit, welcher sewMich Nicht der einzige bleiben wird.
Das von Aix hat noch verwichcncn 2km October einen Arrct abgefaßt, durch welchen
dasselbe seine vorigen Schlüsse erneuerte, und den Geistlichen seiner Gerichtbarkeit
wiederholt untersagte, ja keine auf Spaltung abzielende Handlung zu verfügen , noch
willkürliche Formeln der Glaubens Bckänntniffe einzufuhren, mit Verordnung, daß
sic, bey Neichung der Sacramenta an kranke Personen, nach den im Staat angenom-
menen Gesehen der Kirche sich richten Men. In unserer vorhalbjährlichen Erzelft
kung haben wir auf der 46ten Seite ein Beyspiel angeführt, wie wenig dieses Parla-
ment Scherz verstehe.Ob nun gleich der Geistliche, den es so heftig beschimpfet, von
seinen geistlich Untergebenen aus dem bischöstichen Palast nach seiner Pfarr abgeholet
und unter einer Cavalcade von 6-> Mann nach seiner Pfarrkirche begleitet worden,
und der Führer dieses Geleits ihm eine Fahne mit der Aufschrift vortrug: ilt- con-
fessor Domini: das lst em Bekenner des SErrn : so hatte er doch die Hand
des Parlaments empfunden, und man muß sich wundern, daß der Hof es also dadcy
bewenden lassen-
In solchen nmständcn stehet nun das Innere von Frankreich daher auch viele
nicht glauben wollen, daß diese Krone es wagen werde , sich bey dieser Gährung der
Gemüther in einen Krieg einzulassen. Die Folge der Zeit wird in kurzem offenbaren,
ob diese Vermuthung richtig fey. Denn eben da wir die Feder von den Geschichten
Frankreichs abzichen wollen, hat man ganz deutlich zu vernehmen, daß 100°° Mann
französischer Truppen unfehlbar nach Italien marschiren , und in die Staaten des
Herzogs von Parma einrucken wurden. Solte dieses seinen Fortgang haben; so ist
»ein Zweiffel, daß es Mehreres nach sich ziehen würde, welches die Neugierig kett de-
rer, welche gern von Zügen der Armeen , Schlachten und Belagerungen lesen, sat-
rigen konte.

Der
 
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