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Livingstone: Reisen in Südafrika.

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gemachte Versuch in dieser Hinsicht seine gewünschten Früchte
tragen möge. Es ist zwar ein Theil des hier durchforschten Lan-
des bereits den Portugiesen bekannt: allein es ist so wenig, wie
diess die ganze hier gelieferte Darstellung zeigt, von denselben
für die Cultur des Landes und seiner Bevölkerung geschehen, dass
in der That die Kraft des anglikanischen Stammes nöthig erschei-
nen mag, um auch diese Ländergebiete der Civilisation und dem
davon unzertrennlichen Christenthum zuzuführen. Es ist nemlich
ein Theil des östlichen, zunächst der Küste gelegenen Afrika’s,
welcher den Gegenstand der Expedition und damit auch des in
vorliegendem Werke darüber erstatteten Berichts bildet; es ist ins-
besondere das Flussgebiet des Zambesi und seiner Nebenflüsse, so
wie die weiter nach Innen zu. westwärts und nordwärts sich er-
streckenden Landstriche von Ost- wie von Centralafrika, und be-
stand, nach dem von der brittischen Regierung ausgestellten In-
struktionen der Hauptzweck der Expedition darin, die geographische
Kenntniss dieser Gegenden, so wie der mineralischen und land-
wirthschaftlichen Hülfsmittel zu vermehren, die Bekanntschaft mit
den Eingebornen zu erweitern und den Versuch zu machen, die-
selben zu veranlassen, sich der Industrie und der Bebauung des
Landes zu befleissigen, mit der Absicht, Rohstoffe zum Export nach
England gegen brittische Manufacturwaaren zu produciren (S. 9).
Und daran knüpfte sich auch die weitere Hoffnung, damit zur
Unterdrückung des in diesen Gegenden noch immer betriebenen
Sclavenhandels beizutragen, der, wie wir S. 8 lesen, das grösseste
Hinderniss der Civilisation und der Ausbreitung des Handels ist,
daher auch die von der englischen Regierung zur Unterdrückung
desselben angeordneten Massregeln gebilligt und gelobt werden,
auch wenn die schwierige Ausführung derselben noch immer nicht
diesen Plandel völlig zu beseitigen vermocht hat, dessen gänz-
liches Verschwinden zugleich als eine Hauptaufgabe der fort-
schreitenden Cultur und Civilisation erscheint. »So bestand also
der Hauptgegenstand unserer Forschung (so heisst es S. 6) nicht
darin Wunder zu entdecken, die bald ihr Interesse verlieren, zu
staunen und von Barbaren angestaunt zu werden, sondern viel mehr
das Klima, die Naturprodukte, die Localkrankheiten, die Einge-
bornen und ihre Beziehungen zur übrigen Welt kennen zu lernen« ;
damit also nicht blos einen Beitrag zur näheren Kunde dieser im
Ganzen fruchtbaren, aber kaum bebauten und benutzten Länder
zu geben, sondern auch eine Veranlassung zu geben zu weiteren
ähnlichen Unternehmungen, die, wenn es gelungen, die in Bar-
barei versunkene Bevölkerung dieser zu entreissen, auch den Seg-
nungen des Evangelium’s Eingang zu verschaffen vermag (S. 2).
Die Expedition, nachdem sie am 10. März 1858 England ver-
lassen, erreichte über das Cap der guten Hoffnung, wo sie gast-
liche Aufnahme fand, schon im folgenden Mai die an der Ostküste
Afrika’s befindlichen Mündungen des Zambesi, um durch dieselben
 
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