Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

DOI chapter:
Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0031

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Montag, 6. Januar 1902.

Zweites Blertt.

44. Jahrgang. — üir. 4.

Er 1 chtin: täglich, Sonntags auSgenommen. — Preis mit Familienblüttrrn monatlich Sv Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition unc- oen Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausfchlicßlich ZustMgcbühr.

Auzeigeuprcis: 20 Pfg. für die Ifpaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Fnr hiesige Gefchäfts- und Privatanzcigen ermäßigt. — Für die Nufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschrtebeneu Tagen wird keinr Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Aenkschrift

nber die Fortsetzung der Wiederherstellungs-
arbeiten am Heidelberger Schloß.

(Schluß.)

Da als erste Aufgabe einer verständigen Rcstaurie-
rungsthätigkeit zu bezeichnen sei, das Dorhandene, soweit
es irgend angeht, zu erhalten, liege hier ein Fall vor,
in dem die Wiederherstellung des Baues in der Gestalt,
die er zur Zeit seiner Erbauung gehabt hat, nicht wohl
in Aussicht genommen werden könne. Vielmehr werde
bei der Restaurierung des gläsernen Saalbaues der Wie-
Leraufbau in der Gestalt, die er zur Zeit des Kurfü r-
sten Karl Ludwig erhalten hat, vorbehaltlich der
weiter unten zu erörternden Ausnahmen anzustreben sein.
Hieraus solge, datz die Stockwerkseinteilung Karl Lud-
wig's als matzgebend angesehen werden müsss: die Fen-
ster bleiben dann so, wie sie jetzt sind.

Die Decke des obersten Saales bildete zuerst ein Gö-
wölbe aus hölzernen Brettern hergestellt und jedenfalls
kunstmäßig bemcllt. Das Gewölbe lag mit seiner gan-
zen Höhe im Dachdreieck konstruiert, wie sich das an an-
deren älteren deutschen Bauten heute noch vielfach vorfin-
det. Bei der späteren Erneuerung hat man dies Gewölbe
in der alten Form neu erstellt, seine Konstruktion aber
geändert und die Dachbalken daruber hingezogen. Hier-
bei mußte, wie schon gesagt, das Dachdreieck in die Höhe
gehoben und mußten die Umfassungswände des Hauses
ausgehöht werden. Wenn, wie zweckmätzig, das Gebäude
in dem Zustand zur Zeit Kärl Ludwig's wiederherge-
stellt werden soll, so sei deshalb der obersten Decke die
Tonnenform wiederzugeben. Die nachträgliche Mauer-
erhöhung, die jetzt zum allergrößten Teil längst wieder
abgestürzt ist, dürse dagegen aus statischen Griinden nicht
wiederhergestellt tverdcn.

Unter Voraussetzung einer Restaurierung nach die-
sen Gefichtspunkten können die alten Mauern als genü-
gend tragfähig bezeichnet werden, so datz sie einer Er-
neuerung nicht bedürfen.

Da das Dach auf dem bezeichneten Wege seine erste,
geringere, nicht die späte, gesteigerte Höhe wiedergewinnt,
so kann das später aufgesetzte vierte, hölzerne Stockwerk
ter Loggia, das seit langer Zeit nicht mehr besteht, nicht
wieder aufgebaut werden; es würde auch, wenn dies ge-
schähe, dem Schloßhofe keineswegs zur Zierde gereicksen,
Nach den Veränderungen unter Ludwig ist die Höhe der
beiden unteren Geschosse cine äutzerst beschränkte gewesen.
Tie Räume hierselbst waren sicherlich nur zu den unter-
geordnetsten Zwecken zu gebrauchen und sehr dunkel.
Es wird nach Ansicht des Gutachtens dem alten Bau,
von dessen Grundrißteilung in: ersten, zweiten und drit-
ten Geschotz überhaupt nichts bekannt und nichts festzu-
stellen ist, nicht zu nahe getreten, wenn man aus einenTeil
des Flächenraumes jene untersten Geschosse zusammen-
zieht, um damit einen gut beleuchteten Nutzraum zu ge-
winnnen. Aus den Zeichnungen ist eine solche Lösung
dargestellt. Jn der westlichen Partie, wo die betrefsen>-
den Zwisckiendecke aus Gewölben bestand und zwei von
diesen noch erhalten stnd, soll die Geschotzteilung wie-
der hergestellt, von da ab nach Ostcn hin aber beseitigt
beziehungsweise auf eine an den Wänden entlang lau-
sende schmale Gallerie reduziert werden.

Im obersten Stockwerk des Saalbaues har sich zu
aüen Zeiten über die ganze Länge und Breite hin ein

Der deutsche Fleischer von Manila.

1) Erzählung von E. Zimmermann.

(Nachdruck verboten.)

Aus de» Beschützten dcr Amerikaner waren ihre Feinde
Üeworden, amcrikanischer Dünkcl hatte die Filipinos vgur
hellen Erhebung gebracht.

Es war im März 1899, die nafse Jahreszeit stand vor
oer Thür und mitten drin war nian in der dritten Jahres-
Seii der Philippinen, der „Secas", Wclche sich durch über-
Aätzigc Hitze auszeichnet nnd von der trockenen und kiihleren
^ahrcszeit zur Regcnzeit mit ihrer feuchten Hitze überleitet.

Mchrere Regimcntcr Verstärkungcn waren eben von San
»ranzisko eiugctroffen, alle Kombattanten vor Manila zu-
scnnmengezogcn, über welches die Amerikaner trotz aller
"Siegc" noch nicht hinaus waren, es war bekannt, datz
General Otis für den nächsten Morgen einen Vorstotz nach
^ordcn bcabsichtigte auf der Bahnstreckc entlang, die nach
°em !>2 Kilometer von Manila entfernten Dagupan führt.

Es war auch Zeit, dah man das Vorgelände von Manila
°oir Feindcn zu säubcrn suchtc, denn noch schlugen die Kugeln
°rr Filipinos fast täglich in die Vorstädte ein, nnd nicht ein-
Aal das grotze Hospital im Norden der nördlichen Vorftadt
^ulumbare gclegcn, war vor cinem feindlichen Handstreich ge-
uchert. Kein Wunder, datz die amerikanischen Krieger des-
Mb nervös gcworden waren. Wo sich nnr ein Busch bewcgte,

richtctcn fich sofort ihre Kugeln hin, und nicht selten kam
sT vor, datz anf fricdliche Bürger, welche in den Vorstädten
sschig jhren Geschäften nachgingen, von ihnen geschofscn

Mrden.

2m Hospital zu Dulnmbate herrschte am Abend dieses
Mges eine lcbhaftc Unruhe. Aerzte, Krankenträger und
stankenpflcger eilten in den weiten Räumen treppauf, treppab,
^ mit Verwunderen überfüllt wareu, und jede Stunde kamen
Züge von Kranken und Blessierten, das Vielfache der

imgeteilter Raum, der „gläserne Saal", erstreckt. Die
Geschosfe darunter sind durch Holzwände in Einzelräume
zerlegt gewesen. Doch ist deren Lage nicht mehr fest-
zustellen. Es wird deshalb und mit Rücksicht auf die
künftige Bestimmung des Baues vorgeschlagen, fie zu
unterdrücken und auf jeder Höhe nur einen ungeteil-
ten Saal herzustellen. Für die Sammlungszwecke kön-
nen dann bewegliche Scheerwände aufgerichtet werden.

Die zwei untereren Stockwerte des Hauses sind,
wie die angestellte Untersuchung erwiesen hat, zwei-
schrffig gewesen. Jhre flachen Balkendecken lourden
durch Unterzüge unterstützt, die je auf einer Säulenreihe
ruhten. Diefe Säulen sollen wieder ausgerichtet werden.
Sie werden in Sandstein ausgeführt. Die Decken sind
aus Eichenbalken zu koustruieren, unterwärts aber glatt
zu putzen.

Das Dach soll gleichfalls in Eisen erbaut und mit
Schiefer eingedeckt werden. Jn den obersten Sälen
erfcheint eine einfache, dem Geschnrack der Zeit Karl
Ludwigs entsprechende Dekoration am Platz.

Zum Schluß des Gutachtens wird bemerkt, datz in
dem westlichen Teile des ejrsten und zweiten Stock-
werks, wo zu irgend einer Zeit einmal eine Knchenan-
lage bestanden zu haben scheint, noch Untersuchungen
nach dem alten baulichen Bestande notlvendig sind. Die-
selben tönnen aber erst dann ausgeführt werden, wenn
das Gebäudeinnen nnd autzen eingerüftet sein wird.
Je nach Ausfall dieser Unterfuchungen werden dann im
Projekte noch kleinere Aenderungen vorgenommen wer-
den niüssen.

2. Otto Heinrichsbau.

Ueber ihm hat ein günstigeres Geschick gewaltet, als
über dem benachbarten gläsernen Saalbau. Der Palast
Otto Heinrichs hat im Laufe der Zeiten keineswegs
eine solche Reihe von Umgestaltungen erlebt, wie sie
jenem beschiedey gewesen sind. Fast alles, was von dem
Hause erbalten ist, gehört der ursprünglichen Bauzeit
an. Nur das jetzt überhoupt verschwundene Dach ist in
seiner Form einenr zweimaligen Wandel ansgesetzt ge-
wesen. Mit dieser Dachform und wie sie zu der nnd
jener Zeit ausgesehen, hat man sich bereits früher ein-
gehend beschäftigt und wenn vor zwanzig Jahren noch
Zweifel darüber ausgesprochen werden konnten, ob eine
gewisse cheinalige Dachform, von der eine erhaltene
Äbbildnng redet, auch in Wirklichkeit einst bestanden
habe, so sind alle solche Zweifel jetzt geschwimden
besonders seitdemOberbibliothekar K. Zangemeister
eine große Anzahl älterer bildlicher Darstellungen publi-
ziert hat, deren Orginale zum Teil schwer zugänglich
sind. (Vgl. Akitteilungen znr Geschichte des Heidel-
berger Schlosses. Herausgegeben vom Heidelöerger
Schlotzverein Band 1, S. 36.)

Es liegt, wie Oberbanrat Sckstifer anssührt, mit der
Dachsrage solgendermatzen:

1. Ter ursprüngliche Ban war von zwei Giebel-
dächern bekrönt, deren Firste von Osten nach Westen
liefen. Diese Dächer waren an der Westfassade mit
ihren Fützen bis aus Hohe des ersten Kehlgebälkes ver-
wachsen. Nach Osten lstn nahm dies Verwachsensein stetig
ab, bis es an den Ostgiebeln selbst überhanpt ge°
schwunden war, so datz daselbst die gegeneinander ge-
richteten Sparren des einen und anderen Daches sich
nicht mehr überkreuzten sondern mit den Fützen frei
voreinandcr standen. Der Grnnd der eigentümlfchen
Anlage bestand darin, datz man der langen Rinne zwi-

berühmten „zehn" Mann, wclche die Amcrikaner, ihren „Sie-
ges"-Nachrichten zufolge, stets nur emgebützt haben ivollen.

llntcr den in dem grotzen Verbandsaale beschäftigten Acrz-
ten fiel eine Frau auf, noch jung, welche die Ledertasche der
Chirurgeu mit den blitzendcn Jnstrumentcu an einem Riemen
an der Seite hängen hatte; stets war sie in angestrengter
Thätigkeit, und obgleich die Aerzte alle voll beschäftigt waren
nnd dcshalb nicht viel Komplimente machcn kvnnten, konnte
man doch erkennen, dah dic jnnge Dame von ihnen mit groher
Achtung behandelt wurde.

Eben kam ein neuer Transport von Verwundeten an nn-
ter Führung eincs Kapitäns; das junge Mädchen, welchcs
cben einem Verwundeten eine Krigel aus der Schultcr zog, ach-
tete nicht darauf.

Da hörte sie plötzlich, Ivie der Kapitän in rauhem Tone
jemand zurief: „Ach lassen Sie doch diesen Deutschen liegenl
Ob bon dieser Spionengesellschaft ciner mehr oder wcniger
stirbt, bleibt sich ganz gleich; machen Sie sich an unsere Leute."

Aufblickend gewahrte die junge Dame noch, wie ein La-
zarettgchilfe cincn stämmigen Mann in Matrosenkleidung lie-
gen lietz und sich an einen Soldatcn wandte. Sie crrötete
hastig, blickte erst unschlüssig umher; dann lieh sie ihren Ver-
wundeten turz entschlossen liegen nnd begab sich zu dem Deut-
schen.

Der Mann lag ohne Bewuhtsein da; er hatte einen
Streifschuh am Kopfe und eine Kugel in der linken Schulter.

Kaum wollte sich die junge Aerztin um ihn beschüftigen,
als sie der Kapitän anfuhr: „Aber Sie hörten doch, dah erst
unsere Soldatcn verbunden werden sollen."

Nun richtete sich die junge Dame stolz auf.

„Mein Herr," entgegnete sie, „ich bin eine Deutsche, nnd
wenn bei Jhnen verwundete Amerikaner zuerst kommen, kom-
men bci mir meine Landsleute zuerst. Zudem möchte ich Jhnen
bcmcrken, daß ich Jhrcm Hcere nnr aus Gutmütigkeit diene
und allein untcr öem Oberarzt stehe, somit von Jhnen keine
Befehke cntgegenzunehmen habe."

Der Offizier wollte voller Wut etwas Heftiges entgcgnen,

schen den Dächern, damit sie besser dicht erhalten werden
künne, ein besonders starkes Gefälle geben wollte.

2. Nachdem dies Giebetdach im dreißigjährigen Krieg
zerstört oder doch stark beschädigt worden, hat Karl
Ludwig gegen 1689 ein Einheitsdach mit der Firstrich--
tung von Norden nach Süden hergestellt. Es war an
den Enden abgewalmt und besaß auf der Hofseite zwer
Zwerghänser mit steinernen Frontmauern.

3. Gegen 1683 mutz ein Umbau des Daches insofern
erfolgt sein, als man an Stelle des gedachten Abschlus-
ses durch Walmslächen einen solchen mit steinernenBrand-
giebeln setzte.

1. 1689 brannte dies Dach ab, es wurde aber sehr
bald und vor 1693 eine neue, wohl mehr notdürftige
Bedachnng ansgebracht, sie besaß wiederum einen First
in der Nord-Südrichtung und als Endabschlüsse wahr-
scheinlich sogenannte Krüppelwalme.

Man darf wohl nicht ohne Grund annehmen, daß:
bei der Zerstörnng des Jahres 1689 die etwa sechs
Jahre vorher konstrnierte Brandgiebel bis zur Höhe
des Kehlbalken stehen geblieben sind, und bei der Dach-
erneuerung die Abwalmung erst auf dieser Höhe be-
gonnen wurde. Das 51rüppelwalmdach hat dann be-
standen bis 1764, wo es mit dem Schlosse überhaupt in.
Flammen aufging.

Jn dem von Oberbaurat Schäfer bearbeiteten Projekte
ift geptant, zunächst üie b e st e h e n d e n F a s s a d e ir
zu r e st a u r i e r e n. Zü diesem Zwecke sollen eine
Anzahl verwitterter und mechanisch beschädigter Steine
ausgestemmt und durch neue Stücke ersetzt werden. Auch
an den inneren Mauerflächen erscheinen gewisse Repara-
tnren angebracht. Der Zustand der Mauerpfeiler ist iui
ichrigen ein solcher, daß, die genannte 'Restautration
vorausgesetzt, die langen Fronten durchaus im Stande
sein werden, die Last einzuziehender Decken und Wände
die Last eines neuen Dachcs nnd neuer Dachgiebel
auszunehmen. Was die Jnnenräume betrifft, so
hat das Projekt zunächst nur die Wiederherstellung der
Parterreräume des Gebäudes in Aussicht genommen.
Jn die Obergöschosse sind demgemäß vorer'st nur die
Eisenkonstruktionen der Decken und die Tragpfeiler der-
selben eingezeichnet, außerdem ein Vorschlag für eine
Raumzerlegnng durch Holzwände, die dem oder jenem
modernen Benutzungszweck entgegenkommen würde. Die
alte Teilnng, die auch aus hölzernen Wänden bestanden
hat, ist aüergrößtenteils nicht mehr sestzustellen. Nur
weitz mau, daß iiber dem Thron- und Kaisersaal des
Parterres eiu größerer Eßsaal lag. Ob vielleicht statt
der eiugezeichneten Wandteilnng dieser Saal wieder her
gestellt werden sollte, kann zunächst dahingestellt bleibsn,
da nicht angenommen ist, daß die Wandteilung mit denr
Restaurationsplan gleichzeitig ausgeführt werde. Diy
Ztosten für die Teilung sind im Voranschlag nicht auf-
genommen.

Bei jeder Ueberlegung darüber, was und wie am
Otto Heinrichsbau restauriert werden soll, ist die wesent-
lichste und Hanptfrage die nach der künftigen Gestaltung
des Daches. Diese Frage hat das technische Gutachten da-
hin beantwortet. daß die verwachsenen Querdächern wis-
derherzustellen sind. Das Gutachten ist dabei von der
Betrachtung ausgegangen, daß die Qnerdächer und die
Zwillingsgiebet, diesc ini Zusammenhang mit den Stock-
werken der Hosfassade, von dem ersten Architekten des
Baues geplant gewesen und auch ausgeführt worden
siiid: wie auch diese giebelgetrönts Westfront der fürst-

nachdcm er aber einen Blick auf die cncrgische Dame geworfen
hatte, zog cr es vor, zu verschwinden.

Dic junge Deutsche.verband ihren Laudsmaun, der auf
einen Augcnblick aus seiner Qhnmacht erwachtc und sie dank-
bar ansah, dann wandte sie sich anderen Verwnndeten zu.

Es war Abend gewordcn, als sie in ihrer Thätigkeit inne-
hielt. Sie gedachte wieder ihres Landsmannes, eilte zu ihm„
dcr jetzt schon wiedcr ganz munter geworden war, und nachdem
sie dafür gesorgt hatte, dah er in eine andere Abreilung kam
und ihn den Pflegerinncn bcsonders empfohlen, schickte sie sich
an, das Hospital zu verlassen.

„Wohin, Fränlein Fricderike?" fragte sie einer der
Aerztc.

„Ein wcnig ins Freie, man erftickt hier."

„Nehmcn Sie sich vor den Kugeln in acht, Fräulein!"

„O, tcine Sorge, unscre Truppen werden die Jnsur-
gentcn dvch fern halten." —

Einige Augcnblicke später lustwandelte Fräulein Frie-
dcrite auf dcn mondscheinbeglänztcn Wiesen, die sich zwischen
den Vorstädten Dulumbate und Tondo bis zum Pasig herab-
ziehen; es war kühl geworden nach der Hitze des Tages, und
cin erfrischender Wind wehte vom Flusse herüber.

Nichts ahncnd und sorglos ging die junge Dame dahin,
als plötzlich cin Schutz krachte nnd ihr einc Kugel dicht am
Kopfe vorüberflog. So tapfer Friederike war, war sie doch im
Angcnblick heftig erschrocken; ein Schrei flog ihr von den Lip-
pen; als abcr eine zweite Kngel der crsten folgte nnd sie zwei
amerikanische Soldaten aus sich zustürzen sah, rief sie ihnen ein
lautes:

„Was soll das!" entgegen.

„Das Umherlaufen ist hier verboten!" brüllt sie einer
der Kerle an.

„Und da müht Jhr auf wehrlose Frauen schicßen!" rief
sie streng. „Führt mich sofort zu Eurem Kapitän!"

Die Soldaten standen nnschlüssig, nochmals wiederholte
Friederike ihren Befehl; da kam aber ein Offizier hinzn.
 
Annotationen