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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0048

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Erhöhung deZ Wohnungsreldes der Beamteü eifordert.
Während auf der eiiien Scite etwa 3140 Lehrer tn d:e
Eesamtausbesserurg vou 630 000 Mk. sich teilen, eihaiien
andererseits 11 258 Beamte cine G.samlausdesser,>na von
2 067 549 Mk., also durchschnittlich jeder erwa 200 Mk.
Wenn die Ausbesserung der Lehrer auch eine bescheidene
ist und ihre gerechten Fordecungen ketncswegs vrllauf be-
friedigt, so wird doch sicherlich Badens Lehrerschaft die
Vorlage als Abschlagszahlung mit Dank evtgegemiehmen,
um so mehr, als der Mimster ausdrücklich erklärt hat,
daß durch dieselbe einer späteren definitiven Regelung der
Gehaltefrage nicht vorgegriffen wird. Jm Landtag dürfte
der Entwurf eine sympathische Aufnahme finden.

Madischer Landtag.

L.6. Karlsruhc, 8. Januar. (17. Sitzung der
zweiten Kammc r.) Am Regicningstisch: Minister
Schenk.l, Ministerialrat Glockner.

Präsident Gönner eiöffnet die Sitzung um halb 12
Uhr. Eingegungeu: eine Petitiou der im Taglohn beschäf-
tiglen Eisenbahnarbeiter um Besserstellung, eiue Eingabe
der Gemeinde Mörtelstein betr. die Errichtung einer Halte-
stelle daselbst. (Heiterkeit.)

Zur Beratung stehen W a h l p r ü f u n g e n.

Abg. Birkenmeyer (Zentr.) beantragt nanrens der
Wahlprüfungskommissivn die Wahlen in Engen—Stockach,
Villingen—Neustadt, Karlsruhe—Land, Pforzheim—Stadt,
Wertheim—Walldürn für unbeanstandet zu erklären. Bezüg-
lich der Wahl in Lörrach—Land haben die neuen Erhebungcn
ergeben, das; die Person des in Hauingen gewählten Wahl-
mannes Georg Friedrich Asal (dessen Name auf den Wahl-
zetteln irrtümlich Johann Georg Asal lautete) Hinlänglich be-
zeichnet war, weshalb die Kommission zu der Ansicht kam, datz
dieser Wahlmann zu Unrecht bon der Wahlkommission abge-
setzt worden sei. Demnach iväre von den 62 Stimmen, die
auf Dreher fielen, 1 Stimme abzuziehen, so datz Dreher nicht
mehr die absolute Mehrheit hat. Die Kommission beantragt
daher die Wahl Drehers für ungiltig zu erklären. ^Abg.
Blankenhorn (natlib.) .und Abg. Dreesbach (Soz.)
erklären sich mit dem Kommissionsantrag einverstanden, deflen
Annahme einstimmig erfolgt.

Durch Los kommen in die Abteilnng 1 :Neuhaus (Zentr.),
L: Geck (Soz.), 3:Freiherr v. Stockhorner (kons.), 4: Grü-
ninger (Zentr.), 5. Goldschmidt (Zentr.). Der Gesetzentwurf
betr. das Wohnungsgeld wird an eine Sonderkommisfion von
17 Mitgliedern verwiesen. Schluh der Sitzung 141 Uhr.

Nächste Sitzung Freitag halü 10 Uhr. Tagesordnung:
Petition betr. Abänderung des Jagdgesetzes.

Berlin, 8. Jan. Der preußische Land-
1 ag wurde heute mit einer vom Grafen Bülow ver-
lesenen Thronrede eröffnet. Bemerkenswert ist aus der-
selben, datz die Kanalvorlage zurückgestellt ist.
Der betreffönde Passus der Rede lautet: Die Regierung
Sr. Majestät des Königs erachtet die Ausgestaltung un-
serer wasserwirtschaftlichen Verhältnisse im Jnteresse der
Landeskultur und des Verkehrs fortdauernd als ein
dringendes Bedürfnis für alle Teile des Vaterlandes,
sis wird Jhnen seiner Zckt eine nene Vorlage nnterbrei-
ten. Aerner ist bemerkenswert, als die Thronrede auf
die Verhältnisse im ehemals Polnischen Gebiete sagt,
nämlich Folgendes: Die Verhältnisse in den doppel-
sprachigen Landesteilen des Ostens der Monarchie haben
eine Gestalt angenommen, welche die ernsteste Anfmerk-
famkeit der Regiernng erheischt. Es ist eine Frage der
Selbsterhaltung für den preutzischen Staat, in seinem
östlichen Provinzen dem Deutschtnni die politische und
wirtschaftliche Stellung zu erhalten, auf welche es durch
seine lange, unter der weisen Fürsorge der hohenzollern-
schen Fürsten geleistete.Kulturarbeit gerechten Anspruch
erworben hat. Die königliche Staatsreglerung wird
die Pflichten, welche ihr die Pflege des Deutschtums im
Osten und Abwehr staatsfeindlicher Bestrebungen aufer'
legen, mit Festigkeit und Stetigkeit erfüllen. Sie zählt
dabei auf die wirksame und furchtlose Mitarbeit der
deutschen Bevölkerung in jenen Landesteilen und nicht
minder auf die Unterstützung des gesamten Volkes, das
ein Znrückefrängen dentscher Sprache und Sittö. als
einen Angriff aus die nationale Ehre imd Würde em-
pfindet.

Jn wirtschaftlicher Beziehnng ist zu erwähnen, datz

die gegenwärtige Tepression auf den Etat nngünstig eln-
wirkt. Wenn gleichwohl Einnahmen nnd Ausgaben ohne
Rückgriff auf den Staatskredit das Gleichgewicht halten,
so sei dies wesentlich dem Umstande zn verdanken, datz
durch eine reichliche Bemessung des Extraordinarinms
in den letzten Jahren eine Reserve für minder günstige
Zeiten gewonnen ist.

Nus Äes Krrrlsrmber Zeitrrvg.

Sei»e Llöingliche Hoheit der Grotzherzog haben dem
Oberschlotzhauptmann Grafen von Berckheim unter Er-
nennung znm Vizeoberzerenwnienmeister und Belaffung in
seinem bisherigen Rangverhältnis die Führung des Obcrst-
kawmeihcrrnainteS ükertragen.

— D!« Versetzung dcs Gerichtsschreibers Wagenmann in
Schwetzingen nim AmtSgericht Sirshein, und des AmtSgerichtS-
sekieiürs Kumpf in Sinsheim zum Amtsgericht Achwetzinaen
wurden ziuruckgeuommcn.

— Dcr G-omcter Robeit Hö nn in Todtnan wnrde zum etai-
mäßigen Kctastergeometer ernannt.

Kurlsrnhe, 8. Januar. Heute Vormitiag 10 Uhr
empfing der Grotzherzog deu Vize - Oberzeremonienmeister
Grafen vou Bcrckheim, welcher sich zu den neueu Funktionen
meldcte. Danach erteilte L'eine Königliche Hoheii der
Grotzherzog bis 2 Uhr nachmittags einer Anzahl von
Personen Audienz, darunter dcm Amtsgericbtr.dircktor Ribstein,
dem Medizinalrat Dr. Vulpius nnd dem Archittkten Thomas
in Heidelberg. Dazwischen empfing Seine Königliche
Hoheit den Kommandierende:! General dcs 14. Armeekoips
General dec Kavailerie und Generaladjaianien von Bülvio.
Den Nachmittag vermendcte Seine Köaigliche Hoheit zur
Arbeit und hörte sodaun den Vortrag de? Legationsrats
Dr. Scyb. Prinz Withelm von Schwedeu wiid die
Höchsten Herrschaften morgen verlassen, um nach Stockbolm
heimzukehren.

Ausland.

Afrika.

— Der Brief einec angesehenen Burenfrau ans einem
öer berüchtigten K.onzentrationslager ver-
sichert, daß die Burenfrauen trotz aller Leiden entschlos-
fen seien, auszuharren bis ans Ende. Jm Lager von
Standerton habe eine Mutter innerhalb 17 Tagen thre
acht Kinder verloren, während ihre Schwester in dem»
selben Lager deren vier sterben sah. Masern und Keuch-
husten richteten allenthalben unter den Kindern schreck-
liche Verwüstnngen an. Die Bevölkerung des von der
Briefschreiberin bewohnten Kamps, deren Zahl sich fort-
während ändere, stets aber mehr als 2000 Personen
betrage, habe während ain'es einzigen Jcchres 5000
Sterbefälle anfzuweisen.

— General P lumer , der im Norden Transvaals
operiert, hatte am 4. Jannar ein scharfes Gefecht mit
Christian Botha, dem älteren Vruder Louis Bothas,
bei Amersfort. Die britischen Verluste betru-
gen 1 Major und drei andere Offiziere, sowie 19 Mann
tot, fünf Offiziere und 38 Mann verwnndet.

Ein — erfrenlicher — Rechnungsfehler

Beim Abschlutz der 1900er Betriebsrechmnig unserer
badischen I t a a t sb a h n e n ist ein Rechnimgsfehler
untcrlausen, indem Vorräte im Werte von 4 296 697 Mk.
unberücksichtigt geblieben waren. Jnfolge dessen steigen
k) dcr Ei n na hmeü ber s ch utz von 17141 660 Mk.
auf 21 438357 Mk., b) die Rente von 3,27 pCt. mif
4,09 pCt. und der Bctriebscocffizient fällt von 77,53 pCt.
auf 72,02 pCt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 0. Ionnar.

-r- Aus dem Stadtrat. Jn der Stadtratsfitzung vom 7.
dieses Monats wnrden unter anderen folgende Gegenstände zur
Kenntnis und zur Erledigung gebracht:

1. Jngenieur N. Fries wurde mit Zustimmung des Bür-
gerausschusses zum Stadtbaumelster des Tiefbauamtes er-
nannt.

2. Gaswerkskassier Karl Vogt wurde auf seiu Ansuchen
uuter Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienstleist-
ungen auf den 1. März d. Js. in Ruhestand versetzt.

3. Leihhauskassier Heinrich Hoffmann wurde zum Kassier

die Benennung „interessant". die man häufig auch jenen Ton-
dichmngen Berlioz' zusprechen mutz, die man muftkalisch schon
nicht finden kann. , , . _ -.e, ^

Wirklich erqmckend wic eme schone sonmge Landschaft
wirkten daher die ersten Akkorde von BeethoveNs Pastoral-
sinfome. Die Ausführung des herrlichen Werkes wäre eine
nahezn vollendete zu uennen, wenn sich uicht abermals das
Horn dnrch unreine Tongebung ausgezeichnet hätte und in
den einleitenden Takten zuni Hirtengesang wiederholt geradezu
falsch — h, statt c — geblasen hätte, was bei aller RLck-
sichtnahme auf die Schwierigkeit des Jnstruments nicht zn
entschnldigen war.

Ias AueL in Iena.

Die „Jenaische Zeitung" schreibt über den Vorgang:
Jn der Sylvesternacht, früh zwischen 5 und 6 Uhr, be-
gaben sich Student Held und Dr. H., beide Angehorige
der Burschenschaft Gormania, vomMarkte rwer dasKreuz
nach der Johannisstratze. Beide trugen keine Farben.
Sie begegneten einer Grnppe von Herren, unter denen
sich Leutnant Thieme in Zivil befand. Hierbei wurden
verschiedene Bemerkungen scherzhaften und, wie — ins-
befondere von den auf beiden Seiten zunächst Beteiligten
-— zugegeben wrrd, harmlosen Fnhalts ausgetanfcht.
Beide Teile schlugen denselben Weg nach der Johannis-
stratze ein, und zwar so, datz Lentnant Thieme mit sei-
nen Begleitern vorausging. Knrz darauf überholten die
Studierenden diese Gruppe, nnd hierbei erfolgte wegen
der Enge des Trottoirs eine unbeabsichtigte Berührung
Zwischen Dr. H. rnid Leutnant Thieme. Letzterer rief
Len nunmehr vorausgehenden beiden Studierendett et-
was nach, was nach deren Auffassung über den bisheri-
gen Ton des harmlosen Scherzes hinausging. Dr. H.
wandte sich um nnd wies diese Aeußerung zurück. Nach
kurzem Wortwechsel gab sich Leutnant Thiemö als Of-
fizier zn erkennen. Er that dies in verletzendem Tone
nnd fügte in demselben Tone noch einige weitere nicht
mehr festznstellende Worte hinzn. Hier tritt Stnd. Held

hinzn. Ob er dabei Namen und Stand des Offiziers in
ironischem Tone wiederholt, oder lediglich gefragt hat:
„Was sagen Sie da?" oder „was wollen Sie?" hat
ebenfalls nicht festgestellt werden können. Leutnant
Thieme antwortete mit einer beleidigenden Aeutzerung,
Iveit er in Stud. Helds Worten, mögen sie gewesen sein,
wie sie wollen, etwas Spöttisches zu bemerken glanbte.
Ileber die Aöutzernng des Offiziers gehen die Erinne-
Icungen der Beteiligten auseinander, auf jeden Fall
aber war sie stark beleidigend. L-ofort versetzte Stud.
Held dem Leutnant Thieme einen Schlag ins Gesicht.
Leutnant Thieme will mit dem Stock auf Stud. Held
eindringen: dieser fatzt den Stock und zerbricht ihn. Jetzt
treten die Begleiter dazwischen und der von Dr. H. ver-
anlatzte Namensaustausch macht der Angelegenheit ein
Ende. Ausdrücklich mag noch hervorgehoben werden,
datz die beiden Studierenden bis zum Zeitpunkt, wo
Leutnant Thieme sich zu erkennen gab, nicht wutzten,
datz sie es mit Offizieren zu thun hatten, ebenso wenig
wutzten die Offiziers, daß ihre Gegner Stndierende
warm. Leider blieben die Bemühungen um gütliche
Beilegnng ohne den wünschenswerten Erfolg, und so en-
dete denn beim dritten Kugelwechsel auf zehn Schritte
Entfernnng der Zweikampf mit dem Tode des Stu-
denten.

Einem anderen Bericht ist Folgendos zu entnehmen:
Jn der Sylvesternacht hatte nach altem Brauch eine
Kneipe der drei Jenenser Burschenschafter anf dem „Burg-
keller", dem .Kneiplokal der Burschenschaft „Arminia",
stattgefnnden. Hieran schlotz sich gegen Mitternacht ein
Ilmzug dnrch die Stadt, der schließlich auf den Markt ein-
bog, wo Schlag 12 Uhr ein Scheitcr hanfen aufflammte
und die Studenten unter den Klängen der Sylvester-
glocken nnd des Gaudeamus igitur nm das Feuer tanz-
ten. Dann ging der Zng wieder in das Kneiplokal zu-
rück, wo der Kommers fortgesetzt wnrde. Auf dem
Heimwege von diesem Gelage stietz Held, Mitglied der
Bnrschenschaft „Germania" mrd sein Begleiter in der

der Gas-, Wasser- und Elekteizitärslverke und Gasiverks-
buchhalrer Fritz Lreck zum Lcihhauskassier ernannt.

4. Nach dcm Abschlutz der Feuerversicherungsbücher sind
im abgelaufenen Jahre 211 Gebäude mrr einem Brandkassen-
anschlag von zusammen 4 726 100 Mark zugegangen.

6. Jm vrerten Quartal 1901 haben die hiesrgen Aich-
meister 15 Brückenwagen mit Laufgcwicht, 1 Zentesimal- und
10 Decimalbrückenwagcn, 12 Wagen für Eisenbahnpassagier-
gepäck, 40 gleicharmige Balkenwagen, 1 Schnellwage, 4
Höckerwagen, 12 Tafelwagen, 2 Lägnen-, 80 Flüssigkeits-
Matze, 264 ciserne und 359 messingene Gewichte sowre 642
Fässer geaicht.

6. Nach dem Geschäftsausweise der Verrechnung der sräd-
tischen Sparkasse wurden bei dieser im vorigen Monate 324
Einlagen mit zusammen 186 663 Mark 67 Pf. gemacht, da-
gegen in 661 Einzelbetrügen znsammen 199 849 Mark 89
Pf. an dre betreffenden Einleger zurückbezahlt nnd hat die
Gesamtzahl der letzteren im vorigen Jahre um 743 zuge-
nommen.

7. Jm städtlschen chemischen Laboratorrnm wurden im
Dezember drei Proben bon Brot, 0 von Gemüsekonserven, 17
von Kühmilch, 5 von Koriander, 5 von Paprika, 1 von Majo-
ran, 6 von Petrolcum, 1 von Safran, 1 von Trinkwasser,
24 von gefärbten Wachslichtern und 16 von Wurst untersucht
und dabei eine Milchprobe beansrandet. Die Untersuchung einer
Probe Kindermilch aus der Milchkuranstalr des Johann Baur
lieferte ein günstiges Ergebnis. Von den 85 Untersnchungen
erfolgten 84 im Auftrage von Behörden und 1 anf Antrag
eines Privaten.

8. Das ErgebniS der Holzversteigerung vom 30.—lll
Dezember mit einem Erlös von 18 748 Mark wnrde geneh-
rrrigt.

9. Das Gebnrtsfest Seiner Majestät des Kaisers soll in
derselben Weise wie in den früheren Jahren gefeiert werden.

10. Gegen die häufrge und lange dauernde Sperre des
Ersenbahnüberganges an der Rohrbacher Stratzc sür die Wa-
gen der Pferdebahn sollen Schritte bei der Gr. Generaldirektion
der Staatseisenbahnen gethan werden.

11. Das Geschenk des Herrn Kunsthändlers Edmund bon
König dahier an dic städtifche Knnst- und Alterrümersamm-
lung, bestehend in eiuigen seiner neuesten Verlagspnblikationen,
wnrde dankend entgegengenommen.

12. Dre Werderstratze auf der Strecke bon der Schröder-
bis zur Moltkestratze soll Gasbeluchtung erhalten.

13. Die Vorlage an den Bürgerausschutz, betreffend die
Abänderung des Ortsstatnts über das Gewerbegericht Heidel-
berg, wurde festgestellt.

Der Kohlenring gescheitert. Jn Köln f.md am 7 ds. die
entsch idrnde Versammiunq der Kohien-Großhändler von
Manliheim. Mainz uud Fraokfnrt o. M. behufs Grünsung eines
nsuen Kohleuringes stalt. Lie ging »ie die „Koln. Voiksztg."
meldet, ergebnislos auseinander.

R. Ehrung eines Heidelbergers. Herr Louis Bessels in
Paris, ein geborener Heidelbciger, dem für seine Beidienste bei
de: Weltoussti'llüng in Poris im vorigen Jahrs der Preußische
Krorensrden verliehen würde, erhielt iiunmshr auch von der fran-
zösischen Regi>rung eine Anszeichnung, indem er zum Ritter der
Ehrenlegion crnannt wurde.

) ( Znr Frage der Wiederhersteüung des Schlosses. Der

Architektenverein zu Berlin, ein Zweigverein vom allgemeinen
deutschen Architektenverband nnd Jngcmeurverein hat sich in
sciner Sitznng vom 6. Jan. ds. Js. mit der Frage der Wieder-
hcrstellnng des Heivelberger Schlosses beschäftigt und er--
klärt: „Die Bautechnik hat keine Mittel, die frerstehenden
Umfassungsmanern des Otto Heinrichsbaues in ihrem jetzigen
Bestande zu erhalten. Wollte man durch Ausbefferung, Ver-
strcbnng und Verankernng der Ruine noch eine gewisse Lebens-
frist sichern, so würde ohne Zweifel der Reiz des Bauwerkes
verloren gehen. Den Otto Heinrichsbau gegen weireren Ver-
fall zu sichern, tann nur durch gründlichen Schutz gegen die
Einwirkung der Feuchtigkeit, dcs Frostes nnd des Sturmes
geschehen. Nur durch Bedachung und Ausbau des
Schlosses wird diescr Zweck erreicht. Der Architektenberein
spricht daher die Hoffnung ans, datz die badische Regierung
nnbeirrt durch allc Widersprüche die Wiederherstellungsarbei-
ten fortsetzen und zn einem glücklichen Ende führen möge."

s- Selbstmord. Ein Kanfmann aus Friedrrchshafen, der
den 9,50 Uhr hier eintreffenden Schnellzug benutzte, hat sich
unterwegs im Abtritt des Znges erschossen. Der be-
treffende Wagen wnrde in Bruchsal ausgesetzt. Der Kauf-
mann hatte drei Briefe bei sich.

-r- Polizeibericht. Ein Hansbursche wnrde wegen Dieb-
stahls, ein Fr.aucnzimmer wcgen Umherziehens und vier Ar-
beiter wegen Bettelns verhaftet. Zwei Personen kamen wegen
Unfugs zur Anzeige.

(I) Dilsberg, 8. Ian. (G e l d d i eb st a h l.) Am Syl-
vesterabend während des Gottesdienstes wurde dem hiesigen
tatholischen Geistlichen der Betrag von 180 Mark gestohlen,
Die Diebsperson, ein Ende der 20er Jahre stehendes Frauen-
zimmer, war als frühere Pfarrersköchin mit den Räumen des
Pfarrhofes vertrckrit und hatre, da alles verfchlossen war,
leichtes Spiel. Sie sitzt nun hinter Schlotz und Riegel. Der

geschilderten Weise zwischen 6 und 6 Uhr mit dem Leut-
nanl Thieme zusammen, der mit einem anderen Leut»
nant, beide in Zivii, mit einem Piädchen nnd einem ilni»
fvrm tragenden Fähnrich die Johannisgasse herauskam.
Nachdem im Ehrengericht ein von studentifcher Seite ge-
machter Versuch, die Snche durch ein Duell auf schwere
Säbel auszutragen, von Seiten deü Offi'ziere abgelehnt
worden war, wurde ein Dnell anf gezogene Pistolen bei
zehn Schritte Distanz nnd mit fünfmatigeni Kugelwechsel
vereinbart. Es ist dies umsomehr zn verwundern, als
Thieme als bester Pistotenschütze des Bataillons wekannt
war nnd bei so scharfen Bedingungen der Ausgang kanrtt
zweifethaft sein konnte. So erhielt denn im drittett
Gang Held, der links schotz, einen knnstgerechten Blatt-
schuß; die Kugel schlug nnterhalb der linken Achselhöhle
in die Brust, zerriß die großen Hj»czgefäße und ging
an der rechten Seite des Körpers heraus; der Getroffentt
stürzte im Feuer zusammen, ein Blutstrom drang aus
dem Mund und nachdem er noch einmal die Augen aust
geschlagen, war er tot. Auch seine .Kugel hatte getrost
fcn und zwar den Hals Thiemes dicht an der großett
Halsschtagader; hätte er diese zerrissen, fo hätte der tratt'
rige Vorfall ein zweites Opfer gefordert.

Karl Held war am 14. Dezember 1880 als Sohn est
nes Eisenbahnbetriebssekretärs in Straßburg i. E. ge^
boren. Seine Eltern wohnen jetzt in Halle a. S. Held
studierte von Ostern 1899 bis Ostern 1901 in Jena,
dann ein Semester in Berlin, worauf er nach Jena zurück'
kehrte. Die Leiche Helds wurde Diönstag Vormittag
von der Halle des neuen Friedhofes zum Jenenser Bahw
hos gebracht, nm nach Sangerhansen übergeführt ztt
werden, wo die Beisetzung ini Erbbegräbnis der Familst
Held erfolgt. Dem Verstorbenen gaben Prorektor urü
Senat der Universität, Mitglieder des Offizierskorp»
und Vertreter der Studentenschaft mit ihren Fahnett
das letzte Geleit.
 
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