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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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^rscheint tügUch, Sonntags «uszenommen. — Preis mtt FamilienMttern monatlich 50 Pfg. tn'S HanS gebracht, bei der Expsdition und sen Zweigstellen «Sgeholt 40 Pfg. Durch die Post d -

zogen virrteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

^Nzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamszeile 40 Pfg. Für hiesige Gejchäfts- und Privatanzeigen ermaßigt. — Für die Aufnahme von Anzsigen an b-stimm!
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen- Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

DieMag, 14. Januar 1902.

Zweites Blatt.

44. Jahrgaug. — Wr. 11.

Deutsches Reich.

— Es wird der ,N >tlb. Corresp." bestätigt, daß
Namentlich auch die b airrsche Regierung abgeneigt sei,
dem vom Reichstag gefaßten Beschluß wegen Aufhebung
des Jesuitengesetzes beizutreten.

— Zu dem vielbesprochenen Rentenprozesse des Grafen
Erjch zu Lip pe. We ißenfeld gegen den Graf-Regcnten
Ernst zu Lippe und dessen Brüder ist uunmehr das
Urteil vom Landgericht zu Detmold gesprochen. Es wurde
dahin erkannt, daß die Mitglieder der Biesterfelder Spezial-
Unie seit 1884 nicht mehr berechtigt zum Empfang der
Rente seien da der Beweis der freiherrltchen Abstammuug
der Modeste von Unruh nicht zu führen ist. Jnfolgedcssen
ist der Regcnt und Graf Leopold zur Rückzahlung der seit
1884 erhaltenen Rente, soweit Graf Erichs Anleil in
Frage kommt, verurteilt. Bezüglich des letzteren hat sich
das Gericht für zuständig erklärt, da Graf Leopolv seinen
Wohnsitz in Meinberg- har. Die Verhandlung gegen die
«nderen Brüder des Regenten wurde ausgesetzt, da noch
geprüft werdensoll, ob das Delmolder Landgertcht zuständig ist.

Bade».

— xr arlo r u h o, 11. Ian. 2u seinor Autwort nu
den Obmauu de.s „Badischeu Lehrervereius" auf dessen
-.Ularstelluug" in Betreff der Vorgäuge am M e e r c--
drirger S e nr i u a r bemertt der Großherzogliche
Dber-Schulrat, daß er zwar die dort abgegebeue Versiche-
Aiug des eugereu Vorstaudes. die Erkläruug in deu
^chutzeiruugen zu Grrnsreu R ödets habe der Ober-
ichulbehörde iu teiuer Weise Maugct an dienstlichem
Pflichtgefüyl vorwerfeu wolleu oder eiueu Erugriff iu
deren striständigkeit beabsichtigt, gerue eutgegeuuebme,
üir übrrgLU ader durch die in der Zuschrifl enlhaltenen
^ussührllngen zu euler N^odifikation der in seiner Ner-
stigung vom 26. Augusl v. I. niedergelegtett Anschauuug
Äer das dortiae Vorgeheu in der vorliegerrdeu Ange-
chgenhcit nichl veranlaßt sei. Zwar bestreite der Ober-
Ichutrat dem Lehrerverein öas Recht nicht, sich ru Verfol-
llung ver Vereiusziele auch über Mrßstände in der Er-
aiehimq uud Behaudlunq der lschüler rmserer Lehrer
bildungsaustalten arrszusprecheu, wemr eine Abhülfe in
Biderer Weise nicht zu erwarlen sei; im vorliegenden
»alle aber märe der engere Vorstaud oerpflichlet geweseu,
bor Abgabe einer Erklärung das Ergebnis der gerichk-
Ücheu Verhandlung uud die Stelluug der lluterrichtver-
chaltuug abzuwarteu. Die Strafe der törperlicheu Züch
iiguug in deu LehrerbildungSanstalteu stelle sich durch-
^us nrcht als eiue Fraqe der Pädagogischeu Erziehrmg
^>qr als AuSfluß eiues bchonders zu betämpfendeu
^hftems dar, souderu nur als eiue uuzulässig e
üeberschreituug des ZüchtiguirgSrechts, uud der eugere
^orstand hätte zum Oberschulrat wohl das Vertrauen
baben dürfen, daß er vou sich aus und ohue Dazwischeu-
ireten des L e h r e r v e r e i u s sür eine Befeitiguug der
borgekommenen Ordnungswidrigkeiten forgeu werde
Der eirgere Vorslaud habe aber durch feiue Erkläruug iu
^eiteren Kreisen zweifelloS die PNeinung hervorgerufen,

er dieses Vertrauen zur Oberschulbehörde nicht habeu
ionne, und eiu jolches Vorgeheu, eutspreche uach seiner
^uffassung nicht der dienstlicheu SteMurg und den Pflich-
M der Lehrer gegeir die Oberschulbehörde und mußte
beShalb getadelt werden.

Der Leufelsmusikaut.

ch Novellette von Fkitz Ferna».

(Fortsetzung.)

e Der Wintcr kam rmd mit ihm die Ze!t, wo Margarete
sch für neue Pflichten vorbereitcn mriszte, wo das Lächeln
Mes Mndes all die vielen sorgen vcrgelten sollte, die sein
^ater ihr bereitete. Sie war allein, lauschre auf des Stromes
„ nuscht-n nnd dachte und dachte an ihn, desscn Wwesenheit zu
i^wöhnlich war, uni sie besvrgt zu machen. Das Abendbrot
bereit, im Ofen prasseltc ein lustiges Feuer und die
fionipe smnd auf dem Tische. Margarcte nähte an der Ans-
luNer für den Aiikvmmling, nubc zuweilen stockre sie, wcnii das
^ulen des'Sturmes sie erschrccktc; daim flüsterte sie cin
"lles Gebet für den abwesendcn Gatren; denn sie licbte ihn
Nnnier noch mit der ausharrenden .Kraft weiblicher Liebe
Md so seltsam Gcrhard auch war, gegen sie war er immer
"eundlich rnid liedevoll.

Was anch weiter vorgegangen scin mochte in jener furcht-
nren Zusammenknnfl in der Teufelsschliicht, der Preis, der
ö?n dem Alten gefordert wurdc, schien zu grotz zn sein, demi
)?erhard machre trotz eifrigcn StrebenS keinc bemcrkbaren
stortscheü^. Jm Gegcnteil; als cr eines Täges vor den Bauern
>, ^Üe, war es nichts, aks e!n salsches, wirres Durcheinarider
n Tönen.

st. Die Zuhörer schürtelten crftaunr die Äöpfe; Gerhard be-
^ ?^üe es und warf vcrzweifclr die Violine beiseite. Marga-
^ trar zu ihm, um ihm Mnr zuzusprcchen, doch vcrgcblich.
zB Plötzlich sah sie hintcr dcn Gestalten der Bauern
^unzclige, knockiige und hohnlächelnde Gesicht cines altcn
^uiiiies, Äuch Gcrhard sah es und im nächsteii Augeublick
iva verschwundcn; und der Alte m!t ihm. Seit dieser Zeit
^er oft und längere Zeit vom Hause abwcsend, u.nd sein
"beres verfiel immer mehr, seiu Antlitz wurde immer blas-

Elsaß-Lothringen.

LO. Straßb u r g, 12. Jan. Seitdem in Straß-
burg der große Hafenbau begouuen, ist gleichsam die
gauze Stadt rn Z 1 uß geto m m e n. Gar sertdem die
iLporeninfel zum Hafen geschlagen wordeu ist! Um dre-
selbe aus der ZwaugSjacke des „Rayorrs" zu befreieu, hat
es sich die Stadt mehrere Millioueu kosteu lasseir. Arr
dem Tage. da aus dem so gewonnerren Baugrund massive
Gebäude zu erstehen begauueu, war auch das Schicksal
der Südsront der Festung entschiedeu. ES war nur uoch
eine Frage der Zeit, wauu die jetzigen Wälle salleu uird
Gräbeu ausgesüllt iverden würden. Schou die für dre
Freigebung der Sporeniusel vonr MrlitärfiSkus gelösten
Rcilliouen sind dazu verwendet worden, die wert rrach
Süden vorgeschobene Befestiguug zu stärkerr. Jetzt ist
auch die Eisenbahnsrage im Prinzip entschieden worden.
die durch die Bahn von der Attstadt losgerrssene Neu-
stadt Neudorf süll mit dreser wieder verschinolzerr werdeu.
Tie Bahu wird in weitem Umkrerse, uach Süden, um Neu-
dors herumgeführt uud Neudorf solcherweise ermöglicht,
sich auszubaueu. Damit ist die jetzige Südfrout der Fe-
stuugsaulagc desinitib preiSgegebeu. Dieser Thatbestand
ist denu auch bereitS durch eiue Depesche des Kaisers
den Straßburgeru feierlich verkündei uud besiegelt wor-
deu. Die Folge dreser „Umwülzuug" wird seiu, daß
Straßburg eudlich seine natürliche Lage am Rheinsirom
ivird eiuuehiuen köirneu, von der es dnrch die Festungs-
anlageu der Frauzoseu uud dnrch die so ertlusrv gepslegie
Verbindung nüt Paris abgedräugl wordeu war. Äuf
diese Weife behalteu diejeuigeu Recht, welche gleich nach
1870 die uaturgemäße Entwickeluug der Stadt uach dem
Nherue. Keht, hin ins Auge faßteu. Indetz, da die Fe-
sirmg zunächst genau iu die eutgegengesetzte Richtung
enveitert wurde, ist die Neustadt zunächst dort erstaudeu.
So hat es ein volles Meuschenalter gedauert, bis die deut-
schen Militärbehördeu der Metropole am Oberrhein
ihreu uatürlicheu Spielraum zu göuuen, sich haben be-
reit frndeu lafseu. Ma» ist iu StraßburgMeudorf nicht
wenig iu Spannung uud Aufreguug darüber, wie teuer
der Militärfistus sich die „Großmut" der Aufhebuug
der RavouSzwnugfacke wird bezahleu tasseu. Derselbe
soll vou deu Neudorseru dafür uicht weuiger als sechs
Millioiicu Mart verlaugen!

Ausland.

Frimkreich.

- - Die sranzösischen Miuister iveilten am SamSiag
iu St. Etieune zur Eiuweihuug des Dentmals für
den Leutnant zur See und Erforscher Kambodschas und
Iudochiuas Fraucis Garuier, desseu Fgrschuugsreisen
der ersteschritt zurErwerbung dieserGebiete durchFrank-
reich wareu. Tic Minister wurdeu sehr lebhaft gefeiert.
Aiu Nachmittag hielt der Ministerpräsideut Waldeck -
R o ii s s e a u eine Rede, in der er besouders über den
Ivachseuden Nativnalschatz Frantreichs sprach. Am Abend
sprach er sich über die Arbeit des gegenwärtigen Ministe-
i iums aus imd eriunerte an die durch die uatioualistische
Agitation hervorgerufeue uusichere Lage ber Amtsan-
tritt des gegenwärtigeu MinisteriuniS. Die gegenwär-
tigeu Minister, untcr denen alle republikanischen.Parteien
vertreten seieu, wären gemeiusam thäüg gewesen, ohne
daß seit bald drei Jahren eiue eiuzige Meinuugsvsr-
schiedeuheit ihre Thatigkeit gelähmt habe. Ruhe und

scr »nd seine Wangen hohler, nnd wenn er lächclte, dann war

cs cin nnheimliches, kaltcs Lächeln. Auch sein Jnneres schien
sich zu vcrhärten, er ivurde selbstsüchtiger nnd nndankbarer,
selbst gegen sein Weib. Und doch, wemi der Srnrm heulte,
der Donner rollte und der Regen gegcn die Fenster prasselte
mid Margarctc anf die Rückkehr ihres Gatten wartete, dann
dachte sie nnr an dcn Geliebtcn ihrer Jngend nnd vcrgatz allen
Knmmcr, den sie durch ihn harte.

Schon d!e zwölfte Stunde war vorüber und cr kam nicht —
tranrig lietz sie ihrc Arbcit sinkcn. die von Thräncn benctzt
war. "Da wurde die Thür hastig aufgerisscn nnd Gerhard trat
cin, triefcnd vom Regen. Lachend warf cr sich in einen Stuhl.

„Jch habe esl ich habe es!" schrie er fest etwas an sich
pressend, was cr untcr seinem Rock vcrborgen hatte.

„Was hast Du, lieber Mann?" fragte Margarete.

„Was mich grotz machen wirdl Was mich reich machen
wird! Hicr, hicp ist es!" Dabci pretzte er es noch fester an
sich, wic ein Wahnsimüger.

„Aber was ist es denn?"

„Da sieh! da sieh!" nnd unter dem Rock hervor zog er des
Alten Violine.

Jst die besser, als Deine cigene?" fragte erstaunt sein
Weib.

„Besserl" schrie er wie in Verzückung, „denkst Du nicht
an den wunderbaren Spieler unseres Hochzeitstages?"

Margarete schauderte bei dem Gcdankeii nnd senfztc
schwcr.

„Jhm gehörte die Geige; und jetzt gchört sie mir! Mir
selbst! Und ich tänn darauf spiclcn wie er selbst."

„Verkanfte er sie Dir?"

„Ja, ja, ich kaufte sie nm einen Preis! einen Preis! Soll
ich Dir sagcn wclchen?" Und mit rasender Gewalt fatzte er ihre
Hände; Margarete wurde bleich wie der Tod und zitterte,
doch sie versnchte zu lächeln: „Was war es, mein Lieber?"
mnrmelte sie.

Jhres Mannes Augen starrten sie wild an und sie konnte
den Bkick nicht von ihm wenden. „Soll ich es Dir sagen?"

Sicherheit seieu bald zurückgekehrt und eine Periode
der republitauischen Thätigkeit solgt der Periode der
republitanischen Verteidiguug. Redner zählte dle bisher
genehmigteu Gesetze auf uud suhr fort, die uatiouale
Verteidiguug sei auf vernüuftiger Gruudlage orgauisiert
durch das Programm der Verteidigung der Küsten und
Häfen, der aUniahlichen Umbildung der Kriegsflotte und
der Verteidiguug der Liolouieu. Das thatkräftige Vor
geheu iu Ehina habe dem frauzösischen Einfluß eiu
ueues Gewicht gegeben. Die Anwesenheit des italieuischen
Geschwaders in Toulon habe gezeigt, daß die Regierung
verstehe, Svmpathie einzuslößen, die Auwesenheit des
Kaiscrs von Rußland, daß sie verstehe, das russisch-
srauzösijche Büudnis zu befesügen.

Aus Stadt und Land.

LL. Karlsrntic, 12. Jan. (Zum Regierungs-
I u b i l ü n m des Grotzherzogs) wird die Residenz
ein seltcn schönes Festgewmid anlcgen. Während bisher die
Hänscr nnr mit Fahnen, Teppichen nnd dergleichcn toten
Gegcnsräiiden behängt wnrdcn, sollen diesmal die Fenstcr,
BalkonS nsw. mit Pflanzeii, womöglich mit vlnhenden Planzen
geschmückr wcrden. Autzerdem sollen oon einem Hanse znm
anderen übcr dic Stratze Guirlanden gezogen werden nnd
hanprsächlich an den in die Augen fallciiden Stellen der Stadr,
Stratzen-Eingängen, Stratzenkreuznngen usw. Guirlandeir
Taimenbänmchen, Tannengrün nnd grötzere Dckorationspflan
zen znr Verwcndung kommen. Die Ausschmücküng in gedach-
rem Siiine wnrde von hohcr Stelle schr symvathisch anfge-
nommen. Ciiie andere Kommission hai bereits mir den hiesigen
Haiidelsgärtuern Vorbereitnngen gepflogen, nm Gewitzheit zu
crhalren, ov dic mir Rücksichr auf Lie JahreSzeit in Bctracht
tommcnden iiöligcn Pflanzen anch geliefcrt werden köiuien
und zwar zu cntsprechend btlligcir Preisen. Nach dem Ergebnisse
dieser Vorberarnng darf mit Sichcrheir angeiwmmen iocrden,
datz das nörige Pflnnzcumaterial zn angemessencn Preiseu
geliefcrr iverden kaiin. Seitens der Stadtrats ist in Anssicht
geiiommeii, den Aiarktplatz nnd das Rathans nevst den gcgcn
übcrüegenden Gebäudeu mit einem reichcn Pflanzenschmnck
zn versehen. Jnsbcsonderc sollen dic Karl Friedrich- und
Kaisersrratze, sowic der Schlotzplatz in der angederüetcir Weise
nnsgeschmückt wcrdcn. Für die eirizelnen Stadücile habc»
sich Kommissioiicn gebildct, ivelche von Sachverstäiidigen
(Archirektcn, Künstlern usw.) nnterstützt, die Sache in die
Hand iichmeir nnd den betrcffendcii Bewohncrn gecigncte Vor
schlügc untcrbreitcn wcrden.

Ldl. Knrlsrulic, 11. Jan. (D a s Hanshaltung S-
l c h reri n n enscmina r) des Badischen Frauenvereins,
in dcm alljährlich ctwa 10 Lchrerimicn für Hanshalnings-
schnlen anSgcbildct wcrden, und das von Schülcriimen mis
allen Teilen Dentschlands, sclbst ans Oesierreich nnd der
Schwciz bcsucht ist, hat im letzten Jahrc eine ränmliche Er-
weitcrung erfahren, so datz es jctzr cycr möglich isi, den Anf
nahmcgesuchen, von dcnen frühcr jeweils ein Teil wegen
Platzmangels abgelehnt wcrden mutzte, zu cntsprechen. Die
fünfiiwiiarlichen Ansbildnngskürse bcgimicn jeweils AnfangS
März nnd Teptembcr. Nühere Äuskünft crtcilt die Abteilnng
l dcs Badischen Francnocrcins, Gartcnstratze Nr, 17 in Karls-
rnhe.

ÜX. Lörrach, 12. Jan. (Wi e z n r Mordaffäre
Elz) jetzt gcmeldet ivird, sind thatsächlich Arsenikspurcn in
dcn Lcichenteileii porgefnnden, da cs aber nicht ansgescküossen
ist, daß dicscs Gift crst aus dcr nmgcbendcn Erde in den Leich-
nnm gedrnngen ist, so wnrden gestern auch noch Probcn der
Graberde scitens der Gerichtskommrssion mitgenommen. Zn-
gleich ivurde die Leiche der am 22. April 1896 verstorbencn
16jährigen Tochtcr Emma der Elz ausgegrabcn und znr 1N>
tersnchung nach dem Spital geschafft, da sich die Verdachts-
gründe nach der Seite hin erweitert haben, datz auch dieses Kind

fragte er noch einmal mit ranher Stimmc. Sie konntc nicht

antworteii, aber sie schrie lant anf vor Entsetzen, aks sie sah,
datz sein Gesicht »ichts Menschliches mchr an sich hatte; nue
cinen Augenblick war es gewescn, aber sie konnte cs nicht ver-
gcssen. Hicr sah sie dasselbe höhnische Lächeln, dassclbe fahke
Gcsicht, die.Haarc wirr nm den Kopf nnd nm ihrem Handge-
lenke fühlte sie die knöchernen Finger.

„Gerhard! Mann!" schric sie, in die Knic sinkend, „nm
derBarmherzigkcit willen, sag' mir, was soll dieses grausame
Spiel, ivarnm bist Dn so fnrchtbar oerändcrt?"

„Vcräiidcrt? wieso vcrändcrt? bin ich iiicht Dcin Gattc,
wie immer — ich sehe keine Verändernng; nur datz ich größer
bin, als vorher!"

„Heiligc Jnngfranl Bist Du wahnsinnig — doch geh
ich iverde cS sein, weiui — doch geh fort — nichts mehr! Geh
zn Bett, Weib, gch zu Bettl Sorge für Dich! Jch wollte Dich
nicht erschrecken — iicin, nein —nicht um die Wclt."

„Jn aller Hciligen Namen, ivas soll alles dies?" flehre
daS Weib; denn sic las in seinen Angen etwas Furchtbares.
„Wcnn Du Dich mit dem Tcnfel oerbündet hast, mich zu oer
nichten! Weiiu mein Blut der Preis deincs höllischen Jnstrn
ments sein soll," schrie Margarete in plützlicher Entrüstnng
anfspringcnd, „dann mögc der Himmel deiner sündigen L-cele
gnndig scin, dn gottloscr Maim, nnd uüch in Gnadcn auf
nehmcn!"

„Nein, neiii, uicht dcin Leben, Margnretc, nicht deincs",
cntgcgnete Gcrhard m!t wildcm Blick.

„Richt meinesl iiickst mcincsl Dann ivohl das mcineS
Küides, mcines nnschnldigeii, uiigcboreiicii KindeS? Ach, dn
gransnmeS Ungeheuer, hast dn überhaupt cin Hcrz in der
Bnist? Dafür dein gransamcs Mitlcid. Dn wolltest mich
nicht erschrecken, ans Fnrcht, daß mcin Kind stcrben könnte
mw du deine Beute verlieren würdest! O du Unmensch, wilder
als die Besticn des Waldes, die doch ihre Jnngen lieben nnd
schützen, aber iiicht hiiwpfern. Gott, Gott möge dir ver
geben!"

(Schlntz folgt.)
 
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