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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0116

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Mmstag, 18. Januar 1902.

Aweites Blatt. 44. Jahrgaug. — 15.

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^chrinl räalich, Somrtags -nsgcrwmmeu. — Preis mit Famllienblättrrn ownatlich 5V Pfg. in'd HauS gebnlcht, bet der Expedition nnd oen Zweigstellcn abgeholt 40 Pfg. Durch di« Post b,'.'

^ zogcn viertrljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Znstellgebühr.

''keigcupreis: 20 Pfg. für die Ifpaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezelle 40 Pfg. Für hiestge GefchäftS- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
^^rgefchriebenei^^n^ir^cinc^erarüwortliäMt^berE

Ein Trankopfer am Kraöe vo» KHrisien.

-... Auf dem weiten Platz vor Taiyuanfu, wo sich der
st?chtige Grabhügel üer emordeten Missionare zeigt,
^ dichtgedrängt, Kopf an Kopf, die chinesische Bevölke-
der Stadt versammelt. Ein Gerüst aus Bambus
Mattcu gefertigt, bedeckt mit rotenr Tuch und rot-
i,"denen Rollen, anf denen ltobpreisungen der Toten
Wen, ist über dem Erdhaufen errichtet. Älusik von
tuvlen nnd Saitenspiel ertönt. Feierlich in Amtstracht
Mt sjch der Gesairdte des Gouverneurs der Provinz,
^Mler ihin das Gefolge. Der Gesandte wirft sich nie-
i^- berührt wiederholt mit der Stirn den Boden und
"'rtcht:

j »Seine 'Excellenz Tsengtschunsnan, der Gouvenetir
Provinz, hat heute am dritten Tage des sechsteu
^wnats mich, Panliyen, Anwärter auf den Posten cineS
^cktriktsmagistraten nnd Vorsteher des BureauS für
^einde Angelegenheiten, gesandt, damit ich den seelen
evangelischen Missionare hicr anl Grabe Speise- nnd
^ankopser darbrächtc und danach den Manen der Hin-
L^iordetcn ehrsurchtsvoll ein Sühnegebet verlese. Das
. ^td, welches sich um ihre Seelen schlang, war ansier-
^demlich verheißungsvoll. Sie wnrden geboren wie
..'knie, die aus der Unendlichkeit in die Mitte des Welt-
^ gelangen. Ihr irdischer Gebutsorl war berühmt
Lr der wcstlichen Nacht bis zu den Jnseln der Seligen.
-Ie kamen über das weite Meer aus den entferntesten
^fgenden. Sie waren tief gegründet in aller Weis-
?ck nnd ErkeniUtiis nnd wohnten nnd wirkten nnter nns
;,"d lhaten GuleS. Sie gründeten Schulen nnd bauten
„sonkenhäuser. Wenn die Ernten niitzricten und die
z'chen Wasscr der Ströme hoch über die^ Ufer glngen,
Men sie dencn, welche in Not waren. Tw liebten das
und durch sie wurden die Völkcr des Ostens und des
^stens zu einer Familie vereinigt. Jhre Reljgion fand
^crsr Aufnahme in China durch den Kaiser Tsengknan
dor Tang-Dynastie (627 n. Chr.), der Tempel baute
,^d sio reichlich ausstattete für die „grotze reine Sekte"
/^storianer), Tsengknan hat einen „Lobpreiü deS sie-
jIUen Tages" versaht und ihnen kaiserliche Gnnst und
L^ren geschenkt, wie noch hente in den Archiven der
Uuglnsz (d. h. in den Archiven der Tang-Dynastie) zu
s ist. Und dann sprang Plötzlich jene nnglückselige Be-
Astung in Peking aus. Die Lente des roten Tnrbans
jF°rer) erhoben sich, und unsäqliches Weh nnd Elend zog

tzi

,?r daS weite Land. Nie hat die Erde solch ein tötliches
bervorgcbracht, wie diesen Wahnsinn der Boxcr.
hMu, , Weiber nnd Kinder wurden ermordet, alles Le-
- den Dörfern und Städten wnrde erstickt. In den
,i-,uuen irren die abgeschicdenen Geister der Erschla-
^Ncn, sie fahren anf den Siintpfen umber wie Irrlichter,
don sriedlicheit Bürger erschrickt nachts der grätzliche
^chroj oines Geistes, der aus den Bergen durch die Stille
Nacht zu >hm dringt. Die Seelen der hingeschlachte-
^ Missionare haben ihre Leiber in Rechtschaffcnheit be!
iv?Nrl, sie sahen dcn Tod nur als eine Heimfahrt an,
hp E>t scharse Waffen noch reines Gold konnten ihren ho-
i, Sinn bewegen. Obgleich die Schwerter, welche sie
,/sllliri-en, dicht wie die Bm me des Waldes waren, so
ihnen doch der Tod so sütz, als setzten sie sich zum
i 'llschstou stNahle niedcr. Das kam daher, weil eine Er-
llitnis sie über die große Mafse emporhob tind ihr Jn-
dnrch ein Licht erlenchtet war, das heller strahlte
»Ddas Sonnenlicht. Nur ein

Gedanke, nur cin Wille

Kine fast ungkauötiche Geschichte.

xj Tie meisten tinserer Leser erinnern sich vielleicht noch
Broschjsi-x, wclche der iin Kaisermanöver 1893 durch
Kanonenschutz ins Gesicht erblindete Hauptmann
t h e r iinler dem Titel „Tie Geschichte meiner Er°
h' lldung" bei I, Hörning bier, veröfsentlichte, Es war
^ kcui-juiehen, datz diese Schrift ein smgewöhnliches
j, lls,'hx-,, „lachcu wiirde, da in derselben eine ganze Reihe
sv'f Enlhüllungen gemacht worden ist, welche ini grotzen
'Hsiblil'um bistzer wenig oder gar nicht bekannt war.
jj s'Nn das, was der Erblindete als Thatsachen veröffent-
hatte, wahr war, so hätten die in dieser Broschüre
sjff voller stcamenSangabe kenntlich gemachten Personen
ipIcr verdient, datz gegcn sie gerichtlich eingeschritten
hjmde: waren diese Thatsachen aber nicht wahr, dann
j, ll? inan ohne Nücksicht auf den vom Uitglück schwer
sitz -llmen Hauptmann, gegen diesen gerichtlich ein-
jjNcilen müssi'u. Beim aufmerksamcn Leseit seiner Per-
j>^lltlichuiig wird man zn der Ansicht kommen müssen,
^ » dieselbe von dein Vcrfasser nnr desbalb geschrieben
d^oen ist, iveil er vert'lagt sein wollte. Der Reichstag
Hsi.chÜftigte sich mit dieser Broschüre ain 16. und 21.

1898: daim wurde es in den Zeitungcn still nnd
glanbte, dic Angelegenheit sei erledigt.

H. ^or einigen Tagen hat nun der eingangs crwähnte
tz llbtiiiann ebenfalls bei I. Hörning lsier, eine nene
lj^ » schüre veröffentlicht unler dem Titel: „Veröfsent-
^^llng der geheiinen kriegsgerichtlichen Aklen im Falle
bv.lliner," Man stände dcm kleinen Buche gegenüber wie
ffner „imglaublicheu Geschichte", wcnn der Verfasser
^>c Vorsicht gebraucht hätte, die gerichtlichen Be>-
^ ffir seine Angaben mit abdrucken zu lassen.

em

uitd Ziel lebte in ihnen fesl und klar, wie ein Schiff, daS
auf den Wassern schwebt und unbeirrt den Kurs nach
seinem großen Ziele innehält. Jhr habt nicht vergebens
gelcbt, Jch bezeuge hier feierlich eure Aufrichtigkeit,
die wie das Himmelsticht war, und eure Treue, die den
ewigen Bergen glich. Nun, wo wieder Wolken nnd Ne-
bel verweht und die bösen Einflüsse gebannt sind, hat
der Himmelssohn ein heiliges Dekret crlassen, daß auf
enrent Grabe ein großer Gedenksteiu errichtet werden soll,
iiin euer Gedächtnis der Nachwelt klar nnd ohne Tadel
zn überliefern. Die euch verfolgten, peinigten und tö-
teten, haben eine schwere Sünde nnd Schuld anf sich ge-
laden. Zlber seht, rmgsum steht renvoll ein Volk, das
sich schtildig fühlt, nnd vor den Ohren aller nnd mit der
Zustiminimg aller verlefe ich hente an eurem Grabe die-
ses Gebet. Wir sind gekommen mit köstlichen Speisen
nnd breiten ein leckeres Mahl vor euch aus. Jn herr-
lichen Gewändern und mit ranschender Seide naht sich
ench ein feierlicher Zug. Höret die Töne der Flöten und
der Geigen und den Klang der Zynibeln, die in das Reich
der Schatten hinnbklingen. Wenn ench anch die Spitzen
der Speere und die S-chärfe der Schwerter traf, so war
das nur für einen Angenblick, dann war alles vorüber.
Das Andeuken an euch aber wird tansend Herbste
währen. Wir preisen enre Tugend. Möget ihr abge-
schiedenen Geister merken, daß wir ench ehren, damit ihr
die Lebenden vor Tod und Verderben schützt. Nehmt un-
ser Gebet und nnsere Gaben hin. (Ostas. Llayd.)

Zur inneren Kntwicktung der Sozial'-
demokratie.

Der Brüsseler Korrespoitdent der „Frantfurter Zei-
tnng" macht daranf ailfinerksam, datz, wenn im Lanfe
von wenigen Monaten in Frankreich, Jtalien nnd Bel-
gien sast gleichzeitig die hervorragendsten nnd führend-
sten Geister der -s o z i a l d e m o k r a t i e sich von dem
„vaterlandslosen" Marxismus lossagten und sich zu
eineni gelänterten NaLionalismuS bekannten. „Wir ita-
lienischen Sozialisten lieben vor allein nnd als höchstes
Ideal die Menschheit imd ihre Ziele. Wie lieben aber
daüieben von ganzem Herzen unsckr kleine^es 'Patem
land, unser schönes, teures Jtalien." So hatte Enrico
F erri sich vor einigen stNonaten int Brüsseler Volts-
haus vernehmen lassen. Und Edmond Picard, der
sozialistische Senator nnd in litterarischer Hinsicht die
bedeutendste Persönlichteit der belgischen sozialistischen
Partei, schreibt in seinem neuesten Bnche, in seiner Beichte
„Ist ein stNann vollständig, wenn er kein 'Nationalbe-
wnßtsein hat? Kann man sich ein Blatt vorstellen, das
von keineni Baume stammt, eine Feder, die von teinem
Vogel wäre? „Das Vaterlandsgefühl, so meinte er wei-
ter, ließe sich in die starke, umfassendere aber auch
vagere und unbestimmtere Liebe zur Menschheit ats ein
tösllicher Edelstein einfügen, vhne datz es dieser schade.
Jn einer Artikelseric in der „Petite Repnblique" suchte
Janres nnlängst darzuthim, datz die Arbeiter unbe-
schadet ihres gemeinsameit und internationalen Emanzi-
pationskampfes dennoch aufs innigste mit dem nationa-
len Lcben ihres Landes verbnnden blieben. „Ebensv wie
als Menschen, so haben die Arbeiter auch als Proletarier
nnd als Revolntionäre ein Vaterland." Vander-
v e l d e, der sehr überlegte imd scharf blickende Führcr
der belgischen Sozialdemokratie, erklärt sich in einem

Artikel des „Penpie" mit Picard nnd Iaures völlig
einverstanden. Auch er will jetzt den Patriotismus der
Arbeiter. Tie Entdeckimgeu von Ianres, Ferri, Picard,
Vandervelde sagen dem autzerhalb der Sozialdemokratie
srehenden Betrachter nichtS Neues. Er wutzte längst, daß
die Propheten deS „Lilassenkampses" den Konkurrenz-
t'ampf der Nation nnd die damit eng verwachsenen
iiationalen Verschiedenheiten seit den Tagen von Marx
und Engels zu sehr anßer acht gelassen hatten. Jhm
war es vor allem längst klar, dah die Sozialisten sich
damit schadeten, datz sie den idealen Gehalt der Patrio-
tischen Idee vom Gesichtspunkt eines bleichsüchtigen Theo-
retisierens aus verkaiinten und nnterschätzten. Er wair
überzeugt, datz in einer Epoche ausgesprochensten natiö-
nalen Selbstbewußtseins der Sozialismus die in der
Vaterlandsliebe enthaltcnen gesunden imd grotzen Keime
eines Tages entdecken inllsse und für sich nutzbar zu
machen streben werde. In Frankreich, Jtalien und
Belgien hat die Entwicklung nnn deutlich diesen Gang ge-
noinmen. Es läge, so meint der genamite Korrespon-
dent des Frankfnrter Blattes, dnrchans im Jnteresse der
Zuknnft der demokratischen und sozialen Idee in Deutsch-
land, wenn auch dicFührer der deutschensozialdemokratie
sich nnzweidentig in diesem Sinne aussprechen wollten,
damit mit dem Gerede von ihrer Reichsfeindlichkeit und
Vaterlandslosigkeit ein für allemal aufgeräumt würde.

Aus Stadt und Land.

'IBom Ldcnwald, 17. Jan. (FU r I ag dl i eb h a b c r.)
Wnr der schönsten und ergiebigsten Jagden kommt am 8. Fcbr.
in Ober-Schönmattenwag zur Neuverpachtung. Auher viclcii.
Nehen enthalten die herrlichen Jagdgründe auch Hirschc,
Auer- und Mrkhähne. Da nun die neue Bahn den Jagdbezirk
dcinahe berührt, so erwartct die Gemcmde, datz auch aus-
wärrige Jagdlicbhabcr sich findcn, und dcr Gemeinde etwas
gröhcrc Emnahmen zusUhren werden als seither.

ttntcr-Schönmattcnwag, 17. Jmi. (N a t u r s e l t e n -
heit.) Der Landwirt Valcnrin Lehn dahier hat thatsächlich
am 13. ds. Mts. auf scincr von einer Quelle überrieselten
Wiesc frisches Gras gcmäht. Bci gclmden Wintern ist dies
auf fraglichcr Wiese ihrer schr günstigcn Lage wegen in diescr
Zeit friihcr öster vorgekommcn.

Aus Baden Einem wirklich dringcnden Bedürfnis scheint
eln Berein abhelfen zu wollen, der unter dem Namen .Berein
für V'ibesserung dcr Fraucnk eidung- am 13. Januar von eiucr
größcren Anzohl von Damen in Karlsruhe ins Leken ge-
rufen wurdc. Derseldc veifolg? den Zweck, iu dcr weiblichen
Bevölkerung der Slad! dcn Lrinn sür eine gcsundheitsgewähc
Aeidung zu wccken und zu fördern. — Die Frau deS Alt-
bürgenneisters Steinmeö aus Durlach, .deren Mutter in
Wilfeidingeu geboren ist, überwics der Gemeinde Wilfer-
dingen die Suwme vön 10600 Mk. Dcr Gemcindcrat hat
dic Suwme zu veiwilten und von den Zinsen eine Otts-Keanken--
schwcstoe auzustellen. welche dic Äranken dcr Gemeinde zu pfle-
gen hal, Bon dcm Reste sollcn bcdüistige Krankc Unterftützung
erhalten. — Die Marxzeller Mühle, ein von den Residenz-
lern und Uonimcifrischlcrn mit Vorlicde frcqucntterter Gasthof.
ging bei dei zweilen (Zwangs-)Versteigeiung um den Preis von
49 200 Mk. in dcn Bcsitz der Biauercl Printz in Karlsruheüber.
Der Kaufprcis bleibt weit hinter dcm Anlchlag (90000 Mark)
zmück. — Der lühiige Kurhauswtrr Jakob Reinv->r:t in Baden-
weiler hat dem .Oberrb. L." zusolge das Emilienbad
Grenzach erwoiben und wird dasselbe mit kommender Saison
in Betricb nehmen. Das idylliscbc Anweicii licgt einige Minute»
untcrhalb drs Ortes Grenzach sehr hüdsch im schönsten Rebgc-
lände, wo der tekannte, auch vou Scheffcl besungene „Grenzachi"
am besten gcdeiht. Das „Bad", d. b. die jetzigc Kuranstalt,
wurde vor ca. 20 I-bren aeqenLb-r'iebknde Tnnkhalle, wo-

Leser wird eine, ganze Kette von Thatsnchen vorgeführt,
welche iinter deni Deckmantel der Geheiinhaltnng ganz
anders aussahen, als sie sich vor den bürgerlichen Ge-
richten entpnppten. Unwillkürlich wird inan an einen
„Prozetz Dreyfus in Deutschland" erinnert. und der Ver-
fasser inacht im letzten Kapitel selbst einen Vergteich zwi-
schen seinem Fall und dem Fall Dreyfus; nnr besteht
der große llnterschied, daß dem erblindeten Hauptmann
in allen Teilen sein Recht geworden ist, wäh-
rend Dreyfns noch immer anf eine Wiederausnahmc sei-
nes Falles hofft.

Ter geringe, zur Versügung stehende Raum gestattet
leider nicht, hier anf de-n Inhalt der vorerwähnten Ver-
öffenttichnng näher einzugehen. Alle diejenigen, welche
wissen wollen, lvic es hinter den Kontissen dcr Geheim-
haltung aussieht, werden durch das Lesen der kleinen
Schrist selvst alle die Enthüllnngen sinden, Ivclche der
Vcrfasser nnnmehr schonungSlvS der Oefsentlichkeit über-
geben hat. Wir haben keine Beranlassung, nach irgend
einer Richtnng hin cine Parteistellnng anzunehmen, aber
im Zeitatter der allgemeinen Wehrpslicht können derar-
tige Veröffentlichungen doch unmöglich cinfach aus sich
bernhen. ohne datz man aintlicherseits 'diesen sast un-
glaublichen Ge'cksichten näher tritt. Eine Wunde kann
dadurch nicht heilen, datz man imnier wieder nene Pflaster
daraus legt, nm sie zn verstopfen. So wie der erblindete
Versasser rücksichtlos dcn Lchleicr von emer Menge von
Geheinmissen heruntergerissen hat, so thäte auch die
Behörde ihrerscits gut, Gleiches mit Gleichem zn vergel-
ten: denn totschweigen in so wichtigen Fragen erscheint
dem großen Publikum nur zu leicht als ein Eingesiänd-
nis eigener -schuld. Man mag eiuer polinscheu Partei

angehören, welcher man will, wohl nur sehr wenige
werden die Broschüre mit einem anderey Gedanken aus
der Haud legeu als dem: „Das niützte nnser Kaiser
lesen!" G. B.

HheaLer- und Kunstnachrichien.

Köttingen im nan. Äls erste der drc! Prcm'öcen, dic hier
in Göltinqen ibre Uraufführung stnden iollen, ist für Frcitag,
dsn 24. Jan„ Pros. Dr. K. Dove's (Jena) Boomplaats,
dramotisterlc Episode aus dcn erstcn Buicnkriegen in drei Auf.
zügcn, angesitzl. Man bringt der Dtchtung des bekannten
Forscheis berechtifttes Jntereffe entgeaen. Das Werk ist im
Berlagc der Heidelberger Berlaftsaustalt und Druckcrei (Hörntng
L Berkenbusch) crschienen.

— Mutmatzlich. Witt (cinen grotzcn fertcn Schlnken an-
schneidcnd): „He, Lllte, -ie Sau mntz auch wenig Kummer
und Sorgen gchabt haben ihr Leben langl"

— Bcrcchtigtc Klagc. „Denken Sre, Frau Müllern, nu
Ivar -och mein Acltejtcr als Soldar in China und nich mal
ncn Zopp hat er da sur seinc olle Mutter erobert!"

— Teittlich. Hcrr lnach cincr vcrgeblichen Liebcserklä-
rnng): „Bin ich Jhnen -enn gar nichts, Fräulein Laura? —
,.O -och, etwaS!" — „Ach, sagcn Sie mir, wasl" — „Na,
Wurst sind Sic mir!"

— Sluch cin Bergittigcn. Gast (dazukommend, tme der
Wirl cines Gairhofes einen Jungcn tüchrig durchprügelt) 7
„Das isr wohl Jhr Sohn?" — Wirt: „Nein, meines Brn-
ders Junge, der sich cin paar Tagc hier zum Vergnügen auf-
hältl"

— Unglücklichc Hundcdcsiycr. Unter den Anzcigen eines
Blatrcs war zu lcsen: „Den verehrlichen HundebesiHern zeige
ich hicrmir an, datz ich diesclbcn scheere, waschc nnd chnen
anch dic Qhren sttitze."
 
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