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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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Monta«, 2V. Jannar 1SV2.

Zweites Blatt.

44. Jahrgang. — Ikr. 1k.


^ rscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 5V Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
y. . zogen vierteljährlich 1.3S Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

^Nzeigenpreis:20 Pfg. die Ifpaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiestge Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
Norgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung nnd den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Der Iall' Krause.

Vor dem Zentral-Kriminalgerichtshof in London begann

Prozeß gegen Herrn Dr. Friedrich Eduard
^raugott Kranse, dcn früheren ersten Johannes-
burger Staatsanwalt unter der Burenregierung. Ver-
Urutlich hätte man es in England am liebsten gesehen,
lvenn Herr Dr. Krause zur Verhandlung nicht erschienen
brüre, da das Vorgehen gcgen ihn der Regierung große
Verlegenheiten bereitet. Als die Anklage wider Dr. Krause
^hoben wurde, versuchte man es gerade in Südafrika, die
B»ren durch ein schnetdiges Vorgehen gegen die Kaprebellen
Und Führer der Bewegung cinzuschüchtern und zur Unter-
kersung zu bewegen. Der Versuch erwies sich alsbald als

gänzlich verfehlter und wurde nach einigen Hinrichtungen
und dem Niederbrenncn von Farmen wieder eingestellt.
Der Prozeß gegen Dr. Krause stellt eine Erbschaft dieses
berfehlten Verfahrens dar, und droht die eingcschlummerte
Wirkung der früheren scharfen Maßnahmen, die man zu
bedauern alle Ursache hat, wieder neu zu beleben. Die Ver-
haftung Dr. Krauses hat nämltch seiner Zeit in den
früheren Repudliken und unter den Kapburen cine gauz
vewaltige Aufregung hervorgerusen, die wohl dadurch etwas
"hgeschwächt wocden ist, daß man schließlich von seiner
Auslieferung an das KriegSgericht in Johannesburg Ab-
ftand nahm, die aber neu entzündet werden wird, wenn
Er in London schuldig befunden und abgestraft werden
follle. Zu dem gesellt sich noch, daß Dr. Krause den
Englündern bei der Einnahme Johannesburgs sehr
große Dienste g leistet und auch die Grubenwerke am
Randgebiete vor der Zerstörung gerettet hat — Verdienste,
bte von Loid Roberls bei der Uebergabe der Stadt in der
sückhaltslosesten Weise aneikannt wurden. Das Schltmmste
fst dabei noch, daß Broeksma in Johannesburg auf
^rund der bei ihm gesundenen Korrespondenz mit Dr.
Krause vom Kricgsgerichte dcr genannten Verbrechen schuldig
üefundcn, zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Es
>ft eine sehr peinliche Situation, in die man sich dem
Dianne gegenüber versetzt findet, der große Dienste geleistet
hat, in ganz Südafrika, zum Teil auch unter der loyalen
Bevölkerung, d'e größten Sympathien genießt und als ein
Opfer von Machenschaften und der Verfolgungswut be-
trachtet wird. Der Umstand, daß Dr. Krause allen Rat-
schlägen seiner Freunde entgcgen und untcr Zurückweisung
ihres Anerbietens die zuin Verfall kommende Bürgschafts-
fuinme zu bezahlen, sich doch dem englischeu Gerichte stellte,
hat den Eindrnck crhöht, daß es sich um Zettlungen gegen
'hn gehandelt hat, daß er sich nicht schuldig fühlt und ein
Vertrauen in die englische Justiz setzt, die man sich nicht
helfen kann, dem früheren Burenstaatsanwalt hoch anzu-
schlagen. Am liebsten hätie man die Anklage zurückgezogen;
allein der Schatten Broeksma steht dazwischen und was
da in unüberlegter Weise eingebrockt wurde, muß auch
öegessen werden. _

Die fürs öadische Untertand geptante
Irrenanstatt.

Tie „Südd. ReichSIorresp." teilt mit, daß einc Anforderuiig
mr die deiden xeplanten neuen Jrrenanstalten von der Regierung

durch Nachtragsbudget gestellt werden wird. Sodann teilt die
Corresvondenz auS einer Denkschrift der sachverständigen Herren
Geh Rat Dr. Schüle in Jllenau, Medizinalrat Dr. Fischer in
Psorzheim und Medizlnalrat Dr. Haardt in Emmendingen mit,
wie d!e Anstalten zu errichten wären. Als Ersatz für Pforzheim
soll eine der neuen Anstalten als Pflegeanstalt im Unlerland in
der Nähe von Heidelberg erbaut werden, welche dcr dortigen
Jrienklinik wohl als EvacuationSanstalt wie zur Ergänzunz ihres
Lehrmaterials zu dienen hätte.

Dio Anstalt im Unterlande süll sofort auf ihrerr vollen
Bestand von 700 bis 800 Betten ausgcbaut, die neue An-
stalt im Seekreis dagegen, ihrem kleinen Aufnahmebezirk ent-
sprechend, zunächst nur auf 360 bis höchstens 400 Plätze be-
messen iverden. Als der gecignetste Platz für diese letztere An-
stalt iverde der Platz oberhalb der Station Reichenau liefundeii.

Für die Anstalt im Unterlmid wird der Platz bei Nußloch in
Vorschlag gebracht.

Jn einem Iveitercn Abschnitt der Denkschrift wird sodann
zunächst die Frage der Unterbringung bon Kranken höherer
Stände erörtert und ausgeführt, daß aus berschiedenen ge-
wichtigen Gründcn jede staatliche Jrrenanstalt für die Behand-
lniig dieser Krankcn Einrichtungen und Abteilnngeii haben
müsse, ivcnn auch einer Anstalt (Jllenau) diese Aufgabe in
HLHercm Miaße als den anderen zugeteilt tverden könne.

Die Fürsorge der Epileptiker soll den Pflegcanstalten zu-
getcilt bleiben imd sollen deshalb, wie es in Emmendingen bc-
reits der Fall, mni auch in der Unterländer Anstalt besondere
Abteilungen für diese Kranken bereit gestellt werdcn.

Besonders eingehend wird ferner die Frage der Unterbring-
ung der geisteskranken Verbrecher nnd verbrecherischen Jrren
behandelt. Von der Erstellnng einer besonderen Anstalt für
diese Mischformen von Krankheit und Verbrechernatur wird
abgeraten, dagegen die Errichtung eines eigencn Pavillons
fnr 20—2ö Mäimer zur Unterbringung dcr schwierigsten
Elementc unter ihiien bei der Ullterländcr Anstalt befürtvortet.
Die anderen leichtcn Kranken dieser Art sollen den Pflege-
anstalten zugeteilt bleiben.

Weiter behandclt die Denkschrift zwei sehr aktuelle Themata
— die Volksheilstätten für Nervenkranke und die Trinkerheil-
anstaltcn.

Jn beiden Richtimgen wird ein Eingreifen des Staates
empfohlen.

Die Nervenheilanstalt soll in erster Ltnie für Unbemittelte be-
stimmt sein, für deren Heilung Gemeinden, Korporationen,
Krankenkassen n. s. w. einzutreten haben; doch sollen auch Selbst-
zahleiide nicht ausgcschlossen sein.

Als Erstellimgsort ciiier solchen Anstalt wird ans inneren
sachlichen Gründen die Nähe von Jllenau der Vorzug gegeben.
Zuiiächsi ivird ein Hans für nervenkrmike Männer als not-
wendig bezeichnet, dem sich später eventnell eines fnr Frauen
anzuschlietzen hätte.

Es wäre sehr zn wünschen, dah durch staatliches Eingreifen
diese Frage, deren Wichtigkeit sich immer mehr vordrängt, einer
baldigen Lösung zngefuhrt wird. Etwaigen privaten Bestre-
bnngen würde dadurch kein Boden abgegraben; beiderlei Ein-
richtnngen köimten nebeneiiiander und miteinander ihre segens-
reiche Kraft und Thätigkeit entfalten.

Gleich wichtig ist die Frage der Erstellnng einer Trinker-
heilstätte, deren Notwendigkeit schon durch den Hinweis auf die
Bestimmimgen des Bürgerlichen Gesetzbuches über die Mög-
lichkeit der zwangsweisen Unterbringung vou Trunksüchtigen
in Trinkerhcilanstalten, wie nicht minder durch die wertvollen
statistischen Angaben der Denkschrift dargethau wird.

Es werden die Grundzüge für Bau, Einrichtnng und Be-
trieb einer solchen Heilstätte (zunächst für 50 Männer) ent-
wickelt und als Erstellungsort die, wenn auch nicht unmittel-
bare, Nähe einer öffentlichen Jrrenanstalt (Jllenau oder die
Seekreisanstalt) aus verschiedenen Gründen empfohlen.

Sodanii erörtert die Denkschrift den allgemeinen Bau-
plan und Baustil der neuen Anstalten, sowie die Größe des
für die Anstalten erforderlichen Areals. Es Iverden 72 bis
90 Hektar für die Anstalt im Unterland, 43 bis 84 Hektar für
die Anstalt im Seekreis verlangt, wovon jeweils die Hälfte

ungefähr dem laiidwirtschaftlichen Betriebe zufiele, die anderc
Hälfte als Baugrnnd für dke durchaus im Pavillonsystem zu
erstellenden Anstalten gerechnet wird.

Jm Schlußkapilel endlich wird dargelegt, daß mit Ein-
rechnnng der beiden neuen Jrrenaiistalten im ganzen künftig der
staatlichen Jrreiwersorgung 2810 Anstaltsplätze dienen wcrden.
Dies bedeutet allerdings nur einen Gewinn von 415 neuen
Plützen, wobei aber nicht vergessen werden darf, daß damit
zugleich ein moderner Ersatz für die alte Pforzheimer Anstalt
gcschasfen imd überdies die Ueberfüllnng der übrigen vor-
handenen Anstalten gründlich behoben ist.

Es wird anch der Hoffmmg Ausdrnck verliehen durch die
Erstellung der Nerven- und der Trinkerheilanstalten die Mög-
lichkeit einer aklivcn Prophylaxe der Geisteskrankhciten gerade
i>i den bciden wichtigsten Richtungen zn schaffen, die durch
Heilung der Ursachen und Vorstadien vieler Geisteskrankhciten
ihre besten Früchte zeitigten wird tn der Verminderimg der
Zahl derjenigen, welche der Untcrbringnng in einer Jrrenan-
stalt bedürfen.

Gedankensplitter.

Mehr Lente ringen sich ans fremder Schwäche empor, als
auS eigener Kraft.

* * *

Mit dem Unglücklichen weinen tst leichter, als mit dem Glück-
lichen lachen.

* ^

Die Liebe, die den ersten Fehler sieht, liegt in den letzten
Zügen.

Schmeichler und Bettler sind — Kameraden.

* *

Manche Menschen gleichen den Fahrrädern darin, daß sie sich
treten lassen, um vorwärts zu kommen.

* q- *

Das Gold ist der einzige Magnet, der nnr einen Pol,
einen anziehenden hat!

^ H ^

Je kürzer der Witz, desto länger das Behagen.

Verantworlltcv für den redakltoneUen Tell F. Montua für den

Fnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelbera.

Uisss Oapssln süiä uur
riolit wit äsm tlukärnolc

„2am baoaprsl n" unä äsr

Usiäelbvrg 1. ä. /Ipotkelcsn.
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Universilälsapotkeks

r»iiili»ksprelil

g-sLllt mitSalol V.VS. dest.Sande»«0.r.i LpoiböLgr

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Lkassn «brolnt „„scxatMcl,, nuscl- unci:
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Nur ftcht in roten PalltltN rn s M, I

Lur AsN-LsiLvn

empksbls

LinIaSunllL-, Isnr-, Mnu- unö lirMarten,
Ätillonoröen, Rnaiibondonr.

Vroiisv

Sneewittchen.

Ronian von A. I.

iordtmann.

(Nachdruck verboten.)

1. Kapitel.

Anf See vcrlassen.

Cinc frische Brisc wühlte den Ozean auf, daß seine WeNen
iich in langen grünlichen Wogenreihen mit weißen Kämmen
F- die silbermähnigen Rosse Neptuns — crheben imd in fröh-
licher Jagd donnernd, schänmcnd, im hellen Soniieiilichte gki-
tzenw und funkelild dähinjagen. Drei Tage hat es lustig ge-
stürmt, und bei der gewaltigen Mnsik der Elemente hat dte ko-
sende Stimme des Donners nicht gefehlt. Aber daim hat der
Mceresgott, dcs wüsten Lärmcns nberdrnssig, die Wolken zcr-
sireut, die Nnbändigen Söhne des Aeolus in ihre Höhle gejagt
»nd nur den töneiiden frischen Nordwest draußen gelassen,
^nf datz kcine langiveilige Meeresstille cintrete.

Die wild durcheinander laufende See hat sich gelegt. Ein-
Ntiitig verfolgen alle Thälcr und Bcrge des' Meeres dieselbe
Richtung; sie habcn einen wcitcn Weg vor sich, bis sie an den
^isigen und nebe'lgefesselteii Küsten Reufundlands an das
Mhendc, soimeuhelle Gestade Marokkos gclaiigen, wo sie in
wilchwcißeü Gischt brändend zerschellen Iverden. Lnstig roll^n
Ue dahin, froh, daß sie keinem Hindernis begegnen, das der Jagd
^orzcitig ein Ende macht — Doch da taucht am Horizont ein
bjeißcr Punkt auf — ist es eine somieiibeglünzte Klippe oder
eiii Segcl? — es ist keine Klippe — es bewegt sich, es wird
ürößer, die Sturmvögel und Mövcn, die kaum die Füße netzend
^ivischen den Wellenreihen hin imd her schießen, schcinen es
"'eischend zn verkimdigen und die betreffenden Gewässer auf-
Zäfordern, daß sie das Fahrzeng überrennen nnd versenken,
fstr der Vögel gefräßigen Schnabel frische Beute zu schaffen.
llnd den Flnten scheint das ein lustiges Spiel; sie stürmcn
uorwärts, imd eine Welle nach der anderen stößt triumphierend

an den scheinbar so schwachen Ban, aber keiner gelingt es, ihn
zu vernichten, anmntig leitet das schlanke Fahrzeng auf dic von
links hcranrollenden Wellenberge hinauf und in die Thäler
hinunter, nnr selten mit dem Bugspriet so ticf eintauchend,
daß die See sich darüber bricht und schäumciidcn Gischt über das
Deck ergießt.

Die „Antje Gcsine" ist ein neues Schiff nnd hat in den
Registern des Lloyd die erste Vcrsicherungsklasse; sie ist stark
nnd steuert leicht; cs schadet ihr nichts, wenn ab imd zu beini
Durchschneiden der heranprallenden Wellcn bas ganze Fahrzeug
in alleii Planlen zittert.

Neben dem Manne am Rnder stcht der Kapitün und beob-
achtet behaglich lächelnd, toelche Fahrt das prächtige Schifs macht.
Die Mannschaft steht imd schlendert müßtg anf dem Verdeck
hernm, aber sre ist vollzählig oben, tvcil die scharfe Brise Acht-
samkeit nnd bei etwa noiwendig werdenden Segelmmiövern
"Schnelligkeit erfordert. Kapitän Lorenzen ist ein strenger und
imnachsichtiger Kapitän, nnd die Maimschaft fürchtet ihn; aber
sie hat auch Vertrauen zu ihm, weil sie weiß, daß er Tod und
Teufel nichr gescheut er würde, wenn cs scin mnßtc, in den Ra-
chen der Hölle hincinsegcln, bei welchem verzweifelten Unter-
nehmen scine Lente sich keinen Angenblick besinnen würden,
ihm zn folgen.

Die Aiittagstimdc rückt heran. Käpitän und Stenermarin
holen ihre Sextantcn, nm die Sonnenhöhe zn beobachten, Der
Mann am Steuer schlägt acht Glasen an, und mit wiegendem
Schritt kvmmt der alte fuchsbärtige Zimmermaim, uni ihn ab-
znlösen. Das Log wird ausgeworfen, nm die Schnelligkeit fest-
zustellen, und dcmn wollen die beiden Ofsiziere in die Kajüte
sich begeben, nm den Standpunkt der„Antje Gesine" zu berechnen
nnd auf dcr Karte abzustecken, als der Schiffsjunge, der den
Ausguck wahrzunhmen hat, ausruft: „Boot ahoil"

Cin Boot in dieser stürmischen Seel

Alles eilt nach vorn, und richtig! — dort treibt es ein Spiel
der Wellcn, cin Kutter, wic ihn größere Schiffe als Rettnngs-
boot mit sich zn führen pflegen. Den Seelenten ist auf den

ersten Blick der Zusammenhang klar; in deni orkanartigen
Sturm der letzten Tagc ist das Schiff, zu dem das Boot ge
hört, lcck geworden, und die Wamischäft hat sich in dcm Boot
von dem Wrack zn entfernen gesucht. Sie sollte aber die Ret-
tung nicht finden; denn das Boot ist gekcntert und schwimmt,
den Kiel zn obcrst, daher; die Jnsassen müssen samt nnd son
ders ertrunken sein.

Die Brise -— derLandbewohner Ivürde sie eineii Sturm nen-
nen — ist zu stark, als daß ein Aufkrenzen gegen sie möglich
wäre. Käpitän Lorenzen würde es seinen Rhedern gegenüber
nicht verantwortcn können, wcmi cr die kostbare Zeit mit dcm
Suchen nach den etwa noch lcbendcn Schiffbrüchigen vertrödeln
wollte; es ist ohnehin keine Aussicht vorhanden, dcren zn fin-
den. Das Boot treibt im Luv der „Antje Gesine" vorbei nnd
ist bald in ihrcm 51ielwasscr verschwunden. Der Kapitän be-
fiehlt den gegenwärtigcn 5iurs nicht zn ändern, aber scharfen
Ausguck zn halten.

Der Standort des Schiffes wird berechnet nnd Lorenzen
konstatiert, daß sie in einer Woche im Känal sein köimcn; daim
isi der Weg nach Hause nicht mchr wcit. Das Essen schmeckr
beiden Seeleuten trefflich, obgleich sie bei dcm starken Ses--
gang viel künsrliche Manöver veranstalten müssen, um siäi
die Erbsensuppc nicht übcr die Kleider zu gießen.

Als beidc wieder an Deck kommcn, haben Wind und Wetter
noch ein ivenig abgeflaut. Lorenzen will sich eben, nachdem
er eine knrze llmschan gehalten, zu eincm Mittagsschläfcheii
zurückziehen, als der Botsmann ihn chrcrbietig ans zwei
Mastspitzeri anfmerksam macht, die eiiiige Striche nach linkS
vorans bemcrkbar sind.

(Fortsetzung folgt.)

— Das Nencste. Nachlwächter (der nachts einen Skudenten
auf dcm Trottoir licgeud findet): „Stehen Sie doch auf, was
thnn Sie deim hier?" — „Jch . - . ich . . . nehme ein
Mondbad."
 
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