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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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Dienstaa. 21. Januar 1902. Grstes Blatt. 44. Jahrgang. — Air. 17.

zog«n vierteljährlich 1.35 Mk. ausschltetzlich Zustrllgebühr.

^nzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ifpaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezelle 40Pfg. Für hiestge Geschäfts- und Privatanzcigen ermößigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkcit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf dm Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen- Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Zr. Weters üöer die antiengtische ZServegung
in Aeutschkand.

Dr. Kvrl Peters behandelt m der Londoner
"Nininz Chronik" die „Anticnglische Bcwcgung in
Teutschland". Eine der Hauptursachen, warum der Eng-
länder heute nicht nur in Deutschland, sondern niehr oder
cheniger auf der ganzen Erde verhaßt ist, findet der Ver-
lasser in dem ausgesprochenein englischen Nationaldünkel.
Tür Deutschland träten dann noch, neben der Sympathie
sür die Buren, wirtschaftliche Gesichtspunkte hinzu. Als
lich das neue Deutsche Reich in den siebziger Jcchren nach
Cllbogenraum sür sein Wirtschastssystem auf der Erde
urnsah, sand es sich überall Großbritannien ini Wege.
Dasselbe galt auch vom deutschen Handsl. Dr. Peters
steht dann des Näheren auf die deutsche Kolonialbewü-
gung ein. Er sagt da manches scharfe Wort, das kaum
Unbeantwortet bleiben dürfte. llnter anderem erwähnt
er auch seinen Plan der llebernahme der Schutzherrschast
über Maschona- und Matabeleland, dem gegenüber sich
der große Kanzler ablehnend verhielt. Zum Schlusse
seiner Ausführungen heißt es dann: Wenn Deutschland
das englische Weltreich beseitigen will, muß es Groß-
britannien zur See schlagen und hisrzu muß es eine
Notte schasfen, welche stärker ist als die englische. Dönn
ich glaube nicht, daß Deutschland jemals eine europäische
Koalition gegeü Großbritannien zu Stande bringm
ivürde. Viel eher glaube ich, daß England für einen
Krieg mit Deutschland Bundesgenossen auf dsm Konti-
Uent fändp. Da Deutschlmid aber im Jahre 1902 Groß-
britannien sicherlich zur «ee uoch nicht gewachsen ist, wäs
soll dann die Verhetzung der beiden Völker, durch welche
diele private Jnteressen gcschädigt werden im Jahire
1902? Deraikige Erregungen sind dann doch eine reins
Kraftvergeudung. Nichts ist mit ihnen praktisch ge-
üwnNen: aber uneudlich viel geschadet; schon weil man
ganz unnötiger Weise seine Karten aufdeckt" ....
Kch schlage deshalb vor, das bloße Schimpfen anf Eng-
nind nunmehr zu beendigen und den Kampf so zu füh-
ren, wie är allein Erfolg Verspricht: auf dem Gebiete
eines loyalen Wettbewerbes in dbr Arbeit. Deutschland
erreiche England in der Schaffung lebendiger Kolonien,
es fahr sort in Handel und Jndustrie ihm die Spitzs
SU bieten und bane scine Flotte aus! Das ist der einzige
Weg, auf dem es seine Weltstellung der von Großbritan-
nien ebenbürtig machen kann, Dann wird es auch mehr
stnd mehr die Achtung auf der Erde gewinnen, welche
'hw gebührt; und damit wird vieles von der Gehässigkeit
lortfallen, welche heute mehr und mehr die beiden Natio-
uen trennt.

Deutsches Reich.

— Daß Graf Waldersee sich wiederZganz rüstig fühlt,
6eht unter anderm daraus hervor, daß er beabsichtigt, mit
stiner Gemahlin im Frühjahr dieses Jahres nach dcn
^ereinigtcn Staatcn zu reisen, da der Gräfi i Walderscc,
einer gcborcnen Amerikanerin, daran liegt, noch cinmal ihre
Heimat zu besuchen.

— Der frühere Ministerialsekretäir im Reichspostamt
Frschcr hat in Begleitung seines Sohnes, Gerichtsassessors
Dr. Fischer, eine Reise nach China angetreten. Seit
imrem Ausscheiden aus dem Reichsdienst hat er als
Direktor der Schantung-Eisenbahn und der Schantung-

Ktlmmermustkaöend.

Lü Hcidelberg, 21. Januar.

Es war leider der letzte Kammermustkabend dieses Wintcrs,
^elchen Herr Direktor Seelig gsttern Abend im Verein mlt dem
.Eranlsurtkr Ouartett im Harwoniesaale veranstalteie Glanzvoll
m>ioß der aus nur drei Konzertcn besteliende Cyklus mit
«rchumann's ebenso gedankenreichem, als formvollcndeicn Klavicr-
yuinlelt ab. Die in dies.m herrlichen Werke sowohl an die
^-rchnik, als an das Auffassungsveiwögen sämtlichrr Autführenden
gestellten grotzen Ansprüche wurden zumeist erfüllt. Im erstin
^atz hättcn dte zarteu Particn wohl noch etwas mehc Poesie
Jnnigkeit vertragcn, auch würde das öiters ziemlick kampli-
zterte Sriwmengcwebc znweilen, z. B. im zweiien Trio, durch
AN etwas gewützigteres Tempo noch klarer zu Taae getretcn sein.
^-agegcn brnchte cs wc-hl nur die ausnahmsweise im Saale
^"rschei de Stille mit sich, datz die zweite Viobnc es müunter
nn Reinhelt der Intonalicn fehlen lietz.

Ju dem zu Anfang des Nonzertk dargebotenen Strcichquartett
^>n Haydn fesselte bisande s das henliche Adagio, in velchem
veermann's Geigc wnnderbar sang, und das prickelnde Finale,
"ne Art xsixötnum mobils Die zwischen beiden Werken ron
°cn Herren Seelig nnd Becker gespielte Beethoven'sche Sonate
n--woll für Klabier uns Cello gah besonders dem lctzteren Ge-
"genheit, scinen von Gesunühcit und Kraft stcotzenden und doch
Wch so weichcn und sützen Ton glünzcn zu lassen. Wte
niiig spi lle er, von Herrn Secl-g aufs beste unterstützt, die
Mgsamc Einleiturg des ersten Satzes, und wie machtvoll
'wwebten im Turchführungskeile die Töne des herrlichen Jn-
urumcnts über den wogcnden Triolen dcs Klaviers. D-s
«usamweiispiel der beiden Ausführenden war ein tadelloses.
^echte Kawwerinusik ist eine ebcnso voniehme, als erusie Gatlung
U" Mnsik und darum nicht Jedermanns Sache. Der trotz der
'svnzcrlhochflut dieses Winters ziemlicb guic Besuch der drei
stuuzcrte lätzt uns aber doch hoffen, datz uach und nach auch in unierer
^radt der Geschmack an oiesen Werken, in weichen namcntlich
uiyere drei großcn srlastiker, Haydn, Mozart und Beethoven,

Bergbaugesellschast vor alleni die Fördesrung des Eisen-
bahnbaues im .Kiautschougebiete und die Aufschließung
der Kohlenschätze im Schantimg-Hirsterlande betrieben.
Er beabsichtigt jetzt, an Ort und Stelle persönlich Kennt-
nis vom Stande der bisherigen Unternelhmungen und
ihrer weiteren Entwickelnngssähigkeü zu nehmen. Er
wird etwa ein Halbes Jahr auf der Reise zubringen.

— Die Ettrichtung eines Ehrengrabes Pür den
Frcihcrrn v. Ketteler, der als Gesandter des Deutschen
Reiches in Peking yrmordet wurde, ist von einem Komitee
beschlossen und vom Kaiser genehmigt worden. Das Mo-
nument wird seinen Platz in dem Schloßgarten zu Mün-
ster erhalten und sich mit der Front dem Zentral-Fried-
hof znwenden, wo Freiherr von Ketteler begraben liegt.
Tie Ausführung desWerkes ist dem Berliner Bildhauer
Hermann Hidding anvertraut.

Deutscher Weichstag.

Bcrlin, 20. Januar.

Der Antrag Arendt, wege» Herbeiführung dcr A u s -
zahlung aller bewilligtcn Beihilfen sür Kriegs-
veteranen vom 1. Januar 1901 auf Grund eines cin-
zubrivgenden Nacht agctats zum Etat sür 1901, wird,
uachdem dcr Antragsteller auf das Wort vcrzichtet hatte,
ohne Erörterung angenommen. (Bravorufe.)

Sodann wiid der Gesetzentwuif betreffend Verlegung
der dentsch-däuischcn Grenze in drittcr Leiung angenommcn.

Nachdem serner Rechnungssachen erledigt waren, wird
die Bcsprcchung der Jnterpellation wegeu Maßrcgeln
gcgen die Arbeitslosigke it fortgesetzt.

Münsterialdircktor Wehrmann führt gegenübcr einer
vorgestrigen Bemerkung des Abg. Lenzrnann aus, eine Ver-
mindernng des Wärterpersonals auf der Strecke Altenbeken-
Padcrborn sei nicht erfolgt. Bei den Reisen des Kronprinzen
sei es selbstverständlich, datz, wie bei den Reisen des Kaisers
besondere Vorsichtsmatzregeln gebraucht werden.

Abg. Hoch (Soz.) bemcrkt, bas von Seiten der Re-
gierung vorgebrachte Material sei völlig wertlos. Redner er-
ortert seyr eingehend die Vorkommnisse in Frantstrrt a. M.
Er geht anf die Statistik über Betriebsunfälle ein und wendet
sich gegen die Schönfärberei hinsichtlich des Notstandes. Er
polemisiert gegenüber der vorgestrigen Ausführung des Gra-
fen Kanitz und meint, da sei Bismarck doch ein anderer
Mann gewesen, der habe wenigstens das Recht des Arbeiters
auf Arbeit anerkannt. Redner drückt sich dann mehrfach gegen
die Bhschäftigung von Gefangenen aus. Er sehe auch nicht
ein, weshalb gerade bei den Reisen des Kaisers besondere
Vorsichtsmatzregeln getroffen und das Streckenpersonal ver-
mehr werde. Sodann erörtert er die Freizügigkeit und kommt
auf dic Kundgcbungen der Arbeitslosen in Frankfurt a. M.
zurück, die er dem provokatorischen Verhatten der Frankfurter
Polizei zuschreibt.

(Der Vizepräsident rügt letztere Bemerknng.) Als Hoch cine
Darlegung über die Frankfurter Verhältnisse verlesen will,
verhindert der Vizepräsident Büsing dieses und fordert den
Redncr auf, nicht direkt znm Staatssekretär, sondern zum
Hause zu sprechen. Als Hoch schlietzt: „Der Staat ist ge-
radezu eine verbrecherische Einrichtung zur Ausbentung und
Niederknüppelung der Massen", erhielt er einen Ordnungsruf.

Staatssetretär Dr. Graf v. Posadowsky erinnert
gegenüber der Behauptung des Vorredners, datz, trotzdem sich
die Jndustrie in besonders günstigen Berhältnisscn befunden
habe, nichts zum Schntze der Arbeiter geschehen sei, an die
grotzc Resorm dcr Alters-, Jnvaliditäts- und Unfallversiche-
rung. Ferner sind in den letzten »ier Jahren eine grotze
Masse von Arbeiterschutzverordnungen erlassen worden. Wenn '

lhre tieyiev Gedavken lüeüelqei-gl taven, immcr uuhr wacksen
werden. Wir hoffcn daher mit Sicheih it, Herrn siclig und
seine lavfercn Mitstreiter im näckstcn Winter wieder auf dem
Plaue zu finden. Hicrbei möchten wir uns dlc Bitte eilauben,
datz dann a ch der dicsmal lrider ganz übeigangine Mozart
gebührende Berücksichiigunq finden mö ie. Sind doch beispicls-
weilc die 6 Haydn aewidmeten Ltrnä qnartette hiute noch un
erreichte, gcschweige übertroffene Mustcr öchtesten Qnartettftyts k.

Kleine Zeitung.

— Nürnbcrg» 16. Jan. (Der Schulinspek-
t o r i n d e r D o r f s ch u l e.) Die „Harke" erzählt das
folgende Instigr Dönchon aus einer Dorfschule: Jn einem
Dorfe in der Lüneburger Haide erschiest vor einigen Ta-
ger der Schnlinspektor. Der Lehrer gab gerade Untev-
richt im Rechnen. Der Schnlinspektor hörte eine Zeit-
lang den Fragen und Antworten zu, nahin sodann ein
Stück Kreidc, stellte sich an die Tafel und sragtei einen
kleinen, flachshaarigen Burschen, ob er ihm wohl eine zwei-
stellige Zahl nennen könne. Der Junge nannte die
Zahl 86, nnd der Schulinspektor schrieb die Zahl um-
stellend, 68 an die Tafel. „So nun nenne mir noch Rn-
mal eine zweistellige Zahl." Prompt antwortete delr
Junge 37 und der Schulinspektor schrieb 73. „Weißt Du
nun noch eine solche Zahl?" Iawohl", antwortet grin-
send der kleine Bengel, „44", nnd, indem der Schulinspek-
tor sich der Tafel zuwaudte, ricf Fritze — so hieß der
slachshaarig« Bursche: „So Dri olle DöskoPP, nu schriew
dat ok noch falsch!"

— Bcrlin, 20. Jan. Der Domänenpächter F a l ck c n-
hage n, der den Landrnt v. Bennigsen im D u e l l er-
schoß, ist in der Sonntagsnacht nnter sehr bezeichnenden

der Vorredner nicht lediglich agitatorische Politik treiben wolle»
solle er mit dafür sorgen, datz die Landwirtschaft höhere Löhne
zahlen könne, sodatz die Arbciter auf dem Lande blieben. Er
bedauere die Aeutzerung, datz die Polizei in Frankfurt am
Main Ausschreitungen begangen haben soll; er habe weder daS
Recht, noch die Neigung, ans derartige Einzelheiten hier ein--.
zngehen. ;

Ministerialdirektor Wehrmann wiederholt dem Abg.
Hoch gegenüber, datz auf der Strecke Altenbeken-Paderbornl
wedcr Hilfsbeamte noch Beamte entlassen worden seien.

Abg. Hilbck (ntl.) führt aus, Graf Kanitz sei mit seineni
Begriffen von Syndikaten auf einem falschen Wege. Rednev
würde einem Antrag auf Staatsaufsicht Lber die Syndikate
sehr sympathisch gegenübcrstehen.

Abg. Pachnicke (freis. Ver.) macht den Shndikaten den
Vorwurf, datz sie die hohen Preise allzu lange aufrecht er-
hielten. Ohne Handelsverträgc sind wir der Willkür deS
Auslandes preisgegeben. Die Arbeitslosenversicherung mützte
in irgend einer Form ausgeführt wcrden.

Dkorgen 1 Uhr: Wahlprüfung.

Bade».

L.O. Karlsst uhe, 20. Jan. Die Klosterfrass
ist offenbar in ein ncues Stadium gctreten. Bekanntlich
wurde gegen die Zulassnng des Benediktiner-Ordens alK
wesentlicher Grund gcltend gcmacht, daß die AnsammlunK
von Vermögen in der Hand diescs Ordens soziale Bedenkerr
hervorrufe. Demgegenüber hat die Kurie, wie uns auK
Freiburg geschrieben wird, stch neyerdings eutschlossen, vorr
diesem Orden gänzlich abznsehen und um die ZulaffunT
des Bettelordcns der Kopuziner nachgcsucht. Man öarf
somit den bevorstehmden Kammerverhandlnngen mit
Spaenung enticgcnsehen.

* Die Erklärun gen, wclche dcr St aatsmin ister
am Samstag in der Kammer obgegeben hat, bestätigcn»
daß seinerzeit beim letzten Ministcrwechsel den derzeitigen
Parteiverhältnissen im Lande Rechnung getragen worde»
ist. Da in der Zweitcn Kammcr keine Partei die Mehr-
heit hat, so steht das Ministcrium außerhalb der Parteien,
seine Mitglieder sind, wie Herr v. Brauer hervorhob,
parteipolitisch nicht hervorgetreten. Die Stellung, welche
sich der Katholizismus volitisch errungen hat, hat zur
Berufung eines katholischen MitgliedeS des MinisteriumK
geführt, da ohne dieses nur Protestanten im

Ministerium gewesen wären. Auch hierin bcstäligen sich ,
die Angaben, die s. Z. beim Ministerwechsel in der Presse
gemacht wurden. Man kann nicht läugnen, daß ein aus-
gesprochcn nationalliberales Ministerium gegenwärtig eliieir
noch schwercren Stond hätke als eines, das außerhalb der
Parieien fteht. So ertspricht dcffeii Zusamwcnsetzung der
politischcn Situaiion. Ob ein zukünfliges Ministerium.

wciter links oder weiter nach dem Zcntrum hin steherr
wird, das wird im wesentlichen von der Haltung dcr bad„
Wählerschaft obhängcn. Wic aus den Erklärungen des
Staatsministers hcrvorgeht, ist sich dav gegenwärtige Mi-
nistcrium dmchaus klar rber die Süuation. Ob sein Be-
strcben, die Parteigegensätze zu versöhnen, von Ersolg sem
wird, das muß die Zukunft lehren. Da Zentrum — zu-
mal das Zeutrum unter Wockers Führung — und Na-
tionalliberale im iiineisten Wesen grnndverschieden sind, so
steht das Ministerium ohne Zweifel vor einer sehr schwie-
rigen Aufgabe.

llmständeu verhaftet worden. Falckenhagen, der stch
nicht dem Gericht gestellt hat, tras Donnerstag Abend
als v. Bmnigsen bereits in den letzten Zügen lag, in
Berlin ein, nahm im Zentralhotel eine elegante Woh-
nung und schrieb sich als Rittergutsbesitzer ein. Er ist
trotz seiner Jugend ein abgelebter Mann ohne feineres
Benehmen und höherer Bildung. Die estste Nacht seines
hiesigen Anfenthalts verbrachte er in Animirkneipen.
Anch am Freitag ließ er sich durch die Todesnachricht
in seinen brntalen Vergnügungen nicht stören. Von
Leipzig aus, ivo Frau v. Bennigsen sich aufhält, mit
welcher Falckenhagen in regem Briefwechsel stand, wurde
die yiesige Polizei benachrichtigt, daß Falckenhagen sich
hier aufhält. Jn den Amorsälen, dem bekannten
Tanzlokal der Halbwelt, im Maison d'Qr, einem Wein-
restauirant der Lebemänner, renommierte Falckenhagen
vor den Frauenzimmern, mit denen er kneipte, über seine
angebliche Heldenthat, indem er Champagner in Strömen
fließen ließ. Als er spät nachts, angeheitext, in das
Zentralhotel zurückkehrte, empfingen ihn dort Kriminal-
beamte, dic bereits mehrere Stunden auf ihn gewartet
hatten, und brachten ihn zur nächsten Rebierwache, von
dort zum Polizeipräsidium, von wo er am anderen Mor-
gon nm 9 llhr mit dem Schnellzuge nach Hannover ins
llntestsnchungsgefängnis abgeschubt wnrds. Eine M
Zentralhotel auf seinem Zimmer vorgenomrnene Haus-
snchung, lieferte eincn kompromittierenden Brieswechsel
Falckenhagens mit Frau v. Bennigsen, der sogar bis in
die le'tzten Tage reicht, in die Hände der Polizei.
Gerüchtweise verlautet, Falckenhagen habe sich bei dem
Duell i n k o m m ent m nßig benommen und soll vor
dem Kommando geschossen haben.
 
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