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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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MilwoK, 22. Jaimar 1802.

Grstcs Blatt. 44. JahiWnz. — Ir. 18.

rschcint täglich, Sonntags «uSgenommen. — PrciS rnit FaurUirnblättern monatlich Sv Pfg. in'd HauS gebracht, bei der Expedition und dcn Zwcigftellen abgeholt 46 Pfg. Durch

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. auLschließltch Zustcllgebühr.

bzeigenpreis: '26 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile IVPfg. Für hiestge GeschäftS- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen >
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkett überuommen. — Anschl« g der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Anschluß

die Post b--

an bestimmt
Rr. 82.

Ehamöertain üöer den Krieg in Südafrika.

Jm Unterhaus erklärte Chamberlnin heute, die Kon°
^ntrationslager seien geschaffen, infolge des Vorgehens
'oothas (-!), die Weiber nicht in den Meiereien belassen
M wollen. Mit einer in der Kriegsgeschichte absolut
nerspielloser Humanität habe die Regierung für die so
nufgedrängten Frauen und Kinder gesorgt (das zu be-
ooupten ist oine ganz beispiellose Dreistigkeit!). Für das
oeklagenswerte Elend der Sterblichkeit in jenen Lagern
ioren die Befehlshaber der Buren vörantwortlich. (Bei-
lall.) Was die Bedingungen zur Lösung der Krise betref-

sei es wahr, datz bis zur Zeit von Kitchenars Unter-
uandlungen mit Botha die Buren nichts anderes hören
wollten, als von Unabhängigkeit. Ein Unterschied in den
'lleden isalisburys und Roseberrhs sei fast nicht zu
arkennen, er halte es siche-r für unselig, datz Roseberry
!?gte, die Buren seien gescheit genug, um zu wissen, datz
ue zu seder Zeit die von Kitchener angebotenen Bsdin-
stuugen erhalten könnten. Wenn die Buren das glaubten,
sie im Jrrtum. (Lauter Beifall.) Das sei die An-
ucht der Buren die ganze Zeit hindurch gewesen. Augen-
Icheinlich sei der Grund, weshalb sie Kitcheners Vov-
ichläge abgelehnt hätten, der, datz sie ihn für das Minl-
^urm hielten und sederzeit erhalten könnten. Es wäre
Ikhr gefährlich, sie in dieser Ansicht zu bestärken. Die
?Ugebotenen Bedingungen feien von einigen der schärf-
!sou fremden Kritiker als solche von beispielloser Libera-
ütät (!) angesehen. Die Bedingungen wurden rund-
chog abgelehnt nnd seitdem hnbe England schwere Ver-
luste au Blut und Geld erlittcn. Falls die Buren Frie-
oensverhandlungen eröffncten, so gebe es zwei Punkte,
^oer ivelche die Regierung Versicherungen zu fordern
herechtigt sei. Erstens über die Beglaubigungspapiere
oorsenigen, wlche sich den Engländern nahten. Damit
Uwine er nicht, datz England Spitzfindigkeiten zulassen
churde, die eine günstige gerechte Lösung des Konflikts
oehindeirten. England würde aber wissen müssen, ob die-
iLugen. mit denen es rede auch das Recht hätten, das
^llort für die Käinpfenden zu führen. Es sei sehr un-
U>ahrscheinlich, datz Präsident Kriiger und seine Ilm-
stebung in Holland, die zu einem frühen Zeitpunkte des
Z^ieges mit grotzen Geldsummen dorthin gegangen seien
und anscheinend dasVertrauen derMitbürgerTransvaals
oerloren hätten, eine solche Autorität besäßen. Ebenso-
U'euig könnten Steijn und Schalk Burger, welche die
uuibulante Regierung der Buren vcrtreten, in der Lage
I^Ur, sich mit den verschiedenen Kommandons in Ver-
Mdung zu setzen, ja Botha und de Wet und die anderen
'tuhrer der Buren im Felde konnten nicht für einander
wrecheri. Er behaupte nicht, datz dic Schwierigkeiten
uniibersteigbar seien, ste seien aber äutzerst ernst. Aber
^Ustenommen, die Regierung sinde einen Körper von
Acinnern oder einen Mann ,der berechtigt sei, sür alle
^egner im Felde zu sprechen, dann mützten jene Männer
oder der eine Mann ihre Bedingungen anf den Tisch le-
Aou- dgM^ man sehe, ob sie an sich vernünftig seien und
'lussicht auf soliden Frieden höten.

Chamberlain weist alsdann Campbell Bannermans
^orwürse gegen die Regierung zurück, selbst wenn diese
«ou bedingungsloser Ergebung gesprochen, was er in
^jorede stelle, so sei es lächerlich eine solche Politik mit
0'uer Ausrottungspolitik zu verwechseln, niemand sei
Upgen Hochverrats erschossen worden. (Beifall.) Die Re-
^uoriirm werde nicht eins allgenieine Konfiszierung vor-

Aom Wrand des Stultqarter Koftheaters.

. Stuttgart, 21. Jan. Der „Schwäbische Merkur" be-
Pltet weiter: Wie eine Völkerwandernng zog es auch
Mlhrn Abend noch in die Nmgebung des Theaters, dessen
''Uinen gespensterhaft in die Nacht ragten. Die Stadt
, don zahlreichen Fremden besucht. Begreiflicherweise
tort nian allerorts die Frage aufwerfen, ivie es denn
tzsUu, datz das Feuer in so kurzer Zeit eine so große
usvehnung annehmen konnte, ohne datz es zeitig bemerkt
Urde. Vielleicht giebt folgende Erzählung einige we-
t -lufklärung. Wie man hört, soll in die im Hofthea-
i gelegene Wohnnng des Garderobeinspektors Pils
R, r^u balb 1 Uhr ein Mann gekonimen sein mit dem
^ u^-.,"Auf der Bühne brennt's!" Wer dieser Mann war,
eiu? ^ch dils nicht entsinnen. Er stand so-fort auf und
^. w nuf die Bühne, wo er alles dunkel fand und nur in
len^- einige Funken vom »schniirboden herunterfal-
u !ah. Ex rilte fort, nm gleich die nötigen Anordnun-
u zur Löschung des scheinbar im Entstehen begriffenen
liu tresfen. Als er nber nach wenigen Augen-
uen zur Bühne znrückkam, stand hier bereits alles

zu treffen. Als er aber nach wenigen Augen-
Ui Bühne znrückkam, stand hier Lereits alles

.Zuiinen. Von der surchtbaken Glut, die sich während
^randes entwickelte, kann man sich einen Begriff
Vi'U^u, wenn man bedenkt, datz der schwere eiserne
^MbWchvorhang, deri seierzeit 25 000 Mark 'kostete,
^^it^'jem^.^knäuel zusammengeschmolzen, nnter dem

a>, s^Iuiählich stellt es sich auch heraus, daß die Verluste
w» .?urderoben viel größer sind, als bisher angulnommen
Ug^ue. Von dem, was gcrettet wurde, ist nur ein Teil
oim stabrauchen. Sehr empsindlich sind namentlich
a die Verluste der OriginaV-Rokokokostüme, die die

schlagen, aber sie lehnt es ab, bei einer Waffenstreckung
des Feindes durch irgend welche spezielle Bedingung sich
binden zu lassen, die ihr Verlegchcheit bereiten könnten.
Er habe jedoch die Absicht ausgesprochen, dem besiegten
Bolke sobald wie möglich volle politische Rechte zu verleihen,
wenn die geschlagene Natio« ihre Niederlage anerkenne, was
sie ohne Demütigung thun könne, da die Buren tapser
gegen die weit überlegene Streitmacht gefochten hätten.
Die Regierung sei von keinen Rachegefühlen beseelt und
nicht taub gegen Friedensanerbietungen, die von einer
verantwortlichsn Behörde kommen. Die Regierung sei
aber nicht gewillt, Schritte zu thun, die Schwäche oder
Schwasiken beweisen würden und nicht gewillt, die Prokla-
mation vom 7. August 1901 zurückzuziehen, die am
16. September in Kraft getreten sei und dies umso weni-
ger, da er Schalk Burgers Worte anführen könne, dahin-
gchend, datz, falls die Buren nicht exiliert würden, die-
selhen im Stande sein würden, mit eigener Kraft und
freundlicher Hilfe aus Europa Koniitees zu bilden, uin
ihre lflation und Religion wie auch Unterricht wiederher-
zustellen, und den unterdrückten nationalen Geist wieder
zu erwecken. Man möge bedenken, was das bedeute.
(Beiifall bei der Opposition.) Die fricheren Minister, f'ährt
Chamberlain mit Rücksicht auf diesen Beifall fvrt, zollten
dieser Erklärung Beifall, als ob sie entzückt seien, sie
zu hören. (Rufe: nein!) Was die Amnesüe betreffe, so
sei er bereit, eine Politik zn acceptisren, die darauf ab-
ziele, nachdem der Frieden hergestellt sei, größtmöglichste
Amnestie zu gewähren, die mit Rücksicht auf die Gerech-
tigkeit diejenigen gegenüber, die gelitten hätten, nnd
mit Rücksicht auf Englands eigene künftige Sicherheit
gvwährt iverdcn könne. Er glaube, datz bezüglich dieser
Lösung die Ansicht der Regierung diejenige der grotzen
Mehrheit des Landes sei und datz die Regierung das
Reich hinter sich habe, dessen Vertrauen Zuneigung und
llnterstütznng sie sich zu erhalten beabsichtige. (Beifall.)

Drllon beantragt den ersten Satz des Antrages
Cawleps dnrch folgende Worte zu ersetzen: Wir sind
der Ansicht, datz die sy'tematische Vörwüssimg der beiden
südafrikanischen Republiken, die massenhafte Gefangen-
nahme der Frauen und Kinder der Bürger, ihre Ein-
sperrnng in nngesunde Lager, worin ihnen ungenügends
und ungeeigncte Nahrung geliefert wird, den anerkann-
ten zivilisierten Kriegsgebräuchen widerspreche, und daß
eine solche Kriegsführung barbarisch ist, und den Un-
willen dbr gesamten zivilisierten Welt außerhalb Grotz-
britaiiniens erregte. Der Antrag Dillons wird mit 283
gcgen 64 Stimmen abgelehnt. Für denselben stimmtsn
nnr die irischen Nationalisten und einige Radikale. (Hier-
bei sei erwähnt, datz der von dem Abgeordneten Cawley
eingebrachte lliiterantrag zur Adresse folgendermaßen
lautet: „Eurer Majestät möchte das Haus untorthänigst
vorstellen, datz es, bereit, alle passenden Matznahnien
für die erfolgreiche Fortsetzung des Krieges in Südafrika
zn unterstützen, der Ansicht ist, datz der von Ew. Mnjestät
Ministern gewählte Weg und die von diesen mit Bezug
auf eine Beilegung des Krieges angenommene Haltung
nicht zu einer schnellen Beendigung des Krieges und
zur Etablierung eines dauerhasten Fjriedens geführt
haben.")

Deutsches Neich.

— Tas deutsche Schulschiff „C harlott e" mit dem ^

hiesige Bühne besatz, denn es handelt sich hier um llnica,
die gar nicht zu ersetzen sind. Unter diesen Umständen kann
aus den Versicherungsbeträgen der württembergischen
Privatversichernngsgesellschaft, bei der das Jnventar
des Hoftheaters wie schon erwähnt, mit 400 000 Mark
versichert wa!r, nnr ein Teil des Schadens gedeckt werden.
Die Negistratur des Hoftheaters ist dem Feuer allerdings
nicht znm Opfer gefallen, soll aber durch Wasser sehr ge-
litten haben: darunter auch die Bücher des hiesigen
Pensionsfonds, der erst vor kurzem dnsich freiwillige
Beiträge mit einem Grundstock von 70 000 Mark ge-
gründet worden ist. Der Ausfall, der der Thcaterkasse
aus der zeitweiligen Beschränkung der Vorstellungen er-
wächst, wird ein sehr beträchtlicher sein. Man denke zum
Beispiel nur an die eventuelle Zurückerstattung der Thea-
terabonnements, die immerhin einen Betrag von 200 000
Mark ansmachen. Während des ganzen gestrigen Tages
waren die Dampfspritzen in uminterbrochener Thütig-
keit. Es zeigt sich jetzt, datz nur das steinerne Treppen-
haus, sowie das iNaschinen- und Kesselhaus ziemlich intakt
gebliebcn sind. Von der Privatgarderobe der Künstler
konnte so gut wie nichts gerettet werden. Einzelnen Schan-
spielern, wie Amanti und Ellmenreich, gelang es, noch
in die schon mit Rauch angefiillten Ankleideräume zu
konimen iind einzelne wertvolle Reguisiten zu retten.
Anderen gelang dies nicht mehr, da sie von der Fener-
wehr angesichts des raschen Ilmsichgreifens des Feners
znrückgehalten werden inußten. Leider ist auch von einem
Usifall zu berichten. Dgr überall bekannte, durch seine
Freundlichkeit in allen Kreisen beliebte Theaterdiener
Bräuninger hat gestern srüh in der Auiregung auf
eineni Tienstgange eincn Ohnmachtsanfall erlitten, doch
hat er sich inzwischen wieder etwas erholt.

Prinzen Adalbcrt an Bord ist am Montag abends nemi
Ühr von Triest nach Venedig abgefahren. Am Sonntag ^
abend hatte die Reichhdeutsche Vereinigung in Triest ein
Festtnahl gegeben, zu welchem der Prinz Adalbert von
Pceutzen und die Offiziere und Kadetten der „Charlotte"
geladen waren. Der Vorsitzeside des Vereins brachte
cinen Trinkspruch auf die Kaiser Franz Josef und Wil-
helm und die Preutzische Königsfamilie aus, welchen
Prinz Adalbekt mit einein Hoch auf die Deutschen in
Triest erwidertei Gestern vormittags hatte sich dev
Prinz nach Pola begeben ,wo er vom Hafeuadmiral Frev-
herrn von Minutillo empfangen wurde und die Sehens»
würdigkeiten der Stadt besichtigte. Die Rückkehr nach
Triest crfolgte 5 llhr nachmittags.

— llnter den Persönlichkeiten, die bei dem diesmali-
gen Ordcnsfcst in Berlin ausgezeichnet worden sind,
befinden sich zwei Abgeordnete; der konservative Abge--
ordnete und Schneidermeister Jacobskötter aus
Erfurt hat den Roten Adlerorden 4. Klasse erhalten, deir
freisinnige Abgeordnete Rickert, der als ehemaligeo
Landesdirektor von Westpreutzen und Gutsbesitzer in:
5larlikau bei Zoppot angeführt ist, den Kronenordeir
3. Klasse. Vou katholischen Geistlichen in hervorragen-
dcr Stellung sind dekoriert worden: 'Erzbischof Dr.
Simar in Köln mit dem Stern zuni Kronenordeir
2. Klasse und Bischof Dr. Fritzen in Straßburg misi
dem Kronenordcn 2. Klasse, den Kronenorden dritter
Klasse hat der Berliner Delegat des Fürstbischofs voir
Breslan, Wrobst Neuber an St. Hedwig, erhalten. Von
den militärischen Auszeichnungen sei hervorgehollen die
Verleihung dcs Roten Adlerordens 2. Klasse an deir
Geiieraladiutanten des Grotzherzogs von Baden, Ge-
iierallentnant v. Mülle r.

Deutscher Weichstag.

B e r 1 i n, 21. Jan. Präsident Graf Balle-
st r e m erbittet und erhält die Ermächtigung dem Kaisex
die Gebiirtstagsglückwiinsche des Reichstages auszuspre-
chen.

Auf der Tagesordnung stehen Wahlprü -
funge n.

Bcrichterstattcr Graf Wellstein beantragt namens der
Kommission dic Wahl des Abg. . Boltz-Saarbrückcn (nat.lib.)i
für giltig zu erklären.

Abg. Lenzmann (freis. Volksp.): Dcr Antrag der Kom--
mission sei unbegrciflich. Einzelne Zeugenaussagen HLtten
gcradezu Uugehcuerlichkeiten vorgebracht. Hier sei die na-
tionalc Ehrc, die die Nationalliberalen so oft anriefen, auf
dcm Spiele. Man sollc dcn Antrag Rickctt auf Kouvcrtierungi
der Wahlzettel und Jsolierung des Wahlraumcs annehmen.
und die Wahl für ungiltig erklären.

Abg. Dr. Semler (nat.lib.) stellt als Mitgkicd der:
Wahlprüfungskommission fest, datz in dieser die Auffassungr
Lenzmanns nicht maßgebcnd gewesen sei. Wenn man auch
Wahlbeeinflussuugen mitzbilligc, so genügten die Vorkomm-
nisse nicht zur Kassicrung der Wahl.

Abg. Dasbach (Zcntr.) befürwortet den Antrag, die
Wahl für ungiltig zu erklären.

Abg. v. Brockhausen (kons.) führt aus: es sei lediglich
Sache dcr Kommission, zu prüfen, ob die Wahl für giltig er-
klärt wcrden kvnne oder nicht. Die Wahl ist eingehend geprüft
worden und durch die heutigen Ausführungen ist nichts Neues
beigcbracht worden.

Abg. Auer (Soz.) bemcrtt ebenfalls, es seien Beein-
flussungcn von höhercn und niederen Bcamtcn vorgekommen.

Abg. Arendt (Neichsp.): Wahlbceinflufsungen, wie sie

Ueber die U r sache des Brandes sind die Ansichten
noch sehr geteilt. Die Bau- und Untörsuchnngskommission
war gestern den ganzen Tag mit eingehenden Erhebun-
gen hierüber thätig, ohne zu einem bestimmten Ergebnis
zu gelangen. Fahrlässige Brandstiftung scheint deshalb
ausgeschlossen zn sein, weil vorsichtige Handhabung mit
Feuer und Licht wiederholt regelmäßig eingeschärst uird
Zuwiderhandelnde im Betretungsfalle mit fofortiger
Entlassung unnachsichtlich bestraft wurden. Eine zweite
Vermutnng, die neuerdings aufgetancht ist, geht dahin,
daß durch einen Defekt des Kamins der Brand entstanden
sei. Jn nahestehenden technischen Kreisen wird dieser
Mutmaßung wenig Wahrscheinlichkeit beigemessen. Dazu
ist als bestimmt anzunehmen, daß der Feuerherd mehr
südlich von diescm Kaniin zu siichen ist. Andererseits
wird zngegcben, datz es gerade in deni alten Malersaal
imnitzr „hiibsch warin" gewesen sei von dem in dessen
Nähe befindlichen Kaniin. Wenn fahrlässige oder vor-
sätzliche Brandssiftung hier im Molersaal in Betracht goe
zogen werden will, darf nicht unerwähnt bleiben, daß
im Malersaal um die kritische Zeit niemand dienstlich
thätig war nnd er stets geschlossen war. Die Tochter des
Garderobeinspektors Pils, die seither Garderobiere im
Münchener Hoftheater war und vor der Verheiratnng
stand, verlor bei dem Brand ihre ganze Aussteuer. Der
große Kronleuchter stiirzte usit donnerndem Krachen in
dcn Zuschauerraum. Eine turmhohe Flamme schlng
dann durch die Dachliicke in die Höhe. Jeht liegt er
noch vollständig begraben in den rauchenden schnttbergen.

Sende nickt Worte mit fliegender Eile:

Zörnente Wcrie lind brenr.ende Pkeile,

Töten die Rulie der Seele so sckncll!

Schwer ist'-, zu hcilen doch leichi zu verwunden!
 
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