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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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Mittwoch, 22. Jm»iar.1SV2.

Zweites Blatt.

44. Jahrgaug — 1r. 18.


l0l

'rscheint täglich, Sonntngs -n.sg-nommen. - Preis mit Familienblättern mvnatlich 50 Pfo in's Hmis gebE Expedition und deu Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Dnrch die Post de-

zogen vrertcliahrlich 1.35 Mk. ausichlteßlich Zustellgebuhr.

^Nreia^n,-^,«. 9» Nkn Ni- 1,'nattla, Netitieile odcr dereu Raum Reklamezeile 40 Pfg. Fiir hies ge Geschäfts- und Privatanzcigen ermaßigt. — Fur die Aufnahme vou Auzeigcn an bettimmt
boraeLr^Lnen üttr-E^-m - Ä n s äU ° g der JiPrat-'auf den Llakattafeln der Heidelberger Zeituug und den Plakatsäulen. - Fernsprcch-Anschlntz Rr. 82.


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Kür Auswanderer nach Arasttien.

^ 't Us w a II d e r u u g slustigeu, welche stch S ü d -
, i' osilieuals Ziel der Auslvaüderuug wähleu wolleu,
,-,'ld es vou Jnteh-esse seiu, iu Nachsteheudem die wichtig-
Bestinuuungeu keuneu zu lernen, welche im süd-
üafiticmischeu Staate Rio Graude do Sul für sdie
l^/tsche Einwauderuug besteheu. Die eiuzetnen Kolonie-
y^undstücke habeu einen Flächeninhalt vou ungefähr
.Hektar. In jeder zlolouie bleiben 3.00 Hektar zur
, t'Uuduug eiues Ltadtplatzes reserviart. Ebeuso werden
.'ruudstücke sür ^chuleu uud öffeutliche Gebäude zu-
>.'ubehnlteu. Zu jeder Llolouie soll eiue landwirtschast-
c-he Versuchsstatiou gebildet iverden. Die den Einwau-
^ oer,i gowährteu Vergüustiguugeu siud die folgeudeu:
nreier Transport von dcir Hafmsladt Rio Graude do
bis zmn Btistiiumuugsort (aber uicht Verpflegung
iu '/u ^ Graude do -Lul). 2. Iluterkuuft uud Verpsleguug
^ ^orto-Alegre lüs zu zehu Tageu. 3. Uuterkunft uud
^'bfleguug am Bestimmuugsorte für acht Tage; im
V r ber Krankheit oder hoherer Gewalt länger. 4. Freie
c,.vhl dctz Gruudstückes seiteus des Eiuwa.uderers. 5.
L^lorimg vou Spateu, Schausel, Hacke, Beil, Waldmesser,
'iüner uud Nägel im Gcsamtwcrte vou 30 Milreis
, ieutj, 20 Mark), mit welcher Summe der Eiuwauderer
mstet tyfrd. 6. Währeud der ersteu sechs Monate Lohui-
^oeit au Wegeu gegeu 300 Reis sür deu laufeudeu
iedoch uicht mehr nls 125 Milreis sür die Fami-
Re ttalle der ^at solleu Nahruugsmittel, Medika-
toid audere Hilfsmittel getvährt werden. Der
l m'' ber ländlichen Grnndstücke soll nicht weniger als
s Real (ein Zehntel Psnud) sür deu Ouadratmeker
^sZagc-n. Eiuer Familie soll iu der Regel uicht mehr
ein Grundstück (vou 25 Hektar) zugewiesen werdeu,
H 'Zerwnnueu, wenu sie mehr als zehu Köpfe stark ist.
xj^lliährige, verheiratete Söhne habenAusPimch auf ein
t^ , ues Griludstiick. Gruudsnicke, die znm Ackerban nn
p Z"ch sind, werden nnr an Viehzüchter abgegeben. Die
wnisten habeu ihre Schulden sür Laud uud llnterstütz-
te!?^ ""ch iüof Iahreu zu bezahlen. Zahleir sie im zweü
Hgs ^ühre, so erhalten sie 12 Prozent Ra.batr. Bei Nicht-
bem werden im sechsteu Jahslü 20 Prozent, im sie-
" Ähre 30 Prozeut der Schuldsumme zugeschrie-
üh,,'. Der Eiuwauderer hat die Verpflichtung, das ihm
Iy Zwieseue Gruudstück zu kulttvieren und auf ihm zu
Jnnerhalb nennzig Tagen muß er die Vor-
Hg, .ungen znr Bepflanzung nnd znsr Errichtnng eines
getrosfen haben. Jst dies goschehen, erhält er einen
.wsorischen Besitztitel; nach iBezahlung ideis Kans-,
llvn ^ ^nid der gewährten Unterstiitznngen den defini-
Ttn" Titel. Bis dahin bleibt das Grnndstück dem
Tfns htzpothekiert und kann nicht veräntzert wsrden.

^estiuimnngeu könuen als sachgemäß bezeichuet
tz, ""n i,nd eümöglicheu es auch, dem gauz mittelloseu
by,. nuderer, Grundbesitzer zu werdeu. Die 125 Milreis
kq,' oie er währeud der ersten sechs Mouate verdieueu
?r i!: lltzeu ihu iu den Staud, Vieh zu erwerben, während
hcg T seineu Lebensunterhalt beim Kaufmanu Kredit
er sich als eiu fleißiger Arbeiter erweift.

Aus Stadt und Land.

t!°küna^A^e"Serichtssitzung ^O. Ianuar. 1) Wegen Rulle-
V-er iBeteidlgung und HausiriedenSbrucks e'hielt Otto Gierke
Wvche Gefängnis vnd 10 Mk. Geldstrafe nnd Otto Wols-

len hier 1 Woche GesLnxniS in.d 20 Mk. Gcldstrose; 2) Adolf
Äarl Kiefer hier erhiel! weqen Wideistands und Ruhesiörung 2
Wochkii Gefängnis unv 2 Tare Haft; 8) wegen Hausiriedeus-
bruchs, Bcleidtgung und Ruhestö-.ung elhiclten Ludwig Plugc-
mann, Valer Loxel, Wilhelm Posthof, Rudolf R-iuinger, Wilh.
Rittershaus n und PcUr Barimanu von hier j- 1 Woche Ge-
sängnts, Hlllmitd Schüll hicr 20 A k Geldfnafe; 4) Petec
tzossteiler hier erhielt wcgcn Körpeiverlitzung 5 Mk Geldstiafc;
5) Iakob Faih von Eppeihüm wegen Körperveilctzung 4 Wochen
G-üängni? ; 0) Mvx Sell von Bubenhausen wegen Betrugs 5
Wochen G.fängiii»; 7) Mox ZimnicrMann hier wegen Sach-
beschäd!g»ug 10 Mk. Geldstrcfe; 8) gegcn dln wegen Betrugs
angeklogten Karl Baiwniüllir wuidc daS Versahrcn eliwestellt.

(I) Wiesloch, 18. Jan. (S a a t g u t a u s st e l l u u g.)
Tev landwirtschaftliche BezirkSverein Wiesloch wird am Sonu-
tag, den 2. k. M. im Gasthaus zur Pfalz dasclbst eiue Saatgut-
ausstellrmg verausralten, wobei alle zur Frühjahrsbestelluug
diencrideu Sämcreien zur Ausstellung gelangeu. Die Aus-
ftelluug wird mit Proben bcschickt, tvelche iu Mengen vou 1
Kllogramm bis spätcstens Samstag, deu 25. d. Mts. an Laud-
wirtschaftslchrer Vielhauer iu Wiesloch einzusendeu süid. Jeder
Probe ist ciu Aumeldezettel beizulegen, welcher augiebt: deu
Nameu des Ausstellers. die Sorte, deu Preis für 100 Kilo-
gramm u»d Las abzugebende Quauttun.

Mannheim, 21. Jan. „G e s i n d e b a l l.) Die Mitglie-
der des lÄroßherzoglichcu Hof- und Natioualtheaters Mauu-
heim gebeu Douuerstag deu 23. Jauuar iu den vereinigten
Säleu des Apollotheaters eineu sogenauuten Dicnstboteu- oder
Gesindcball, dessen Eriräguis zu gleick)en Teilen der Pensious-
kasse des Hostheaters und der Pcnsionsanstalt der Genossen-
schaft deuischer Bühneuangehöriger zu Gute kommcn soll. Die
grotzarttgstcu Vorbereiruugeu siud bereits gctroffcn, eine
Menge von llcberraschuugeu steht den Besuchern bevor uud alle
Dameu uud Herren deS Operu- uud Schauspielpcrsouals !ver-
den es sich zur besondercn Ehre rechuen, ihreu Güsten nach
besten Kräfteu zu dienen u»d ihuen deu Abend zu eiucm
unvergetzlicheu zu gestalten. Trotzdem ein geradezu klassisches
lleberbrettcl in deu Pausen eine Erholung nach dem Tauze
gcivähreu wird, bleibt der Charakter des Balles streng auf-
recht erhaltcn und ist nicht ettva mir einem Wohlthätigkeitsbazar
zu verlvechseln, wo die liebeuöwürdigsten Damen dcn gröhten
Herrenportemonuaies ani gefährlichsten werdeu köiiueu. Mit
der Ballkartc, welche dem Nameu des Festes eursprechend,
herite zum Dienstboteubüchel gestempelr ivird und in Manu-
hcim am Paradeplatz D 1 Nr. 1 im DieustnachwcisuugSburcau
vou Vormittags 11—1 und Abends von halb 0 bis halb 8 Uhr
aus den Häuden unserer Primadonnen nnd Salonhcldümen
für 10 und 8 Mark zu erhaltcn siud, werden, wenn man will,
die gauzen Kosten bestritten. Das Erschemen in irgeudivclchem
Dienstbotenkostüm ist dagegeu obligatorrsch.

Engen, 20. Jan. (B o h r p r o j c k t.) Ju der Bicrbrauerei
Bechler in Eigeltingeu fand eine auhcrordentlich stark besuchte
Vcrsammluug statt in Sachcn der Weiterführung dcr Bodeu-
secbahu nach Engen. Dreselbe fatzte gcgcn die Stimmcu
dcr Stockacher Vertrcter folgeude Resolution. Es sei cine
Vcrüinöung der bestehenden Bodenseebahn von Ueberlingen über
Eigelringen uach Engcu auzustreben und die Grotzherzogliche
Regicrung zu ersuchen, cine solche, dic im Fnteresse des Durch-
gaugsverkchrs gclegen und geeignet ist, zur Enilastuug der
Bahnhöse Singen uud Radolszell weseutlich beizutragen, iu
möglichstcr Biilde zur Ausführung zu bringen. Vou Stockach
wnrde für die Führuug der Linie über Stockach-Frickiugeu-
Mümenhausen plädiert.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

H Frauenverein Nenenheini. Am 19. Jcmuar ivurde die
Jahresversammlung des Fraucnvercms Reuenhcim abge-
halten, au der im Namen der stüdtischeu Bchörde Herr Stadt-
rat A. Ueberle reilnahm. Nachdem der Beirai des Verciues
Herr Stadtpfarrer Schueider, die Erschleneuen bearüßt hatte,
schtttt man zur Erledigimg der Tagesordnung, GutheitzuiiH

1902- .
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Sneewittchen.

Roman von A. I. Mordtmauu.

(Fortsetzung.)

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?»d - Küpitäu Loreuzcu war darüber sehr bckümmert

Uch sclbst Vorwürfe, daß cr den Schooucr nicht
!»eht Schicksale überlassen halte; er sci doch vielleicht

ii, Oanz seettichrig gcweseu uud habe in dem Sturm
^iüiidk, ^ Aacht auf seiu Auffiuden folgte, deu Untergaug
.Bndessen war Lorenzeu eiu Seemaim und keine
'nerische Nattir; er hatte uach bestem Wisscn seine
^Oethan; wenn das übcl abgelaufen war, so hatte er

crlangteu Aufschlllsse über Juauitas Familien-
^O-n ,»0° nichts besageu, datz keiue Verwaudten sich melden,
ttchr. Z'» sie zurückschickeii kounte, ist dem Lorenzen ganz
Ob c>u, i; s. hat das Kind sehr lieb gcwounen uud behielte
o seü, svine Adoptivtochter. Jhu schivarzes Haar,

U,'! das m /rtthe Haut und ihre blauen Augeu erinuern ihn
llchx,, '°3l,ugsmärchcu seiner Kinderzeit; er uemit sie Snee-
KanÄ^ütt Juauita lernt sich selbst ebeuso bezeichneii; und
i?^ das verlasseue Mädchcn verhätschelt

APu ueunt es mit demselben Nameu. Kommt sie

alleu mchr wie cine lichte Märchengestalt als eiue
All Wirklichkcit vor.

llber Juanita ivurdeu bis zur Aiikunft in
verschobcu; deun es war ein wunderliches Zusam-
L-P>,, ^apitäu Loreuzens' Rheder hietzen Mauvillon
a>-°"a r!!,'- "Z Mauvillou u. Ko. war der in der Kajüte der
"0" b>--, - gesuudeuc Brief, der möglicherweise auf Ju-

'ovg hatte, adressiert.

2. Kapitel.

Mauvillou u. Ko.

Frauzösischc Namen in Berlin und der Mark deutcu auf
Hngeuorteu, dereu Vorfahren vor der lluduldsamkeit grausamer
Monarcheu aus Fraukreich critsloheu, um eine neue Heimat
rmter uufrermdlicherem Himmel aber iveisercn Ncgcutcu zu
suchcu. Gleiches Zeugnis vou fremdländischem Fauatismus
und heimiscku'r Tuldsamkeit legeu die porttigiesischeu rmd
frauzösischen Namen ab, denen man in Hamburg zum Teil unter
den ältesten und angeseheusren Kausmaimshäuscni begegnet.
Jcue siud auf spanische und portugiesische Einwandercr zu-
rückzuführen, die vor dem verwüsteuden Zelotismus dcr Jn-
quisition, diese auf Geitfer, die vor dem finsteru Eiser
Calvins und seiner Genossen uach dem Nordcn cnttvicheu.

Abkömmliuge ciiics der letztgeuannten Geschlechtcr hattcu
die alte Gewürzfirma Mauvillon u. Ko. gegrüudet, die ihr
Konrptoir vonnals in der Hafengegeud, ggch dcm Hamburger
Brande abcr auf der Neueuburg hatte, wic bekanutlich der öst-
liche, deu prächtrgcn gothischcn Bau der aus der Asche ueu cr-
stcmdeueu Nikolarkirche umschliehende Tcil des Hopfenmarktes
genannt wird. Mauvillon u. Ko. hatten seit Jahren glücklich
spekuliert uud eiu grotzes Vermögen angehäuft, vou dem
sie iu vornehmer Weise Gebrauch zu machen wutztcu. Die Ge-
mäldesammlung des gegeuwürtigen ältcrcn Juhabers, Erust
Mauvillon, war iu ganz Europa bcrühmt, währeud seiu
Schwager uud Kompaguou, Herr Philipp Gerard, der für Lit-
terattir und bildeude Kimst souveräne Verachtung zur Schau
trug, der größte Musiknarr in ganz Hamburg war und
sür seine Leidenschaft keine Opfer zu hoch faud.

Herr Mauvillou war seit Jahren Witwer und kinder-
los; Gerard war unverheiratet geblieben und huldigte in seiner
Jmiggesellenwohnuna als einziger Zerstreuung dem Cellospiel.
Es genierte ihn nicht, datz scine zehn Kanürienvögel dabci ans
vollen Kehlen ihre Lieder hinausschmetterten odcr der grohe
Ncro bei gewissen Töüen, die shm allzusehv itzvider jsei-t
hündi'ches Ncrvensystem gingen, wehmütig henlte und winselte.

der Rcchnung und des Berichtes für das Vercinsjahr 1901.
Bcide Gegcnstände wurden cinstimmig genehmigt. Dcr Jahres-
rechmmg euttiehmeu wir, dah dic Einnahmeii 1974 Mark, die
Ausgaben 1958 Mark bctrugeu. Das Vermögcu ist auf 6172
Mark aiigewacyscn und hat sicki um 319 Mark'vermchrr. Unter
jeueu erschicuen 1276 Mark Mitgliederbeitrüge, 80 Mark aus
der Kraukenpflcge, 200 Mark Britrag der Stadt zu derselben,
l09 Mark aus Gescheuken (100 Mark vou der Vorsitzeuden
des Vereines Frau Major Brand uud 9 Mark vou Kaufmann
Weih) uud 205 Mark Kapitalzmseu. Die Ausgabcu belaufen
sich für die Armeinmterstützung auf 484 Mark (und Zwar
831L Pfund Fleisch, 17 Flastchen Wein, 685sst Litcr Milch,
1111 Sttick Eicr, 276 Pfund Brot, 105 Zentner Kohlen,
Lcbensmittel sür arme Wöchncrinnen 43 Mark); für die
Krankenstation anf 791 Mark, dic Hauspflege 218 Mark,
Strickarbeit 43 Mark und Kapiralanlage 405 Mark. Die Zahl
der Mitglieder ist dem Berichte zufolge 402. Dcr Vorsiaud,
der aus ucuu Mitgliedern bcstcht, hat 12 Sitzungcn gehalten.
Er wurde in seiner Thätigkeit von zwanzig Damen unrerstützt,
die an 387 Tagen an 35 Arme Mittagskost vcrabreichien,
ES wäre zu wünschen, dah noch mehr Damen sich zur Vercrb-
reickmug von Kost bereit erklärteu. Ebeuso wurde es dem
Vorstande durch zahlreiche Gabeu an Geld, Kleiduugsstticken
u. a. ermöglicht, zahlreichcn bedürftigen Familie» uud eiuzeln-
steheudeu Persoueu einc Weihucichtsfreude zu bereitcu. Für
abgelcgte Kleider, Schuhe, Bett- uud Lcibwäsche hat dcr Verein
jederzeit Verweudung. Die .Kraukeupflcge kam 62 Krauken an
237 Verpflegungstagen, 109 Nachtwachen iind 647 einzelnen
Hilfeleisttmgen zu gnte. Gesuche um Krankcnpflcge nnd um die
Dienste der Frau, die für Wöchnerinnen und krante Frauen
die Hanshalttmg führt, sowic um Krankengeräte sind jeweils
an Frau Stadipfarrcr Schneidcr, Bergsrrahe 7, nnd Meldungen
für Strickarbeit an Frau Gerichtsuotar Issel, Bergstrahe 3,
zu richten. Der Vorrat cm Krankengeräten Imirde ergänzi imd
vermchrt. Der Verciu besitzt uuter cmdercm 5 grohe, 4 Sitz-,
3 Kmderbadctvcmncii, 2 Rollkisseu, 3 Luftriuge, 6 Eisveutel,
1 Soxlethapparar, 2 Jnhalatiousapparate, 2 Jrrigatoren, ver-
schiedene Theruvmetcr, llnterlageu uslv., 135 Geräte wurden
an Mitglieder und arme uueutgeltlich ausgelieheu. Alleu, die
die Beremsthätigkcit durch cigenc Thätigkeit, wie Sammeln
dcr Bcittäge, Näharbcit oder durch Verabrcichung von Kost
imd anderes imterstützten, insbesondere auch den Geberinnen
nnd den Gebern vmi Weihnachtsspenden, dem verehrtichen
Stadtrate, der auch im vergaiigcuen Jahre dem Vereiue durch
eiiien namhafteu Beitrag zur Kraukenpflege und Eiuräu-
muug des Rathaussaales cutgegcukam, sowic der Vorsitzendeu
wurde der herzlichste Dauk ausgesprocheu. Herr Siadtrat
A. Ueberle gedachte in anerkennenden Worten des gcthanen
Vereinslverkes, wormif der Bieirat Herr S-tadtt'farrer Schnei-
der mit ivärmsten Danke nn die Erschienenen und mit der Ver-
sichcrung, dah der Verein, anch im neiicn Jahre gewissenhaft
seincs Amtcs ini Dicnste dcr Nächstenliebe nnd des sozialen
Ausglcichs ioalten werde, dic Versammlung schloh. — Wir
wünschen dem sehr thätigen Vcreine eine ferncre gesegnete
Wirksamkeit.

«!»>!> »»»-»«»»»»«1»»»^^»»^»»»»«»»»»»»»»,^»»«»,

Eingesandt.

Heidelberg, 20. Jan. Man klagt allgemein hier vonseiten der
Mieter, daß man ihnen kui Erkundigung nach Wohnungen
dte Froge stellt, ob sie auch Kinder hätlen, und sie rund-
weg abweist, wenn sie das Unglück haben, die Frage bcjahen zu
müsscn. Sie verbieten also die Fortpflanzung dcs Mcnschen-
gesÄlechts, weil die Klnder ihrer Mieter angeblich ihre Häuser
zerstören. Und dozu verlangt man noch, daß die Mieter beim
Auszug alle Beschädigungen auf ihre cigenen Kosten ausbessern
lossen. Wenn nun dte Leute diese Beschädigungen gutmachen
oder gutmachen müssen, haben sie dann nicht auch daS Rechi
üderhaupt solche anrichten zu lassen; können vielleicht die Eltern
etwas dafür, daß d!e Kinder ungesehcn Sckaden anrichten, selbst
wenn sie es ihnen schon lOOmal verboten haben. Wer
hat es dann zu tragen, die Eltein odcr die Vermieter? Es !st
also nichts anderes als eine rücksichtslose grausame Handlungs.

Wcnu cr scin gclicbtcs Ccllo handhabtc, vcrsaut die gauze
Welt um ihn, uud cr lebte uur iu den Töiien, die cr mit Mel-
stcrhand Lcn Saiteu eiulockte.

Noch lebte ein Neffe Mauvillous, übcr deu dieser iu
seiucm Privatzimmer eine eruste llnterrcdung mit seinem
ältesten Prokuristen hatte; Herr Moritz Hartinaiiii kannte
uur dcn ciuzigcn Ehrgciz: der Firma, der er seit dreitzig
Jahren diente, alle seine Krüfte und Fähigkeiteii zu widmen.
Er Ivar mit dem Geschästc förmlich verwachscu und würde,
weuu er cs gewollt hätte, längst Teilhaber gewordeu sein;
aber er fühlie sich loohler beim Verblcibeu in dem bis-
herigen Vcrhältiüs. Auch er war unverheiratet uud sammelöe
uud zwar Münzen. Die Drei, Mauvillon, Gcrard und Hart-
mann, bildeteu ein selrsames Klecblalt — sie konutcn sich ganz
vortrefflich uuterhaltcu, indcm jeder von seincm Steckcnpserde
sprach und keincr dcm andcreu antwottete.

Das Privatzimmer der Prinzipale in dcu zu ebeuer Erde
belegcueii Geschäftslokalitätcn Vvu Mauvillou u. Ko. war cin
klcincr Salon und mit gedicgenem Luxus ausgestattet. Rechts
und links lageu kleiuere Zimmcr für jcden cinzelricn der
beidcu Finneuiuhabcr, u»d jenseits des Ganges war LaS
Komptoir, uach Nordcn schaucnd. Die Privatzimmer sahcir
uach Südcn auf daS Wasscr uiid ioareu souiüg: Mauvillon
koimtc die Sonue uicht entbehrcu und lietz mich im heihcu Som-
nier ihre Sttahlen durch kcine Vorhänge oder Jalousien ge-
hindett in seiu Zimmcr sallcu. Gcrard war darüber oft sehr
ärgerlich. „Es ist dcr stupideste Blödsiun, sich von der
afrikauischen Sonne zum Gerippe ausdörreu zn lasseii," sagte
er einmal. Aber trotz seiues Murrens blieb er doch au dcr-
selbeu Seite; denn er hatte früher schou cinmal Ersahrungen
über die llnbehaglichkcit dcr Nordseite in eiucin regnettschen
uud kühleu Sommer gemacht. „Jch mühte ja dcr dümmste Csel
auf der ganzen Welt sein," sagte er damals, „wenn ich in ei-
ucm Eisloch bliebe, ivo sogar ein Polarbär frieren mühre."

(Fortsetzung folgt.)
 
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