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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0145

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berechtigung aufrecht erhalten iverden sollen, so ist selbstver-
ständlich diese Voraussetzung die gleiche für unsere Bezieh-
ungen zu allen anderen Staaten in Europa und in der Welt.
Was den Wunsck anbetrifft, datz die Uerbündeten Regieruugen
im Falle der Ablehnung von Jnitiarivanträgen dem hohen
Hause die Gründe für diese Ablehnung angeben sollten, so
müsse er daraus hmiveisen, datz das für die vcrbündeten Re-
gierungen nicht immer möglich ist; dcnu die Vertreter der
verbündeten Regierungen stimmen im Bundesrat auf Grund
ihrer Jnstruktionen uud sind nicht immer in der Lage, aus-
Zusprechen, tveshalb sie ihre Stimme pro oder contra abgeben.
Sie können auch nicht dazu gezwuugen werden.

Der Etat des Reichskanzlers wird nach weiterer Diskus-
sion genehmigt.

Es folgt der Etat des Reichsamtes des Jnnern.

Gegenüber dcn Ausführungen der Abgeordneten Hitze,
Mülle r-Mciningen und Prinz S ch ö n a i ch - C a r o l a t h
erklärt Staatssekretär v. Posadowsky : Wir sind damit
beschäftigt, ein Gesetz zu entwerfcn, das einerseits die Kinder
gegen gewerbsmätzigen Mitzbrauch auch in der Familie schützt,
andererseits nicht zu viel in das Familienleben eingreifen soll.
Eine Verordnung über den Gast- und Schankwirtschaftsbetrieb
wird demnächst veröffentlicht. Eine Verordnung betresfeud
den Betrieb in Steinbrüchen und Gummisabriken liegt bereits
dcm Bundesratc vor. Der Cntwurf über die Schiedsgerichte
für kaufmännische Angestellte liegt dem preutzischen Jusiizmini-
ster zur Begutachtuug vor. Von einigen Jnteressenten wurde
kine Aenderung betreffend die feste Abgrenzung des Begriffs
„Gebrauchsmuster" verlangt, aber auf dieses Verlangen hin
kann man nicht an eine Abänderung der Gesetzgebung heran-
treten. Eiue übermätzige Ausdehnung des Schutzes der Ge-
schmacksmuster würde eine Lähmung der Jndustrie bedeuten.
Es finden Sachverständigenberatungen statt; bezüglich des
Verkehrs mit Brennmaterialien besonders Steinköhle, ist eine
Aenderung der Matz- und Gewichtsordnung nötig. Auch über
die Frage der Zündholzfabrikation schweben Verhandlungen.
Der Redner erörtert dann die Frage des Frauenstudiums und
warut davor, auf diesem Gebiete zu sehr die Klinke der Gesetz-
gebung in Anspruch zu nehmen. Einen bestimmten Zeitpunkt
für die Einführung der Novelle zur Krankenversicherung könne
er nicht angeben.

Nach kurzen Bemerkungen v .Kardorffs vertagte sich
das Haüs auf morgen._

Bade«.

— Wenn die Vorlage in betreff der Abändernng
des Gemeindewahlrechts Gesetz wird, so erhalten unter
Zugrundelegung der vorläufigen Ergebnisse der Volks-
zählung von 1900 etwa 70 Gemeinden weiter
die direkteWahl. Dazu kommt noch eine An-
zahl von Gemeinden, welche dieselbs nach dem Entwurf
behalten, obwohl sie nach der Volkszählung von 1900'
die Einwohnerzahl 1000 überschritten haben; es wären
dann voraussichtlich nur noch in 186 Gemeinden
Bürgermeister und Gemeinderat von dem Bürgeraus-
schuß zu wählen.

Württemberg.

Stuttgart, 22. Jan. Zwischen der Regierung
und der Finanzkommission der zweiten Kammer ist soeben
eine befriedigende Lösnng der E i n h e i t s m a r k e n-
frage verabredet worden. Die Reichspostverwaltung
willigt ein, daß in Paragraph 2 des Uebereinkammens
das Wort „soll", welches die reservatrechtliche Wahrung
der selbständigen Postverwaltung Württembergs stipu-
Uert als zwingende Norm aufzufassen sei; ferner bezüg-
lich der Ziffer 2 der Ausführnngsbestimmungen, daß we-
sentliche Abänderungen der Marke ohne Genehmigung
Württembergs nicht eingeführt werden dürfen, schließ^
lich bezüglich Ziffer 6 der Ausführungsbestimmungen,
daß, wenn eine Aenderung durch Larifermäßigung ein-
tritt, beide Verwaltungen das Recht haben, eine nach-
trägliche Prüfung des Finanzergebnisses zu lfordern.

Es entspann sich daraufhin eine Diskussion, in deren
Verlauf das Zentrum auf seinem ablehnenden Stand-
punkte beharrte, während alle Parteien sich mit dem
zustimmenden AntragHaußmann einverstanden erklärten. Dieser
wurde hierauf mit 11 gegen 3 Zentrnmsstinnnen angenommen.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Gehrimerw Professor Dr. Erb in Heidelberg d-.e Erlaubnis zur
Annahme und zum Tragen des ihm von dem Köuig von Schweden
und Norwegen verliehenen Kommandeurkrevzes erster Klasse des
Kömglichen Nordsternordens und dem Hofarzt Hofrat Dr.D reßler
in Karlsruhe die gleiche Erlaubnts für das Ritterkreuz desselben
Ordens erteilt.

— Seine Königliche Hobeit dcr G ro ßherzog haben dem
Kaufmann Ludwig Bessels iu Paris die Erlaubnis zur An-
nahme und zum Tragen des ihm von dem Präsiden.ten der
französischen Republik verliehenen Rilterkreuzes der Ehrcnlegion
rrteilt.

— Finar.zassistent Albsrt Sohn beim Großh. Steueikommissär
für den Bezirk Lchwetzingen wurde a!s Steuerkommissärassistent
etatwäßig angestellt.

Karlsruhe. 22. Jan. Der Großherzog erteilte
hente Vorm. von 10 Uhr an einer Anzahl Personsn Audienz,
darunter dem Landgerichtsprästdenten Uibel in Mo-bach,
dem Geheimen Hofrat Professor Dr. Schäfer an der Uni-
versität Heidelberg, dem Landgerichtsrat Dr. Hsinsheimer,
dem II. Bürgermeister Wielundt und dcm Medizinalrat
Dr. L. Fischer ssn. in Heidelberg, dcm Universitätsprofessor
Dr. Schneegans daselbst, dem katholischen Pfarrer Götz in
Neudenau, den evangelifchen Pfarrern Reimold in Obrigheim
und Trantwein in Rohrbach, dem Reallehrer Mang in
Heidelberg. Dazwischen meldete fich der Chilenische Ober-
leutnant Merino, kommandirt znm Schles. Pionierbataillon
Nr. 6, abkommandirt nach Karlsruhe. Nachmittags 4 Uhr
39 Minuten trafeu Prinz Adolf von Schaumburg-Lippe
mit Gemahlin, geborenen Prinzessin Bikloria von Preußen
und die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, geborenen
Prtnzessin Charlotte von Preußen aus Frankfurt hier ein.
Der Großherzog und die Großherzogin empfingen den hohen
Besnch am Bohnhof und geleiteten denselben zum Groß-
herzoglichen Schlosse, wo Wohnung bczogen wurde.

Ausland.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 21. Jan. Von hier erhielt der „Bresl. Gen.-
Anz." folgende Jnformation über eine Aeußerung des

toburger Walde geschaffen, die wegen der trefflichen
Zeichnung der Bäume, anf welche Schirmer ein Haupt-
gewicht legte, nnd einer stets wirkungsvollen Beleuchtung
^hr beliebt warm.

österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand
über die deutsche Staatssprache: Bei den diesjährigen
Neujahrsempfängen nahm der Thronfolger Oesterreich-
Ungarns Gelegenheit, mit einem leitenden österreichischen
Mtnister üb« die innere Politische Lage zu sprechen. Da-
bei betonte nnter anderem der Erzherzog Franz Ferdi-
nand die N o t w e n d i g k e i t, daß die deutsche
Sprache als Vermittlungssprachs im Jnteresse des
Staates und der Armee von ihrer Bedeutung nicht ein-
bnße, wenn es auch selbstverständlich ist, so äußerte er sich
ungefähr, daß die einzelnen Nationalitäten in ihrer natio-
nalen Entwickelung nicht unterdrückt werden dürfen, so
müssen sie dem staate auch das Recht anerkennen, sich
in der Verwaltnng einer einheitlichen Sprache zu bö-
dienen, damit die Einheitlichkeit der Administration ge-
wahrt bleibe. Noch gewichtiger sei eine einheitliche
A r m e e- nnd K o m m a n d o s p r a ch e; da das deut-
sche Idiom das einzige ist, mit dem man sich in ganz
Oesterreich-Ungarn verständigen kann, mnß deutsch die
Armeesprache bteiben. Der Erzherzog versicherte weiter,
daß dis Bestrebungen der Deutschen, ihre Sprache als
Staatssprache znr gesetztichen Anerkennung zu bringen,
seine vollsten Sympathien haben und er sie darin, soweit
es in seinen Kräften steht, nnterstützen werde.

Frankreich.

— An der cilgerischen maro kkanischen Grenze
sind zwei französische Hauptlcute de Crccy nnd Gratien
von Eingeborenen ermordet worden. Jn Algier geht
die Stimmun i der französischen Bevölkerung dahin, daß
Frankreich zu entschiedenen Maßnahmen greifen
müsse, da die marokkanische Regierung außer Stande sei,
für die Aufrechterhaltung der Ordnung zu sorgen.

England.

— Ans den Mitteilungen, die Balfonr in engl.
Unterhause machte, geht hervor, daß die Regierung
während des letzten Jahres 81 000 Mann und 129 000
Pferde nach Südafrika sandte. Die Leistungen des
Kriegsamtes seien ohne gleichen in der Geschichte des
Reiches.

Scrbien.

Belgrad, 21. Jan. Gegenüber den im Auslande ver-
breiteten Gerüchten über die Thronfolgc stellt der osfi-
ziöss „Dnevnik" fest, daß dic Angelegenheit angesichts der
Jugend des Königs überhaupt nicht diskntiert zu werden
brauchte, wiewohl noch zu Lebzeiten des Königs Milan
von verschiedenen Seiten Versuche gemacht seien, sie auf
die Tagesordnnng zu setzen. So habe der chemalige Mi-
msterpräsident Wladan Georgiewitsch, der jetzt in Wien
weilt, wie der „Dnevnik" ganz bestimmt wisscn will, wäh-
rend seiner Ministerschaft versucht, Milan als Thronfolger
einzusetzen.

Türkei.

K o n st a n t i n o p e l, 20. Jan. Der amerikanische
Gesandte hat von der durch Briganten vor einigen Mona-
ten gefangen genommenen amerikanischen AUssionarin
Ellen Stons einen Brief erhalten, in dem sie mitteilt,
daß sie sich in ausgezeichneter Gesundheit befinde, ebenso
ihre Begleiterin, Frau Tsilka, nebst ihrem Kinde.
Die Rüuber wollen sie gegen das bisher zusammenge-
brachte Lösegeld (etwa 300 000 Mark) freigeben.

WaHtnachrichL.

(Wiederholt aus einem Teil der gestrigen Auflage.)

Lörrach, 22. Jan. Dreher (nat.-lib.) 63, Bogen-
schütz (freis.) 50, Hauck (soz.) 11. Der nat.-Iib. Kandidat
Dreher ist somit gewählt. Der frühere freisinnige
Abgeordnete Hagist hatte in richtiger Beurteiluiig der Lage
den Rückirilt von der Kandidatur der Niederlage vor-
gezogcn.

* M!t der Nachwahl in Lörrach-Land sind die Wahlen
nun endlich beendet, denn hoffentlich ist diesmal nichts
passiert, was zur Anfechtung bezw. Umstoßung der Wahl
führen könnte. Sind bei der Nachwahl in Erigen und in
Vtllingen die Hoffnungeu der Nationalliberalen leider ent-
täuscht worden, so hat sich wenigstens Lörrach-Land gut
gehalten und es bleibt dabei, daß die nationallibsrale
Partei mit 24 Sitzen im Landtag das Zentrum um ein
Mandat übertrifft und somit nach wie vor die stärkste
Partei ist. Gegen die Nationallibcralen läßt sich unter
solchen Umständen in Baden nicht regieren, und das ist,
wie ans den Erklärungen des Staatsministers hervorgeht,
auch nicht dessen Absicht, betonte er doch, daß das gegen-
wärtige Ministerinm aus dem vorhergehenden organisch
herausgewachsen sei und erklärte er doch direkt, daß das
Miliistsrium im gemäßigt liberalen Sinne regieren wolle.
Andererseits ist nicht zu verkennen, daß auf die Daner
nur eine gemäßigt liberale Kammermehrheit eine gemäßtgt
liberale Geschäftsführunz verbürgt. Darum muß das eif-
rigste Bestreben dcr nationalliberalen Partei dahin gehen,
daß ste die Zahl ihrer Mandate wieder vergrößert. Un-
verkennbar hat sich die Stimmung im nationalliberalen
Lager wiedcr belebt. Mehr und mehr kommt in den
liberalen Wählermassen das Bewußtsein znm Durchbruch,
daß man sich energisch aufraffen müsse, damit dem weiteren
Vordringen des Zentrums Einhalt geboten werde. Auch
ist unverkennbar, daß die weiter linksstehenden Parteien,
die bisher mit dem Zentrum am Oppositionsstrang zogen,
bcdenllich geworden sind. Sie werden sich aller Vermutung
nach nicht mehr so willig wie bishcr für das Zsntrum
einspannen lasscn. Jnzwischen sind wir Mangeis einer
festen Kammermehrheit bei dem Zustand angelangt, der cs
dem Ministerium am rätlichsten erscheinen läßt, sich auf
eine gute Verwaltung zu beschränken; allein an üieser Be-
schränkung wird, wie dcr Abg. Wilckens hervorhob, auf
die Dauer nicht festznhalten sein, da cben auch politische
Fragen — der Abgeordnete nannte eine ganze Anzahl
solcher — auftreten und Erledigung heischen. Noch steht
das Ministerium ja in den parlamentarischcn Flitterwochen,
und der Zentrumsführer hat sich bemüht, ihm dieselben
durch eine freundliche Begrüßung zu verschönen; allein von
seinen Forderungen wird das Zentrum nicht abgehen und
die Nationalliberalen werden ebensowenig ihr Programm

aufgeben. So diirste d s unpolitische Honigzeit des Mi-
nistermins nicht gcrade allznlange dauern. Za, wenn es
richtig wäre, wie Herr Wacker mit Chamberlainscher Kühn-
heit behaupiet hat, daß das Zenlrum kenie konfessionclle
Politik treibe, daun tätte man cine recht glatte Bahn vor
stch. Aber das Zcntrum ist eben doch, wie der
Abgeordnete-i Binz in richliger Würdigung des Wacker-
schen Ablengnungsverfahreus feststellle, elne konfessionelle
Parki. Sie war es von Ansang an, hat sie
sich doch :n Bad n lange Zeit kathol sche Volkspartei ae-
nanut, was doch gcwiß denllich genug ist. Viclleicht ist
Wacke-s din Thalsacken hohnspr cheuder Ableugnungsversuch
ein Tel seines Uinschmcictln lasviozram ns, oon dem der
Abg. Binz gesprochen hat: Sicheilich avcr wirs dis Welt
dudurch anw mcht >ur emen Augenblick an der wahren Na-
tur des Zenl nms irre werden.

Aus Stadt uud Land.

Heidelberg 23. Januar.

) Aus dem Stadtrat. Jn der Stadtratssitzung vom 11..
20 uud 21. ds. M. wurden unter anderem folgende Gegenstände
zur Kenntnis beziehungsweise Erledigung gebracht:

1. Der bisher an eine Privatgesellschast verpachtet gewesene
von dieser aber aufgegebene Spielplatz an der Hüda- und Zäh-
ringerstraße wurde den Schülern der Oberrealschule zur Be-
niitzung überlassen.

2. Für die freigewordene Stelle eines Feuerschauers wurde
der zum Gehilfen beim Hochbauamte eruannte Architekt Fried-
rich Bosscrt in Mannheim in Vorschlag gebracht.

3. Das Bauborhaben des Bäckermeisters Friedrich Blaich
an der Ecke der Eppelheimer- und Mitternmierstratze wurde
nicht beanstandet.

4. Zur Verbessernng der nördlichen Znfahrt zur Schlier-
bach-Ziegelhänser-Ueberfahrt wurde der sGemeinds IZiegel-
hausen cin städtischer Kostenbeitrag von 200 Mark zugefagt.

5. Die in Eberbach freigewordene Neckarfähre wurde als
Reservefähre für die Schlierbach-Ziegelhäuser-Ueberfahrt er-
worben.

6. Von den 1901er Jahresberichten Lber die Thätigkeit des
Gewerbcgcrichtes, über den Betrieb des Leihhauses, über die
Wohnungskontrolle nnd das Desinfektionswesen wnrde. Kennt-
nis genommen.

7. Der Luisenheilanstalt wurde zum Betriebe einer be-
sonderen Staiion für arme kranke Säuglinge vorbehaltlich der
Genehmigung des Bürgerausschusses ein jährlicher Zuschutz
der Städt von 800 Mark in Aussicht gestellt.

8. Jm vorigen Monat wurden 436 Stück Grotzvieh nnd
2129 Stück Kleinvieh im Schlachthaus geschlachtct, auf dem
Viehhof aüer 87 Stück Großvieh sowie 1813 Stück Klei.nvieh
znm Verkauf gebracht.

9. Jnsolge freiwilligcn Rücktrittes des R. Wollweber wurde
dee Mnsiler Fr. Buchali zum Geschäftssührer des Siädtischen
Orcheiters ernannt.

10. Die Ortskrankenkasse z^lte am 1. ds. M. 5104
männliche und 1660 weibliche Mitglieder.

Bon der Universitlit. Dic nächiijädrigen JuLiläumsfeierlich-
keiten zur Erimie ung nn die Wieverenieuer'.mg der Unioersität
durch Karl Friedrich sind, wie auswartige Blätrer melden, in
einem Umfang geplant, der an das SOOjäyrige Stiflungsfest im
Jahre 1886 heranreichen dürfte. — Jn der medisinischen Fakultät
habilitiert sich Or. moä. Fäedr. V ö l ck e r. Die Probevorlesung
findet SamStag, deu 26. ds„ miitigs 12 Uhr, !m Hörsaal der
Chirurgiichcn Klinik statt und hanbelt: „lieber Pyämie und
Septicämie".

) Bortrag in dcr Volksschule. Jn sehr dankenswerter Weise
hat nach vorausgegangener Verständigung mit dem Rektorat
Herr Ntedizinalrat Dr. Kürz im Prüfungssaale den Fort-
bildungsschülern der hiesigen Volksschule einen Vortrag über
den Mitzbrauch geistiger Getränke und dessen Folgen gehalten.
Die ernsten und klareit Worte verfehlten nicht, auf die jungen
Leute cinen tiefen Eindrnck zu machen. Hofrat Strübe, der den
Herrn Medizinalrat zn Beginn vorgestellt hatte, schlotz die denk-
würdige Stunde mit herzlichen Worten des Dankes an Herrn
Dr. Kürz und ernsten Mahnungen an die Schüler. Schon im
vorigen Sommer hatte Herr Medizinalrat Dr. Kürz die grotze
Gefälligkeit, gelegentlich einer amtlichen Konferenz vor sämt-
lichen Volksschullehrern des Amtsbezirks Heidelberg einen sehr
lehrreichen und anregenden Vortrag über Gesundheitspflege
in der Schule zu halten. Der Vortrag ist mit Beifall und
grotzcm Danke aufgenommen wordcn.

— Einen Aufruf zu ciner Eingnbe früherer Schüler der
Uinversität Heidelbcrg an den Grotzherzog von Baden zur
Erhaliung der Heidelberger' Schloszruine in ihrem gegenwärti-
gen Bestande, erlätzt Herr Dr. med. F. Wolter (Hamburg).

— Der Kaiser-Kommers der hiesigcn Studentenschaft fin-
det am 29. Januar im städtischen Saalbau stall.

st Strafkammer. Vorsitzender Landgerichtsrat Dr. West,
Vcrtreter der Grotzh. Staatsbehörde Staatsanwalt Dr. Se-
bold.

1. Jn roher Weise und ohne jede Veranlassung schlug der
Taglöhner Karl Veith von Eberbach den Metzger Philipp
Wagner von Handschuhsheim beim Heraustreten aus einec
Wirtschaft in Neuenheim mit einem schweren Stock derart
auf den Kopf, datz ein Schädelbruch erfolgte und bei dem
Verletzten eine teilweise Lähmung und daucrnde Sprachstörung
eintrat. Nnglücklicherweise hatte der Schlag die Stelle eines
friiheren Schädelbruchs getroffen und sind deshalb die er-
heblichen Folgen zum Teil airf diese vor einigen Jahren schon
erfolgte Verletzung zurückznführen. Das Urteil gegen Veith
lautete auf 1 Jahr Gefängnis, abzüglich 6 Monate Untersuch--
ungshast. Ein gegen Wagner wegen Körperverletzung schtve-
bendes Verfahren wurde cingestellt.

2. Jn totaler Betrunkenheit gefährdete der Dienstknecht
Adam Stein von Ochsenbach auf der Stratze zwischen Leimen
nnd Heidelberg mit seinem Steinfuhrwerk mehrfach die elek-
trische Bahn und verursachte schlietzlich in der Nähe des hie-
sigen Friedhofs einen Zusammenstotz, durch welchen sein
Fuhrwerk umgeworfen, er verletzt und der elektrische Wagen
beschädigt wurde. Wegen Transportgefährdung wird er
zu einer Woche Gefängnis verurteilt.

3. Wegen Fälschung eines Bürgschaftsscheins, mit welcheM
er sich ein Fahrrad verschaffen wollte, wird gegen den 21 Jahre
alten Taglöhner Georg Wolfs III von Schriesheim eine Ge-
fängnisstrafe von 3 Wochen ausgesprochen.

4. Am 16. Dezember o. I. sollte der Schieferdecker JohaiM
Müller hier eine oierwöchige Gefängnisstrafe antreten-,
Durch die Thränen Müllers, dessen Familie durch die Abwescn-
heit ihres Ernährcrs wohl Itot gelitten haben würde, zu Mit-
leid gerührt, erbot sich der 20 Jahre alte Schieferdecker Martin
Cazare von Mainz, der damals arbeitslos war, seinciN
Freunde, die Strafe für ihn zu übernehmen und fand auch mit
der Vorladung zur Straferstehung Müllers als solcher Auf-
nahme im hiesigen Amtsgefängnis. Erst nach Ablauf voll
etwa zwei Wochen wnrde dnrch Zufall die Täuschung entdeckt-
Cazare wurde wegen Begünstigung angeklagt und erhält heute
als Lohn für seine aufopfernde Freundschaft 10 Tage Ge-
fängnis. die jedoch durch die Untersuchungshaft als verbützt
betrachtet tmirde.

— Polizeibericht. Verhaftet wurden vier Arbeilcr wegev
Bettelns und eine Kellnerin wegen Nmherzieheus.

O Dossenheim, 22. Jan. tVom Bürgerausschuß)
wurde am Samstag der einstimmigc Bcschiuß gefaßt, datz das
 
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