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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1902 - 31. Januar 1902)
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Sswstag, 25. Januar 1902.

Drittes Blatt.

Jahrgang.

^rscheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expcdition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-

„ zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

^nzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezetle 40 Pfg. Für hießge Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an besiimmt
dorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Au. schlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

Soziardemokralen aks Aröettgeöer.

Das Thema von der u n g e b ü h r li ch e n Aus-
beutung menschlicher Arbeitskräfte durch sozialdemo-
kratische Ilntcrnehmer ist längst kein neues mehr. Aber
dsas darüber am letzten Sonntag laut geworden ist in
einer Versammlung der Lagerhalter sozialdemokratischer
Konsumvereine der Provinz Brandenburgt. iibersteigt
doch noch erheblich das, was bisher darüber bekannt ge-
worden war. Znnächst stellte sich heraus, daß auch hier
eine ungebiihrlich lange Arbeitszeit nicht nur etwa
stellenweise und als Ausnahme, sondern ganz allgemein
Und regelmäßig eingesührt ist. Bei den meisten Kon-
iumvereinen ist die Arbeitszeit der Lagerhalter unbegrenzt
Und die Lohnzahlung gleichzeitig erbärmlich. Es wur-
den Fälle namhaft gemacht, in denen Lagerhalter einen

Wochenlohn von-acht Mark bekommen, wobei ver-

langt wird, daß auch die Familienglieder des Lagerhal-
ters die Kunden mit bedienen. Der Eine der Bericht-
erstatter stellte fest, daß den Lagerhaltern nicht einmal
genügende Essenszeit gewährt sei; dagegen werde ihnen
teilweise zugemutet, fiir den Abgang auszukommen, der
beim Abwiegen der Waaren und durch das Lagern ent-
stände. Man kann sich sehr lebhaft vorstellen, daß unter
solchen llmständen die Stimmung in der Versammlung
eine sehr erregte war, und daß ein Redner allseitige und
tebhafte Zustimmung fand, als er sagte, daß der Arbeiter
der allerschlechteste Arbeitgeber sei. Die Lagerhalter ha-
ben in einer Entschließung dargethan, was sie für sich ver-
langen: Ladenschluß um 8 llhr abends, zweistündige
Dkittagspause, Beseitigung der Kautionsstellung und ein
Gehalt von 90 bis 180 Mark monatlich. Man kann nicht
sogen, daß diese Forderungen unbescheiden seien. Man
wuß sich nur wundern, daß unter den obwaltenden llm-
ständen die Unternehmer auch noch Kaution von ihren
Angestellten verlangen. Daß diese Konsumvereine ihren
Ilnternehmern in den allermeisten Fällen sehr reichlichen
Gewinn abwerfen, ist längst bekannt.

Aus Stadt und Land.

Ludwigshafen, 22. Jan. (DieBesteuerung der
EZalzmühle.) Der hiesige Stadtrat faßtc in einer ge-
beimen Sitzung in der Angelegenheit der Besteuerung der
^Lalzmühle, deren Steuer sich bekanntlich von 50 000 Mk.
auf 190 000 Mark erhöhen sollte, und deren Verlegung des-
balb nach Mannheim erwogen worden ist, folgenden Beschlutz,
der sich in erster Linie gegen das Steuergesetz wendet: Der
Stadtrat spricht seine ernstlichsten Bedenken gegen das ?lus-
aahmegesetz, wie es hinsichtlich der Besteuerung der Walzmühle
Zur Anwendung gekommen, aus. Er ersucht das Bürgermeister-
aint, alsbald alle Schritte zn thun, welche geeignet erscheinen,
oie Wiederaufhebung dieses Ausnahmegesetzes herbeizuführen.
Einc Entscheidung über Umlagenachlatz soll vorerst so lange
ausgcsetzt bleiben, bis von matzgehender Stelle über Iluf-
hebung oder Richtaufhebung der im Gesehe enthaltenen frag-
nchen Tlusnahmebestimmung entschieden ist. Jm übrigen er-
värt sich der Stadtrat zu jedem ihm möglichen Entgegenkom-
'uen, wodurch ein Verbleiben der Walzmühle am hiesigen
Platze zu erreichen ist, bereit.

(!) Karlsruhe, 23. Jan. (Nichtalkoholische Ge-
känkc für Bauarbeiter.) Esist bekannt, datz der
Vierkonsum bei Bauarbeitern leider oft auf Kosten der Er-
uährung ihrer Familien, dcr Gcsundheit der Ilrbeiter und der
Vetriebssicherheit besonders stark ist. Die Beschäftigung im
F-reien, wo die Leute den Witterungseinflüssen häufig schutz-
los ausgcsctzt sind, macht das Bedürfnis nach erstnschenden
Geträukcn wohl begrciflich. Die Neigung zum Trinken wird

----—-WWWM-M--»SM!»>?WS^W

Sneewittchen.

b) Roman von A. I. Mordtmann.

(Fortsetzung.)

Die kleine Spanierin spitzte schmollend die Lippen — sie
lah garnicht aus, als wenn sie von der Vortrefflichkeit des
von Gerard vorgetragenen Arrangements überzeugt wäre.

„Liebst Du die Musik?"

Juanita nickte.

„Aha, jetzt werden wir uns verständigen. Jch liebe sie
auch. Bei mir giebt es immer Musik."

„Viel Musik?" fragte Juanita mit strahlenden Augen.

„Viel Musikl" bejahte Gerard. „Und dann habe ich ei-
ven grotzen Garten ..."

„Mit Blumen?"

„Mit Blumen und Früchten. Und im Hause habe ich zehn
^anarienvögel ..."

„Slhl"

„Und Dir werde ich einen Dompfaff kaufen und . . ."
„Und einc — zwei Tauben?"

„Vier Tauben sollst Du haben."

„Aber Katzen wollcn wir nicht habcn. Die sind hiibsch,
abcr sie fresscn die kleinen Vögcl auf, nicht wahr."

. „Rein, Katzen jagen wir weg. Aber einen schönen grotzen
Hund habe ich, der Dir bis an die Schulter geht."

- . Juanita klatschte in die Hände; zwischen ihr und dcm
varbeitzigen Gerard, für den sonst Kinder ein „unausstehlicher
^reuel" uud eine der schauerlichsten Einrichtungckn der Vor-
llhung warcn, stellte sich wunderbar schnell ein gutes Einver-
aehmen her.

„Schaut Euch doch den Brief noch einmal an," sagte er
Mauvillon und Lorenzcn. „Jch bin gleich wieder da."

. Cr nahm Juanita bei der Hand und ging mit ihr, die willig
^'gte, hinaus.

7 Der Brief, den die Zurückgebliebencn noch einmäl lasen,
^utete:

aber durch die Art der Bierabgabe wesentlich gefördert. Das
Bier wird in der Regel von den Bauunternehmern oder
ihren Werkmeistern geliefert unter Stundung des Preises
bis zur nächsten Lohn-Zahlung. Die Bierlieferanten sind
pekuniär an der Größe des Konsums interessiert. Der Arbeiter
sühlt sich in feiner wirtschaftlichen Abhängigkeit, teils mit
Grund, zu erhöhtem Borgen verpflichtet, was ihm um so leich-
ter fällt, als er ja nicht sofort bezahlen mutz. Am Zahltag
nimmt er dann enttäuscht den Rest seines Lohnes in Em-
pfang. Die Behörden haben zwar wiederholt den Versuch ge-
macht das Kreditieren von Bier auf den Baustellen zu be-
seitigen, indem sie sich auf die Bestimmung des K 115 G.-O.
stützten; danach ist das Kreditieren von Lebensmirteln nur dann
gestattet, wcnn deren Preis die Anschaffungskosten übersteigt.
Ein Erfolg konnte aber bis jetzt deshalb nicht erzielt werden,
weil die Gerichte den gesetzlichen Bestimmungen eine sehr weite
Auslegung geben und die Kreditgeber dieselben zu umgehen
wutzten. Der Verein gegen den Mitzbrauch geistiger Getränkc
hat sich daher die Aufgabe gesetzt, bei aröheren Bautcn selbst
Kantinen cinzurichten. in denen nebcn Bier auch nichtalkoho-
lische Getränke, Mineralwasser und Kasfee, gegen billiges Ent-
geld verabfolgt werden sollen. Der Grundsatz der Barzahlung
soll strenge durchgeführt werden. Es soll aber durchaus kein
Zwang auf die Arbeiter ausgeführt werden. Der Verein stützt
sich dabei auf die zahlreichen günstigen Erfahrungen, welche man
in Fabriken mit der Durchführung der gemachten Grundsätze
gemacht hat.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

X Verein der Hnndefreunde. Ueber den vorgestrlgen
Vortrag des Herrn Utz tragen wir folgendes nach:

Der Vortragende beansprucht für die deutsche Dogge den
Ehrenplatz unter den deutschen Luxushundcn und glaubt der
deutschen Dogge deshalb mit Recht eine kleine Abhandlung
widmen zu dürfen. Er bespricht zunächst die Abstammung
derselben und führt sie auf eine vor einigen hundert Jahren
existierende Hundesorte zurück, die in Skulpturen und Oelge-
mälden uns übermittelt ist. Von diesen Hunden gab es einen
leichten und einen schweren Schlag. Der schwere Schlag gleiche
dem heutigen Mastiff und sei zu Kampf- und zu Kriegszwecken
sowie gegen Räubtiere verwcndet worden, während der leichter
Schlag zur Jagd in der Cbene und auf leichtes Wild (Schwarz-
und Rotwild) verwendet wurde, woher der Name Hatzrüde-
Hatzhund komme. Die edleren Tiere dieses leichten Schlages
wurden zu Begleit- und Gebrauchshunden genommen und zur
Zucht verwendet, indem mit den besten Tieren des schweren
Schlages aufgefrischt wurde. So (meinte Redner) dürfte die
deutsche Dogge als eine Kreuzung des leichten und schweren
Schlages des „Hatzrüden" zu betrachten sein, der durch zielbe-
wutzte Kreuzung und Züchtigung die Form unserer heutigen
Dogge annahm. Redner schilderte sodann die Verhältnisse
des Doggenzuchtstammlandes Württemberg, erklärte die Her-
kunft der Namen „Ulmer Dogge", „dänische Dogge" usw.,
die jetzt alle unter den Begriff „Dentsche Dogge" fallen. Diese
letztere Bezeichnung sei dadurch gerechtfertigt, datz dic deutsche
Dogge in ihrer jetzigen Rasse in Deutschland gezüchtet und
hochgebracht worden sei. Nachdem er den von Württemberg
ausgehenden Slufschwung der Doggenzucht in ganz Deutschland
in den Jahren 1870 bis Ende der 80er Jahre gcschildert und
die Rasse als 1887 vollendet bczeichnet hatte, erwähnte er
die enormen Vorteile, die Deutschland in den Achtziger Jahren
durch Aussuhr seiner Doggen nach England, Amerika und
Frankreich hatte. Diesen glänzenden Verhältnissen solgte cin
Rückgang der Doggenzucht i. I. 1890 und einigen folgenden,
denen jedoch der glänzende Sieg Lber den konkurriercnden Bern-
deutlichsten von allen im' vergangenen Jahre gczeigt habe.
hardiner solgte, so datz die deutsche Doggenzucht heute blühender
denn je dastehe, wie dics auch die Heidelberger Ausstellung am
Dicsen Aufschwung haben einzelne Besitzer grotzer Doggen-
zwinger, noch mehr aber dic Spezialdoggenklubs durch Festsetz-
ung einheitlicher Rassenmerkmale herbeigeführt, die dann ein-
gehend bcsprochen wurden.

„Mein werter Freund! Jm Begriff, mich in ein Un-
tcrnehmen zu stürzcn, das mir Glück odcr Tod bringen soll,
weitz ich nicht, wem ich meine kleine Juanita anvertrauen soll
— und es fällt mir niemcmd ein, als Sie. Werden Sie
sich nach den langen Jahren meiner noch so erinnern, wie ich
mich Jhrer? Jch stelle nnr Jhr Gesicht vor, tvie Sie damals
waren, und es flößte mir noch immer das Vertrauen ein, datz
man aus Sie zählen darf. Also schicke ich Jhnen Juanita für
ein Weilchen zu. Wenn ich nach einem Jahre nichts mehr
von mir hören lasse, so dürfen Sie annehmen, datz ich tot bin.
Und dann senden Sie, wenn Sie nichs andercs beschlietzen
wollcn, Juanita nach dem Kloster von Nuestra Senhora da
Punta Marroqui bei Tarifa, wo sie Ilufnahme finden wird.
Dann haben Sie den kleinen Dienst, dcn ich Jhnen einst gelei-
stet habe, mehr als wett gemacht. Williams.

Gerard kam zurück.

„So," rief er, „jetzt können wir noch ein Viertclstündchen
plaudern. Jch habe Hartmann beauftragt, mit dem Feenkinde
einige Zentner Bonbons und Chokolade zu kaufen. Na, !vas
meint Jhr zu dem Brief?"

Mauvillon erllärte, das Schreiben bleibe ihm immer
noch unverständlich; etwas eingehender äußerte sich Lorenzen.

„Wenn ich mir erlauben darf, meine Ilnsicht auszuspre-
chen," meinte er, „so würde ich sagen, datz der Brief eigentlich
nur zur Einführung von Jemand geschrieben ist, der alles
Weitere mündlich auseinander setzen sollte. Dieser andere kann
natürlich nicht unsere Jnanita sein, sondcrn ihre Mutter, die
nun leider tot ist. Und da meine ich, datz der Herr Gerard der
Einzige ist, der sich aus dem, was cr weitz, cinen Schlüssel zu-
rcchtschmieden kann."

„Sie meinen also, Juanitas Muttcr wäre wirklich die Frau
gewescn, die mit ihr an Bord der Donna Loisa" war?"^ragte
Mauvillon zweifelnd.

„Sichcrlich. Juanita sagte es ja selber!"

„Das beweist nichts. Es könnte recht gut sciu, dah
sie sich irrte. Mir scheint es unmöglich, datz eine Mutter ihr
Kind so verlasten sollte, wie es geschehen ist."

Redner kommt dann auf die Schauen und Ausstellungen, so-
wie die Doggenstammzuchtbücher als Mittel zur Förderung
der Rassezucht zu sprechen, wobei er ein offizielles Prämi-
ierungssystem nach Punkten ivünscht, unter besonderer Berück-
sichtigung des Exterieurs und Knochenbaucs. Siach eingehender
Erörterung des Nutzens der Stammzuchtbücher giebt er noch.
einige Ratschläge für Doggenzüchter und giebt dann der Hoff-
nung Ausdruck, datz bei Befolgunjg> derselben bald gutes
Material in Fülle vorhanden sein werde zur Freude der
Hundefreunde, deren Slusmerkfamkeit die deutsche Dogge ver-
diene, denn sie sei durchaus nicht jenes als bisfig und bösartig
verschrieene Tier, von dem man den Nichtkenner so oft sprechen
höre, sondern verlange nur liebevolle Behandlung, freien
Laus und Umgang mit dem Herrn, dem sie über alles zuge-
than sei. Nachdem vor dem Dressieren der Dogge auf den
Mann noch gewarnt war, da sie auch ohne dieses „keine Furcht
in Gefahr" empfinde, schlotz der Redner, indem er betonte. datz
die Dogge insolge ihrer Treue, Liebe und Anhänglichkeit
das zu werden verdiene, was sie zum Teil schon sei: „Unsere
dcutsche Dogge!"

KLeine Zeitung.

— Dcr Hostheaterbrand in Stuttgart giebt Anlaß,
zu nrauchen Betrachtungen und Vergleichungen. Wie man
den „M. N. N." aus Feuerwehrkeisen schreibt,
ist eine solche Katastrophe natürlich nirgends ausge-
schlossen, auch in München nicht, wenn auch hier bisher
infolge größter Wachsamkeit alle Gefahren im Ent-
stehen erstickt wurden. Es ist vor allem dem Wacht-
dienst in den Theatern nnd den stets auch zur Nachtzeik.
vorzunehmenden Kontrollgängen der Wachen größte Aust
merksamkeit zuznwenden, denn es ist Thatsache, daß v e r-
säumte Minuten beim Entstehen eines Tbeater-
brandes nie mehr eingeholt werden können. Die
Angriffe des Trains müssen in Masse und schnellstens
erfolgen. Jn Stuttgart ist zwar schnelles, aber aus ver-
schiedenen Gründen nicht massenhaftes Eingreisen mög-
lich. Dort entstand vor einigen Jahren eine Berufs-
feuerwehr, worauf sich die alterprobte, für entbehrlich
gehastene sreiwillige Feuerschutztruppe
a u f I ö st e, während eine Reorganisation derselben recht
nützlich gewesen wäre. Gar bald.mußte man die neue
Truppe vergrößern und ein kleiner Reservezug sollte die
alte Feuerwehr ersetzen. Die Stuttgarter Berufsfeuer--
wehr ist gnt geschult nnd hat praktische Geräte; wenn
aber wie hier geschehen, eine Abteilung bereits zu einem
anderen, wenn anch unbedentenden Alarm ausrückte,
so war eben die Truppe zu einem Angriff auf das Hof-
theater doch schon geschwächt, wozu noch kommt, daß dev
Reservezug nnd vielletcht die entlegenen Vorortsfeuer-
wehren an rasches Abrücken überhaupt nicht gewohnt sind;
holt man sie dort in der Regel erst dann, wenn man allein
nüt dem Feuer nicht mehr fertig wird, dann ist es zu
spät! Jn München wird bei Alarm im Hoftheater, wo^
Tag- und Nachtwachen der Berufsfeuerwehr vorhanden
sind, sofort Gesamkalarm gegeben, (es müßten also gleich
auf das erste Zeichen der gesamte Train der Bernfsfeuer-
wehr, die Dampfspritzen und die zehn Kompagnien der
Freiwilligen Feuerwehr anrücken; so sind in kurzer Zeit
nebst dem nötigen Schlauchmaterial 12 bis 16 Geräte
mit Hydrantenanfsätzen, Schiebleitern rc. am Platze, lau-
ter selbständige Abteilungen, die derLeitung desOberkom-
mandanten zu folgen haben. Ein solches Ausrücken dev
freiwilligen Kompagnien mit der Berussfeuerwehr zu
jedcm Alarm (auch zu Kleinfener) hat zur Folge, daß sie
amPlatze sind, wcnn man sie braucht. Würden diese

Gcrard zuckte ungeduldig die Slchseln. „Spanische Frauenl
Die mutz man kennen, lieber Ernstl Da hat eine jede tvohl
zehntausend Teufel im Leibe, aber nicht ein Atom Liebe zu
ihren Kindern! Jch kenne die Sortel"

Mauvillon war noch nicht überzeugtz „Sieh dir einmal
Juanita an", sagte er. „Wo ist da der Schmerz nm ihre Mut-
ter? Sie scheint den Verlust kaum zu spüren!"

„Das crklärc ich mir sehr einfach. Sie hat ja ihre Mutter
kaum gekannt. Der ist das Kind lästig gewesen; sie hat sie
in cin Kloster zu Nonnen gethan und erst herausgeholt, alS
Williams beide zu uns schicken wollte."

„Was Sie da sagen, stimmt ganz genau," schaltete Loren-
zen cin. „Mit der Liebe zwischen Eltern und Kindern ist es da
unten nicht weit her; bei den Frauen spielen immer nur die
Männer die Hanptrolle. Aber doch möchte ich noch eins be-
merken: an dem Verlasscn des kleinen Mädchens mag die Frau
am Ende garnicht so viel Schuld haben. Denken Sie nur an
die Lagc. Es ist finstere Nacht und wütender Sturm. Durch
irgcnd etivas cntsteht auf dem Schiffe eine Panik. — Das
sind jä keine deutschen Seeleute! — Das Schiff sinkt und
nun geht's in toller Hast ins Boot. Die Frau wird geweckt,
hineingeworfen — nnd fort sind sie. Sie schreit vielleicht
nach ihrem Kinde, aber das kümmert die andern nicht — die
Todesangst macht ja den Menschen zum Vieh — nnd sie fahren
ab. Aber siehe da! Sie alle müssen elendiglich ersauferi und
die arme kleine Verlassene blcibt erhaltenl"

(Jortsetznng folgt.)

-— Ein Hartschädel. „Was der Jungc von unsercm Nach-
bar für krumme Beine hat, das ist ja fürchterlich." — „Aller-
dingsl Dcm armen Kerl ist mal als ganz kleincm Kind ein
grotzer Maucrstein auf den Kopf gcfallen und davon sind leider
die Beine so krumm geworden."

— Zu befcheiden Vater: „Du hast im Examen auf alle
Fragen geschwiepen?" — Sohn (durchgesallener St dent): „Ja,
Papa, ich mag mit meiuem Wissen nun einmal nicht protzen."
 
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