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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
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hicrübcr Vcrhandlungcn, die hoffentlich bald zum Abschluß
komnien,

Zum Kapitcl „Gesmrdheitsamt" liegt ein Antrag Lenz -
mann (frs. Vp.) vor, der Reichstag lvollc beschließen, die
verbündetcn Regierungen zu crsuchcn, baldigst cinen Gesetzent-
wurf vorzulcgcn, wclchcr dic Grundsätze fcststcllt, ivodurch die
Aufenthalrsverhältnissc und die Aufnahme von Geistestrankcn
in I r r e n a n st a l t c n, sowie die Entlassung aus denselben
reichsgesctzlich gcregclr wcrdcn. Es sei schon 1895 cin der-
artiger Antrag ohne Widcrspruch angcnommen, trotzdcm hätten
die vcrbündctcn Regicrungcn dcm Antrag nicht statrgcgebcn.
Der Redner berichtet dann über einzelne besonders krasse Fälle.

Staatssckretär P osadowskh weist darauf hin, datz die
allcrstrcngsten Srrafcn auf fälschlichc Einsperrungen nnd Zu-
rückhaltungcn Jrrcr hestehcn.

Mg. Äntrik (Soz.) bcspricht in langen Ausführungcn
die unzureichendcnVerhältnisse dcr vcrschiedenen Krankcnhänser.
dcr Provinz und geht auf einzelne Fällc cin.

Hicrauf vcrtagt sich das Haus um ^7 Uhr.

Preußc«.

— Während des Jahres 1901 sind 141t Ehe-
jubiläumsmedaillcn v rliehen wordcn Davon ent-
fallen auf die Provinzen: Ostprcußen 34, Westpreußen 42,
Brandenburg m!t Berlin 234, Pommern 91, Posen 61,
Schlesien 91, Sachscn 172, Schleswig-Holstein 71,
.Hannover 175, Wesifalen 110, Hessen-Nassan 77, Rhein-
provinz 256, zusammen 1114. Von den mit der Medaille
beliehenen Ehepaaren gehören 1096 dcr evanPl schen,
254 der katholischm Konfefsion an, 18 lebcn in evangel.-
katholisch gemischter Ehe, 1 gehört der Menonitensektc und
45 der mosaischen Religion an. Unter d:n 14 l 4 Ehe-
jnbiläen waren 26 diamantenc.

Ausland.

Asien.

Pcking, 1. Februar. Hente wnrden die Damen des
diplomatischen Korps mit ihren Kindern von der Kaiserin-
Witwe, dem Kaiscr und der juvgen Kaiserin empfangen
Sic wurdcn in sehr lieoeiiswürdiger Weise bewillkommnet
und beim Abschicd mit Andenken beschenkt.

Amcrika.

— Die Erbauer der neuen Kaiseryach t erließen an
2000 hervorragende Persönlichk.uten Einladuugen, dem
Stavcllauf der Aacht beizuwohneu; das zu dics.m
Zwcck rund um den Stapelschlitten crbauic Amphiethdater
wird die größte Versammlung von Berühmthciten auf-
nehmen, w.lche in den Veieinigten Slaaten seit Jahren
zusammengekommen ist. Am Tage des Stopellaufs dürfen
autzer dcr „Hohenzellern" nur die Kriegsschiffe dec Ber-
cmlgtca Ltaaten bei Shooolers Jslanü liegen; die ent.
svrechenden Aüordnungen können um io lcichter gctroffen
wcrden, als die Jnsel Privateigcntam ist. Die Nliisik
wird von dcr Kapelle der „Hohenzollern" und amcrikani-
schen Marinekavellen gcstelll werden.

Aus Stadt und Land.

L. E. Etttingen, 31. Jan. (D a s Gesuch der
Munchner E l e k t r i z i t ä,t s g e s c l l sch a f t Helios)
um Erlaubnis zur Errichtimg eincs Elektrizitätswerks im Alb-
ihal wnrde, Ivie schon kurz bcrichter, vom Bczirksrat a b s ch I ä-
g i g beschicden. Der Verhandlung wurde von allen Seiten
das groyte Jnteressc cntgcgengebracht. Die betcikigtcn Wiesen-
besitzcr, Gemeindevertretcr und Wcrkbesitzcr im Albthal wareu
per Exrrazug erschienen, anch zahlrcichc Ettlingcr Einwohner
fanden sich ein. Von Karlsrnhe kmnen dcr Groszh. Landes-
kommissär, Geh. Oberrcgicrimgsrat Braun, Rcg.-Rat Dr.
?IrnsberjZcr als Vertrctcr der Groszh. Domänendirekkion, Jn-
gcnieur Sicfert als Bcrirckcr der Großh. Kulturinspcktion,
Pros. Bcrens von der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt
Augusteiibcrg und Rechtsrat Riedel als Vertreter dcs Karls-
ruher Stadtratcs. Die Stadt Ettlingen vertratcn die Stadt-
ratc lltz und Schindler, das Forstamt Mittelberg Forstmeister
v. Waenker, die drei zunächst bcteiligtcn Gemeinden Rechts-
anwalt Dr. Süpflc-Karlsruhe nnd die Wiesenbesitzcr dicscr
Gemeindcn Rcdaktenr Häfner-Ettlingen. Nachdem der Vor-
slhcndc, Referendär Dr. Pfaff, dcn Gcgenstand der Verhand-
lung erläutert hatte, begründcte Zivilingenienr Müller-Frei-
burg das Konzessionsgcsuch. Sodami traten als Gcgncr des
ProjcltcS aufi Generaldirekror Hummcl namens dcr Fabriken
des Albthales und Sägcmühlenbesitzer Bürkle-Frauenalb.
Rcg.-Rat Dr. Arnsbcrger chcgründcke die Einsprachc dcr Do-
mäncndirekrion, dic cine Schädigung dcr skaatlichcn Wässer-
wicsen befürckitci. Rcchtsrat Ricdel wies darauf hin, daß das
Werk die Schönheit des Albthalcs beeinträchtigen werde, mid
dcn Besuch der Wälder durch die Stromleitmigcn gcfährde.

„Ach, Lhorhcir! Wcr wird so reden! Jn Jhrem inncrsten
Herzen dcnkcn Sie doch andcrs. Nur scin Unglück berdient
dcr Mcnsch niemals, scin Glück immer. Abcr ich möchte noch
cins von Jhnen hören, uämlich, ob — sa — wie soll ich
es glcich in Wortcn fassen, ohne Sie zu beleidigcn?"

„VieUcicht dars ich so kühn scin, Jhrc Meimmg zu erraten
und darauf zn antworten", versctzte Zarnow lächelnd. „Die
Aussickt, der Gatte cincr reichcn Frau zu werden, ist ohne
allcn Einfluß anf mein Handeln. Jch würde genau ebenso
ciuftrercn in Worten und Thaten, lvenn ich ganz allein auf
meine Arbeit angewiesen wäre."

„Friesischer Dickkopf!" murmelte der Pastor nicht un-
freundlich. „Ila, ich wünsche Glück und hoffe, Fräulein Cäcilie
auch noch einmal als Frau Professor begrüßen zu könncn.
Also lasscn Sie sich Zeit zum Ueberlegen. Ans Wiedersehen!"

Fritz Zarnow ging nach Hause und war so in Gedanken
vertiest, daß cr nicht bemerkte, wie fröhlich die Sonne auf
die alte Hansastadt hermitcr schien und sich in dcn kleinen
Straßenpfützen spicgelkc, die noch vom nächtlichen und vorniit-
täglichen Regen zurückgeblieben ivaren,. Erst auf dcm Stein-
weg schüttelte er mit einer Kraftanstrengung die unerfrculichcn
Gedanken ab, die ihn qnälten und trat in eine Weinstube ein,
um sich noch mehr zu zerstrcuen.

Dic sonst von Kaufleuten stark besuchte Wirtschaft ivar
ziemlick leer. Auch hier machte sich die Krisis fühlbar, die
in allen Lebensadern der blühenden Handelsrepnblik das
nährende Blut langsamer und stockender fließen ließ. An
einem Nebentischc saßen eingc Herren, die Zarnow Nicht
kannte, imd was sic bei eincm „Pohlschen" Rotwein sprachcn,
drehte sich um das, was in jenen schlimmen Tagen alle Ge-
müter ansschlicßlich beherrschtc.

Plötzlich traf Zarnows Ohr ein Name, der ihn aus cinem
unfreiwilligen und glcichgültigen Horcher zu einem eifrigen
und anfmerksamen Zuhörer nmchte. Unter den Geschäften,
so hörte er, die neuerdings in Schwicrigkeiten geraten waren,
wurde seit gestern auch die Firma Friedrichsen und Thor-

darum erhcbe die Stadt Karlsruhe, welche gerade der Ausflügc
ins schöne Albthal wegen 160 000 M. zur Albthalbahn zuge-
schossen habe, Einspruch gegcn das Projekt. Stadtrat Utz ver-
trat einen ähnlichen Standpunkr. Fischzuchtbesitzer Vogt legte
dic Schäden dar, die durch Wasserverminderung der Maiscnbach
seiner Fischzuchtanstalt drohen. Rechtsanwalt Dr. Süpfle ver-
wies auf die den Gemeinden und ihren Einwohnern drohenden
Schäden mid erklärte, wenn die Konzession erteilt werde, wür-
dcn die Gemeinden die Erlaubms zur Durchführung des Ka-
nals durch ihr Gelände nicht gestatten; für eine Zwangs-
cnteigmmg fehle dcm Projekt das allgemeinc Jnteresse. Rc-
dakteur Häfner legte dar, daß wcder ein Bcdürfnis vorliege,
noch solche Vorteile von dem Werke zu erwarten sind, daß das
Risiko der andcrerseits zahlreich varhandenen Bedenken mid
unvermeidlichcn Schädigungen den Landwirlen und sonstigcn
Bcteiligtcn zugemutet werden könnc. Von den beidcn Sach-
verständigen crklärtc Prof. Berens, die Frage, ob die Be-
schränkung dcr Wässcrung durch Kimstdünger zu ersetzen sei,
könne nur auf Grund von Erfahrungen an Ort und Stelle be-
antwortet werden; solche lägen im Albthal nicht vor. Der
Bertreter dcr Kulturinspektion gab zu, daß das Werk die Be-
wässerung, die jetzt schon an manchen Stcllen knapp, an andern
allcrdings zu stark sei, beeiiitrüchtigie, und auch die Fischzucht
schädigen werde, allein er wußie gleichzeitig viele Schutz- bezw.
Ersatzmittel, wie dic Verwendung von Liunstdünger, der von
der Gescllschaft bczahlt und unter Kontrolle dcr Kultnrinspek-
tion verbraucht werden solle, anzilgebeu. Der Beschluß des
Bezirksrats wurde im ganzen Albthal mit großcr Befricdigung
aufgeuommen.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

Der deiitschc Kelluer-Vund veranstaltet am Miltmoch einen
Vaskcn-Ball mit Breisverlcllung im „Pr'.nz Max". Eintritts-
karten finden aute Abnahwe. es tst jedoch noch ein kleiuer Teil
in d-n im Inseratenteil näher bezeichnelen Stcllen zu hoken
Die Pretss sind ber Herrn Hormnth, Houp straße 188, ausgestellt.

Eingesandt.

Hcidclbcrg, 1. Febr. Die seit ciuer Rcihe von Jahren im
Museumsbau bcfindlichen Lokalitäten dcs K il n st v e r e i n s
werden über lang oder kurz gcräumt werdcn müssen, iveil
bekaumlich ersterer an die Regierung verkaufl wurdc. Ob
der Bcrcin bereits ein anderes passendes Lokal füc seinc Ans-
stellungcn in Aussicht hat, ist imch unbekannt, jedcnfalls wäre
es tvünschenswert, ivcnn bei der Neuwahk eines solchen möglichst
darauf gesehen tverdcn könntc, die Ausstellungsräume zu cbener
Erdc, höck)stens eine Trcppe hoch zu verlegen. Viele Kunst-
freunde, besondcrs ältcre Lcutc, besuchtcn dcn Kunstverein lveit
häufigcr, vrele Fremdc ivürdeu sich die Ausstellungen ansehen,
wenn das jetzigc Lokäl nicht gar so weit der Erde cntrückt
würe. Der Grund des mangelhaften Besuches ist durchaus
nicht in der Jntcrcssenlosigkeit des Publikums, sondcrn ledig-
lich iu der cntsctzlichen Trcppcnsteigcrei zu finden. An Kunst-
sinn fehlt cs dcn Heidclbcrgern mcht; wo die Wisscnschafr blüht,
ist auch naturgcmäß sogar ein erhöhtes Jntercsse für Kunst vor-
handcn, dem scitens des Vereins in jeder Hinsicht Rechnüng
getragen wird, indcm dcrselbc wöchcntlich ncnn Werke zur
Äusstcllung bringt. Der 51uustverei>i bringt sogar große Opfer
um das hiesige Publikum, von dem ein gcwisser Teil keinc Gc-
kcgcnhcit findct, dic Kunststädte zu besnchen, mit cinigen nn-
serer modernsten Größcn der bildenden Kunst bekannt zu
machen, mid zwar durch dic Sonderausstclluiigen. Wcgen der
Lichtverhältnisse wird sich allerdings nicht sa leicht ein obigcn
Vorschlägen anpasscndes Lokal finden lasscn, dcnn crstcns mnsz
dasselbe Nordlicht haben, und zwcircns dürfen vis-L-vi!- keine
Häuscr licgen, da dnrch den Refler ein höckst nnvortcilhaftcs
Licht für dic Aiisstellung cntstehen würde. Es wäre demnach
für die Pflege der bildendeu Kunst in Heidelberg nnd für die
Hebung dcs so rührigen Kunstvcreius das Nichtigstc, eiu den
hiesigcii Vcrhältnisseu angepaßtcs, mir Aiisstellungszwcckcu
diencndes Gcbäiidc zu erstellcn. Natnrlicherweise kann der
Verein nicht allein einen Ncubau untcrnehmc», cs sollte sich
viclmchr die Staldt angelcgen sein 'lassen, der bildenden
Kunst cinc würdige und praktischc Heimstätte zu bercireu, zu-
>nal snr Mnsik so viel gcthan ist, indem beim nencn saalbcm
die schönsten Säle für Musikäuffnhrnngen projcktiert sind.

Kleine Zeitmrg.

— Ans Rheinhessen, 29. Januar. Eine fürchter-
liche Plage sind für cinen großcn Teil Rheinhessens die
Schnacken gcwordcn. Jn cinze'nen Gemeinden tritt das
lästige Jnsekt in solchen Massen auf, daß man sich zeit-
weise im Sommer gar nicht im Freien aufhalten kann
und man nllc möglichen Vorkehrungen trcffen muß, um iu
den Wohnungen nur einigermaben Schutz gegen diese Plage
zu fi.ndeu. Eine größere Anzahl rheinhessischer Gemeinden,
dic in den letzten Jahren bcsonders unier der Plage zu leiden
hatten, hat sich j tzt unter dcr Fnhrung des Kreisrats von
Oppenheim zusammengethan, um einen gemeinschaftlichen
Vernichtungskampf gcgen das miangei ehme Jnsckt
zu führcn. Dieser Kampf soll in derart belhätigt werden,
daß in dcn betreffendm Gemcindcn auf Gemeindekostcn

mählen genannt. Man sprach aber von starken Jnterventioncn
— der Sturz des Hauses nmßtc viele klcinere Geschäfte mit
in dcn Abgrund hinabreißcn; das habe zum Angebot von
Hilfeleistungeii gcführt, umsa mehr, als der junge Friedrichscn
sein und seiner Schwcstern ganzes Privatvermögcn in die
Masse geworfcn habe. Die Hauptgläubigcr, Mauvillon und
Comp., hatten geäutzert, die Firma dürfe unter keinen llm-
ständen fallen und sollten sie sie mit ihrem ganzen Krcdit
stützen. Ilnd man wisse wohl, was das zu bcdeuten habe. Die
Maiwillons ständen sest wie Mauern; Herr Philipp Gerard,
der einc Assöcie, werde ja allein auf mehrere Millionen gc-
schätzt.

So ging der Börsenklatsch weiter. Zarnow atmcte er-
lcichtert 'au'f, als dcr ihm tcure Nanie nicht mehr gcnmmt
lvurde. Er leerte seine Flasche Rüdesheimcr — scltsam, es war
nicht ein Gefühl nngemischteii Bedauerns, das die Kunde von
der Kätastrophe, die Fricdrichsens .bedrohte, in ihm erregte.
Ungemischt war uur das Leid, das er um Rudolph empfand,
aber daneben lief cinc andere Empfindungsreihe wenigcr trü-
ber Art, lvenn sie auch nicht seiner Eigenheit dcs menschlichen
Gemüts entstammte, dic, wie einer der bittersten Misanthro-
pen mit grausamer Wahrheit bemerkt hat, dcn Mcnschen im
Unglück auch seincr besten Frcunde ein Element dcs Behagens
empfindcn läßt. Wenn die Betrachtungen, denen Zarnow
sich hingab, auch in letzter Jnstanz egoistisch sein mochten, so
warcn sie darum doch nicht unedel. Sie gipfelten darin, daß
Cäcilie, nicht mehr die Besitzerin eines großen Vermögens, ihm
näher gerückt sei. So lvürde ihm Gelegenheit gegebcn, durch
die That zu beweisen, das; ihr Reichtum ihm nichts bedeute,
daß er sie zu seiner Gattin machen lvürde, wäre er auch cin
König von Copheta und sie eine Bettlerin. Und ivenn er es
jetzt noch ablehnte, sich für die freie Aeußerung seiner Meinung
Vorschriften machen zu lassen — wer konnte ihm noch borhalten,
daß er damit Opfer bringe, die wertlos seien, weil sie ihm mchts
kosteten?

sämtlicke Keller uud Pfuhlgruben gründlich ausgebrai'
und die bestehenden Wasser in Pfntzen, Bottichen, Cistel»,,
u. s. w. dreimal in den Monaten Mai, Juni und
mit Petroleum beschüttet werden sollen. Die sich auf d'ei
Art bildende Oelschicht soll das Ersticken der in stehe»de°
Waffer lebenden Schnackenlarven und -Puppen bewirke '
Ob cs was hilft? ,

— Auf dem Burschenschafter-KommrrS in Bresla
präcisterte der Oberlandesgerichtsrat Dr. AckermaN
(,Germania"-Königsberg) die Stellnng dieser studentis«.^
Verbindungen zur Duellfrage in folgender Weffe:
persönliche Ehre rein und fleckmlos zn erhalten, wird aa.
zcit das erste Streben jedes Bnrschenschafters bleiben! "
ncue Prägmig des alten Ehrenschildes aber liegt dar"'
daß nicht, wie bisher, jeder Beleidigte durch ein
schriebenes Standesgesetz zur Wahrnng seiner Ehre ^
zwungen werden soll, auch wcnn noch ein anderer
bleibt, scin Leben vor die Pistole des Beleidigers ste^
zu müssen, um Genugthuung zu fordern und Vergelt»^

zu üben, sondern daß vielmehr wir denjenigen nicht ferU

unter uns dulden werden, welcher frevelhaft
Ehre eineS andcren angctastet und durch so- ..
Angriff auf frcmde Ehre gezcigt hat, daß er selbst e'
Ehrenräuber ist. Daher die Einrichtung unseres EHE^
rates, und ich stelle hier fest, daß die Vereinigung uofi
Buischcnschafter in Breslau im Dezember vorigen Jahee
in eincr Sitzung in dieffm Snine cinmütig sich ausgelpjo^
hat. Auf etnem ganz anderen Gebiete liegen die stu^'s
tischen Bestimmungsmensuren, in denen nur der Fernstehe» ^
nacb dem äußeren Hergange des Waffenkreuzens ein DU
zu erblicken glaubt. Sie sind die auf Deutschlands hot> ,
Schulcn seit AllerS her gepflegte Waffenübung, die ich »
Sport bezeichnen würde, wenn ihnen nichl von uns ju»^
und alten Burschcnschaftern als wichtiges Erz'ehungswit>
cine über dcn bloßen Sport weit hinausgehende BedeutU's,
beizulegen wäre. Die aktivc Burschenschaft will
klingenscheue Burschen in ihren Reihen sehen, sonde'
waffenfrohe Jugend, die nicht zuckt und sich nicht duckt, ^

.j!-r

(Auch die Fr-u

d-

Meldung des „^es.

die Gefahr eines Schmisses droht, auf daß diese Jugeu
zu Männcrn gereift, die Wunden nicht schcue, welche
Kampse der Meinung und Jdecn dem muttgen Stre
alle Zeit drohen."

— Guwbiunen 24. Januar.
kann töten,) das bewcist einc Lncivung vcs
Ein frohes Wiedersehen hoffte d e Tochter dcs KorbmaE
Ludwig Lutkat aus Königsberg ihren Eltern zu bere»^
Unerwartet war sie hicr zum Besuch eischiencn. Als ",
Mittter ihrer Tochter, wclchc lange Zeit abwesend
ansichtig wurde, war dic frcudige Erregung beiderM»^
so groß, daß dicse füuf Minutcn spätcr vom Schlagc
troffen zusammenbrach und starb.

— Bern, 1. Febr. Gewaltige Schneestürme ofi
ursachten vielfache Verkehrsstörnngen. Der Da»Ä,
schiffverkehr auf dcm Neuenburger und dem Murtc» ,
mnßte ganz eingestcllt wcrden. Dic Züge dcr Eisenb»^,
Saignelögier-Ehauxdefonds (Kanton Neuenburg) ftnd Mß,
Schncesturms gänzlich eingcstellt. Jm Jouxthal (K»»^,,
Waadt) nnd Bcrner Jura konnte eine Reihc von Postk»K,.
uicht ausgcführt werden. Zwischcn Huttwil und S»»»
walb (Kantoii Bern) mnßte die Post wieder umkelffE
Der Postverkchr über dcn Simplon auf der Nordseite
Südscite ist wegen Lawiucnstürze nnterbrochen.

— Wien, 1. Febr. Jn der Augartenstraße in ä,
Leopoldstadt wurdc dic 84jührigc Private HegeEtz
crmordct imd beraubt. Die Greisin wurde heute
mit Würgspuren am Halse und einer klaffenden
am Scheitcl, die von eincm Ziegelstein herrührtc,
aiifgefnnden.

— Triest, 1. Febr. Seit gcstern wütet hier
heftigste Bora. Ter Verkehr ist vollständig


gelegt, die Tampfcr sind am Auslaufeu verhindert wor>
Zahlreiche Personen wurden vom Sturme umgeworfen >
verletzt. Jn Süddalmatien herischt ein starker Sirocc»' ,
— Ein treuloser Bräntigam. Ein jungcs Brantp^,
vom Lande sollte, wie die „Bohcmta" berichtet, in T-»"-
getraut werden. Da die Kirche überfüllt war, for".
der Bräutigam liebevoller nnd vorsichtigcr Weise
Braut auf, ihm die 48 Kionen, die sie bci sich trNS,
Verwahrung zu geben, da sonst das Geld im Gedr»»

.- . . ... . —-7/c.il

Der feurige Wein beslügelte seine Phantasie und hatt sii-'

rig an dcr Ecrichtung schmeickelnder Luffichlösser. Wen» ,^i>
jetzt das Glück ihm alle Wege gcebuct hatte, so galt es f(».ff
zu zeigen, daß er auch ohne desseu Zuthun fähig und
sei, Baumeister des eigenen Schicksals M werdcn. 'E!ö>>
söllie er dicsen Bau nicht jenseits des Meeres aufführen?
nicht auch die blauäugigen Kinder des Japetos vom Tur»jö,>
zu Babel ihren Sternen gefolgt, die sie nach Westen ffA.gö
um die Herrschaft der Welt zu erringen? Die azurnen
des Mittclmccres hatten sie gelockt —- ihn lockten die >
sich türmcnden Wogen des Ozeans. Aus der Sprachve^t
rung zu Babylon waren die Japetideu enfflohen — er >v^^
Länder meiden, wo die Begrifse verwirrt Ivaren un»
die Besten und Edelsten Henchclei in Dingen anraten w»»
die jedem die höchsten und heiligsten sein sollten. ^

Das Ergebnis dieser sehr edelmütigen, gleichwoh'„ ^c>>
sehr unpraktischen Begcisterung war die noch am se>»,,ff
Tage erfolgte Absendung zweier Briefe, deren einer'^ff
Brasilien ging und dem Freunde meldete, daß Zarnow,»
sei, die ihm dort angetragene Stellung zu übernehmen, >»>»^>>ü
der zweite das löbliche Scholarchat der freien Hansestadt
burg von der bedauerlichen Thatsache verständigte, daß
l . Oktober des laufenden Jahres ab auf die Dienste des
Dr. Fritz Zarnow Verzicht zu leisten haben werde. Der -,c>
ber niachte kein Hehl daraus, daß seine Anschauungen
von besagtem löblichen Scholargericht vertretenen Gr»»»>
in nnlösbarem Widerspruche geraten seien, den cr auf »Z/
Weise als durch Ausscheiden aus einer ihm liebgewo»
Stellung nicht auszugleichen wisse. „ ,,,!>(

So hatte bei Zarnow die reine Vernunft einen gla»-'^ff
Sieg über die praktische davongetragen und mußte siw ,^>
über die Niederlage trösten, die sie bleichzeitig bei dew
ten Hausfreunde der Familie Friedrichsen, Herrn Paul -
villon, erlitt.

5-, j(Fortse»un, fostrt.)

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