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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0249

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bekannt war; der Subregens des PriesterseiniuarS habe
ihn zweimal direkt aufgefordert, die Philosophie BraigS
aufzugebeiu weil sie sich nicht niehr mil dem Standpunkt
der Kirche vertrage; selbst Gutberlet gehe zu weit, nur
seine eigenen (deS Subregens) Werke seien wahre kath.
Wissenschaft. Tem gegenüber erklären die Zöglinge des
PrieslerseminarS St. Peter im „Bad. Beob.", es sei un-
wahr, daß ihr Subregens Monsignore Dr. Gihr sie gegen
ihre früheren Lehrer an der Uuiversität beeinflußte; Dr.
Gihr, der seit 30 Jahren an dem Priesterseminar wirke,
sei ein Vorbild tiefster Temut; es sei also nichts unge-
rechtfertigtcr, als die hämische und gehässige Bemerkung
Bills: „Sehcn Sic" — soll Gihr gesagt haben — „meinc
Werte miissen sie studieren, das ist wahre kath. Wissen-
schaft, das andere ist alles nichts! . . . Tabei führt er
aber den ganzen Tag das Wort Demut im Munde!" Sii/n
hat der Priestcr Bill in den „Freien deutschen Blättern"
wieder das Wort. Daß er alle seine Angaben rcin erfun-
deu habe, ist wohl nicht anzunehmen.

— llnter dcn 1435 badischen L a n d g e m e i n d e n
gibt es 27 mit nnter 100 und 81 mit mehr als
2000 Einwohnern; von lstzteren habeu 14 mehr als
3000 bis 4000 und 8 über 4000 Ortanwesende. Die
grötzten Laudgemeinden sind: Seckenheim (Amtsbezirk
Mannheim) mit 6389, Brötzingen (Amtsbezirk Psorz-
heim) nüt 6287, Sandhofen Amtsbezirk Mannhcim)
mit 5319, Feudeuheim (im gleichen Amtsbezirk) mit
4479, Lichtenthal (Amtsbezirk Baden) mit 4261, Büh-
lerthcil (Amtsbezirk Bühl) mit 4184, Kehl-Dorf (AmtS-
bezirt Kohl) mit 4164 uud Weingnrten (AmtsbeZii-k Dur-
lach) mit 4091 Bewohnern. Von den 223 a b g e s o ii -
derten Gema r k u n g e n haben 62 gar keine Ein-
wohner, 129 weisen eine ovtsauwesende Bevölkerung
vou unter 50 uud 10 eiiie solche von über 100 Köpfen
auf, daruntcr die Kolonie Königsfeld 631 und Windeck-
Hundsbach 328. Wird Königsfeld nach dem neuesten
Stande der Gesetzgebung den Laiidgemeinden zugezählt,
so erhöht sich deren Zahl auf 1456, während die der ab-
gesondertm Gemarkungen sich auf 222 uud derjenigen mit
eiaener polizcilicher Verwaltung auf 83 vernünderr.

Ausland.

England.

- Wcnn es »icht um den Krieg Ivärc, so hätte wohl
dem S a l i s b u r i s ch e n Kabinet das lechte
Stündchen geschlagen. Jn Geldsachen hört eben die Ge-
mütlichtcit auf und die ans Licht getominencn Armee-
skandäle bei dem Pferdeankauf uud dem Abschlutz von
Lieferungstöntrakteu haben im ganzen Lande die tiefstc
Entrüstuug hervorgerusen. Man berechnet, oaß im ab-
gelaufenen Fahre nnudesteus 10 Millionen Pfuud ver-
geudet worden sind und alles, wie sich wohl nicht leugneu
läßt, durch die Nachlässigkeit der Vollziehungsorgaiie deS
Kriegsministeriunis. Jn der unionistischen Partei ist die
Eiitrustung ob dieses unverautwortlich leichtfertigen Ge-
bahrens der Regierung noch größer und aufrichtiger alS
in den Kreisen der liberalen Partei, wie sich dies auch
deutlich bei deu Te'batten zeigt. Es ist auch berncrkens-
wert. daß die ganze Angelegenheit durch zwei der Regie-
ruug trcu ergebeue Anhäiiger, Sir Bluudell Maple und
Sir Howard Vineent, ans Licht gezerrt wurde. Nur der
Umsiand, daß man ini gegenwärtigeu AuOnblicke, wo
cs sich uin eine grotze nationale Frage handelt, einen
Weckisel der Regierung um jeden Preis vernieiden will,
ist es zuznschreiben, daß das Kabinett im Sattel erhalten
bleibt.

RnUand.

— Einen argen K a tz e n j a m », c r verspüren die
r u s s ische u Landwirte, die vor einigcn Wochen so
zutunftsfroh am Frühstückstische dcs Loudouer Lord-
Mayors satzen und allerlei Reden von berufencr und
unberufener Seite übor sich ergehen lassen inußten. Die
' Landwirtschaftsgesellschaft in Poltawa, die zu der be-
kannlen Spritzfahrt vierzehn Herren abdelegiert hatte,
saß jüugst über diese Erpedition zu Gericht, und nach
dcn bösen Worteu zu urteilen, die dabei gefallen sind,
scheint es nüt einer russisch-englischen, wirtschaftlichen
Anuäherung noch seine guten Wege zu haben. Man ist
in Rußland ernüchtert — verstimmt. Herr Ustimowitsch,

dadnrch die Pflichi ocrletzt, dcm Brudcr in schwcrer Zeit trcu
zur Seitc zu stelicu, so tvar all scin Siräubcu vergebens, wcil
dieser Eiudruck durcki das entgegeugcsetzte Vcrhalten Helenens
vcrstärkt ivurde.

Es war für Rudolf eiuc Zeit des heftigsten Kmnpfes und
dcr birrersten Sorgcu geweseu. Dic förmliche Bankcrott-Er-
kläruug war allerdiugs abgewcndct wordcn, und Rudolf machtc
deu Vcrsuch, dic altc Firma zu erhaltcn. Aber die Zciten
warcn ungüustig; es war ein hoffuuugsloses Bemühen, ohne
jlapital uud ohnc gröszcren Krcdit zu arbciteu. Das allgc-
mcine Misttraucn ivar jcder Spckulation hinderlich, und
Rudolf musttc crkcnucn, dast er vcrgeblich mit der Ungunst der
Zeiien ringc. Es blicb ihm nichts andcrcs übrig, als dic l8e-
schäsre zu liquidiercn, lvas Dank dem thatkräftigcn Eiugreifen
von Mauvillon u. Co. ohne tvcitcre Verluste bewerkstelligt
wurdc — und au ciuem schöncn Nachmittagc verlietz er schlve-
rcn Herzeus das Komptoir, um cs nicmals wieder zu bctretcu.

Tas war cin Nachmittag, den Zarnow niemals vergesseu
sollie. Als Rudolf heimkam, war Zarnoiv iu der Wohnung
der Friedrichseus, wcil heute die hcimkehrcnde Cäcilie erwartet
wurde. Währcnd dcs Heimwegs hatte Rudolf mannhaft mit
dem herben Lcid gerungeu, das immer wieder in ihm aufstieg.
Es gelaug ihm ivirklich, es niederzukämpfen, und indem er
dic Schwestcr uud dcn Freund begrützte, machte er ein hei-
tcrcs Gesicht, als wcnn das seit Wochcn Ilnabwcndbare nun,
da es eingetrctcu war, gar nichi so schlimm sei. Aber die dünne
Maske hielt nicht lange vor.

„Nun, das Schwerste ist gescheheu," sagte er. „Jch bin
soweit cin freier Mann. Cords schlietzt ab — das habe
ich doch nicht fertig bringen können — und überliefert die
Schliissel dem Hausbcsitzer —"

Seine Stimme fiug an leise zu zittern, Zarnow uud
Helene lrauten fich nicht, >zu ihm zu treten und etwas
Tröstendes zu sagen, weil sie fürchteten, seiue Standhaftig-
keit zu erschüttern.

„Ja, Cords, du keunst unsern alien Hausknecht — cr
kommt zu Mauvillou — aber cr trennte sich schwei/ so
schwer — er — er-"

Uud plötzlich brach es los. Nudolf lcgte dcu Arm auf
den Tisch und brach in Schluchzen aus wie ein kleines Kind.
Zarnow stand regungslos mit überströmenden Augen da —
ihm versagten die Worte; Helene knietc nebcn Rudolf und
weinte still.

(Fortsehung folgt.)

Vcr die Poltawer Abordnung übcr dcn Kanal führte,
beklagtc sich in der Eingangs erwähnten Versaminlnng
bitter darüber, datz die agrarischc Argonautenfahrt nach
England „nicht nnr unproduktiv, sondern direkt nntz-
los" verlanfens Herr Krjutöff, der als Vertreter des
russischen Landwirtschaftsministcriiuns die Erpedition
geleitet hatte, habe die ganze Angelogenheit vom rein
bureankratischen Standpunkte aus betrachtet und geord-
net. Tie Besichtigung der englschen Märkte, Ausstellun-
gen und Musterwirtschaften sei in „rasender Eile" und
ohne Hinzuziehuug von Dolrnetschern vor sich gegangen.
Die russische Botschaft in London habo die lernbegicrigen
Herren „außerordentlich trocken" empfangen; Herrn
Tatistcheff, den russischen Finauzagentcn, hätten sic
überhaupt nicht zu sehen bekoinmen. Herr Nstimowitsch
charakterisierte den Ausflug nach London mit folgenden
etwas lapidaren Worten: „Wir fuhren hin und bekamcn
einen Rausch — wir kehrten zurück und bekamen eincn
Katzenjammer" .... Fürst L-chtscherbatoff, ein bekann-
tcr südrussischer Gutsbesitzer, erklärte in dersclben denk-
würdigen Versaminlung, der angcslrebte russische Fleisch-
erport nach England sei ein Unding, denn, wie die Ver-
hältnisse heute in Rnßland lägen, käme auf drei russischc
Bauernwirtschaftcn eine einzige magere Kuh. Was
wird dazu der dkamenSvetter des Fürsten sagen, der
als Präsident der kaiserlichen Landwirtschaftsgesellschaft
in Moskau die englisch-russische Verbrüderungssahrt auS-
geheckt hatte?

— Der „Neuen Frcien Presse" wird gemeldet: „Un-
ter dem Titel: „Ein neues Wreschen" teilt heutc dcr
„Wiek" mit, das; in Siedlce (Russisch-Polcn) vcr
flossenen Samstag im Giimnasium die Schüler sämtlicher
Klassen darauf drangen, daß der Religionsunterricht fort-
an in polnischer, statt wi.e bisher in russischer Sprache er-
teilt werde. Fensterscheiben wurdon zertrümmert, die in
russischer Sprache abgefaßten Religionsbücher in Stücke
zerrissen und zum Fenster hinausgcworfen. Der Direktor
dcs Gymnasiunis, welcher anf die Forderung der
Schüler nicht eingehen wollte, erhiclt nüt eincm Buche
cinen Schlag auf den Köpf. Fn Siedlce herrsche große
Erregung. -Polizei und Gendarmerie seien in Bewegung.
Tie Behörden wendeten sich an dcn Kurator des llnter-
richtsbezirkes und an das Ministeraiun um Jnstruktionen.
In Zamost wurdc der Religionsunterricht ain Unter-
gvmnasium vorläufig sistiert, weil letzten Donnerstag
üie Schüler der dritten und vierten Klasse vom Katecheten
forderten, er solle den Religionsuntcrricht in polnischer
Sprache erteilen. Auch in Wil n a und Biala wei
gern sich die P.olnischen >schülcr, an dem Religionsunter-
iücht in russischer Sprache teilzunchmen.

Svanicn.

Madrid, 5. Februar. Ter Gesetzentwurf betref-
fend die allgemcine Wehrpflicht, den heute
General Weyler im Kongretz einbringt, ist nicht so radi-
kal, wie ursprünglich beabsichtigt war. Aus finanziellen
Rücksichtcn wird der Loskauf nicht abgeschafft; die Los-
gckauften müssen aber jährlich drei Monate Uebungen
inachen und für ihren Unterhalt 500 Pesetas ertra bc-
zahlen. Tie Vorrcchte, welche die religiosen Kongregatlo-
nen bisher genossen, werden abgeschasft.

Afrika.

— Tie N a ch richten aus Tüda f rika bewegen
sich i» dcmselben Fahrwasser, wie während der letzten
sechs bis acht Wochen. Es läßt sich nicht verhehlen, daß
die. Uebc'rmacht deü britischen TruPPen^beii der Hivn
Woche zu Wache zusanimenschnielzcnden Schar der Bu-
ren inuner mehr zur Geltung gelangt, und daß auch
das niinmehr den ganzen Eisenbahnlinien entlang durch-
geführte Blockhaussystem der Bewcglichkeit der Buren-
kömmandos Hindernisse bereitet, dic sich sür ihre Waffen-
erfolgc sehr nachteilig erweisen. Im großen Ganzen
hat jedoch dadurch die Lage keine wescntliche Aendernng
erfahren. Tie wichtigsten Teile Transvaals und des
Oranje-Freistaats siird gesichert und von Einfällen der
Buren verschont geblieben, so daß dort auf den Gruben-
feldern die Arbeit in immer grötzerem Umfange aufge-
»ommen und auch der durch den Kriegsausbruch vertrie-
benen Bevölkerung die Rückkehr in ausgedehntem Maße
gestattet werden konnte. So befriedigend für England
dies und die Sicherung der Eisenbahnlinien auch immer
ist, so lassen doch die beständigen Meldungen uber Känrpfe
i» den verschiedensten Teilen der früheren Republiken
und namcntlich auch in der Kapkolonie erkennen, daß
es nüt der Pacisicierung des Landes noch gche Wegs
hat, und daß es noch lange währen wird, ehe Südafrika
der znr gedeihlichen Entwickelung unentbehrliche Friede
wiedergegebcn ist. Wenn auch eine Unterwerfung der
Buren erfolgen sollte, so ist doch allen vom Kriegsschau-
platze cinlaiifenden Meldungen nach zn erwarten, daß
ein Teil der Burenstreitmächte die Waffen nicht iiieder-
legcn und auf eigene Faust den Guerillakrieg weiter-
fiihren wird. Diese erklären heute schon ihre Absicht, in
den schwer zugänglichen und unwirtbarem Gegenden sich
als „Republikaner" niederzulassen. In den Städtcn der
Kapkolonie und Natals macht sich mit der Hinaus-
schleppung des Krieges eine steigende Bitterkeit gegen
Jene bemerkbar, die man der Aufreizung d.er Buren zum
weiteren Widerstande für schuldig hält. _

Maöek und Wißet.

Deutschland hat als letzter unter den Kulturstaaten seine
Zelte am palmcnbclränzten Ilfer des Paradiesesstromcs auf-
geschlagcn. Jn jencn Gegenden Vorderasiens, ivo ehedem
Assyricns und Babylonicns Reichc ihren Sitz hatten, ist die
Deutsche Orientgesellschaft crst seit etwa drei
Jahren mit Ausgrabungen beschäftigt. Die Franzosen und
Engländcr sind dort bereits sechs Jahrzehnte thätig, die Amcri-
kancr seit zlvölf Jahrcn. Viel ist von uns nachzuholen, manches
ist abcr bereits crzielt und die Arbeiten sollen unter Förderung
des Reiches riistigcn Fortgang nehmen. Man wutzte schon
lange, auf wclch hoher Stufe der Kultur jene Länder des
graucn Altertums standen. Die neuen Forschungen habeu
nun dic Aufmcrksamkeit uach einer andcrn, bedeutsamen Rich-
tung gclenkt, nach dcm Zusammcnhang der altcn jüdischcn Ge-
schichte in ihren sämtlichen Zweigen zu Babylonien und
Affyricn. Jene Ausgrabungen sind, tvie sich jetzt ergeben hat,
dazu berufen, im Vcrständnis des alten Testamentes eine neue
Epoche herbeizufiihren: Babel und Bibel sind eng verbunden.

Ueber diese neueste Wendung der alttcstamentlichen Kritik
sprach dieser Tage Professor D e l i tz s ch - Berlin, der Leiter
der deutscheu Expedition in Asien, im Frankfurter Verein für
Geographie. Es war dasselbe Thema, das der Gelehrte jüngst

voc der Orientgesellschaft in Berlin in Gegcnwart des Kaistt^
behandelt hat, dann in der kaiserlichen Familie selbst. Dadurcv
war das Jnteresse hier wachgerufeu; der Saal in der PolyteGj
nischen Gesellschaft war dicht besetzt. Oertlichkeiten und
sönlichkeiten des alten Testaments, so führte der Redner au^
gewinnen nun Farbe und Lcben. Auf Schritt und Tritt
gegnet man dcn Bcziehungen Jsraels mit jenen LändciM
Amerikanische Ansgrabungen fördertcn G e s ch ä f s u r k u » '
d^e u von Grotzkauflcuten mit zahlreichcn jüdischen Nameu
Tage; schon vor langer Zeit ward die H e i m a t A b r a h a
am rcchten Ufer des südlichen Euphratlaufes entdeckt. D.
babylonisch-assyrische Sprache ist mit der hebräischen nahe vc^
wandt. Wir verstehen jctzt aus babylonischen Reliefs bu
Worte: „Der Herr crhebc sein Angesicht auf Dich" in dcNj
bekauuten Segcnspruch; es ist die Liebe und Tciluahmc, die de^
Vatcr dem Sohne zuwcndet. Der Thoutafclfund zu El^
Amarna iu Aegyprcu hai gleich eiucm Scheinwerfer dor-
Dunkcl von Kanaan in glänzendes Licht verkehrt: die babyft^
nische Sprache war offiziclle Vcrkehrssprache bis nach Aegypi"'
hin. Als die zwölf Stämme Jsraels in Kanaan einwandcrteü'

was dieses^ eine Domäne babyloiiischer Kultur und LitteratuV

Das israelitischc Münz-, Matz- und Gewichtssystem ist wic
Babblon, die Form der Gcsetze hat dort ihr Müster, Pricstcl^
tum und Opferkultus sind von daher beeinflutzt. Nach eintN-
babylonischen Fund zeigt sich, datz jcdcsmal dcr siebentc
als Ruhetag eingcschaltet wurde; die in der S a b b a t h - odct
Sonntagsruhc licgende Segeufülle ist im letzten Grunbc
dcm alten Kullurbolke dcr Babylonier zu daukcn. Eiue Keist
schrift erzählt muwtis mutoncki» gcuau die Sintflut dci'
Bibel, wie dcr Wiener Eduard Sütz nachwies: Uebrigcns baf
schon bor anderthalb Jahrhundertcn ein frommer französischut
Katholik, um mit Goethe zu sprecheu, „Mesier und Soude a>)
dcn Pentateuch" gclegt und darauf aufmerksam gemacht, dah
nach dem alren Testamcnt selbst dic Sintflut zwei verschiedciü
Zcitperioden hat, eiuc bon N65 Tagen und eiue vou 40 plus
3 mal 7 gleich 61 Tageu. Auch das Wcltschöpfungsepos, äh>^
lich deni biblischen, ward in Babylou gcfunden. Der KawP>
des Gotres Marduk mit dem Drachcu klingt bis in die Apokalypss
St. Johannes hiuciii und findet sich späier bei St. Georg wic'
der. Auf einer babylonischen Darstclluug crblicken wir einc»
Vorgang, der sicherlich als dcr Süudcufall zu dcuten ist.

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Das ist nur eine kurzc, gedräugte Skizze des intercssante"
Vortrages, desscn zahlreichc Lichtbilder dem Publikinu

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klar bor Augen sührten, welche gclvaltige Kultur mit dem Faktt
jcner Länder dahingcgaugcn ist. Wir bewunderu die cdlc, ein-
fachc Architcktur, Ivic sic z. B. am Palastthor Sargou's deS
Zwcitcn sich vorfindct. Die Rcliefs. die Sardauapal auf der
Löwenjagd, den mächtigcn König im Nahkampf mit dem KöiüS
der Wüste, darstcllcn, siud herrlich. Die Tierbilder überhaupt-
die uns von dcn Assyrcru, dcn Holläudern des Altcrtums, über-
liefert sind, habeu einen packeuden Realismus. Prof. Dclitzsöi
nahm au mancheu Stelleu dic Gelcgcuhcit wahr, den Gebrauch
bon „Mcsser und Soude" zu rechtfcrtigcu, zulekt mit dem Hin-
wcis, daff crst dre Bcfreiung des Geistes vou Vörurteile »
eigcntliche Religion, wahre Religiosität schafft, und dah uusere
Verchrung dcr Propheten, der Psalmistcu, vou Jesus dadurck
mcht bcrührt wird, soudern gerciuigter aus dcm Prozetz her-
vorgchr. Der Redner schlotz mit dcm Appell an FrankfurtZ
Manucr und Fraueu, dack Wcrk der Deutschcn Orientgesellschast
zu untcrftutzcn. in Behcrziguug der Worte Goethe's: Aucki Ivü'
bekeimen uus zu dem Geschlccht, das aus dcm Finstern ii'S
Hellc strcbt l

Aus Stadt und Land.



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Q Necka»b,schofsheim. 8 Fe'ir. (Die hiesiae Brivat
f°a.schule) ftiert Laufe dicfts Jahres Ihr Mjäbriaes
Zubilaum. Ehemalige Schuler beabsichtigen. ans diesem Anlatz
Gaben einen Fond auftubringen, der zuvt
Iubckaumstage ubergeben werden soll nnd aus dessen ZinseN
unbemittelten aber begabtcn Schülern Schulgeldnachlässe gewährt
we^sn follen.

S.6. Karlsruhe 5. Febrnar. (Das AusverkanfsuN-
w ese n.) Wahrcnd das Gesetz geqen den nnlautern WetLbewerb
sich m der Hauptsache bewährt iind die betreffendcn Mißbränchr
imd Ausschreltimgen wenigstens m erheblichem Maße beseitigt hat,
versagt es völlig gcgenüber dem Unwesen der fingierten und uN'
wahren Ausverkäufe. Fortgesetzt kommen aus kaufmäimischen und
gcwerblichen Kreisen Klageu über das Alisverkaiifsnnweseii JlN
deutschen Reichstag ist die Angelegenheit schon mehrmals z»r
Sprache gekommen. Vor kurzem wiederum bei der Etats-
beratuug am 23. Januar. Abg. Bassermaim wies zunächst daranf
hm, daß u. a. eine gesetzliche Amneldepflicht für Ansverkäufe ver-
langt werde. Ob nian so weii gehen solle, darüber seien die
Meimingen allerdings geteilt. Aber der andere Gedanke, daß
nnter allcn Umständen ein Verbot des Nachschnbes von Waren bü
Ausverkaufen erfolgen müsse, sei iiahezu allgemein acceptiert. Das
sei msbesondere auch znin Ausdruck gebracht worden in den Be-
ratimgen des Verbandes deutscher Gewerbevereine, die cmf deiN
Boden der Gewerbefreiheit stehen, also auf einem andern Boden,
als ihn vielfach imsere Jnimngen, anch znm Teil unsere Hand-
werkskammern eiimehmen. Auch in dicser Organisation werde
imter allen Umständeu verlangt, daß zur Einschränkimg schwindel-
hafter, fiktiver Ansverkäufe imd zum Schutze der chrlichen und
redlichen ansässigen, Gewerbctreibenden Vorschriften erlassen wür-
den, imd daß insbesondere die Täuschimg bet dem Publikum uicht
erweckt werden dürfe, die dariu liegt, daß in einen Ausverkauf
fortgesetzt neue Waren hinemgeschoben werden.

X Patentbertchr für «aoen oom 4. Februar 1902. mit-
geteilt vom Jnternationalcn Patentbureau E. Klever in
narlsruhe (Baden), Kriegsstraße 77. (Auskünfte ohne Recherchen
werden den Abonnenlen diescr Zeitung kostenfrei erteilt.
Die Ziffern vor den betreffenden Nummern bezeichnen die Klasft-
Patentanmeldungen: 49s. R. 15916. Vorrichtung zuw
Schweißen von Metallen in Stangenform. Fa. G. Rau, Pforz-
heim. 28. Sepümber 1901. 65a. Z. 3298. Vorrichtung a»
Schiffen zur Verminderung dcr Gefahr deS Leckwerdens. Richord
Zimmermann. Sandhofen b. Mannbeim. Vam 21. Juni 1901-
Patentertetlungen: 24k. 129464. Kipprost G-brüder
Oberle, Villingen. 26. April 180t. Gebrauchsmuster»
Eintrag ungen: 34 i. 167661. Auf dem Tisch aufzu-
stcllendes verstellbares Schreib-Klapp-Pult. Otto Hefner, Ober«
neudorf, Amt Buchen. 4. Dezember 1901. 34 k. 167 112. Bade-
wanne mtt inncnltegender Feueruvg nebst Heizrohr und dteselbeN
überdeckender durchlöcherter Bank. yermann Klein, Fretburg Bg-,
Sedanstraße 5. 21. Februar 1901. 4t a. 167 710. Kravatten-
rtng mtt Springdecket und Photographie tm Jnnern. Pfisterek
und Fränkle, Brötzingen-Pkorzheim. 25. November 1901. 84 o.
167 688. Bohlen- oder Spundschuh aus cinem Stück mtt spitz-
bohrerförmiger Schneide. Wilhelm Haiß, Haslach, Baden-
6. Januar 1902.


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j?ch

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K-t.

Z°V



Kleine Zeitung.

— Hochschulnachrichten. Berlin, 4. Febr. Prof. Ds-
Schiemann hattel bisher an der Berliner Univerjilat
eine außerordentliche Professnr für osteuropäische (sse-
schichte. Diese soll jetzt in eine ordentliche vei''
wandelt werden. Ferner wird, wie wir hören, glsichzeitig
auch ein Seminar für osteuropäische Geschichte'und Latt'
desknnde begründet werden. Natürlich hängt die Maß-'
regol mit dem energischen Vorgehen der Regierung gegett
die polnische Gefahr zusammen und bedeutet zugleich
eine Antwort auf die Frechheit der in Berlin studierew
den sarmatischen Jünglinge. Bemerkt sei übrigens no.'h,

!-
 
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