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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0261

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anttvortete, es sei nicht ihre Sache, einen Direktor fiir die
Trebertrocknungsgesellschaft u ernennen. Da ^Zchmidt .alle
Fäden in den Händen hatte, hätten die Mitglieder der Gesell-
schaft das Schlimmste befürchten müssen, tvenn er sein Amt
niederlegte und den Stuhl vor die Thür setzte. Exner lätzt
sich weiter über die Wechselbeziehungen zwischen der Leipziger
Bank, den Treberleuten und der Gesellschaft aus. Jm weiteren
Verlaufe der Vernehmung teilt Exner mit, datz Schmidt gegen
das ausdrückliche Verbot der Lcipziger Bank eine Jntervention
zu Gunsten der Trebergesellschaft mit den Mitteln der Leipziger
Bank vornahm. Zwischen Schmidt und Hermann Sumpf hätten
Rivalitäten, veranlatzt durch deren Frauen, bestanden. Exner
tvill 1896 und 1897 vergeblich versucht haben, in den Auf-
sichtsrat dcr Trcbertrocknungsgesellschaft zu gelangen. Gegen
6 Uhr nachmittags wurde die heutige Verhandlung geschlossen.
Exner blicb unvereidigt.

Kassel, 6. Februar. (T r e b e r t r o ck n u n g s p r o ze ß.)
Bei Beginn der heutigen Verhandlung wurde zunächst Dr.
Rohr, der ehemalige Syndikus der Gesellschaft, vernommen.
Er sagt aus, es sei ihrn^ unmöglich gemacht worden, über
den Gang der Geschäfte einen wirklichen Ueberblick zu ge-
winnen und überall unterrichtet zu werden. Bei den Verhand-
luugen mit den Tochtergesellschaften sei er fast niemals zu-
gezogen worden. Er habe schon bald nach seinem Eilltritte
eine skeptischc Ansicht über Xden Stand der Gesellschaft ge-
wonnen. 1890 bekam er die Ueberzeugung, datz die Ver-
hältnisse nach autzen hin anders dargestellt würden, alS
sie in Wirilichkeit wären. Jnfolge von Differenzen sei er
schon im Februar 1900 aus dem Dienste der Gesellschaft aus-
geschiedeu, obgleich sein Contrakt erst im April abgelaufen sei.

— Zum Ballvnungliick bci Antwerpcn. Der Begleiter
des bei einer Ballonfahrt ums Leben gekommenen Haupt-
manns v. «sigsfeld, Dr. Linke, hat einem Mitarbeiter
des Bertiner „Lok.-Anz." folgende Auskunft erteilt:
Es ist berichtet worden, ich sei aus der Gondel gesprun-
gen. Anderwärts habe ich gelesen, die Gondel sei in
Ler Luft gekentert und ich wäre auf etwa fiinf Meter
Höhe herabgestürzt. Alles das ist falsch, ebenfo wie die
weiteren Mitteilungen salsch sind, daß Herr von Sigs-
feld die Herrschaft über den Ballon verloren, daß dieser
hilflos getrieben habe und schließlich an einem Baume
hängen geblieben sei. Auch in anderer Weise ist der
Äallon nicht festgehalten worden. Der Verunglückte
selbst hat vielmehr ganz kunstgerecht alles gethan, was
geschehen mußte, um den „Berson" zu Boden zu bringen.
Erst nachdem er alle erforderlichen Maßnahmen getrof-
fen hatte, ijt er«durch den Sturm oder durch ein tragisches
Mißgeschick anderer Art so furchtbar ums Leben gekom-
men. Auch daß uns der Anker gebrochen sei, ist falsch.
Wir hatten gar keinen bei uns. Erwähnt sei noch, daß
weit und breit niemand zu sehen war, der aus unmittel-
barer Wahrnehmung über unsernNnfall aussagen könnte.
Erst als alles vorüber war, fanden sich Leute ein. So
sind meine Erinnerungen wohl das einzige, was an au-
thentischen Angaben vorliegt. Mit furchtbarer Gewalt
sauste die Gondel nüt der Kante auf den Boden auf.
Dann legte sie sich platt, so daß ich nut dem Gesicht den
Boden berührte und mit meinem Körper auf meinem
rechte Arm lag. Als der Ballon im nächsten Augenblick
sich wieder aufrichtete, versagte mir der Arm den Dienst,
er war wie abgestorben; ich empfand gleichzeitig einen
wütenden Schmerz. Meine Hand vermochte das Seil
nicht mehr festzuhalten, und so blieb ich außerhalb der
Gondel, aus der meine Mße durch das Schwergewicht
Les Körpers herausgezogen wurden, liegen. Jm näch-
sten Moment ging die Gondel über mich hinweg, sie ver-
letzte mich hierbei mehrfach. Jch verlor für einen Augen-
blick die Besinnung. Als ich zehn, fünfzehn Sekunden
fpäter wieder zu mir kam, sah ich den Ballon nur etwa
dreißig Meter hoch treiben. Mein erstes Gefühl war
das großer Freude! Jch hatte den Gedanken, daß Herr
von Sigsfeld infolge der starken Verminderung des
Ballasts sehr leicht einige Hnndert Meter von neuem
hätte emporgerissen werden können; in diesem Falle
würde auch ich seina Lage für kritisch gehalten haben.
So aber sah ich. daß er Geistesgegenwart genug gehabt
hatte, die Großsche Reißleine rechtzeitig zu ziehen. Jch
hielt ihn für außer Gefahr; dsr „Berson" war offenbar
rm Fallen .... Jch habe Herrn von Sigsfeld nur als
blutigen Leichnam wiedergesehen. Als ich mich auf-

gerafft hatte. sah ich nirgends die gelbe Halbkugel voll
Gas, die sonst die Lagerstätte des gelandeten Ballons be-
zeichnet. Die Hülle lag flach am Boden, so gründlich, fo
kunstgerecht entleert hatte sie der auf „seine" Landungen
ein für allemal so stolze Offizier. Daneben die unver-
sehrte Gondel und daneben . . . der Tote! Hauptmann
von Sigsfeld war nicht so furchtbar zugerichtet, wie
behauptet worden ist. Die eine Seite des Hauptes war
allerdings ganz voll Blut. Wie das Unglück geschehen
ist, ich weiß es nicht. Jch vermute, daß ein zweiter, ebenso
heftiger Anprall, wie der, durch den ich aus der Gondel
geworfen worden war, stattgefunden hat, und daß mein
unglücklicher Lehrer und Freund dessen Opfer geworden
ist. Er kann aber nur eine ganz kurze Strecke geschlbift
worden sein. Die Schleifung hat stattgefunden mit Gesicht,
Händen und Oberkörper voran; es geht das aus den
Verletzungen hervor, sowie auch daraus, daß dem Ver-
unglückten die Pelzstiefel abgestreift worden waren.
Vielleicht hat es zu dem Nnfall beigetragen, daß der
Verstorbene beim Stehen und Gehen an einer gewissen
Schwäche litt. Jeder der beiden Füße ist nämlich bereits
einmal gebrochen gewesen, der eine auf dem Eise, der
audere bei einer Landung. Herr von Sigsfeld hatte
nach der strengen Anordnung des Reglements — das
ein Hinausspringen aus der Gondel nicht kennt —
beim ersten Anprall das Tauwerk in der Hand behalten.
Daß er es sesthielt, war vielleicht oder sogar wahrschein-
lich sein Verderben, daß ich es losließ, meine Rettung.
Absir ich muß ausdrücklich betonen, daß anch ich, der
Anweisung entsprechend, unter allen Umständen und
ganz unbedingt festgehalten jhäben wükde, wchrn ich
dazu Phhsisch irgendwie im Stande gewesen wäre. Für
den, der mich kennt, bedarf dies übrigens keiner Ver-
sicherung. __

Wost im Walde.

Jm Walde rollt der Wagen
Bei tiefer stiller Nacht;

Die Passagiere schlafen,

Der Postillon fährt sacht.

Beim Försterhaus im Waldc,

Was bläst der Postillon?

Die Passagier' erwachen
Und meinen, es wär' Station.

Er bläst so sanfte Lieder
Zum Fenster klar empor;

Es hallt der Wald sie wieder,

Und kommt der Mönd hervor.

Ja scheine, Mond, ins Fenster
Des Liebchens hold hereinr
Da zieht durch ihre Träume
Posthorn und Mondenschein.

O. F. Gruppe.

Kandel und Merkeyr.

Mannheim, 6. Februar. sProduklenbörse.) Per 100 Kilo-
Weizen Pfälzer 17.50 bis 17.50, Norddeutscher —bis —
Azima 17.50 bis 18.00, Tbeodosta 18.— bis 18.25. Saxonska
18.— bis —, Girka 17.50 bis —. Taganroa 17.50 bi«
18.00, rumänische 17.25 bis 17.75, amerikanische Winter 18.25
bis —. amerikan. Spring bis —, Kannsas II

18.— bis 18.25, Kalifornier 18 00 bis —. La Plata 17.50
bis —. Walla-Walla 17 75 bis —Bahia blanca 17.75 bi?
—, Semence Russe 18.25 biS . biS —. Kernen 17.60
Roggen Pfälzer 14.50 bis —. Norddeutscher 00.00 bis 00 00
Ruisischer 1475 bis 15.—, Gerste hiesiger Gcgend 16.25 biS
16.75, Pfälzer 16.00 bis 16.75, Ungarischc —.— bis —.-
Futtergerste 13 — bis ——, Hafer Badischer 15 25 bis 16.—,
Württemberger —.— bis —.—, Norddeutscher 16.50 bis 17.—,
Russischer 16.— bis 17.—, Amerikaner —bis —, MaiS
Amerik. mixed —bi« —, La Plata 13.25 bis —, MaiS
Donau 12.75 bis 13—, Kohlreps deutscher neuer 27.50 biS
—, Wicken 21.00 bis 21.50, Deutscher Kleesamen I 96.— bik
102.—, Pfälzer —.— bts —, Deutscker II 94 — bis 100.—,
Amerikaner 94.— bis 102.—, Lucerne 104 —bis 108.—, Provence
108.- bis 115—, Gsparsette 31.00 bis 33.00. Leinöl mit Faß
6450 bis —Rüböl mit Faß 65.00 bis . bei Waggon
63.00 bis —.—, Petroleum Amerikanu 18.00 bis —. bei

Waagon 2160 bis —, in Fässern 22.60 biS
Russtsches 16.40 bis —bei Waggon 1990 biS. T
Fästern 20 90 bis —70er Rohsprtt 40 00, 90«r RoSsM

25.00. Rohsprit versteuert 107,00.

Weizenmehl 00 0 1 2

2825 26.25 2425 23.25

Roggenmehl 0: 23.25 1: 20.25
Teuden»: Getreide ziemlich unverändert.

3

2225

4

20.25

Verantworrltch sllr ven reoaklionellen Tell F. Moutua für dcU
Jnseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelverg. .

Ni»iiiil»<j„» S, 41. Islspbon 1945 N»„»t„;j„» 4!. S» ^

_ Vikini-k8taul-ant __

»» OSNtLK ZLNLVS'z

(krllker rnm rreissen Löss'I) Hstrt

v. s, 4. Flrtnn lit ii» o. s, 4

Nr»„„>„.j»„ 4! :r, I. Islsgllon 1945 IIIietii» 4!. 8, ^

t'i-ivck!-. diclimillt »

smpüslllt 8SIN l7agsr in

öielötslcksi' sisinsn nnä Uatblsinsn küi- llsili- uvä Lsttväsobö»

kielsfelckei'lasolisniüoliei' küi- vamsn nnä Usrrsn,
öielsfelliei- lisetiiüolivi', Zexvietten uvä Hanätüolio>'

xu Original-Vistsnprsissn. <

llamast-, liseb- nnä klieeLeäeelce, karbigs kiseliäeelcen uim
lisebläukvi-; edsnso ILÜLtrsiiwäsows ^sckioi» 7tNt-

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LinlsSlmgL-, 7anr-, jVlenu- unS liLckkarten,
LoMonoröen, XnMondon5.

Vrosss >4 n s «c s Ir 1 1n l^LoliorN.

ö. HölX, IlWlIÜ'. Ü? II. öölÜöHlE-

kvm8t6 llvrrvll^elmviävrvi!

«»» «r»tiLi»s>s>!asr Storr«

moäsrnsts ^nskübrnng, prowpts läsksrnng, mrissigs Lrsiss.

NSdvi-, Ikettvn-, 8pivAvi- mni IvppiediaßSt

llvllikidsi'g » ^4,,» lls>6s!dsl1!

Ilauptswasss »618

2^s»m»«rL1m»1oI»tsnlS0ir.

öllligsts krsiss Orössts ^nsveabi Lsoiis ösäisnna^

»rsireiwrrger Scbnrllvener - -

Ln s-»le rum Oränen än Srltle. v-7»n»en n» m»»l« »>1 greksn» s»
k-Ldrile Stolr-nd-re, Oo» »»a»».

Vertrstsr in » iäoldsrg, »auptstrasss 121: Lcost Vail.

1.

Die Notwendigkeit elner geregelteu Zahnpflege ist
dringend. Täglich die Zähne reinigen, ist wichtiger, als
täglich das Gesicht waschen.

2.

Eine unsaubere Mundhöhle ist die beste Brutstätte für
vtele Krankhettserreger (Tuberkulose, Diphtherie u. s. w.)
und bildet deshalb eine ernste Gefahr für die Gesundheit.
Schlechte, ungepflegte Zähne sind eine ständige Ausgangs-
flätte für allerlei Beschwerden, namentlich für Magen-
leiden. Reinhaltung und Erfrischung der Mundhöhle
fördern ungemein das subjektive Wohlbefinden.

3.

Ein jeder Mensch ist dem Arzt oder Freunde, der ihn
zur Zahnpflege angeregt hai, zsitlebens dankbar.

4.

Alle hervorragenden Forscher auf dem Gebiete der
Zahnhygiene sind sich darüber einig, daß die in erster Linie

nötige mechanische Reinigung (Zahnbürste, Zahnstocher)
allein nicht ausreicht. Die gleichzeitige Anwendung anti-
septischer Mundwässer ist unbedingt erforderlich.

5.

Ein gutes Mundwasser soll folgende Eigenschaften besttzen:

a. Vollkommene Ungiftigkeit und Unschädlichkeit sowohl
für die Zähne als auch für die Mundschleimhaut.

b. Genügende bactcricide Wirkung.
o. Guten Geschmack und Geruch.

Mittel, welche die Mundschleimhaut ätzen, wie über-
mangansaures Kalt, Formaldehyd, Seife und andere, stnd
für die regelmäßige Mundpflege eben so wenig geeignet,
wie saure Mundwässer, welche die Zähne entkalkcn.

7.

Nach den übereinstiinmendrn Angaben hervorragender
Forscher*) entspricht Odol zur Zeit den obigen drei Be-
dingungen am vollkommenften und muß daher als das

beste von allen gegenwärtig bekannten Mundwässern be*
zeichnet werden.

8.

Jn Anbetracht dessen, datz zu Odol nur der denkbak
reinste Alcohol sowie die feinsten und teuersten ätherisch^
Oele verwendet werden, muß der Preis des Mittcl^
(85 ovM — Mk. 1.50) als ein mäßiger bezcichn^
werden.

9.

„Wer Odol konseqnent täglich vorschriftsgemäß aN^
wendet, übt die nach dem heutigen Stande der Wiss^'
schaft denkbar beste Zahn> und Mundpflege aus."

10.

*) Abdrücke von einigen dieser Publikationen send^
wir Jedem, der sich dafür interessiert, gerne kostenfret

Dresdener Chemisches Laboratorium Lingn^
Dresden.

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Jngrimstrasre 13.

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Druck rmd Berlag d« HciLelbrrger BrrlagS-Anstalt mrd Dmckerei (Hörnmg u. Beckenbusch). Heldelbcrg, Untere N-ckarstr. Nr. 21.
 
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