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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0280

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Zweites Blatt

icheint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition imd den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Dnrch die Post be.

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ÄUerikanerinnen in der engtischen Kof-
gesell'schaft.

L o n d o n, 9. Fobr.

ijiüer öen englischen Peersfranen, die bei der t'orn-
Llrönnng einen hervorragenden Platz einnehinen
,?den, befindet sich bestanntlich eine ganz stattliche An-
A von Amerikanerinnen, die besonders in der zweiten
?ckte der sogenannten Bittorianischen Aera in der Lon-
Akr Gesellschast iininer inehr an Einslutz gewonnen
Man woilte ^nersl von ihnen nicht viel wissen
A sah sie iiber üie «chnlter an, inußte sich aber dann
jk ° iiberzengen, daß inan dannt nicht weiter kam, und
sind die tranSatlantischen Damen, vielleicht von
?Zelnen kleinen erklnsiven englischen .Areisen abgesehen,
^er hiesigc-n Hofgesellschaft sehr beliebt. Einige
Igk'l, ihnen haben sich sogar nach nnd nach eine tonan-
ende stellung zn schaffen gewntzt, die sie nnter dem
regierenden lNönig sicher nicht verlieren werden,
gerade dieser Hreis der Gesellschaft war es, in dem
^ -llönig als Thronfolger znm grotzen Leidwesen man-
Matrone vom alten Lchrot nnd .llorn ani liebsten
^kehrle.

j. Unter den Tamen, die Herzoginnenrang haben, br-
?°en sjch allein vier Amerikanerinnen, die alle eine her-
2'ragende Stellnng in der Londoner Gesellschast ein-
Anren. Da ist znerst die Witwe des vor etwa Jahres-
M verstorbenen Sportsman Lord William Beressord,
bevor sie Lord William die Hand zn einer knrzen aber
i^raus glücklichen Ehe reichte, an den Herzog^von
i^rlborongh verheiratet war. Nach englischer Sitte
Melt sie als Ladh Beresford nnd jetzt als seine Wittwe
M Herzoginnenrang bei. Jhre Ehe mit dem Herzog
SNarlborough war schon ihre zweite Ehe. Vorher
sie als ganz junges Biädchen an einen überaus rei-
^ Amerikaner Mr. Haminersley verheiratet, der ihr
jM ganzes iingeheures Vermögen vermachte. Sie hat,
,Adeni sie in England weilt, stets eine bedeutende Rolle
der Gesellschaft zn spielen gewutzt. — Eine ebenso
Mußreiche Persönlichkeit ist die Herzogin Consuelo
Manchester, die Mutter des jnngen Herzogs, der in
M letzten Iahren hiec eine ziemlich tranrigeRolle spielte,
den ebensalls eine Amerikanerin, Mitz Zimmermann,
den Händen der Wncherer befreien mntzte. Die
j?dzogin-Wittwe Consnela galt in den sünfziger Jahren
! ReimOrleans als eine beriihmte S-chönheit, nnd sieht
mlle noch vorzüglich ans. Jn den letzten Jahren ist sie
is/dlge des Todes ihrer Lieblingstochter, der Lady Alice
j/diitagn, in der Gesellschaft nicht sonderlich hervorge-

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tz- ,oue übrigens die erste
nRischen Peer ehelichte, nnd ihr haben es viele Ameri-
j?llerinnen zn verdanken, wenn es ihnen nachher möglich
jW'de, in englische Adelsfamilieii hinein zu heiraten.

dritte anierikanische Herzogin ist die genannte Her-
N>n von Manchester, geborene Zimmermann, die bisher
js den Londoner Drawing Rooms noch nicht viel gesehen
^rden ist, die es aber verstanden hat, sich in der kurzen

ihres Hierseins schnell eine grotze Zahl von Frenn-
, » zu erwerben, so datz nicht daran gezweifelt werden
x Vi, datz sie demnächst auch eine einslnßreiche wtellung
!j?üehmen wird. Die vierte endlich ist die Herzogin von
j^rlborongh, geborene Vanderbilt, die zu den gefeierten

Sl)

Sneewittchen.

Roman von A. I. Mordtmann.

(Fortsetzung.)

h -'Du ivolltest uicht?" Cäcilie faßte sich mit der Hand an
jZ, Stirae. „ALer das ist ja Unsinnl Wie soll ich das ver-
^n? Träume ich oder träumst Du?"

, , »Keins von beiden, mein Herz. Du wirst gleich sehen,
kM ich nicht anders handeln konnte. Man verlangte von mir
" Dpfer meiner Ueberzeugung."
tzarnow wartete vergeblich anf eine Antwort Cäciliens.
j)/ hatte ihre Hand aits der seinigen befreit und sah mit
>,nrem Blick vor fich hin. Kein Wort, sei es fragend oder
b'vbilligeiid, kam über ihre Lippen; aber ihre Haltimg war
^dter als alle Worte.

i^ .-Sieh, Geliebte", fuhr Zarnow endlich fort, indem er den
aufsteigenden Unlvillen bekämpfte, „man forderte von
i,,', ich sgine im Gegensatz zu meinen tiefsten Ueberzeugungen
lx- religiösen Dingen ganz nach der orthodoxen Schablone
stg n. Ja, ich sollte den Schülern als meinen Glauben vor-
mkn, mas mit meincr Vernnnft unvereinbar ist."

»Weiter nichts? Und darum hast Du alles aufgegeben?"
'/Darum. Zch bin zu jedem Opfer, aber nicht znr Lüge

ist "Dic alte Redensart!" sagte Cäcilie bitter. „Jn Worten
kj >Ua,i st^ts zu jedeni Opfer bereit, aber nnr nicht zn dem
das gerade nötig ist. Das nennt man dann Liebel"

^ie lachte zornig auf.
llarnows Stirn zog fich in fiiistere Falten.
dx, "Du redest ins Blaue hinein", sagte er unmutig, „ohne
zz^llusammenhang zu kennen. „Latz Dir den Ivenigstens er-

Ünh er berichtete ihr von seiner Unterredung mit dem
Mpastor Rikan ,md was daranf erfolgt war.

Ili, "Siehst Du, so war es", schlotz er seine Rede. „Dn wirst
begreifen, datz ich nicht anders konnte."

llicker den anderen Peers - Frauen amerika-
nischer Abstamniung isl Lady Naypord-Leyland als
autzerordentliche Schönheit bekanrck. Sie rief, als sie,
damals noch eine Mrß Iermie Chamberlain, nach Eng-
lnnd kam, eine irichk geririge Sensatioir hervor. Lady
Graverr ist die Tochter eines amerikanischeii MillionärS,
N,'r. Bradley, nnd hat schon wiederholt die Ehre gehabk,
.Vlönig Edward und aridere Nlitglieder der koiiiglicheii
Familie bei sich zu sehen. Sie hat eine besondere Vor-
liebe sür Iriwelen, rmd maii erzählt sich, daß rhre Mutker
den reichslen Lchnmck besitzt, den je eirre airrerikairische
NlrUionäriii gehabt hat. Die Gräfiri Esser war als
Niitz Adele Grant eine gefeierte Newyorker Schönheit.

Ebeirfalls eine Amerikarrerin, die zn den beliebtesteir
Mitgliedern des englischeu Adels gehörte, war Lady
Randolph Chnrchill, die vor kiirzenr znm größlen Er-
stannen der Gesellschaft ihrern Titel entsagte, indern sie
eineni „Genieinen", Mr. Georg Cornlvallis West die
Hand reichte. Sie hat damit alle Rechte eftrer Peeretz
aiifgegebett, man glaubt aber, daß sie aus Befehl deS
.üöiiigs besonders zn den Krörmngsfeierlichkeiten einge-
laden werden wrrd. Eine ähnliche Ansnahme wird wahr-
scheinlich mit einer arideren Amerrkanerin, Mrs Arthnr
Paget gemacht werden, deren Genrahk ebenfaUS ein
„Bürgerlicher" ist, die aber rn der Londoner Gesellschaft
eine hervorragende Rolle spielt rmd besonders sich nm
Wohlthätigkeitsveranstaltimgen sehr verdient gemacht hat.

Deutsches Reich.

— Von der Begeisterung, die sich gegenwärttg in den
Vereinigten Staaten von Amerika siir den Prinzeu
Heinrich aus Anlaß dessen beborstehenden Besuches kund-
gibt, zieht die deutsche Jndustrie starken Nutzen. Jn un-
geheuren Mengen führt diese jetzt, wie der „bonf." be-
richtet, Mützen- und Hutbünder, die in Berlin und in
Barmen angefertigt und mit dem Namen des Prinzen
Heinrich bedruckt werden, nach Amerika ans, wo man diese
Bänder jetzt in Massen trägt. Aber noch bedeutendere und
völlig unerwartete Anregungeu hat das Geschäft in Amerika
selbst durch die Auküudiguug dieses Besuches erhalten. Jn
den verschiedensten Geschästszweigen sind Neuheiten auf den
Markt gebracht worden, deneu man als beste Empfehlnng
den Narncn oder das Bildnis des Prinzen Heinrich
— Prince Henry nennt ihrr der Amerikaner — mit auf
den Weg gegeben hat. So sieht nian jetzt den Namen
„Prince Henry" in den Schaiifenstern von Tansenden von
Geschäften für die berschiedensten Artikel. Es gibt Prince
Henry-Cravatten, Prince Henry-Kragen nnd -Manschetten,
Prince Henry-Taschentücher, Prince Henry-Stöcke, Prince
Henry-Hüte, Prince Henry-Nadeln mit seinem Bildnis,
Prince Henrh-Medaillen und -Münzen ans Aluminimii,
die am schwarz-weiß-roten mit der dentschen und der
amerikanischen Marineflagge geschmückten Bande getragen
werden, anf der Vorderseite das Bildnis des Prinzen, auf
der Rückseite die Abbildnng der neuen Aacht zeigen u. dgl. m.
Auch die dentsche Marineflagge allein findet man als
Schmuck vieler Artikel, desgleichen haben die Uacht des
Kaisers nnd deren Taufpatin, Miß Alice Roosevelt, die
Neuschaffnng mid Benennung vieler Artikel vernrsacht.

„>Lo behaupiest Dri, aber rch begreife es nicht.' Jch kaiin
nur sagen, datz ich Deine Handiringsweise thöricht imd übereilt
finde."

„Das ist hart und ungerecht. Aber einerlei — ich tämi
auch Dir zuliebe meine Ueberzciigung nicht verleugnen. Selbst
Deinetwegen will ich »icht zum Lügner werden und jede Selbst-
achtung verlieren."

Cücilie bitz sich auf die Lippen. Dcr hestigste Groll
stürmte in ihr, und es kostete ihr grotze Mühc, die herben Vor-
würfe, die sich ihr auf die Zunge drüngten, zurückzuhaltcn.
Aber sie erkannte klar, datz hier der Punlt sei, wo selbst ihr
Einflutz auf Zarnow aufhörre; im Herzen dieses Mannes gab
es etivas, das ihm mehr galt, als selbst ihre Liebe.

Beide satzcn eine Weile stumm nebeneinander, jeder von
zürnenden Gedanken gegen den andern erfüllt.

„Und was Ivirst Du nrm anfangen?" fragte endlich Cäcilie.

Zarnow erzählte von seinen Aussichten in Brasilien, und
Cäciliens Gedanken flogen zu dem Abend zurück, da Helene
sie gefragt hatte, ob sie wohl'dem Geliebten überallhin folgen,
alle Entbehrungen und Kömpfe mit ihm teilen werde.

«Jm Oktober", sagte Zarnow, „werde ich wohl hinüber-
rciscn, und cs fällt mir nmnenlos schwcr, Dich hier zurück-
zulassen. Werde mcin Weib und folge mir, Du sollst sehen,
wclch eine fröhliche Zukunft uusere Liebe uns dort aufbaueu
wird. Dort sind unsere Landslente, dort winkt uns ein bc-
hagliches Dasein — uud für Alles, was wir entbehrcu werden,
fiudeu wir iu uns selbst reiche Enrschädigimg."

„Es mag sein, datz es so kommt", antwortete Cäcilie. Jhre
kühle Erwiderung fiel wie ein eisiger Reif auf Zaruoivs Be-
geistermig. „Aber ich meiue, Du kannst es nicht verantworten,
mich in ein ungewisses Dasein hineinznreitzen, über dessen Ge-
staltung Du sehr optimistisch zu deuken scheinst. Jch muh sagen,
datz ich mich iu ciner Blockhütte im llrwalde uicht wohl fühlen
kann."

„Blockhütte im Urwaldel Die derckschen Kolonisten be-
wohnen hiibsche kleine Dörfer und Siädte."

„Die Häuser werden wohl nicht viel besser als Blockhiitten

Bade».

Der vielgennnnte Priester -lart B i i 1, Präfekt
in N'enburg a. D., scheint ein Bkann zn sein, der Sinn für
Huinor nnd Fronie hat. Aus die Erltnrnng der Alum-
nen von St. Peter, die sür ihre Lehrer und Vorgesetzten
mit Begeisternng eintreten, antwortet Bill in der „Kökn.
Voltsztg." nnd im „Bad. Beob." recht fein, die Alumnen
besätzen nicht die nötige Unabhängigteit, nm eine solche
Erklliriing abzngeben, zumal in einer Sache, die sich ab-
spielte, ehe sie den Absolntorialschweitz abgetrocknet hatten.
Bilt halt alle seine Behanptnngen anfrecht und unterläßt
die sittliche Wertung der gegen ihn gerichteten Angriffe
in Anbelracht der Liebe zn ihren Vorstehern, die die
Alnmnen an den Tag gelegt haben: diesen gibt er aber
den Rat, in der tath. Nioral noch tüchtige Forlschritte zu
inachen, ehe sie ansgeweibt werden. Eigentüinlich be-
rührt der Schlußsatz, datz die Vorsteher in fragticher
Sache „bereits demütigende Schritte zu thnn hatten".
Diese Aeutzernng dürfte eine Ansklärnng erheischen. Eine
seiner Beyauptungen, datz jährlich niehirere Priester-
aintskandida:en dein in St. Peter herrschenden System
znin Opser fielen, berichtigt Bilt dahin, datz er seit 10
Iahren der einzige AInmnnS gewesen sei, dein die Weihe
verweigert wnrde — die übrigen habe inan schon vorher
entfernt! N.'an tann sich denken, wie diese .Kundgebnngen
iin Zentrmnslager einschlagen! Der „Bad. Beob." sncht
gute Nc'iene znm bösen Spiel zn machen, weil es gegen
einen Priester geht, dem man ni-chtS Chrenrühriges nach-
sagen tann; denn welcheS Beispiel würde man sonst den
Kircheiiseiiiden geben, denen man so oft eine nicht htn-
reichend ehrende Behandtnng kath. Priester vorwirft!

Aus Stadt und Land.

j- Lttrblichktits-Bericht. Nach den unlerm 6. Lr. M1S.
herausgegebenen Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits-
amtes zu Berlin über die Gesamtsterblichkeit in den 278
deutschen Städten und Orten mit 15000 und mehr Einwohnern
während des Monats Dezember 1901 hat dieselbe — auf je
1000 Einwohncr auf den Zeitraum cines Jahres berechnet —
betragen: ». weniger als 15,0 in 67, b. zwischen 15,0 und 20,0
i» 126, v. zwischen 20,1 und 25,0 in 65. ä. zwischen 25,1 und

30.0 in 15, s. zwischen 30,1 und 35,0 in 5 und k. mehr als

35.0 in keinem Ort. Die geringste Sterblichkettsziffer hatte in dem
gedachten Monate die Stadt Haaenau >n Elsatz-Lothrinaen
mit 5,3 und die Hälfte der Ort Leyinc in der Provinz Schlesien
mit 33.1 zu verzeichnen. Jn den Städten und Orten des Grotz-
herzogtums Baden mit 15 000 und mehr Einwohnern sind folgende
Sterblickkeitsziffern für den Berichtsmonat — gleichfalls wie
oben auf je 1000 Einwohner auf den Zeitraum eines Jahres be-
rechnet— ermittelt worden: Jn Konstanz 14,3, Mannheiui 16,3,
Karlsruhe 17.0 <(ohne Ortsfremde 15,6). Baden-Baden 20,5,
Freiburg 21.3 (ohne Ortsfremde 17,3 >, Pforzheim 22,1 und in
Heidclberg 25,0 (ohne Orlsfrcmde 17,9) Dle Säuglingssterb-
llchkeit war tm Monat Dezember v. I. cine beträchtliche, d. h.
höher als ein Drittel der Lebendgeborenen tn 4 Orten; dieselbe
blicb unter eincm Zehntel derseiben in 36 Orten. Als Todes-
ursachen der während des gedachten Monats in hiesiger Stadt
vorgekommenen 85 Sterbefälle — darunter 18 von Kindern iw
Alter bis zu einem Jahre — sind angegebcn: Masern und
Röthcln 5, Diphtherie und Croup 4, Kiridveitfieber 1, Lungen-
schwindsucht 12, akute Erkrankungen der Atmungsorgane 15,
Brechdurchfall 3 Kinder im Alter bts zu 1 Jahre, alle übrigen
Krankheiten 42 und gewaltsamer Tod 3. Jm ganzen schetnt
stch der Gesundheitszustand gegenüber dem Monat November v.
I. ein wenig verschlechtert zu haben. Die Zahl der in hiesiger
Stadt während des Monats Dezember 1901 znr Anmeldung ge-
langten Gcburten hat — ausschlietzlich der vorgekommenen zwei

sein — vielleicht um einen Grad wohiiticher — aber ivas Ivill
das sagen? Es ist doch eine halbe Wildnis. Hast Du wirklich
iibcrlegt, Ivas Du da von mir verlangst?"

„Jch dachte mir, das Mädchen, das mich liebl, wird es als
ein tlnrecht empfinden, wcnn ich mich von ihr trenne."

„Wäre sie ein armes Fabrikmüdchen oder eine Köchin —-
vielleicht. Fiir die Ivürde es ivohl ein Opfer sein, wenn Du
sie hicr lassen ivvlltest, aber nicht für mich."

„Du weigerst Dich also?"

„Sei doch verniinftig, Fritz", bat Cäcilie. „Siehst Du
nicht ein, datz es Thorheit wäre, lvenn ich Dir aufS Ungewisse
in cin fremdes Land folgen Ivollte? Jch wücde wic Blei an
Deinen Fützcn hüngcn. Jst es nicht besscr, Du gehst hinüber,
siehst zu, wie die Dinge sich anlassen und dann, wenn Dn Dich
überzengt hast, daß wirklich das Lebcn erträglich ist, holst Dn
mich hinüber?"

Fritz dachte nach. Zwar fiihlte er, datz eine tiefe und wahre
Ncigung dem Geliebten frohlich »nd ohne Besinnen überallhin
gefolgt'sein wllrde, aber seine Liebe zu dem schönen Mädchen
war doch zu grotz, um ihn nicht zur Nachsicht zu veranlassen.
Seiu eigeues Herz sührte ihrc Sache. Hatte er eiu :Aecht,
solchc Opfer Ivie das Aufgeben aller Genüsse dcs zivilisierten
Lebens und die Uebersiedclung in ein halbwildes Laud von ihr
zu fordern? War es nicht in der That angemessener, datz er
allein die Bahn ebnete und dcm Wcibe seiner Liebe ein warmes
Ncst bereitete, in das er sie heimführte? Wenn sie ihm tatt
und zurückhalrend vorkam, so uiochte er es doch wohl verschut-
det habeu, iudcm er Uubilliges von ihr verlangte.

(Forffetzung folgt.)

-— Tchnippchen. „Du bist auch nicht auf dcn Kops gesallen,'
sagte jemand, da sich der andere, der auf eincr Äpfelsinen-
schale ausgeglitten war, auf die Verlängernng seines Rück-
grates gesetzt hatte.

— Jm Gasthof. Fremder: „Bin ich hier richtig iu der wilden
Sau?" — Die Kiuder (einstimmig): „Jawohl!" — Fremder:
„So so, da seid Jhr wohl die Ferkel?"
 
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