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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
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fort, Doornkloof, Amerika-Siding nnd der Blockhaus-
linie Kroonstad-Wilvehoek dein Abfangen De W e t s.
Nicht weniger als 23 Detachements beteiligten sich an
diesen Operationen, durch die dieser sähigste und ge-
fürchtetste der Burenführer in eine sehr bedrängte Lage
gebracht wnrde, der er sich noch rechtzeitig nach klassischem
Muster zu entziehen vermochte, indem er eine .Vieh-
herde gegen die Drahthindernisse an der Bahnlinie
Kroonstad-Lindley trieb und gleichzeitig über die Strecke
fchob, nur von wenigen seiner Leute begleitet. Nachdem
er schon vorher die den Briten bei Tweefontein genom-
menen Geschütze verloren, hatte er jetzt den Verlust von
283 seiner Lejnte nebst dielen Pferden zu beklagen.
Wir möchten hier einsügen, das; Afrikander, die mit
ihren Sympathien auf der Burenseite stehen, die gegen-
wärtige Lage De Wets sür sehr verzweifelt halten,
ja sogar glauben, daß Lord Kitchener das Entkommen
des Guerillaführers so bilderreich geschildert, um den
Triumph — die Gefangennahnie De Wets — um so
wirkungsvoller zu geftalten. Doch De Wet ist der
Mann, der Unmöglichscheinendes allzu oft möglich ge-
macht hat.

Ucbrigens hält die euglische Presse mit der Bewun-
derung für diesen Mann durchans nicht zuriick. Die
„Times" zählen seine Thaten auf. Der Schilderung
ist, ebenso wie Lord Kitcheners Bericht, unverkennbar
der Stempel hoher Achtung vor diesem uirbestimmbaren
Geist aufgedrückt. Es wird daran erinnert, daß Cbristian
De Wet mit seinem Brnder Piet an dem Angriff auf
Sannas Port, Ende März 1900 teilnahm. Wieder war
es De Wet, der die „Derbyshires" bei Roodeval und die
irische Aeomanry bei Lindley gefaugen nahni. Mit Prins-
loo und Olivier im Broadvater Bassin von den Truppen
Sir A. Hunters Ende Juli des gleichen Jahres einge-
schlossen, gelang es ihm, durchzubrechen, und sich fiir
einige Zeit mit Botha inr Norden zn vereinigen. Aber-
mals durchbrach er die Kette der Truppen Lord Methuens
im Hekpoort Thale. Er kehrte dann nach der Oranje-
Kolonie zurück und sammelte einc neue Truppe zu einem
Angriff auf Johannesburg, griff General Bartous De-
tachement an und traf Vorbereitungen zn einem Einfall
in die Kapkolonie, in dis er im Febrnar 1901 mit 2400
Mann und fünf Geschützen eindrang. Von den sich kon-
zentrierenden britischen Detachements iiber den Oranje-
Fluß zurückgedrängt, verhielt er sich lange still. Erst als
der südafrikanische Winter zn Ende war, machte er sich
wieder fühlbar, wie, davon wissen seine Erfolge bek
Tafelkop und Tweefontein vergangene Weihnachten zu
erzählen. _

Deutsches Reich.

— Jn der Diebstahlsangelegenheit des
„Vorwärts" hondelt es stch laut „Münch. Allg. Ztg."
nickt um die Abschriftnahme des Geheimerlasses,
sondern um die Entwendung eines metallographierten
Abzuges desselben. Es liegt also der Diebstahl einer
körperlichen Sache vor, der für die Feststellung der Hehlerei
notwendig ist. Der Nichtmitabdruck des zweiten Teils des
gestohleuen Erlasses rettet den „Vorwärts" vor der Ver-
folgung wegen Landesverrats. Aber um die Bestrafung
wegen des gcmeinen Verbrechens der Hehlerei — und zwar
voraussichtlich dcr gewohnheitsmäßigen — wird er schwer-
lich herumkommen.

— Wie dem „Hann. Cour." mitgeteilt wird, ist durch
Kabinetsordre vom 8. Februar die Gleichberechtigung der
neunklassigen Oberrealschulen auch für die Offizierlaufbahu
genehmigt worden, so daß also fortan die Schüler der
Ober-Realschulen nach bestandeuer Abgangsprüfung die
Offizierlaufbahn ohne Ablegung des Fähnrichexamens be-
ginnen können, wie es bisber schon für die Schüler der
humanistischen Gymnasten und der Real-Gymnasien be-
stimmt war. _

Ieutscher Weichstag.

Berlin, 12. Februar.

Weiterberatuug des Etats: Reichsjustizverwal-
tung. Titel Staatssekretär, Resolution Gröber betreffend
Zweikampf.

Abg. Lenzmann (freis. Volksp.): Der Staatsanwalt,

ber auf eincm Burschenschaftskommcrs vom Staate bedrohte
Eiurichtungen verherrlichte, sollte zur Rechcuschast gezogen wer-
deu. Eine Karenzzeit für Rechtsanwälte sci überflüssig. Die
erste Bestimmung der Resolution Gröber, die das Duell den
allgemeinen Bestimmungen über Verbrechen und Vergehen
uuterstellt, sei für seiuc Partei unannehmbar. Die anderen
Bestimmungen seien erörterungsivert. Seine Partei wünsche
an Stelle der bedingten Begnadigung bedingte Verurteilung.
Ungesetzlich sei auch die Begnadigung zur Prügelstrafe.

Präsident Graf B a l l e st r e m hat nichts dagegen einzu-
wendeu, datz das Bcguadigungsrccht im allgemeinen hier er-
örtert werde. Einzelfälle seien aber ausgeschlosseu und er bitte
auch auf den Fall, den der Redner im Auge habe, nicht weiter

abends seine Wohnung verlässen hatte; dieser hatte alle seine
amtlichen Geschäfte abgeschlossen, besuchte gleichwohl iu später
Abendstunde das Ministerium noch einmal; dieser empfing
am Tage, den er als Reisctag angegeben, den Besuch des
Barons de Ferriere, eiuer in diesem Falle verdächtigen Person.
Alle öiesc Umstände werden bckannt und von dem Beamten,
der mit der Voruntersuchuug beauftragt ist, als Jndizien an-
geseheu. Ein Telegramm, das Eckhorst zurückruft, trifft ihn iu
München. Am nächsten Morgen kann der Polizeidirektor mit
ihm eiu Privatverhör in Gegenwart von Frau v. Eckhorst und
!(sicl) deren Schwester, der Gattin eines Majors, anstellen.
Der Rat sagt aus, daß er abends noch im Auswärtigen Amt
tvar. Er habe dort etwas geholt. Auskunft über Wciteres
verweigert er. Jetzt droht der Beamte mit sofortiger Verhaf-
tung. Der Freiherr schweigt. Auf die erneuerte Frage des
Beamten: „Wo sind Sie in jener Nacht gewesen? Was haben
Sie im Dtinisterium geholt?" kommt danu die Antwort aus
dem Munde der Schwägerin: „Mein Bild. Die Nacht brachte
er bei mir zu."

Spinne sich die Andeutung dcsLiebesromans, der hier hinein-
spielt, aus und finde die Antwort auf die Frage: „Wie wird
der Schuldige gesunden?", wer gerade Lust und Zeit dazu hat.
Alle Bestandteile der Fabel aufzählen, hietze Herrn Lindau
allen Rahm von seinem Milchtopf abschöpfen.

Die Regie war lobenswürdig. Für die Dekoration des
Arbeitszimmers beim Legationssekretär Iväre Eleganz er-
wünscht gewesen. Die Darstellcr boten ein einwandfreies
Ensemble. Dem lebemännischeu Legatiousrat gab Herr

einzugehen, da er offiziell nicht feststehe, sondern nur durch
Zeitungen bckannt geworden sei. (Zurufe: „Reichsanzeiger"!)

Staatssekretär Dr. Nieberding tritt der Auffassung
Lenzmanns cntgegen, als ob die Versetzung eines Staatsan-
walts nach Westfalen eine Beförderung sei. Ebenso tritt er
nochmals dem Vorwurfe entgegen, datz er sich hinter der Kompe-
tenzfrage vcrschanze. Jnitiativanträge aus dem Hause seien
dcshalb nicht zu cmpfehlen, weil dadurch die Regierung ge-
hindert werde, ihrerscits die Jnitiative zu ergreifeu.

Abg. Dr. v. Levetzow (kons.) ist mit seinen Freunden
über den Fall Bredenbeck mit der Auffassung dcs ganzen
Hauses einverstanden, datz Uebergriffe und Mitzgriffe einzelner
Beamteu vorliegen. Was das Duell anbelangt, so bedaure
er, datz sich dicse Einrichtung noch bis zum heutigen Tage er-
halten habc. Sie werde sich wohl nie beseitigen lassen.

Abg. Stadthageü (Soz.) wendet sich gegen die gestri-
gen Ausführuugen Oertcls und polemisiert gcgen die Auf-
fassung Levctzows bezüglich des Duells. Das Duell sei keinc
altdeutsche Sitte, nicht einmal deutschen Ursprungs.

Abg. Börner (natlib.) geht uochmals auf die vorgestern
besprochenen Einzelfälle ein.

Abg. Gröber (Zentr.) empfiehlt seine Resolution. Seine
Resolution sci nicht auf einer Abschreckungstheorie aufgebaut,
sondern auf ciner Theorie der gerechten Vergeltung. Das Duell
sei immcr cine Tötung oder ein Tötungsversuch, nur ein
eommeutmätziger. Es handelt sich nicht um Standesehre, son-
dern nm Standesvorurteile.

Abg. M ü l l e r - Meiningen geht auf die Frage der be-
dingten Verurteilung ein. Er möchte sich wundern, datz die
Sache keinen Schritt vorwärts macht.

Abg. Heine (Soz.) polemisiert gegeu Oertel. Neben
andcren Geisteskraukheiten des Muckcrtums sei auch die Prügel-
strafe wieder Mode geworden.

Abg. Raab (Ref.-Part.) wünscht beschleunigte Regelung
der Frage der kausmännifchen Schiedsgerichte, sowie Sicherung
der Forderungen der Bauhandwerker.

Hierauf wird der Justizetat in zweiter Lesung angenommcn.

Die Abstimmung über die Resolution Gröber findet bei
der dritten Lesung statt.

Das Haus vcrtagt sich auf morgen 1 Uhr: Zweite Lesung des
Eutwurfs betreffend die Kontrolle des Reichshaushaltsetats;
Rechnuugssachen.

Preuße».

Berlin, 12. Febr. Jm preußischen A b g e o r d n ete n-
hausc crklärle beim Etat der auswärtigen Anaclegenhkiteu
dcr Staatsiekrctär Frhr. v. Richthofen: Ein Antrag
des dcuischeu B u r e n h il fs b un d e s, wonach die
Sendungen an die Buren uöglichst fracht' u»d zollfrei
transporiiert werdeu dürst.n, liegt dem Auswärt gen Amte
bisher in solchcm Umfange nicht vor. Der Burenhilfsbund
hat sich mit cinem Jmmediatgesuch an die Kaiserin uud
den Reichskauzler gewandt. Der deutsche Botschafter in
London ist angewiesen, die Sache zu befürwo'ten und ber-
vorzuhkbeu, daß es sich lediglich um einen H um a n ität s-
akt handle und daß der Burenbund allen Bedingungen
der euglischen Regierung sich fügen werde. Gleichzeitig hat
der Reichskanzler tem hiesigen euglischeu Botschafter die
Sache ans Herz gelegt und betout, daß die Gewährung
nicht nur im Jnteresse der mitleidenden Burenfainilien.
sondern auch der öffcntlichcn Stimmung des
deutschen Bolkes gegenüber Eugland liege.
(Beifall.) Die Entscheidung der englischcn Negierung slehe
in Kürze bevor. Er könne daher nocki keine definckive Ant-
wort geben und nur erklären, datz alles gcschehen sei, waS
geschehen konnte, und daß cr auch fcruerhin besticbt sei,
allen Wünschen Rechnung zu tragcn. (Lebhaftes Bravo.)

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Die Jngenieurkandidaten: Otw Ammann auS
Bruchsal, Karl Spieß aus Schriesheim, Ludwig Hopp ans
Weinheim, Eugen Wasmer aus Wolfach, Rudolf Nesse hruf aus
Steinbach, Franz Mombert aus Karlsruhe, Julius Map aus
WieSloch, Paul Walthcr aus Schillingstadt, Eugen Schuler
aus Todtnau, Emil Wilhelm Bronner aus kkarlsruhe, Waller
Karl Meuningen ous Heddesdorf, Emil Schache.imeier aus
Emmendingen, Emil Kärchcr aus Achern sind nach ordnungLmäßig
bestandener Staatsprüfung unter dte Zahl der I n g e n i e ur-
prakttkanten aufgknommen worden.

— Aktuar Anion Skraball beim Rmtsgericht Eberbach
wurde zum Registrator beim Amtsgericht Mosbach ernannt.

Karlsruhe, 11. Febr. Der Großhcrzog empfing
heute Vormittag von 10 bis halb 12 Uhr den Staats-
minister von Brauer zur Vortragserstattung und hörte so-
dann den Vortrag des Majors von Schwerin. Nach
mittags besnchen die höchstcn Herrschaften die Professoren
Volz, Schurth und Fehr von der Akademie der bildenden
Künste in ihren Ateliers.

Karlsruhe, 12. Febr. Der Großherzog er-
teilte heute Vormittag von 10 Uhr an biS ^2 Uhr einer
Anzahl Personen Audienz, darunter dem Staatsanwalt
Hoffarth in Mosbach, dem Bezirksdomäneninspektor Zimmer-
mann in Wiesloch, dem Regierungsbaumeister Menningen
in Heidelberg. Nachmittags und abends widmete sich Seine
Königliche Hoheit eigener Arbeit.

Beruau viele sympathische Züge. Wärme und Thatkraft
strählte aus der Auffassung der Sabine durch Frl. Herter.
Juteressiert sich Sabine für die Versämmluug des Frauen-
vereius, so sind dic Gedauken ihrer Schwester vielleicht gerade
auf einen ueueu Hut gerichtet. Wenn ich uicht frivol wäre,
Ivas wäre ich daun? fragt diesc Frau einmal. Frl. Iung -
m a u n spielte sie mit Eleganz u. Verständnis. Dte Äufgabe,
einen französischen u. einen deutschenLegationssekretär zu geben,
stiftete eine Art von angenehmer Konkurrenz zwischen denHerrn
Brandt und L a s s e n. Sie schnitten bcide gut ab. Die
Bemühung, das Klangbild der Aussprache des Deutschen durch
einen Franzosen zu geben, gelang Herrn Brandt zum Besten.
Eine Dienerrolle von einem gewissen Umfang führte Herr
Wiegner gut durch. Herv Rudol.ph hat als französischer
Untersuchungsrichter in der „Roten Robe" hier und in Brcmen
einen grotzen Erfolg zu verzeichnen gehabt, wie kann es wunder
nehmcn, datz er einen die Voruntersuchung führenden Berlirier
Polizeidirektor wirkungsboll darzustellen weitz? Herr Grotz-
mann war der Mann aus der Stralauerstratze 33. Er sah so
aus, wic die Unterbeamten in der Wilhelmstratze auszusehen
pflegen; sein Spiel war vorzüglich durchdacht; im letzten Akt
die etivas langweilige Rede gelang ebenso wie alles Uebrige.
Das Publikum nahm die Novität gleichmütig-freundlich auf.
Bcgeisterung wird sie wohl nur bei Solchen wecken, die inSachen
des Geschmacks über das Niveau des Stralauerviertels nicht
hinausgekommen siud. K. W.

Ausland.

Frankreich.

Paris, 11. Febr. Der Kongreß der Jung'
türken nahm eine Resolution an, in welcher folgende
Forderungen aufgcstellt werden: 1. Herbeiführung eine:
Verständigung unter den verschiedenen Völkeni und Rasseü
in der Türkei und Gleichberechtigung derselben in wirt-
schaftlicher und politischer Hinsicht. 2. Sicherung der Un-°
teilbarkeit des Kaiserretches, wie sie durch die Verfassung
vom Jahre 1876 gewährleistet worden ist. 3. Strenge
Aufrechterhaltung der abgeschlossenen Verträge, ganz be-
sonders des Berliner Vertrages. Der Konareß, welcher in
einem Priöathause abgehalten wurde, beschloß, diese Rc-
solution den Mächten zugehen zu lassen und dieselben uM
Aufrechterhaltung der mit der Türkei abgeschlossenen Ver-
träge zu ersuchen.

England.

— Datz auch die britische Admiralität
nicht unthätig ist, kann am besten aus ihren ganz ur-
Plötzlich bekannt werdendcn Bestellungen gefalgert wer-
den. So hat, wie die „Pall Mall Gazette" zu berichten
weiß, erst jetzt wieder cine große englische Schiffsbau-
werft einen unifassenden Anftrag auf die Herstellnng
von Torpedoboot-Zerstörern erhalten. Diese sollen nach
Fertigstellung der 24 Zerstörer, die jetzt zu Versuchs-
zwecken bei Debonport, Chatham und Mersey srationiert
sind, ersetzen. Diese Schiffe, die 30 Knoten die Stunde
laufen, sollen sür Reservezwecke bereit gehalten werden,
so daß sie im Kriegsfalle sofort den bezüglichen Geschwa-
dern znr Verstärknng zugeteilt werden können. Die
neuen Zerstörer solley nnr 27 Knoten Durchschnittsge-
schwindigkeit die Stunde besitzen.

London, 11. Febr. Der frühcre Vizekönig von Jndien,
Lord Diifferin ist gestorben.

Serbien.

Belgrad, 12. Febr. Ungeheures AufseheU
erregt hier ein Vorfall, der sich am 10. Februar, nachtS,
im Konak eretgnete. Zwei Wachtposten, welche un«
mittelbar vor den Gemächern desKönigspaares Wache
hielten, wurden bewußtlos aufgefunden. Sie waren e in«
geschläfert worden. Dem herbeigerufenen Hofarzt er-
zählten sie, als sie das Bewußtsein wieder erlangten, ste
erinnerten sich nur noch, daß eine Frauensgestalt an
ihnen vorbeigegangen sei, der ein Offizier folgte. Mehr
konnten sie nicht aussag°n, da der dienstthuende Adjutant
ein weiteres Vcrhör verhinderte. Seit gestern befinden stch
die beiden Soldatcn nicht mehr in Belgrad.

Aus Stadt und Lano.

Heidelberg, 13. Februar.

X Aus dem Bezirksrat. Die TageSordnung der am 8. dS.
abgehaltenen BezirksratSsitzung wurde wie folgt erledigt:
DaS Gcsuch des Friediich Waibel um Erlaubnis zum Betrteb
etner Weinwirtschast ohne Branntweinausschonk in RohrbaÄ
wurde von der Tagesordnung abgesetzt. Das Gcsuch der Ge-
schwister Georg und Barbara Rctnhard um Erlaubnis zum Be-
trieb der Gastwirtschaft zur Sttftsmühle in Ztegelhausen wurde
genehmigt. Das Gesuch des August Treiber um Erlaubnts zum
Betrteb emer Schankwirlschaft ohne Branntweinausschank tn
Ktrchhetm wurde zurückgezogen. Genehnigt wurde das GesuÄ
des Georg Klenk um Erlaubnis zum Betrieb der Realgastwirt»
schaft zum Goldenen Falken dahier. Nicht gcnchmigt wurde das
Gesuch des Otto Franke um Erlaubnis zum Betricb einer
Schankwirtschaft mit Branntweinausschank in dem Hause Haupt-
straße Nr. 77 dahier, das des Konrad Hesscnauer in Nußloch uw
Erlaubnis zum Kleinverkauf von Branntwein und LiqueureN,
und das der Lutie Kreiß um Erlaubnis zur Errtchtung einer
Privalkrankenanstalt in Heidelberg. Die Aenderung des Kassen-
statuls der Ortskrankenkasse Leimen wuide genehmtgt.

* Vom Karnevals-Festzug. Der in unserem Bericht über den
Karnevalszug als ein Bauunternehmerwagen bczeichnete WageN
war ein „Prachtwagen des BauunternehmerS Flor. Hoffmann»
Heidelberg-Neuenheim", was wir hiermit näher spezifizieren-
Der Zug hat, wie man sich deuken kaon, nicht unerhebiichc Geld-
mittel erfordert; das Ergebnis der Sammlungen im Verein uiit
sonstigen Einnahmen wird indessen, wie Wir hören, vollständig
htiireichcn. die Koste» zu decken.

Z Polizeibericht. Verhaftet wurde ein von einer aus-
wärtigen Behörde wegen Betrugs und Unterschlagung verfolgl-
ter Schlosser, ferner wcgen des glerchen Vergehens ein Fabrik-
arbeiter und ein Taglöhner. Drei Personen wnrden wegen
Bettelns festgenommen. Wegen Unfugs kamcn bier PersoneN
zur Anzeige.

V. Aus dem Odenwald, 12. Febr. (DieJagdverpach-
tnng) iii Ober-Schömnattenwag hatte für die Gemeinde ein
sehr günstiges Resultat, indem der frühere Jagdprcis von 300
auf 6W Mk. pro Jalir stteg, was für die Gemeiude eine Mehr-
einnahme vou 1800 Mk. in der Pachtperiode bedeutet. Jmmerhin
aber ist dieser Preis für diesen schönen imd ergtebigen Jagd-
bezirk noch sehr billig zu nemicn. Der neue Pächter ist Herr
Hildebrandt in Pfungstadt. Auch in Ober-Abtsteinach ist der
seitherige Jagdpreis von 80 auf 100 Mk. gestiegen, in LöhrbaÄ
von 60 auf 80 Mk. Die gleichfalls sehr schönen Jagdbezirke iN
Gadern und Kocherbach, welche am Samstag znr Nenverpachtnng
konimen, werden ohne Zweifel verhältnismäßig anch noch recht
billig abgehen, weil trotz der neuen Bahn innner noch zu wenig
auswärtige Liebhaber auf dem Plan erscheincn.

Spptnge«, 12. Februar. (Viehmarkt.) Während dek
hiesige jeben Freitag staitfindende Schweinemarkt einer der be-
deutendsteu im «anzen Kretse ist, hat der Ltchmarkt, der zwak l
jedeS Jahr regelmähig im Kalender steht, aus Mangel an Be-
schickung von Vieh ganz aufqebört. Der hiestge Gemcinderat,
der stcts die Jnteressen der htesigen Stadt vor Augen hat, be-
schloß in seiner letzten Sitzung den Markt wiedell inS Leben zU
rufen und soll dersclbe am Montag, den 3. März d. I., erstmals
wieder auf dem Karlsplatz adgehalten werden. Die auswärtigeN >
Mehzüchter erhalten eine Weggebühr pro Stück nnd Ktlometer >
von 10 Pfg. bts z»m Höchstbetrage von 2 Mk. per Stück- !
Standgeld ,wtrd keines erhoben. Wir hoffen, daß der Markt >
nun wieder stark besucht wird.

Ludwigshafen, 12. Febr. (E n Messerstecher.) Dek I
ledige Maurer Richard Bergmann drang gestern, dem „Mannh-
Anz." zufolge, in die Gastwirtschaft des Wirtes Stähli in dek
Wredestratzc, woselbst ihm wegen seines excessiven Benehmens
dcr Zutritt versagt Ivar, ein, wurde aber von dem Wirt wiedek
hinausgewiesen. Bergmann zog sofort ein> langes-Messe:
und führte einen Imichtigen Stotz nach dem Kopfe Stählis. DaZ
Messer drang durch das linke Auge ein und durchbohrte
die Mundhöhle, sodatz die Spitze unterhalb des Unterkiefers
wieder herauskam. Bergmann zog das Messer aus der Wuni>e
und brachte dem Wirte damit 4 weitere Stiche am Arvs
bei. Der Thäter, der noch einen scharfgeladenen Revolver be>
sich führte, konnte nur mit Mühe übertvältigt werden. Es i?
nach der „Pf. R." nicht ausgeschlossen, datz Stähli seineü
 
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