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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (2. Februar 1902 - 28. Februar 1902)
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44. Jahrkllllg — Ar. 39.

Samstag, 15 zebrvar 1902.



schein: täülich Sonntags ausaenommen. — Preis mit Familienbiättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zwcigsiellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post dc-
. « /, » » .ogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

'"iicigenvreis- 20 Pfg die Ispaltigc Petitzeile oder dercn Raum. Rcklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- uird Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufuahme von Anzeigcn an bestimmt
dvrgeschriebeuen Tagen wird kcine Verantwortlichkeit übernonimen. — Anschlag der Jnscrate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

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Seminar und Kakuttät.

In dcr „Ttratzbnrger Post" orläßt der in Bayern
^stkende katholische Geistliche BiIl solgende Entgeg-
"Ung:

Die Bcrichtignng der Seminarvorstände von Sankt
ueter nnd des ehemaligen Konvittsdirektors Dr. Bcayer
urlt osfenbar durch ihre leereir Wiederholnngen nnd
utegorisches Ablengnen darauf ab. mich als Lngner und
^erienmder zu brandmarken, die Unterzeichneten dagegen
rlelbswerständlich" als die vp-rsolgte Unschuld hinzn-
^ellen. Solche Mittel branche ich nicht, denn ich habe
"eweise:

1. Jch habe in Nr. 4 dcr „Freien dcntschen Blätter" be-
Muptct, datz im Freiburgcr Konvikt und noch mehr im Priester-
i-Nnnar St. Peter cin eigentümlichcs, schon Jahrzehnte lang
Bigerichtetcs System cxisticrt, wodnrch die jungen Theologen
'hren rechtmätzigen, im Auftrage von Kirche und Staat do-
^ercndcn Univcrsitätslehrern systematisch entfremdet werden.

Beweis ist die Einrichtnng, beziehungsweise Durch-
suhrung der sogenannten „Repetitioncn", die von ganz
sUngen Geistlichen („Repetitoren" genannt) in den Haupt-
!ächern der theologischen Wissenschaft im Konvikt ge-
mlten werdcn, fiir Ktrchengeschichte ein Jahr, für Dog-
'Natik und Moral je zwei Jahre dauern und den Zweck
'saben, den vom Universitätsprofessor vorgetragenen
iwoff nach Art der Bcittelschulen zu „repetieren", wie
lchon der Name „Repetitionen" besagt.

Die Repetition dcr Kirchengeschichte wird nun zn
stnem Auswendiglernen von Namcn und Zahlen degra-
°'ert und so der Geist der .Kraussche'n Kirchengeschichte
haralysiert. In den Dogmatik- und Moral-
'^e p e t i t i o n e n wird zwar im ersten Jähre das
^olleghcft oder Lehrbuch des betreffenden Universitäts-
i-rofessors repetiert, aber bereits an allen Stellcn, wo das-
^lbe von der fiic allein richtig gehaltenen Scholastit ab-
^ejcht, anonym gegen den Professor polemisiert. Da-
-keben wird zugleich ein scholastisches Lehrbuch der Dog-
'üatik und Moral als „sehv gutes Buch" zmn Stndinm
aebcn den Universitätsvorlesungen her empfohlen, das
°ann im zweiten Jahre den Repetitionen thatsächlich zu-
sllunde gelegt wird nnd aus dem die Aufgaben oon
>tnnde zn Stundc mit Nennung des Verfassers, des
^spitels und dcr Seitenzahl gegeben werden?)

Mit diesem Mittel der Repetitionen wird schon im
jlonvikt der Universitätstheologie entgegengewirtt und
'o dcm jnngen Theologen die fnrchtbare Arbeit zuge-
'butet, zweierlei — für einen Anfänger gar nicht
Ait einander in Einklang zn bringende — Theologie
^bidieren zu müssen.

Ohne diese Gegenwirkung der Repetitionen wäre es
Mch total nnnwglich, die Theologen im Priesterseminar
^t. Peter in den cxklusivsten Scholastizismus einzuspan-
kfen, wie er dort von den im Germanikum zu Rom ge-
Aldeten Vorständen, den Herren Mutz (Regens) und

") Zu meiner Zcit war es in der Dogmatik das lateinische
Ahrbuch von Egger, jetzt ist es, wie ich böre, Heinrichs kleine
a'vgmatik. Jn der Moral war Noldin 8. I. empfohlen, und von
'jsv meisten angeschafft; er wnrde abcr durch den Wechsel der
Akpetitoren durch Martin ersetzt. Professor Mayer, damals
r'vnvictsdirektor, wnßte in den Moralrepetitionen überhanpt nicht,
unsercm Kollegheft standl

Gihr (Snbregens), dcm im Eichstätter L-eminar er-
zogcnen Repetitor Witz nnd noch eincm zweiten Repe-
tstor vertreten ist. Wer den Geist dieser Scholastik
kennt, wirü meinc Ausführungcn zu würdigen wissen.

Herr Subregens Gihr, Spiritus reetor des St.
Petcr-Seminars, macht auch gar kein Hehl darans, datz
es ihm darum zu thun sei, die Theologen zur L> ch o l a-
st i t herüberznbringen. Nach eincm seiner Besuche in:
Freiburger Konvikt (im Sommcr 1897) wnrden nns
von Repetitoc schofer seine Grütze übermittelt mit der
Mahnung, recht fleitzig für die Repetitionen im Konvikt
zu stndieren, damit er (Gihr) in St. Peter dann anf
diesem Grunde weiter banen könne!

Währcnd ich dies schreibe, gehen mir Briefe von
meinen ehemaligen Knrsgenossen zu, welche mir bestäti-
gen, datz ich in den „Fr. d. Bl." nnr die Wahrheit
bekannt habe, nnd sich anbieten, vor jeder rechtmäßigen
Obrigkeit dafür zu zcugen.

Ferner liegt mir ein Brief meines eigenen Bruders
vor, den man bereits zwei Jahre vor mir üach Beendi-
gnng seiner Universitätsstudien ans dem Konvikte ent-
fernt hatte, unter dcm Vorwandc, er sei im Soncui-sus
pl-o semin.'u-io durchgefallen, was im schreiendsten Wider-
spruch stand zu seinen Universitätszeugnissen und da-
durch sehr verdächtig wnrde, daß man ihn gar kein zweites
mal zum Examcn zuließ, sondern gleich auf Uebertritt
in cine andcre Diözcse oder Ergreifung eines anderen
Bernfes bcstand.

Jn diesem eben angekommeuen Briefe heißt es
wörtlich:

Wic gegen die Professoren im Konbikt gehetzt wurde, dafür
ist Professor Hardy ein Beispiel, das an die Oeffentlichkeit ge-
hört. Weil Hardy nicht scholastische Philosophie dozicrtc,
wurde er fortwährend beschimpft, und als er nach Einführung
der philosophischen Examina nicht so schncll examinierte, als
Schill (damals 'Konviktsdirektor) es wollte, wurdcn ihm bom
Ordinariate dic Examina abgenommen. Wir mutzten bei Hardy
die Vvrlesungen hören und beim Konviktsrepetitor Pfleghar,
der durch diefe Hetzereien und Kämpfe irrsimng gemacht wurde
und sich sctzt in JÜenau (Heilanstalt für Jrrsinnigc)^ befindet,
die Examina nach deni Lehrbuch von Stöckl odcr Hagemann
machen . . . Ilnd nnn frage ich, wo in aller Wclt existieren
solche Znstände, datz man auf dcr Universität bei cincm Pro-
fessor Philosophievorlestliigcn zu hören uud dann nachher das
Semeftralexamen darüber nach einem ganz anderen Lehrbuch,
Sröckl oder Hagemann zu machcu har?

Fch kann hier beifügen, datz zu meincr Zcit vor
unsercn Augen cin Mitalnmnus irrsinnig wurde, was
man dcm übermätzigen Stndinm zuschrieb.

Weiter heitzt es in dem Briefe:

Aehnlich bcfeindct wurde Professor Kcppler (jetzt Bischof
von Rottenburg). Ileber ihu sagte Konviktsdirektor Schill:
„Jch rate Jhnen, studieren Sie bei dem Herrn nur so mel,
datz Sie das Examen bei ihm bestehen, und studieren Sie
Jhrc Moralthcolögie nach eincm „guten" katholischen Lehrbuch.
Was er doziert, ist nichts." Vor dcn Augen mehrcrer Theo-
logen hat Schill ein Heft mit nachgeschriebenen Diktaten
Kepplers in einc Ecke geworfen nnd dabei gesagt: „Das
ist nichts, das ist keine katholische Moraltheologie!"

So mein Brnder. Was ich selbst noch an Belegen
für Positivcs Hetzen gegen die Professorcn vorznbringen
habe, kommt unter 2.:

2. Jch habe ferner behauptet, datz dem eben gekemizeich,neten
System jährlich mehrere Priesteramtskandidaten zum Opfer
sallen, indem sie untcr allcrhand vorgeschühten, nichtssagenden
Grüuden oder auch ex inkormatL conscientia (das heitzt obne

Prozctz und Verhör undwhne Angabe irgcnd welchcn Grundcs)
aus dem Konvikt odcr Seminar ^) cmlassen wcrdcn.

Znm Beweise weise ich einfach auf die grotze Anzahl
derer hin, die schon aus dem Konvitt oder Seminar
namcnttich in den tetzten Jahren, entlassen wurden und
dann iw den Nachbardiözesen Aufnahme fanden und jetzt
dort altz Geistliche funttionieren. Die Hochwürdigsten
Herrcn Bischöse dieser Diözesen (Wiirzburg, Bamberg(?)
Äugsburg) hriben durch Weihe **) nnd Anstellung der
Entlassencn das lingenügende oder Ungerechtfeptigte
der gegen sie vorgebrachten Gründe anerkannt. (Bei
Entlassenen Pflcgt doch besonders genane Nachfrage ein-
gezogen zu iverden!)

Datz nun iin tiefsten Grunde das Festhalten an
dcr Lehre ihrer rechtmäßigen Lehrer die eigentliche Ur-
fache ihrer Entfernnng war, will ich an einem Falle
exemplifizieren.

Jch war drei Jahre lang Alunmus des erzbifchöflichM
Korwikts zu Freiburg i. B., hatte während dieser Zeit
nie eine L-trafe erhalten und ivar nach be-
standenein' Loncursus pro seminurio (mit Note 1,68)
in das Priesterseminar aufgenommen worden. Jm
Skrutinium (geheimes Examen) erhielt ich vom hoch-
würdigstcn Herrn Weihbischof Knecht die Mahnung, noch
fleißig Dogmatik und Moral zu studieren mit dem Ver-
merk: Wenn man von Gott die Gabe der Philosophie
bekomnien habe, müsse man sie auch im Geiste der Kirche
betreiben. Diesen Vermert konnte ich nur auf die Braig-
sche Philosophie beziehen, weil ich außer dessen sämtlichen
Werten, einige Teile aus den scholastischen Lehrbüchern
von Stöckt und 5llentgen 8. ck. abgerechnet, nach kein
philosophisches Buch gelesen odcr studiert hatte.

Jn st. Peter, wo ich gleichfalls nie eine Strafe er-
hielt, t'am ich gleich beim Antrittsbesuch mit Herrn Regens
Mntz auf meinen wissenschaftlichen Standpunkt zn spre-
chen. Jch erklärte ihm in deutlicher, aber ehrfurchtsvoller
Sprache, daß ich in den hochwürdigen Herren Ilniversi-
tätsprofessoren bis jetzt meine rechtmäßigen Lehrer ge-
sehen habe, deren Wissenschast ich während des Semesters
nnd in den Ferien eifrigst zu ftndieren beniüht gewesen
sei; ich stehe^deshalb anf cinem etwas anderen wisfen-
schafttichen S-tandpnnkte ats die meisten meiner Mit-
alumnen, die sich mit der schotastischen Wissenschaft besser
hätten bcfreunden können. Jch wurde entlassen mit
der Bemerkung, in St. Peter stehe man ganz auf schola-
stischem Standpnnkt.

Daranfhin nahm mich Herr Subregens Gihr in Be-
handlnng. Einige Tage vor dem 20. Dezember 1897
bekam ich von ihm eine Mahnnng, die neuere Philosophie,
(jeder Nichtscholastiker heitzt „neuerer Philosoph) anfzu-
geben, iveil sie sich nicht mehr mit dem Standpnnkt der
Kirche vertrage. Hicrmit war die Braigsche Phitosophie
offenbar gemeint.

Am -1. Dezember erhielt ich bereits wieder eine Mah-
nung. Hier wurde Braig mit Namen genannt: Gihr
behanptete, dessen Philosophie gehe weiter, als sich mit
dem Standpunkte der Kirche vertrage, selbst Gutberlct
gehe zn weit und ich müsfe sie jetzt ausgeben. Hierbei
fiel auch das mir ewig stpnkwürdige Wort Gihrs: „Sehen
Sie, nieine Werke müssen sie stndieren, das ist wahre

*) So wurde meine Beschuldigmig in Nr. 36 des „Bayer.
Kuriers" richtig gestellt.

**) Wogegen das Schimpfen cines Repetitors gegen einen
dieser Hochwürdigsten Herren „selbstverständlich" nichts beweist.

Kie deutfche Maririenuiform in Kmerika.

New-Iork, 2. Februar.

x Prinz Heinrich hat scinen Fuß noch nicht auf ameri-
Gnisthen Boden gefetzt, aber die Erwartung ist so ge-
'bannt, daß der Anblick einer deutfchen Nl a r i n e-
^niform allein schon genügt, um das amerikanische
stUbtikum in Aufregung zn versetzen. Verschiedene, der
'Uin Ball beim deutfchen Botschafter nach Washington
^kfahrenen Offiziere und Kadetten des Schulschiffcs
"Aloltke" besnchten gestern das Kapitol. Ein Kongreß-
^itgsted machte seinen Kollegen Mitteilnng von ihrer
(inwesenheit und diese füllten alsbald Kopf an Kopf die
k?andelgänge, um die Fremden zst sehen. Und was war
sUe Folge? Gewitz ein Ergebnis, das in der parlamen-
Arischen Geschichte der Union nicht früher vorgekommen
P. Die Zeitungen der Bundeshanptstadt melden näm-
?ch: Es trat eine Deronte ein, und der „Speaker" sah
'ch genötigt, das Hans zur Ordnung zu rusen.

^ , Das ist aber now gar nichts. Zwei Seekadetten waren
^itern auf Urlanb in Newyork. Wie alle Besucher aus
Ientfchland mit kurzem Änfenthalte thun, hatten sie
chren Tag damit verbracht, sich die Freiheitsstatue, die
^ooklyner Brücke nnd ähnliche Dinge anzusehen. Gegen
stbend übernahm ein Landesknndiger die Führung der
"^iden. Hente erzählt er, daß er sich vorkam, wie ein
?Aber Hund mit grünen Ohren. So etwas von ange-
ssiint und in gutmütig naiver Weise umdrängt werden,
^ schwer nachzuerzählen. Sie wurden angehalten und
^lragt, ob sie von der „Hohenzollern" wären, ob sie
Gefolge des Prinzen gehörten oder Spezialgesandte
Deutschen Reiches seien. Jm Riesensaal des Broad-
dieses räunilich größten Restaurants saßen schon

zahlreiche Dinergäste. Sie legten Messer und Gabel
aus der Hand, reckten die Hälse und wandten den Kopf.
Man gtaubte wohl, das seien dentsche Uniformen, aber
war nicht sicher, und lietz den Pompano kalt werden,
bis das festgestellt war. Allgemeines Schweigen und
gespannte Erwartung. Endlich that einer der von allen
Tischen als Knndschafter ansgeschickte Oberkellner die
gewichtige Frage nnd nnn gingen Befrackte von Gasl
zu Gast, die Jnformation iveiterzutragen. Der kleine,
kahlköpsige Anwalt und Bonvivant am Nebentische, der
als Verteidiger echte Thränen vergietzen kann, und die
Geschworenen mitweinen läßt, vernahm ste mit derselben
Genngthuung wie der greise Herr an seiner Seite, einst
dem obersten Gerichtshof des Staates angehörig. „Gentle-
man Jim", der Championborer drüben in der Ecke, mit
seiner wnnderschönen Fran bei einem Silberkübel sitz-
end, nickte zwar befriedigt,- schien aber erstaunt, daß
er ptötzlich nicht mehr der Star in dieser Versammlung
von Gesellschaft, Lebe- und Geschäftswelt sei. Die Damen
ringsum wendeten immer aufs neue wieder die Köpse.
Das Jnteresse war nicht minder später in den Wandel-
gängen des Waldorf Astoria, wo um diese Stunde wohl
tausend Menschen in Frack und Ballkleid sich zusammen-
drängen. Auf der Schwelle des türkischen Zimmers,
wo es sich nach dem Essen so gut bei Kaffee und Kognak
sitzt, erschicn ein Neugicriger nach dem anderen. Schlietz-
lich wollten die beiden jungen Herren ins Theater gehen,
aber sie hatten Pech. Man kam in der Zwischenpanse
in das gefüllte Foyer und sie wurden umdrängt. Wieder
schwebte jedem die Frage auf der Zunge, und einer der
kleinen, zerlumpten Zeitungsbengel, die sich !in das
Thcater gedrängt, um ihre Ware abzusetzen, sand sic,
indem er rief: PlVIncli ok tsts tnvo is Prinos Iloarv?"

„Wer von den beiden ist Prinz Heinrich?" Die Menge
applaudierte und die eiyzige Rettnng lag in der Flucht.
Der Chor der Zeitungsjüngcn aber schrie: ^llnrraii, kor
krines IloniH'

Die „Moltke" liegt zur Zeit in Baltimore und lätzt
ihr Rnder reparieren. Jnzwischen werden Offiziere,
Kadetten und Leute auch dort mit einer Herzlichkei: ge-
feiert, deren Grad einen Begriff giebt, was des Prinz-
tichen Gefolges in Amerika wartet. Die Zeitungen von
Baltimore stellen mit peinlichster Genanigkeit fest, wus
an Bord des ehrivürdigen guten schulschiffs vorgehl,
sie haben es von inncn und außen beschrieben und ab-
gebildet, ja der Schiffskater Peter isOinterviewt worden,
imd Tags darauf entspann sich eine Fehde zwischen zwei
Blättern, weil eines behauptet hatte, die Katze heitze nicht
Peter, sondern Fritz. — Nun herrscht auf der „Moltke"
gegenwärtig bitterster Notstand. Zwei Dinge werden
vermitzt: Tropenbier und Knöpse. Der Vorrat an
ersterem ist den Weg alles Bieres gegangen, die Knöpfe
einen ungewöhnlichen. Jede der jungen Damen Balti-
mores, die in der Stadt oder an Bord täglich mit den
Herren des Schiffes zusammenkamen, hat sich wenigstens
einen Kadettenknopf, mcist ein halbes Dutzend auih sür
Freundinne», als „Souvenlr" erschmeichelt. Die Da-
men der Halle in Baltimore haben in gleicher Weise unter
der Habe der Matrosen aufgeräumt. E-ogar die Denr-
rnünzen auf der Brust eines ahnungslosen Dcckoffiziers
soll eine geschickte Hand als Andenken haben mitgehen
heißen. (Berl. Lokal-Anz.)

Angenehme Aussicht. Onkel: „Ah, dcr Herr Neffe! —
Du kommst auch uur immer, um mich anzupumpen!" —
Neffe: „Verzeih, Onkcl, ich ivcrde von nun an öfter kornmen."
 
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